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Der Lochbach

Der Lochbach, ein "Wasserlauf II. Ordnung", entspringt aus mehreren Quellen bei der Hofschaft Obenscheidt in Solingen-Gräfrath. Eine Quelle befand sich in einem eingefassten Brunnen am ehemaligen Quellenhof in der Nähe der Schlagbaumer Straße. Früher (lt. Lunkenheimer um 1780) wurde der Bach im Oberlauf Lobach, Lohbach und Laubach genannt, im Unterlauf Brosbach und Brobach. [Brangs]

"Der Lochbach fließt dann verrohrt dem Dültgenstal zu. Von Norden kommt der Demmeltratherbach und mündet am Lauterjungskotten, später die Schirmfurnituren-Fabrik Gebr. Dültgen, in den Lochbach.

Durch das Gelände der Scheider Mühle und des ehemaligen Dorpskottens fließt der Lochbach nach Tiefendick/ Bech/ Deusberg zur Poschheide und von der Poschheider Mühle weiter der Hildener Stadtgrenze zu. Im Bereich der Kläranlage (an der Grenzstraße in Solingen-Ohligs) mündet er in die Itter. Der Lochbach durchfließt also ausschließlich Solinger Gebiet. [Brangs und Lunkenheimer S. 80]

Das Wasser des Lochbachs trieb früher 17 Wasserwerke an, davon
-   2 Hämmer,
-   11 Schleifkotten und
-   4 Fruchtmühlen.




Wasserbetriebswerke am Lochbach
Karten-Ausschnitt

Das Ambt Solingen. Karte von Erich Philipp Ploennies, erstellt im Jahr 1715


Karte Ploennies 1715

L17   Plückerskotten
L16   Broßhauser Mühle
L15   Kaimerskotten
L14   Kuller Kotten
L13   Poschheider Mühle
L12   Buntekotten
L11   Fürker Kotten
L10   Schaafenkotten
L9   Bechermühle
L8   Becher Hammer
L7   Tiefendicker Kotten
L6   Köllerskotten
L5   Locher Kotten
L4   Locher Hammer
L2   Scheider Mühle
L1   Lauterjungskotten

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Kurz vor Kriegs-Weihnachten 1944 erschien im Solinger Tageblatt ein Artikel über eine Wanderung im Lochbachtal. Der Autor R. Schaberg erwähnt als einzigen Schleifkotten am Lochbach den Dorpskotten, obwohl 1944 auch der Locher Kotten noch vorhanden und wohl sogar noch in Betrieb war. Neben der von Schaberg genannten Schiedermühle (Scheider Mühle) standen am Lochbach noch die Becher Mühle, die Poschheider Mühle und die Broßhauser Mühle.


Solinger Tageblatt vom 19. Dezember 1944 - R. Schaberg

Eine Lochbachtal-Wanderung

Vorüber an alten Schulstätten - Der erste Solinger "Augenplister"

Der Walder Stadtbezirk ist nicht reich an Bachläufen von Bedeutung. Während von diesen die Itter schon häufig in Wort und Bild gepriesen wurde, wurde ihr etwas kleinerer "Bruder", der Lochbach, in dieser Hinsicht vielleicht etwas stiefmütterlich behandelt, obwohl er dies nicht verdient.

"[...] Gerade das Lochbachtal hat in der Vergangenheit und Gegenwart für den nördlichen Teil der Großstadt Solingen stets eine große Bedeutung gehabt. Der Lauf des Baches führt an einer Reihe von Ortschaften vorüber, die, in hübscher Landschaft liegend, heimatgeschichtlich starkes Interesse erwecken: So befinden sich in dem Tal drei Hofschaften, die mit die ältesten Schulen des Stadtteiles besaßen.

[...] Weniger bekannt sein dürfte aber, daß in der Ortschaft Hecken und Herberg, etwas abwärts der bei Obenscheid liegenden Bachquelle, einst der Mittelpunkt eines wichtigen Zweiges der Solinger Heimindustrie lag. Hier wohnten zum größten Teil Schlacht-, Brot- und Gemüsemesserreider, die in eigenen Werkstätten diese Haushalt-Stahlwaren herstellten und ihre Selbständigkeit auch nach Einführung der Fabrikarbeit für diese Artikel noch lange erhalten konnten.

Nebenher sei noch erwähnt, daß beide Hofschaften auch über eine ungewöhnlich große Zahl von Gaststätten verfügten und sozusagen in jedem zweiten Haus während des vergangenen Jahrhunderts ein Ausschank vorhanden war. Diese Wirte hatten zahlreiche Laufkundschaft, da in fast gleicher Richtung wie das Lochbachtal eine für den Fuhrverkehr wichtige Durchgangsstraße nach Ohligs und von hier aus weiter nach Köln und Düsseldorf führte.

Mittelpunkt des alt-bergischen Ortes Dültgenstal war gleichfalls eine Unterrichtsstätte, die vor etwa 100 Jahren der Fabrikant Dültgen errichten ließ. Er stammte aus einem seit Menschengedenken hier ansässigen Geschlecht, dessen Namen auch die Hofschaft trägt. Weiter stand in Dültgenstal die Wiege der Walder Schirmindustrie, um deren Entwicklung sich die Familie Dültgen gleichfalls große Verdienste erwarb.

Auf schönen Wanderwegen talabwärts ereicht man dann den Ausflugsort Schiedermühle. Die Mühle selbst kann auf eine reiche geschichtliche Vergangenheit zurückblicken. Sie ist heute im Besitz der Familie Haarmann, deren Senior als letzter Müller eine bekannte Persönlichkeit über die Grenzen des Lochbachtales hinaus war. Umrahmt werden die alten Bauten von schönen Anlagen. Ein Gondelteich ist ebenfalls vorhanden, der im Winter fleißig zum Schlittschuhlaufen benutzt wird.

In der Nachbarschaft von der Höhe grüßen die Häuser von Mummenscheid, dem Stammsitz des Adelsgeschlechtes von Mumm, das den Obervogt für das Schwerterhandwerk stellte.

  Über die Solinger Familien Mumm

Der dann folgende Dorpskotten dient nicht mehr seinen früheren Zwecken. [...]

In den früheren Kotten wurde übrigens das 'Augenplisten' eingeführt, eine für die Solinger Scherenindustrie umwälzende Neuerung. Sie trat an die Stelle des bis dahin üblichen 'Klarmachens' der Scheren. Erfinder des neuen Arbeitsvorganges war Emil Kratz, der aus dem bekannten Schleifergeschlecht stammte und in Kreisen seiner Arbeitskameraden als besonders findiger Kopf galt.

Der Lochbach erreicht dann bald das Ohligser Gebiet. Hier ist es die alt-bergische Honschaft Schnittert, die in ihrer Blütezeit kommunalpolitisch eine besondere Rolle spielte als Amtssitz der früheren Gemeinde Merscheid, aus der später die Stadt Ohligs hervorging. Außerdem befand sich im Schnittert dem größten Ort im gesamten früheren Kirchspiel Wald, der Sitz des Handwerkshauses und des Bruderschaftsgerichtes. [...]

Sodann sei noch erwähnt, daß die heute älteste Ohligser Schule Heiligenstock, die bereits vor längerer Zeit auf ein 200jähriges Bestehen zurückblicken konnte, in einem der Schnitterter Fachwerkhäuser den ersten Unterricht erteilte.

Die Zeiten, in denen sich auf diesem Hof das öffentliche Leben für einen großen Stadtteil abspielte, sind zwar längst vorüber. Ein Teil der noch stehenden Bauten erinnert aber an jene Periode.

Im Ohligser Unterland bei der Ortschaft Broßhaus wird der Lochbach von der Itter aufgenommen. Die Heimatwanderung hat damit ihr Ende erreicht und vermittelte manche nachhaltigen Eindrücke. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, daß gerade dieses Tal in den Wanderzeiten eine große Besucherzahl aufzuweisen hat.


Auch heute sind im Lochbachtal zahlreiche Spaziergänger - überwiegend mit, aber auch ohne vierbeinige Begleiter - unterwegs.

Im "Führer durch Ohligs und Umgebung", um 1928 herausgegeben von der Stadtverwaltung und dem Verkehrs-Verein Ohligs, ist ebenfalls ein Spaziergang am Lochbach beschrieben. Die meisten Lochbachkotten standen schon damals nicht mehr. Der Köllerskotten, ein Jahrzehnt später als "Angriffsziel unzähliger Photographen" gerühmt, hat damals vielleicht keinen so guten Eindruck gemacht - er wird gar nicht erwähnt. Bürgermeister Sauerbrey zeichnete für das Geleitwort - nach dem Motto: "Kommt, seht unsere Wunder an, ergötzt Euch an unseren Schönheiten, lernt aus unsern geschichtlichen Bauten die Vergangenheit." Also dann:


Lochbachtal

"Wir gehen vom Bahnhof aus [Ohligs] rechts über die Bahnstraße bis zum Eisenbahntunnel, unter diesem her die Tunnelstraße entlang bis zur Poschheider Mühle. Dort biegen wir rechts in das Lochbachtal ein und folgen dem Weg bis zur ersten Häusergruppe [Wallstraße].

Von dort ab wenden wir uns zur linken Talseite und wandern dem Pfad nach bis zum Chausseedamm [Bebelallee]. Rechts fließt munter der Lochbach durch die Wiesen, die in ihrem reichen Blütenschmuck ein herzerfreuendes Bild abgeben. Auf dem Damm bietet sich vorwärts und rückwärts ein hübscher Ausblick auf das Lochbachtal, wie auch auf die im Talgrund liegende Becher Mühle, in deren Teich sich die hohen Bäume wiederspiegeln.

Wir folgen dem Weg jetzt auf der rechten Talseite. Prächtiger Baumbestand dämpft das Licht der hellen Sommersonne und spendet reichen Schatten. Einige hundert Schritte weiter schimmern von der anderen Seite die frischen, schwarzweißen Häuser der Ortschaft Bech durch die Bäume. Wen eine typisch bergische Ortschaft interessiert, braucht nur durch das Tal hinüberzugehen.

Etwas weiter talaufwärts überqueren wir bei der Färberei Jaeger die Straße [Tiefendicker Straße], um unseren Weg darauf auf der linken Talseite fortzusetzen. Wir können dann den Talweg über Scheidermühle nach Wald oder Solingen weiterbenutzen oder an der ersten Straße (Locherstraße) rechts abbiegen, die Straße Solingen-Ohligs [Beethovenstraße] überqueren und dann über die Olgastraße und die Ortschaft Scheuren ins schöne Viehbachtal hinabgelangen, um, dem Bachlauf folgend, Ohligs wieder zu erreichen."

[Stadtverwaltung und Verkehrs-Verein Ohligs: Führer durch Ohligs und Umgebung, S. 67-70]



Quellen:
  • Brangs, Hans: Erläuterungen zu Solinger Flur-, Gebäude-, Gewässer-, Orts- und Straßennamen. IV. Gewässer. StA Solingen
  • Lunkenheimer (1990) S. 80
  • Ploennies, Erich Philipp: Topographia Ducatus Montani (1715)
  • Solinger Tageblatt vom 19.12.1944 (R. Schaberg)
  • Stadtverwaltung und Verkehrs-Verein Ohligs (o.J., ca. 1928)

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