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Rohrsmühle in Erkrath (Eselsbach)

Rohrsmühle
2008   Die ehemalige Rohrsmühle
 
 


Die Rohrsmühle spielt mehrfach in den auf dieser Webseite erwähnten Familiengeschichten eine Rolle, darunter der des Amerika-Auswanderers Juffernbruch. Die alten Fachwerk- und Backsteingebäude gibt es noch: In Unterfeldhaus, Am Tönisberg 8, restauriert und mit einem Mühlstein im Vorgarten. Allerdings sieht die Umgebung am Rande des Gewerbegebietes nicht mehr ganz so idyllisch aus und vermittelt nicht mehr dieselben Eindrücke, wie anno 1910 von Franz Josef Brors beschrieben:

"Wenn man von Hilden aus Unterbach betritt, so kommt man zunächst zu der Gastwirtschaft zum 'Tönnesberg' mit der gegenüber liegenden 'Rohrsmühle'. Wie jede Wassermühle in Verbindung mit dem fließenden Wasser einen angenehmen Eindruck hervorruft, so wird derselbe hier noch verstärkt durch den Spiegel des Mühlenteiches, der allerdings im Laufe der Jahre sehr verkleinert worden. Ein unvergeßliches Bild ist in milder Sommernacht der brausende Wasserfall, dessen Getöse sich auf eine große Entfernung bemerkbar macht. Dieses, sowie der Anblick der Feuerwelle, die des Abends auf Hochdahl beim Ausschütten der flüssigen Eisenschlacken zu sehen ist, welche gleich der Lava eines Vulkans den Berg hinabfließen, sind die beiden tiefsten Eindrücke der Heimat." [Brors S. 128]

Der Name der Rohrsmühle geht zurück auf die beiden Gütchen "Zum Rohr oder Ruhr", die am Heuweg zwischen dem Gut Weyersberg und dem irrtümlich als Schulhäuschen bezeichneten kleinen Häuschen gelegen haben sollen. Auf der Ploennies-Karte von 1715 ist am Eselsbach ein gemeiner Hof "Roor" eingezeichnet, und kurz davor, auf der südlichen Bachseite, eine "mühl".

Der Eselsbach erhielt seinen Namen wegen der Esel, die hauptsächlich zum Sandtransport von Hochdahl über Eller an diesem Bach entlang nach Düsseldorf zogen. Die Wege waren früher auch in Unterbach sehr schlecht, die Esel kamen als Tragtiere am besten damit zurecht. Ihr Haltepunkt war der Burgplatz in Düsseldorf. In alten Urkunden wird der Eselsbach als "Rohrsbek" bezeichnet nach dem damals dort befindlichen Gut und der Mühle. [Brors S. 8] [Rohr = Schilfrohr?]



 
1715
Detail der Ploennies-Karte "Das Ambt Metman".
Nördlich des Hofes Roor und der Mühle am Eselsbach ist Haus Unterbach zu sehen, östlich u.a. die Höfe Unterfeldhaus.

Offenbar ist die Mühle bedeutend älter und soll schon 1448 urkundlich erwähnt sein. Aus dem 17. Jh. sind zwei Ereignisse dokumentiert: Um 1628 führte die Witwe Judith Waldenberg geb. von Münster (Haus Unterbach) einen Prozess vor dem Reichskammergericht in Speyer gegen die Herren von Winckelhausen, Besitzer der Morper Mühle. Den Akten zufolge hatte die Rohrsmühle den Mahlzwang für einen bestimmten Umkreis.

In einer Jagdkarte des Rittersitzes Unterbach von 1641, neu gezeichnet 1811, soll zu erkennen sein, dass der Eselsbach verlegt wurde, um dessen Gefälle für die Mühle besser ausnutzen zu können. [Brors]

Bewohner waren im 17. und 18. Jh. lt. Kirchenregister:

Auf Haus Ruhr: 1688 Joh. Forst, 1710 Henrich zum Ruhr, 1754 Elis. Machenschein.
Auf der Rohrsmühle: 1708 Wilh. Morsch und Barbara Baußenhauß, Eheleute
1755 Joh. Wilh. Langen und Anna Gertrud Zillhoff, Eheleute
1764 Joh. Peter Lang(en) und Maria Beckers, Eheleute
1739 † Gerhard Wittgens. [Brors]

Weitere Informationen fehlen, bis zu Beginn des 19. Jh. der rührige, vielseitige und überaus wohlhabende Geschäftsmann Friedrich Spiecker die Mühle sowie das umliegende Land erwarb. Im Adressbuch von Rüttger Brünung (Elberfeld 1833) ist er als Gemeinderat, Gutsbesitzer, Müller, Bäcker, Branntweinbrenner und Bierbrauer verzeichnet. Spiecker trat um 1840/1842 auch im Zusammenhang mit dem Kauf und Verkauf des alten Hildener Rittergutes Haus Horst in Erscheinung.

1843 veräußerte Spiecker die Rohrsmühle mit 75 Morgen Land an Peter Bollenbeck. Der Kaufpreis betrug 22 000 Taler, damals eine stattliche Summe.

Im oberen Stockwerk der Mühle hatte ein Herr Thiel eine Wollspinnerei eingerichtet, die 1843 mit der Mühle abbrannte. Da Thiel wohl schon vor dem Brand die Absicht gehabt hatte auszuwandern, geriet er in den Verdacht der Brandstiftung. - 1844 wurde die Mühle neu (zum dritten Mal) aufgebaut. [Brors S. 130]

Friedhelm Stöcker berichtet über einen Pachtvertrag aus dem Jahr 1860, wonach Wilhelm Clevenhaus von Peter Bollenbeck zu Brühl die Rohrsmühle ab 1. Mai für sechs Jahre pachtet. Dieser Vertrag wurde schon am 1. November 1862 wieder aufgelöst, da Clevenhaus verstarb. 1864 heiratete Müllersknecht Friedrich Juffernbruch dessen Witwe. Er war bis 1869 Müller der Rohrsmühle und ist der eingangs erwähnte Amerika-Auswanderer.

  Mehr über den Pachtvertrag und über Friedrich Juffernbruch

1880 ging die Mühle nach dem Tod von Peter Bollenbeck in den Besitz seines Schwiegersohns Wilhelm Blind über, der Gastwirt am Tönnesberg war. Dessen Sohn, um 1910 Bezirksvorsteher, nahm Um- und Erweiterungsbauten vor und ersetzte das Wasserrad durch eine Turbine. Lt. Brors hat Wilhelm Blind die Mühle um 1910 für 36 000 Taler an den Kriegsgerichtsrat Peter Richarz verkauft, nach anderer Quelle ging sie 1910 von Familie Blind an Bernhard Weber. [Stadt Erkrath]

1934 übernahm Webers Sohn, der Müller Heinrich Weber, die Mühle und leitete sie 26 Jahre lang bis 1960. Anschließend arbeitete Bernhard Weber jun. bis 1975 in der alten Mühle und verlagerte dann den Betrieb auf die andere Straßenseite. Die alte Rohrsmühle wurde zum Wohnhaus umgebaut.



Rohrsmühle
 
2008
Die frühere Rohrsmühle
Am Tönisberg


Quellen:
  • Brors, Unterbach (1910)
  • Stadt Erkrath (Hrsg.): Erkrath (1986)

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