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Tiefendicker Kotten - Knechtskotten (Lochbach)

Tiefendicker Kotten
Tiefendicker Kotten
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Lage
Geschichte und Eigentümer
Namen

  Hofschaft Tiefendick



Lage

Der Tiefendicker Kotten lag in der Nähe der Hofschaft Tiefendick auf dem Gelände der späteren Firma Jaeger am heutigen Peter-Henlein-Weg gegenüber dem Wohnhaus Nr. 11, früher Nr. 7. [Lunkenheimer S. 93] Der Kotten trug die Haus-Nr. 8.



 
2003
Peter-Henlein-Weg. Der Kotten stand etwa dem Haus Nr. 11 gegenüber. Hinten ein Gebäude der ehemaligen Firma Jaeger



Geschichte und Eigentümer

1715 ist der Kotten ist in der Ploennies-Karte verzeichnet.

Die ersten bekannten Eigentümer des Kottens waren die Eheleute Peter Tillmes und Gertrud Linder, die ihren Kotten am 2. Mai 1731 an Clemens Linder verkauft haben. Hans Grah fand diese Angaben in den Obligationsprotokollen.

1731, 2.5. Obligationsprotokoll 438
      Clemens Linder, Junggesell im Tiefendick
      157 Th. zu 52 Alb.
      Unterpfand: unter dem Tiefendick gelegener Schleifkotten
                  lt. Kaufbrief von Hans Peter Tillmes und
                  Gertrud Linder, Eheleuth, am 2.5.1731 gekauft.

1737, 9.5. Obligationsprotokoll 256
      Peter Schaaf oo Marg. Godtschalk
      100 Rt. lt. Hyp. Brief v. 9.5.1737
      Unterpfand: 1/2 Schleifkotten im Tiefendeich von Clemens Linder
                  und einen Busch im Dahler Busch und Banden.

1779  Taxbuch S. 97
      (stammt lt. altem Taxbuch aus dem Johann Henkels und
      Peter Kirschbaums Guth zu Bavert, S. 47)
      vor 1779    Wittib Linder
      1779        Wilhelm Linder
                  Kotten am Tiefenteich, Kottenplatz, Unter- und Obergraben,
                  durchgehend 5 Fuß breit             22 R
                  dazu noch Busch wegen des Dammes ... 2 R
                                                      24 Ruthen
      nach 1779   Gebrüder Knecht
[Grah]
    

1787 war Johann Peter Knecht Eigentümer des Tiefendicker Schleifkottens. Zu dieser Zeit war noch kein Stauteich vorhanden. [Lunkenheimer]

  Schleifer mit Namen Mutz erwähnt Lunkenheimer im Zusammenhang mit dem Tiefendicker Kotten nicht. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass zumindest einer dort gearbeitet hat: Den Kirchenbucheinträgen zufolge lebten der Schleifer Peter Andreas Mutz und seine Frau Anna Catharina geb. Hartkopf mit ihren 8 Kindern in den Jahren 1783-1793, wahrscheinlich aber schon früher, im "Tevendick".


1829 steht im Urhandriss: Am Tiefendeicher Busch: Knecht, Abraham, Merscheid (Kotten, Teich, Obergraben) [Grah]

Im Januar 1837 werden im Brandkataster der Gemeinden Merscheid, Schnittert und Barl von 1837-1880 die Geschwister Knecht als Eigentümer genannt. Ihnen folgten Richard Wilhelm Herder und August Schlemper. [Lunkenheimer S. 96]

1848 waren die Eheleute Samuel Voos und Johanna Maria Knecht sowie der "Scherenfabrikant" Isaac Berg die Eigentümer. Sie wollten ihre Kottenhälfte versteigern lassen:


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 16. Februar 1848
"Öffentlicher Verkauf.

Auf Anstehen der Eheleute Samuel Voos, Gabelmacher und Johanna Maria Knecht, beide zu Merscheid wohnhaft, wird der Unterzeichnete das den Requirenten zugehörige zu Merscheid gelegene Gütchen, bestehend in einem Haupthause, 2 Nebengebäuden, einer Schmiede, Scheune nebst Stallung und Hofraum, sodann 7 Morgen 112 Ruthen Ackerland, 175 Ruthen Holzung und 127 Ruthen Wiese unter günstigen Bedingungen öffentlich versteigern.

Unmittelbar nach diesem Verkaufe wird auf Ersuchen der gedachten Eheleute Voos und des am Weckshäuschen wohnenden Scheerenfabrikanten Isaac Berg die Hälfte eines im Tiefendick, Gemeinde Merscheid gelegenen Schleifkottens mit sieben Sitzen und sonstigem Zubehör, einer freiwilligen öffentlichen Versteigerung ausgestellt werden.

Der Verkauf findet Statt:
Am Montag den 28. Februar 1848,
Nachmittags 3 Uhr,
In der Wohnung des Abraham Linder am Weckshäuschen, Bürgermeisterei Merscheid,

und sind die Bedingungen vorher bei dem Unterschriebenen zu erfahren.

Wald, den 14. Februar 1848.     C.J. Koch, Notar."


1851 brannte der Kotten völlig ab. Ihr Vorhaben, ihn wieder aufzubauen, kündigten die Eigentümer August Schlemper und Karl Wilhelm Herder zu Merscheid im Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 06.09.1851 an:


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 6. September 1851

"Die Eigentümer des sogenannten, kürzlich abgebrannten Knecht-Kotten zu Tiefendick, Schleifer August Schlemper und Carl Wilhelm Herder, beabsichtigen diesen Kotten wieder neu aufzubauen, und das bisherige Wasserrad von 11,80 Fuß bis auf die Höhe von 15 Fuß zu vergrößern.

Dieses Vorhaben bringe ich hiermit nun in Gemäßheit des §.28 der Gewerbe-Ordnung vom 17. Januar 1845 zur öffentlichen Kenntniß und bemerke, wie der betreffende Situations- und Nivellements-Plan nebst Beschreibung während der Präklusiv-Frist von 4 Wochen auf dem hiesigen Bürgermeister-Amte zur Einsicht offen liegen; woselbst während dieser Zeit etwaige Einwendungen gegen diese Anlage vorgebracht werden können.

Merscheid, den 3. September 1851.     Der Bürgermeister: Tilmes."


"1853 erhielten sie die Genehmigung zum Wiederaufbau unter der Bedingung, daß die bis dahin benutzte Stauhöhe nicht verändert werde, ferner sollte ein Pegel neu gesetzt werden, »und zwar in der Art, daß das Oberwasser des Knechts-Kottens nicht höher als bis zu 15,2 Fuß des vorliegenden Nonnenbruchschen Nivellements-Plan vom August 1850 d.h., da der Schlußstein der Brücke, welche oberhalb des Kottens liegt, mit seiner Unterkante auf 13 Fuß des Nivellements liegt, - das gedachte Oberwasser stets mindestens 15,2 - 13 -2,2 - 2 Fuß, 2 Zoll, 5 Linien unter dem Schlußstein der Brücke bleiben muß. Der Pegel ist bereits unterm 9. Februar 1852 gesetzt worden.«" [Bergisches Volksblatt vom 18.01.1853, zitiert bei Lunkenheimer S. 96]

Schon im Oktober 1855 sollte der neu aufgebaute Kotten versteigert werden:


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 13. Oktober 1855
"Verkauf eines Schleifkottens.

Auf Anstehen von Carl Wilh. Herder, Schleifer auf dem Dahlerfeld u. August Schlemper, Schleifer in Merscheid, wird der Unterzeichnete

Samstag den 13. October d.J., Nachmittags 4 Uhr,

an der Scheuer bei Wald, in der Wohnung des Wirthen J. W. Krämer, den den Requirenten zugehörigen beim Tiefendick in der Gemeinde Merscheid gelegenen neugebauten Schleifkotten, enthaltend 20 Schleifstellen und eine bequeme Wohnung sammt allem An- und Zubehör, zuerst in 2 Abtheilungen und darauf im Ganzen zum freiwilligen öffentlichen Verkaufe ausstellen.

Wald, den 17. September 1855.
C. J. Koch, Notar."


Da sich kein Käufer fand, wurde für den 16.07.1856 erneut eine Versteigerung anberaumt, Ergebnis unbekannt.

1869 ging der Schleifkotten in den Besitz der Erben Karl Linder über.
Am 16.05.1874 wurde bei einem Brand die Triebachse schwer beschädigt. [Lunkenheimer]


Um 1890 waren die Erben Carl Linder Eigentümer. Das Gefälle wird in dieser Zeit mit 20 Fuß angegeben. [Brangs]

"Es ist anzunehmen, dass nach 1890 die Firma Carl Jaeger, Tiefendick, den Schleifkotten von dem Erben Karl Linder erworben hat. Über dem Arbeitsraum des 1 1/2 geschossigen Schleifkotten befanden sich Wohnungen." Der ca. 8 x 10 Meter größe Fachwerkbau war auf einer Seite mit Holz verkleidet. "Das oberschlächtige, hölzerne Wasserrad wurde schon vor 1900 stillgelegt. [Lunkenheimer]

In dem ehemaligen Kotten wohnten zuletzt die Mieter Drößler, Grefe und Neuhoff. Für Drößler zog später der Mieter Weck ein." [Lunkenheimer]

1931 wurde der ehemalige Tiefendicker Kotten abgebrochen.



 
1957
Tiefendick
Bildvorlage: Stadtarchiv Solingen (Detail)


Ganz links im Bild das Ohligser Ende des Damms am Hochwasser-Rückhaltebecken, hinter dem der Köllerskotten lag. In der Bildmitte die Anlagen der Firma Carl Jaeger. Rechts am Peter-Henlein-Weg der Standort des Tiefendicker Kottens.



Namen

bis 1731   Eheleute Peter Tillmes und Gertrud Linder
ab 1731   Clemens Linder
1737   Eheleute Peter Schaaf und Marg. Godtschalk
vor 1779   Wittib Linder
1779   Wilhelm Linder
nach 1779   Gebrüder Knecht
1787   Johann Peter Knecht
1829   Abraham Knecht
1837   Geschwister Knecht
?   Richard Wilhelm Herder
1848   Eheleute Samuel Voos und Johanna Maria Knecht
1848   Isaac Berg
1851   August Schlemper und Karl Wilhelm Herder
1869   Erben Karl Linder
nach 1890   Firma Carl Jaeger


Quellen:
  • Brangs, Hans, Stadtarchiv Solingen, 0-4 Kotten Allgemein
  • Grah, Hans, Stadtarchiv Solingen (1990)
  • Lunkenheimer (1990) S. 93 ff
  • Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 16.02.1848
  • Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 06.09.1851

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