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Schleifkotten, Mühlen und Hämmer
in Solingen, Haan und Hilden und Umgebung

Recherche und Dokumentation


 
 
  • Wupper (Solingen)
  • Scheidebach (Haan)
  • Eselsbach (Erkrath)
  • Unbekannt


  • Die Gewerbe-Landschaft
  • Kotten-Namen
  • Neue und alte Informationsquellen
  • Lunkenheimer: Schleifkotten, Mühlen und Hämmer
  • Geschichtsschreibung...?


  • Börkhauser Bach (Solingen)

    -   Morsbachskotten °


    Demmeltrather Bach (Solingen)

    -   Brochshammer °


    Nümmener Bach (Solingen)

    Der Nümmener Bach

    1   Nümmener Mühle *
    2   Ehrener Kotten ° [M]
    3   Ehrener Mühle *
    4   Bauskotten *


    Itter (Solingen, Haan)

    Die Itter
    Spaziergang durchs Ittertal

    1   2   Klostermühlen in Gräfrath °
    3   Bandesmühle *
    4   Elscheidtshammer ° [M]
    5   Kratzkotten *

    6   Bausmühle *
    7   Zieleskotten * [M]
    8   Linderskotten ° [M]
    9   Neuenkotten °

    10   Kirschbaumskotten ° [M]
    11   Trinnskotten/ Museum °
    12   Mutzkotten ° [M]
    13   Bastianskotten * [M]
    14   Ernenkotten * [M]
    15   Heidberger Mühle *

    16   Breidenmühle *
    17   Schaafenkotten *
    18   Brucher Mühle °
    19   Brucher Kotten * [M]
    20   Kuckesberger Kotten ° [M]
    21   Herderskotten °

    Itter (Hilden)

    Schleifer und Kotten in Hilden ° [M]


    Scheidebach (Haan)

    -   Mahnertmühle *

    Eselsbach (Erkrath)

    -   Rohrsmühle *


    Unbekannt

    -   Unbekannte Kotten und Mühlen



    °   = Nicht mehr vorhanden
    *   = Gebäude / Wohngebäude noch vorhanden (2005)
    [M] = zeitw. (Mit-)Eigentum oder Arbeitsstätte der Fam. Mutz
    Lochbach (Solingen)

    Der Lochbach

    1   Lauterjungskotten °
    2   Scheider Mühle *
    3   Dorpskotten °
    3a Reckhammer von Hartkopf °
    4   Locher Hammer *

    5   Locher Kotten ° [M]
    6   Köllerskotten °
    7   Tiefendicker Kotten ° [M]
    8   Becher Hammer °
    9   Bechermühle *

    10   Schaafenkotten ° [M]
    11   Fürker Kotten °
    12   Buntekotten °
    13   Poschheider Mühle *

    14   Kuller Kotten °
    15   Kaimerskotten °
    16   Broßhauser Mühle *
    17   Maubeshauser Kotten °


    Pilghauser Bach (Solingen)

    Der Pilghauser Bach

    1   Pilghauser Kotten *
    2   Bernskotten °
    3   Neuenhauser Kotten *
    4   Brücker Mühle *


    Viehbach (Solingen)

    Der Viehbach

    1   Dahler Hammer °
    2   Mühlenschmidtskotten °
    3   Troger Kotten *
    4   Scharrenberger Mühle *
    5   Barler Kotten °

    6   Hasselskotten °
    7   Hackhauser Mühle °
    8   Krüdersheider Mühle °
    9   Schwanenmühle *


    Weinsberger Bach (Solingen)

       Der Weinsberger Bach

    21   Kohlenkotten °


     Andere Solinger Bäche

    -    Bertramsmühler Bach
    -    Fleußmühlerbach
    -    Nacker Bach
    -    und andere mehr



    Wupper (Solingen)

    -    Heiler Kotten * [M]
      Balkhauser Kotten *
      Wipperkotten *
         und die anderen Wupperkotten


    Erich Philipp Ploennies: Ausschnitte aus den Karten des Amtes Solingen und des Amtes Monheim von 1715
    -   Itter und Nümmener Bach in Solingen und Haan (Amt Solingen)
    -   Itter in Hilden (Amt Monheim)

    -   Lochbach (Amt Solingen)
    -   Viehbach (Amt Solingen) - Viehbach / Rietherbach (Amt Monheim)

    Auszüge aus Hebbüchern von 1683/84, 1750, 1766/56


    Die Gewerbelandschaft

    Als die gewerbliche Entwicklung des Solinger Raums im Spätmittelalter einsetzte, war diese Gegend noch ein dünn besiedeltes Bergland. Die Qualität der Böden war schlecht. Auch die extreme Berg-und-Tal-Struktur der Landschaft mit vielen Flüssen und Bächen und die hohen Niederschlagsmengen setzten der Landwirtschaft enge Grenzen. Als aber im späten Mittelalter die Wasserkraft zu einer gesuchten Antriebsenergie wurde, erwiesen sich gerade diese Umstände als besonders geeignet für eine gewerbliche Erschließung.

    An den Flüssen und Bächen mit ihrem günstigen Gefälle entstanden zahlreiche wasserradbetriebene Schleifkotten und Hammerwerke. Die Werkstätten der Schmiede lagen dagegen an den Berghängen oder auf den Höhen.

    1802 waren im Solinger Raum über 93 Schleifkotten und 6 Wasserhämmer in Betrieb. Die gewerbliche Nutzung der Bäche war Anfang des 19. Jh. so weit fortgeschritten, dass kein unbenutztes Gefälle mehr zu finden war. Zahlreiche Verordnungen regelten die Wasserentnahme. Langwierige Prozesse konnten die Folge sein, wenn einzelne Kotten- oder Mühlenbetreiber die Stau-Bretter der Sammelteiche erhöhten und so dem Nachbarn bachabwärts einige Zentimeter der wertvollen Betriebskraft nahmen.

    Die Wasserkraft der Itter wurde wegen ihres starken Gefälles besonders intensiv zum Betrieb von Mühlen und Schleifkotten ausgenutzt. Spuren dieser Anlagen sind entlang des Baches noch zu finden. - Die Nutzung der Elektrizität und der Bau von Kläranlagen führte zum Verschwinden der wasserbetriebenen Kotten und Hämmer. Die Betriebsstätten wurden aus den Tälern in die Wohngebiete verlegt. Nur wenige wurden erhalten und in Wohnhäuser umgewandelt.




    Kotten-Namen

    Die Bachkotten erhielten in aller Regel die Namen ihrer jeweiligen Besitzer. Die Folge waren häufige Namenswechsel im Verlauf der nicht selten mehreren hundert Jahre ihres Bestehens. Andererseits trugen verschiedene Kotten gleiche Namen. Um sie unterscheiden zu können, muss man wissen, an welchem Bach sie gestanden haben. So gab es z.B. einen Schaafenkotten am Lochbach, ein anderer steht noch heute an der Itter.

    Die Wupperkotten dagegen wurden meist nach Orts- bzw. Flurnamen benannt.




    Neue und alte Informationsquellen

    Die verwendete - nicht selten widersprüchliche - Literatur ist jeweils angegeben. Einige solcher Unstimmigkeiten, die mir aufgefallen sind, habe ich in den folgenden Texten mit   Anmerkungen versehen, zur eigenen Gedächtnisstütze, aber auch, um die Aussagen für den (genealogisch) interessierten Leser leichter überprüfbar zu machen. Vielleicht hat ein Leser ja auch die Antwort.

      In dem 1990 erschienenen Buch über die Schleifkotten, Mühlen und Hämmer an den Solinger Bächen von Ludwig Lunkenheimer sind Hinweise auf die Schleiferfamilien Mutz und die anderen "Beek-Schlieper" zu finden. Allerdings ist dieses Buch mit großer Vorsicht zu genießen.

      Hans Grah hat zahlreiche ergänzende Daten zusammengetragen, darunter viel genealogisches Material insbes. zu den Müller-Familien, das im Solinger Stadtarchiv eingesehen werden kann.

      Solinger Geschichtsforscher haben Originalquellen (aus dem Düsseldorfer Hauptstaatsarchiv, dem Solinger Stadtarchiv oder in Privatbesitz) ausgewertet und die Ergebnisse in Artikeln veröffentlicht, insbesondere in den 1920er bis 1940er Jahren. Sie sind Basis für viele Publikationen späterer Autoren, auch wenn ihre Namen nicht immer im Quellenverzeichnis erscheinen.

      Spätere Autoren haben die Aussagen der früheren vielfach verändert, sei es durch andere Wortwahl, Uminterpretationen, Weglassen oder eigene Ergänzungen. Dadurch können Missverständnisse auftreten. Will man sich den Ursprüngen wieder annähern, ist es natürlich ratsam, selbst auf die Originalquellen zuzugreifen oder zumindest auf diejenigen Autoren, die mit den Originalquellen gearbeitet haben.


    Häufig zitierte Original-Quellen zum Thema Kotten:

      Eine der frühesten und oft zitierten Quellen ist das Hebbuch des Solinger Rentmeisters Wilhelm Vaßmann (auch Vassmann, Wassmann oder Waßmann geschrieben) von 1683-1684. Hier sind die Steuerpflichtigen zum Teil mit ihren Wohnorten aufgeführt, nicht aber die dazu gehörigen Kotten.

      In der "Karte des Ambtes Solingen", die der Topograph Erich Philipp Ploennies anno 1715 für den Kurfürsten Johann Wilhelm zu Düsseldorf erstellt hat, sind die Standorte der Kotten (ohne Namen!) vermerkt, die in diesem Jahr vorhanden waren. Mühlen oder Hämmer sind als solche gekennzeichnet. Das Original "Topographia Ducatus Montani" liegt im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf.

      Der Rentmeisterei-Jahresabschluss des Hofrats, Richters und Rentmeisters Kannegießer aus den Jahren 1750 und 1755/56 enthält die Namen der Abgabenpflichtigen. Eine Zuordnung zu bestimmten Kotten ist allerdings ohne zusätzliche Informationen kaum möglich.

      Auch in Obligationsprotokollen oder Verzichtbüchern stößt man manchmal auf Hinweise.

      Die Nachweisliste des Walder Bürgermeisters von 1853 (24. Mai bzw. 5. Sept.) enthält Angaben über Besitzer und technische Ausstattung der im Walder Bezirk vorhandenen Wasserbetriebswerke.

      Beim Verzeichniß der in der Bürgermeisterei Wald vorhandenen Schleifereien des Bürgermeisters Alvermann vom 4. Februar 1875 handelt es sich um ein Blatt, auf dem Kotten und Namen aufgelistet sind. Es befindet sich im Solinger Stadtarchiv in der Akte W-2263 über die gewerblichen Anlagen (1842-1882).

      Verkaufsanzeigen z.B. im Solinger Kreis-Intelligenzblatt oder öffentliche Ankündigungen von beabsichtigten Veränderungen an den Wasserbetriebswerken im Öffentlichen Anzeiger verraten oft neben den Eigentümer-Namen auch technische Details über die jeweilige Betriebsstätte.

      Außerdem können Erkenntnisse aus alten Adressbüchern gewonnen werden, aus Brandkatastern, Bildarchiven, Ortsbesichtigungen... und manchmal auch durch die Mithilfe der heutigen Eigentümer der noch vorhandenen Kotten und Mühlen.



    Lunkenheimer: Schleifkotten, Mühlen und Hämmer

    Ludwig Lunkenheimer beschäftigte sich intensiv mit den Schleifkotten, Mühlen und Hämmern an den Solinger Bächen. Die Ergebnisse seiner Arbeit veröffentlichte der Landschaftsverband Rheinland (Landeskonservator Rheinland) 1990 als "Arbeitsheft 33". Diese übersichtlich gegliederte Datensammlung war die erste Quelle, die ich per Zufall zum Thema Itterkotten entdeckte und in der ich an mehreren Stellen den Namen Mutz wiederfand.

    Schon bald war mein Exemplar mit vielen Randbemerkungen versehen: Bereits der erste Vergleich mit Lunkenheimers zitierten Quellen - es ging um den Ehrener Kotten - zeigte, dass beide nicht übereinstimmen. Auch innerhalb des Buches sind sehr viele Angaben nicht schlüssig; Jahreszahlen, Namen, Bilder und ganze Textpassagen wurden vertauscht bzw. falschen Kotten zugeordnet.

    Aber wen interessiert es wirklich, ob die eine oder andere Person zu einem bestimmten Zeitpunkt Besitzer eines bestimmten Kottens war oder ob ein Ereignis 100 Jahre früher oder später stattgefunden hat? Womöglich interessiert es den Ahnenforscher, der passende Puzzlesteinchen sucht.

    Trotz der zahlreichen Fehler halte ich Lunkenheimers Buch für Familienforscher mit Solinger Vorfahren als Einstieg für nützlich, vor allem aufgrund der systematischen Aufbereitung und der zumeist nachvollziehbaren Quellenangaben, die man unbedingt nutzen sollte. Auch gibt es derzeit keine gedruckte Alternative.



    Geschichtsschreibung...?

    Unstimmigkeiten fallen natürlich auch bei anderen Quellen auf, sobald man sich mit der Materie näher beschäftigt. Sie werden auch auf dieser Webseite vorkommen - nur lassen sie sich hier, anders als in einem gedruckten Werk, leicht korrigieren, sobald sie auffallen.

    Natürlich können jedem, der forscht, interpretiert und wiedergibt, Irrtümer unterlaufen; selbst unbestrittenen Autoritäten, deren Aussagen gar nicht erst hinterfragt werden. Aber auch deren vermeintliche "Wirklichkeit" kann sich immer wieder verändern, wenn weiter geforscht wird. Manchmal genügt es schon, das fragliche Objekt (Gebäude, Urkunde...) einmal persönlich in Augenschein zu nehmen, um solche Irrtümer zu erkennen.

    Nachdenklich macht allerdings die Überlegung, wie dann wohl Geschichte - nicht nur Kotten-, Industrie- oder Stadtgeschichte - geschrieben wird, wie die Historiker zu ihren Erkenntnissen über (vermeintliche?) Fakten gelangt sind, die dann wieder und wieder und wieder veröffentlicht werden...


    Der Schuss ins Strohdach  

      Wie durch die Kombination älterer Quellen mit Dichtung, Interpretation und Druckfehlern phantasievoll Industrie-Geschichte geschrieben wird, ist z.B. hier nachzulesen.



    Literatur:
    • Lunkenheimer, Ludwig: Schleifkotten, Mühlen und Hämmer an den Solinger Bächen. Arbeitsheft 33 des Landschaftsverbandes Rheinland, Landeskonservator Rheinland. Rheinland-Verlag GmbH, Köln 1990
    • Malunat (1990)

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