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Scheider Mühle (Lochbach)

 
Scheider Mühle
1903   Scheider Mühle, vorn rechts der Mühlenteich.
An der Stelle des großen Fachwerkgebäudes rechts befindet sich heute eine Gästeterrasse.
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Lage
Geschichte und Eigentümer
    -   Eigentümer Mumm und Paffrath
    -   Eigentümer Nacken
    -   Eigentümer Dorp
    -   Eigentümer Haarmann
Die Gaststätte
Was sonst noch geschah





Lage

In Solingen-Wald, im Dültgenstal am Lochbach, oberhalb von Dorpskotten, liegt in der Nähe des Gutes Mummenscheid die Scheider Mühle am Scheider Mühlenweg 2. An der Zeppelinstraße weist ein Hinweisschild zu diesem traditionsreichen Restaurant mit Party-Scheune und Minigolfanlage.

Erich Ploennies hat die Scheider Mühle auf seiner topographischen Karte von 1715 auf der rechten Bachseite eingezeichnet.




Geschichte und Eigentümer

Lt. Taufbuch der reformierten Gemeinde in Wald wird am 04.08.1640 Henrich getauft, der Sohn von Jan vom Rosenkampf, Müller zum Scheid. "Hier finden wir zum ersten Male einen 'Müller zum Scheidt'. Dabei dürfte es sich um den damaligen Inhaber der Scheidermühle handeln. [Günther, ST vom 25.07.1936]




Eigentümer Mumm und Paffrath

10 Jahre später: "Nach dem Tode des Christoph von Bauer 1650 erbte sein dritter Sohn Friedrich von Bauer, der Generalleutnant, u.a. das Scheider Gut und die Mühle. Friedrich starb schon 1667 und hinterließ aus erster Ehe vier Töchter, von denen die dritte, Margaretha Clara, den aus Geldern stammenden katholischen Friedrich Anton v. Mumm heiratete. Von dem Scheider Gut und der Mühle erbte jede Tochter ein Viertel. [...] Um 1690 war Mummenscheid einschließlich der Mühle etwas über 80 Morgen groß." [Rosenthal 1. Bd. S. 59]

"Das Gut Mummenscheid bei Wald und die Scheider Mühle im Lochbachtal waren früher Teile des ehemaligen freiadeligen Gutes Scheid bei Wald. [...] Dazu gehörte zunächst auch die Scheider Mühle mit allem Zubehör, wie Mühlenhöffgen, Mühlenbanden sowie andere Ländereien." [Bauermann]

"Friedrich Anton Mum, der Obervogt der drei geschlossenen Solinger Handwerke und ein Glied des niederrheinischen Geschlechts der Mumm von Schwarzenstein war, verkaufte bereits 1701 und in den folgenden Jahren Teile seines Besitzes, u.a. auch an die Eheleute Mathias Paffrath und Maria geb. Ernen. Am 23. April 1714 übernahm Mathias Paffrath, der damals Müller in der Scheider Mühle gewesen sein wird, einen Teil des Hausbesitzes von Mummenscheid." [Bauermann]

Mathias Paffrath wird im Taufbuch schon früher dort genannt: Am 09.06.1700 wird Mathias, ein Sohn des "Mathias Paffrath in der Scheider Mühlen" getauft. [ST vom 25.07.1936 (J.G.)] Mathias Paffrath war reformierter Kirchenältester in Wald. Die Scheider Mühle ist wahrscheinlich die Honnschafts-Mahlmühle für Scheid gewesen, d. h. die Einwohner durften womöglich ihr Getreide nur dort mahlen zu lassen. [ST vom 25.07.1936 (tz.)]

Rosenthal schreibt dazu:

1701 musste Anton von Mumm "die Scheidermühle an die Eheleute Adolf Wennemar von Bottlenberg, gen. Kessel, die Besitzer von Caspersbroich, verkaufen. Hierbei behielt sich von Mumm nur vor, daß er auf der Mühle zwölf Jahre lang ohne Molter (Mahllohn) mahlen lassen dürfe. [...] Zur Mühle gehörten etwa 20 Morgen Land, einige besonders gekennzeichnete Eichen und ein Teil des »Hagscheids«, d. i. offenbar Buschwerk."

"Zwischen 1704 und 1712 versetzte er Teile des Scheider Hofes und 1714 diesen selbst. Den Stammhof kauften die Eheleute Matthias Paffrath. Von nun an tritt an die Stelle des einfachen Namens Scheid der Name Paffrathscheid. Das Ehepaar von Mumm zog nach Düsseldorf, wo Friedrich Anton 1728 starb. Zu der Zeit, als Ploennies 1715 seine Karte des Amtes Solingen entwarf, hatte v. Mumm gerade den Scheider Stammhof verkauft, aber bei der Kartenaufnahme besaß der Name Mummenscheid noch Gültigkeit."

[Rosenthal 1. Bd. S. 59]


  Mehr über die Solinger Familien Mumm

1727 wohnte in der Mühle Hans Peter Paffrath. [Lunkenheimer S. 81] Hans Peter Paffrath an der Mühlen erscheint 1734, 1739 und 1747 als Vater im Walder Taufbuch.

Am 09.11.1773 wurde die Scheider Mühle, damals zum Rittersitz Caspersbroich gehörig, gerichtlich verkauft. Sie ging in den Besitz des Predigers Gerhard Adolph Klönne zu Wald über. [Bauermann und StA Solingen 0-4-Kotten]

An anderer Stelle findet sich ein Hinweis auf einen Peter Daniel Hammerstein, der als Sohn der Eheleute Müller Abraham Hammerstein und Anna Gertraud Pütz (Poetz) in der Scheider Mühle am 02.09.1776 zu Wald (ref.) getauft wurde. Peter Daniel Hammerstein ist später Müller in der Hackhauser Mühle gewesen. [Brangs]

Klönne gab die Mühle am 11.11.1782 nach dem Tod seiner Frau auf 28 Jahre an die Gebrüder Johann Abraham und Johann Isaac Nacken im Versatzverkauf gegen einen Pfandschilling von 3325 Rhtlr. à 80 Albus, deren Zinsen den Verpächtern als Pachtgelder zugute kommen sollten. [StA Solingen 0-4-Kotten]

  Zur Vorgehensweise bei gerichtlicher Schuldaufnahme


Scheider Mühle
 
Um 1900 (?)
Scheider Mühle
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen



Eigentümer Nacken

Im August 1799 werden die Brüder Nacken als Besitzer der Scheider Mühle genannt [Haupt-Staatsarchiv Düsseldorf, Jülich-Berg III, Hofkammer Nr. 1236; zitiert bei Lunkenheimer S. 85]

Peter Abraham Nacken (* 08.09.1756) ehelichte am 28.06.1817 [im Alter von 60 Jahren] Anna Catharina Ehlenbeck (* 19.02.1792), die damit in die Scheider Mühle "einheiratete". Heirat aus Zuneigung oder Zweck-Ehe? Nach zehnjähriger kinderloser Ehe starb Peter Abraham am 21.07.1827, und Anna Catharina wurde Mühlenbesitzerin [ST vom 25.07.1936 (tz.)]

Auf dem alten Walder Friedhof wurde in den 1930er Jahren auf einem Steinhaufen, der zur Abfuhr bereit lag, ein gut erhaltener Ahnengrabstein gefunden, der bei den damaligen Familienforschern erhebliche Freude auslöste. Der Stein trug folgende Inschrift:

"Diese drei Gruben Nr. 4, 5, 6 gehören
Abraham Nacken und Anna Cadrina Elenbäck,
Eheleute von der Scheidermühlen.
Er starb den 21. Juli 1827. Sein Alter war 75 Jahre und 6 Monate."


Dieser Stein wurde "vor dem stattlichen Mühlengebäude an der Ahnenehreneiche" platziert, "und ein paar hundertjährige, ausgediente Mühlsteine, an die Seite des Ahnengrabsteins gestellt, werden gleichsam dazu ein stummes, aber eindringliches Loblied vom alten Scheidermühler Gewerbefleiß anstimmen." - Spätestens mit diesem typischen Satz ist klar, wer die Zeitungsnotiz verfasst hat, aus dem diese Informationen stammen: Emil Clauberg. [Ausschnitt ohne Datum, 1936 oder 1939(?), (Cl.); StA Solingen, 0-4-Kotten]




Eigentümer Dorp

Um 1830 heiratete Anna Catharina Ehlenbeck verwitwete Nacken erneut, diesmal einen um neun Jahre jüngeren Mann: Peter Wilhelm Dorp (* 17.12.1800, † 1877). [ST vom 25.07.1936 (tz.)]

Am 28.07.1828 verzichteten die Kinder aus erster Ehe von Gerhard Adolph Klönne, Johann Adolph (Adam?) Klönne und Johann Peter Klönne zu Solingen und am 11.08.1835 E. van Spankeren, Pfarrer in Eupen, und seine Frau Caroline geb. Klönne auf die Einlöse und übertrugen das Eigentumsrecht an der Mühle auf die Eheleute Peter Wilhelm Dorp [StA Solingen, 0-4-Kotten und Bauermann], in dessen Familie die Mühle fast sechs Jahrzehnte lang blieb.

1851 erscheint Wilhelm Dorp im Solinger Kreis-Intelligenzblatt, als er den Sammelteich seiner Mühle um ca. 120 Ruten vergrößern will. Bürgermeister Hammesfahr kündigte dies pflichtgemäß an:


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 30.Juli 1851

"Der Mühlenbesitzer Herr Wilhelm Dorp an der Scheidermühle beabsichtigt, seinen oberhalb derselben gelegenen Sammelteich um ca. 120 Ruthen zu vergrößern, ohne die Stauhöhe hierbei einer Abänderung zu unterwerfen. - Indem ich dieses zur Kenntniß der angrenzenden Grundbesitzer und Eigenthümer von Wasserwerken bringe, bemerke ich gleichzeitig, daß Einwendungen hiergegen in der gesetzlichen Frist von vier Wochen auf dem hiesigen Amts-Lokale zu machen sind, wo auch der Plan nebst Beschreibung eingesehen werden kann.

Wald, den 23. Juli 1851.     Der c. Bürgermeister: Hammesfahr"


1853 wird die Mühle in der "Nachweisung" desselben Bürgermeisters von Wald über die im Walder Bezirk vorhandenen "Wasserbetriebswerke" mit folgenden Angaben aufgeführt:

    14. Scheidermühle.
    Besitzer: Wilhelm Dorp.
    Wassermühle mit einem oberschlächtigen Wasserrad, 17 Fuß Gefälle.
    3 Mahlgänge zum Fruchtmahlen und eine Graupenmühle.
    Ueber das Alter der Scheidermühle sind verschiedene unbestimmte Angaben gemacht. Sie soll 300 bis 400 Jahre alt sein.
    Wehr ist vorhanden. Höhe über dem Fachbaum 4 1/2 Fuß.
    Oberhalb ist im Jahre 1846 ein Pegel gesetzt; unterhalb nicht.
    [Günther S. 103]

Die über Peter Wilhelm Dorp überlieferten Erzählungen und Anekdoten vermitteln etwas Lokal-Kolorit und geben einen kleinen Einblick in den damaligen Alltag und das unsentimentale Gemüt eines volkstümlichen Gutsbesitzers und angeblichen "Pferdefreundes":


Der Dorps Pitter Kawellem von der Scheidermühle.

"[...] Unter diesen [Mühlenbesitzern] spielte Peter Wilhelm Dorp, im Volksmund der Dorps "Pitter Kawellem" genannt, eine besondere Rolle. Von ihm, der von 1800 bis 1877 lebte, wissen die alten Leute im Lochbachtal gar manches zu erzählen. Er heiratete um 1830 die junge, kinderlose Witwe von Abr. Nacken, die Besitzerin der Scheidermühle, und stieg dadurch zum wohlhabenden Guts- und Mühlenbesitzer empor.

Er selbst widmete sich hauptsächlich der Landwirtschaft. Reinhard Heß diente ihm als Müller, und die angegliederte Bäckerei lag in den Händen vom "Möllersch Puckel", der später nach Amerika ausgewandert ist.

Der Dorps Pitter Kawellem war ein großer Pferdefreund. Er setzte seinen besonderen Stolz darin, die schönsten und bestgepflegtesten Ackerpferde der ganzen Gegend zu besitzen. Keine Reise war ihm zu weit und kein Goldstück zu schade, um in den Besitz derselben zu gelangen. Sein Sohn Friedrich wollte an den Pferden sparen und kaufte eines Tages einen Gaul, dem man "die Rippen zählen" konnte. Beim Pflügen des Ackers an der alten Steinkuhle bei Dültgenstal blieb er vor Schwäche jeden Augenblick stehen. Als das der Pitter Kawellem sah, holte er seinen "Affschröwer" und jagte dem Gaul vor dem Pfluge kurzerhand eine Kugel in den Kopf, so daß er mit dem Pfluge tot in die Steinkuhle hinabstürzte. Dort wurde er begraben. Eine Stunde danach war der Pitter Kawellem unterwegs, um ein Pferd zu kaufen, das sich sehen lassen konnte.

Der Pitter Kawellem hatte ständig weit über hundert Tauben der verschiedensten Rassen. Die Kleinenberger und Büschberger Buben machten ihn oft um die eine oder andere Taube ärmer, und zwar auf folgende Weise: sie gingen zu ihm und kohlten ihm vor: »Saht, bei üren Duwen es er ein van d'n ussen.« »Dann klemmt onger de Hahnhöülter und hollt se öch«, war die Antwort. Das ließen sich die Burschen nicht zweimal sagen und suchten sich eine schwere Taube vom Pitter Kawellem aus, die bald danach in einem Kleinenberger oder Büschberger 'Pännchen' lag.

Regelmäßig jeden Morgen um halb zehn Uhr ging er durch das 'Jadesdörken' in die Dültgenstaler Wirtschaft vom Möllersch Obram, wo ihm bei einem Schnäpschen sein Frühstück, eine tüchtige Kottenbotter, noch mal so gut schmeckte. Innerhalb der Lochbachtaler und Walder Bevölkerung erfreute er sich großer Beliebtheit. Die dortigen alten Leute, die ihn noch persönlich gekannt haben, bewahren ihm bis auf den heutigen Tag ein ehrendes Andenken."

[StA Solingen, 0-4-Kotten, Zeitungsausschnitt ohne Datum (um 1939/40)]


Scheider Mühle
 
Sommer 2004
Das Restaurant Scheidermühle

Im Juni 1853 heiratete der Sohn von Peter Wilhelm Dorp, der Müller Carl Wilhelm Dorp zu Scheider Mühle, Emilie Knyn von Henshaus. "Das Brautpaar übergab dem Walder Pfarrer Hingmann zur Verteilung an die Armen 20 Taler und für die Mission 5 Taler; sie unterließen dafür den sonst üblichen 'Hilling' (eine Art 'Polterabend')". [Bergisches Volksblatt vom 24. Juni 1953; zit. bei Lunkenheimer S. 85]

Ungeachtet dieser edlen Gesinnung musste Familie Dorp erleben, dass nicht jeder ihr wohlgesonnen war. Am Heiligen Abend des Jahres 1853 erschien im Solinger Kreis-Intelligenzblatt die Anzeige eines erzürnten und sehr engagierten Bürgermeisters Hammesfahr:


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 24. Dezember 1853

"Es ist in hiesiger Gegend das Gerücht verbreitet: als sei bei dem Bäcker und Müller Herrn Wilhelm Dorp an der Scheidermühle Seitens der Polizeibehörde das Brod bei Revision des Gewichtes zu leicht befunden und confiszirt worden. Dieses Gerücht ist vollständig unwahr, ich bezeichne hiermit den Verbreiter desselben als einen feigen Verläumder, welcher den Lohn für seine Nichtswürdigkeit im eigenen Bewußtsein seiner schlechten Handlungsweise finden mag, wenn es nicht möglich sein sollte, denselben zu ermitteln und zur Bestrafung anzuzeigen.

Wald, den 21. December 1853.
Der Bürgermeister: Hammesfahr."


Wahr oder unwahr? - Nach dem Tod von Peter Wilhelm Dorp im Jahre 1877 betrieb sein Sohn Carl Wilhelm Dorp die Mühle bis 1889. [Lunkenheimer S. 85]




Eigentümer Haarmann

1889 erwarben Georg Haarmann und seine Frau Maria geb. Stöter [nicht: Stöcker] die Scheider Mühle zum Kaufpreis von 36 000 Mark [nicht 3600; Druckfehler bei Lunkenheimer].

Die Mühle war bis 1915 in Betrieb. Sie besaß 5 Mahlgänge zur Bereitung von Roggenschrot (für Schwarzbrot), Weizen und Buchweizen und ein oberschlächtiges Wasserrad von 18 Fuß (ca. 6 m) Durchmesser. [Auskunft Georg Haarmann, StA Solingen, 0-4-Kotten]. Die Leistung des Wasserrades betrug im Mittel 5 PS. [Lunkenheimer S. 85]




Die Gaststätte

1901 gliederte Haarmann seinen Gut eine Gaststätte an. [Rheinische Landeszeitung vom 19.04.1939] Seither ist die Scheider Mühle ein beliebtes Ausflugslokal. Als Logiergäste betreute das Ehepaar Haarmann ledige Lehrer und städtische Angestellte.

1929 wurden das Wasserrad und die Mühleneinrichtung entfernt [Lunkenheimer S. 85]  und der Obergraben zugeschüttet. [Die Heimat 12/1971 S. 46]


Scheider Mühle
Anzeige, Bergische Heimat 8/1928
So warb man 1928:

"Ausflugsort Scheidermühle bei Wald im Lochbachtal. Idyllischer Familienaufenthalt. Täglich große Kaffeerestauration mit prima Zutaten. Großer Saal für Schul- und Vereinsausflüge. Separate Gesellschaftszimmer für kleinere Feiern. Schattige Gartenanlagen und großer Gondelteich.
- Das ganze Jahr geöffnet. -
Georg Haarmann"



Was sonst noch geschah

Absturz

Dieses Foto mit der dampfenden Lokomotive im Hintergrund, etwa von 1910, trägt die Aufschrift: "Beim Bau der Zeppelinstraße stürzte die Lokomotive vom Damm und wurde in der Mühle repariert. Danach gab's ein Erinnerungsfoto."


Scheider Mühle ca. 1910
 
Ca. 1910
Scheider Mühle
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen



Jubiläum

1939 war die Goldene Hochzeit des Ehepaares Haarmann ein in der örtlichen Presse sehr beachtetes Ereignis:


Rheinische Landeszeitung vom 19. April 1939

Jubelfest auf "Scheidermühle"

Goldene Hochzeit Georg Haarmann und Frau
50jähriges Besitzjubiläum

"Der 24. April ist für die Scheidermühle, dem so beliebten Ausflugsort im Lochbachtal, ein großer Feiertag. Denn an diesem Tage kann der Besitzer Georg Haarmann mit seiner Frau Maria geb. Stöter, nicht nur das Fest der goldenen Hochzeit begehen, sondern auch noch das Fest der 50jährigen Verbundenheit mit dem bergischen Boden.

Georg Haarmann, am 7. August in Stiepel bei Bochum geboren, entstammt einem Erbhof, der über 400 Jahre im Besitz der Familie ist und jetzt von einem Neffen des Jubilars verwaltet wird. Er heiratete vor 50 Jahren die am 1. September 1868 in Bommerholz (Kreis Hagen) geborene Maria Stöter und übernahm zu derselben Zeit das käuflich von ihm erworbene Landgütchen Scheidermühle. Beide jungen Leute bewirtschafteten mit Lust und Liebe ihren idyllisch gelegenen Besitz und bauten ihn aus.

Im Jahre 1901 gliederte Haarmann seinen Gut eine Gaststätte an. Mit Umsicht und Tatkraft baute er auch diesen Zweig seines Unternehmens immer weiter aus, so daß heute, wo auch der Sohn mit schafft, die Scheidermühle zu einem hübschen Anziehungspunkt unserer bergischen Heimat geworden ist.

Schon am Sonnabend wird die Hofgemeinschaft Scheidermühle-Büschberg sich zu einer besonderen Feier in der Scheidermühle zusammenfinden, der eigentliche Hochzeitstag wird im internen Familienkreise gefeiert werden. Von den beiden Söhnen starb einer im September 1918 den Heldentod fürs Vaterland. Der andere, der ebenfalls als Offizier am Weltkrieg teilnahm, wird die Tradition der Familie fortsetzen und die Scheidermühle als idyllische Erholungsstätte bei Wald zu erhalten wissen.

Wir wünschen den Doppeljubilaren alles Gute und noch recht viele frohe Sonnentage."


1941 erwähnt die Rheinische Landeszeitung in einem Artikel das "R.R.-Lehrlingsheim Scheidtermühle" der Firma Rudolf Rautenbach, das sich damals auf diesem Anwesen befunden haben muss. [RLZ v. 24.04.1941]

1944 war die Mühle noch im Besitz der Familie Haarmann. [ST v. 19.12.1944] Georg Haarmann starb am 02.02.1945, seine Frau Maria im Oktober 1952. [RLZ v. 09.02.1945 und 24.10.1952]




Feuer

Ob die Scheider Mühle früher im Verlauf ihrer langen Geschichte von Unglücksfällen heimgesucht wurde, ist mir nicht bekannt. 1999 jedoch passierte es. Das Solinger Tageblatt berichtete:


Solinger Tageblatt vom 3. September 1999

Großbrand in Scheider Mühle

Gestern, kurz vor 18 Uhr:
Millionenschaden durch Großfeuer in der Scheider Mühle.
Keine Verletzten, Ursache noch ungeklärt.

"(hpm) Noch vorgestern wurde in der schmuck hergerichteten Scheune eine Hochzeit gefeiert, und für heute stand ein weiteres großes Fest an. Doch die Feier-Scheune wurde innerhalb weniger Augenblicke zur Feuer-Scheune - brannte nahezu bis auf die Grundmauern nieder. Und nicht nur die Scheune des unter Denkmalschutz stehenden Fachwerk-Ensembles der Scheider Mühle wurde ein Raub der Flammen: Zwei angrenzende, als Lager genutzte Gebäude, darunter das älteste aus dem Jahre 1640, brannten ebenso. Die genaue Schadenshöhe ist noch nicht abzusehen, dürfte sich nach Schätzungen von Feuerwehr und Polizei jenseits der Millionengrenze bewegen. [...] Meterhohe Flammen schossen in den Himmel, schlugen auf ein halbes Dutzend Linden und Kastanien am Scheider Mühlenweg über. [...]"


Aber das ist lange her, und in der Party-Scheune von Inhaber Maicher kann wieder gefeiert werden (Stand 2004).



Quellen:
  • Bauermann, Otto: Mummenscheid und Scheider Mühle. Die Heimat 1961, S. 35
  • Brangs, Hans: Die Hackhauser Mühle. Die Heimat 3/1961
  • Clauberg
  • Die Heimat 12/1971 S. 46
  • Günther (1932) S. 103
  • Günther, Julius, Solinger Tageblatt vom 25.07.1936
  • Lunkenheimer (1990) S. 81-85
  • Reformierten Gemeinde in Wald, Bd. 66, Taufbuch 1640 (Stadtarchiv Solingen)
  • Rheinische Landeszeitung vom 24.04.1941, v. 09.02.1945 und v. 24.10.1952 [RLZ]
  • Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 30.07.1851
  • Solinger Tageblatt vom 25.07.1936, vom 19.12.1944 und vom 03.09.1999 [ST]
  • Stadtarchiv (StA) Solingen 0-4-Kotten
  • Rosenthal Bd. 1 S. 59 f
  • Weyersberg (1928) S. 6

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