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Mahnertmühle (Scheidebach)

 
Mahnert 2002   Café - Restaurant Mahnertmühle.
Unter Steg und Haus fließt der Scheidebach.
 
Lage
Geschichte
    -  Harro Vollmar: Die Mahnerthöfe
    -  Friedhelm Stöcker: Geschichte
        - Die Ortschaft Mahnert
        - Die Mühle
        - Eigentümer Bülthausen
        - Eigentümer Johann Wilhelm Steinberg
        - Eigentümer Wilhelm Hammerstein
        - Eigentümer Kolk
        - Eigentümer Paulus
        - Eigentümer Paulus-Dickel
Das Ende des Mühlenbetriebs



Lage

Die frühere Mahnertmühle - bzw. das gleichnamige Café und Restaurant - liegt am Scheidebach in Haan, nicht weit von der Anschlussstelle Haan-West der A 46 an der Flurstraße / Haaner Straße zwischen Haan und Erkrath-Millrath. Früher gehörte die Mühle zu Oben-Mahnert, einem der drei Mahnerter Höfe.


Mahnert
Ausschnitt einer Karte von Haan. Lomberg 1928



Geschichte

Zu den Ursprüngen der Ortschaft Mahnert und der Geschichte der Mahnertmühle haben die Haaner Geschichtsforscher Harro Vollmar und Friedhelm Stöcker aufschlussreiche Daten ermittelt.




Die Mahnerthöfe

Um 1350 werden in einer Einkunftsliste des Millrather Hofes Schlickum sechs Höfe am Mahnertbach genannt. In diesem Zusammenhang erscheinen Namen, die auf andere Höfe hinweisen, wie z.B. Eickenberg, Willbeck (beide Millrath) und Eickert (Hildener, Erkrather oder Haaner Eickert?) und Haan (vermutlich die Hildener Haanhöfe?). Jedoch liegen nicht alle diese Höfe am Mahnertbach bzw. Scheidebach, so z.B. nicht die Höfe Eickenberg und Willbeck. "Da alle diese Angaben in der Urkunde zusätzlich mit der Ortsbezeichnung 'vom Mahnertbach' versehen sind, so ist von einer Hofgruppe - Neugründung am Mahnertbach auszugehen." [Vollmar]

Um eventuellen Fehldeutungen oder Sinnentstellungen durch Umformulierungen vorzubeugen, sind hier die Ergebnisse Vollmars im Wortlaut wiedergegeben.

"Ein Beispiel für den Urkunden-Text: »Item Heynken to Eickenberch ind syne erven alle jare in den hoyff to Slychum 3 morken (1 Morchion = 1 Albus) tynns van der Manraetz beck.«

Übersetzt: »Ebenso Heinrich von Eickenberg und seine Erben alle Jahre in den Hof zu Schlickum drei Morchion Zins vom Mahnertbach.«

Das Wort Mahnertbach wird auch noch so geschrieben: 'Manraitz beck' und 'Maenrader beck' bzw. 'Maenrader beyck'. Die Silbe '-raetz', '-raitz' oder '-rader' weist die Mahnerthöfe als Rodungssiedlung aus, also ebenfalls ein Hinweis auf eine Neugründung, die möglicherweise sekundär von noch älteren Höfen ausgehend entstanden ist.

Eine Fehlinterpretation dieser Urkunde ist schon deshalb ausgeschlossen, weil der Mahnertbach sich bei Millrath-Kemperdiek mit dem Haaner Hühnerbach, der bei Haan-Holthausen entspringt, vereinigt. Ab dort heißt der vereinigte Bach Eselsbach. Auch in früherer Zeit trug er immer einen anderen Namen. Die Hildener Haanhöfe zum Beispiel liegen am Eselsbach, können also auch nicht mit der Bezeichnung 'vom Mahnertbach' identisch sein.

In Gerichtsprotokollen über Grundstücksangelegenheiten sind folgende Namen erwähnt:

Am 22. März 1574 'Peter uf der Manerth' im Zusammenhang mit der Erwerbung des Gutes Steinfeld, ebenso am 3. Februar 1578 'Johann Manerth', am 1. April 1591 werden die Eheleute 'Hunolt und Mergen uf der Manerth' genannt wegen der Erwerbung eines Waldgrundstücks von acht Morgen (kölnisch!) im 'Spurckenbroech', das heißt im Spörklenbruch. Die Erwerbung erfolgte von zwei Ehepaaren 'ufm Britten' durch eine der 'Mahnert'-Familien.

Ploennies nennt in seiner Topographie von 1715 zwei Güter als 'Manederhöf', dazu ein weiteres Gebäude als 'mühl' und einen bewirtschafteten Hof westlich davon ohne Bezeichnung (= Unter-Mahnert).

Wiebeking hat in seiner Landkarte von 1789 sechs Höfe für Mahnert eingezeichnet. Die Namen hat er so eingetragen: 'Mittel-' und 'Unt. Manert'.

In der Einwohnerliste für die Gemeinde Ellscheid im Jahre 1809 sind diese Zahlen eingetragen: 'Manert' mit 38 Personen und 'Unterste Manert' mit 15 Personen. Die Mahnerthöfe erweisen sich für diese Zeit ebenfalls als relativ große Siedlung!"

[Vollmar, Häuser und Höfe]


Mahnert
1968   Mahnertmühle 5
Foto: Harro Vollmar
 
Mahnert
Vor 1990   Mahnertmühle 5
Bild-Quelle: Stadt Haan
 


Die beiden Fotos zeigen einen der ältesten Höfe "Mahnert" in Haan, gelegen südlich am Hang oberhalb des Scheidebaches, aufgenommen vor und nach seiner Restaurierung. Das Haus verfügt über eine Giebelvorkragung im ersten und zweiten Stockwerk, wie sie etwa bis 1600 gebaut wurde. [Vollmar] Es ist im Denkmalverzeichnis der Stadt Haan eingetragen (Listen-Nr. 6): "Zweigeschossiges Fachwerkhaus. Die restaurierte Giebelseite stammt aus dem 17. Jh. Seitlich jüngere Anbauten aus dem 20. Jh." [Stadt Haan S. 20 f]

Nur wenige andere Häuser in Haan zeig(t)en dieses architektonische Merkmal, so z.B. Stöcken 1, Haus zum Dorn (nicht mehr vorhanden), Alter Kirchplatz 13/15.




Die folgende Ausarbeitung über die Geschichte der Mahnertmühle hat Friedhelm Stöcker 1996 in Vortragsform veröffentlicht. Die Informationen stammen zum großen Teil aus alten Urkunden, die er im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf gefunden und ausgewertet hat. Sie geben Hinweise auf die Ursprünge der Mühle, die anscheinend schon vor 1682 bestanden hat. Interessant ist auch die Entstehungsgeschichte und Entwicklung des Restaurants Mahnertmühle, das sich aus einem "Winkel" bzw. einer Beerenwein-Gastwirtschaft eintwickelt hat.


Die Geschichte der Mahnert Mühle

Von Friedhelm Stöcker

Die Ortschaft Mahnert

Das Gebiet um die Ortschaft Mahnert ist schon vor Jahrtausenden besiedelt gewesen. Dies belegen die zahlreichen wissenschaftlich bestätigten steinzeitlichen Funde von Hermann Bannitza und Werner Friebus.

 
Funde Funde
Mittelsteinzeitliche Geräte vom Wohnplatz Mahnertmühle-Nord:
Mikrolith, Kratzer, 2 Klingen. Nach Abb. bei Banniza S. 64

Um die Zeit vor und nach Christi Geburt lebte in dem hiesigen Gebiet der germanische Volksstamm der Sugamberer. Die Ortschaft Mahnert lag im "Rauhen Busch", einem ziemlich geschlossenen Waldgebiet, das etwa wie folgt abzugrenzen ist: im Westen die heutige A 3, im Süden die B 228, im Osten die Bahnlinie Haan-Gruiten und im Norden die Ortschaft Millrath.

Der westliche Teil, der bis zur Kalkstraße ging (sie führte vom Kellertor nach Millrath) und bodenbedingt weniger gut war, gehörte zur Hildener Gerechtsame. An dem östlichen, aber auch besseren Teil hatten die "Hahnischen Lehensleute" die Gerechtsame zu genießen. Der "Rauhe Busch" war ein Waldgebiet, das nur sehr wenig gerodet und besiedelt war.

So gab es hier allerlei Wildgetier - und vor allem Wölfe. Im Mittelalter berichten lt. Vollmar verschiedene Urkunden von Wolfsjagden in unserem Gebiet, so in den Jahren 1436, 1602, 1664 und 1670. Eine Verordnung des Herzogtums Berg betr. Wolfsjagd vom 13.01.1681 lautet:

»Zur Ausrottung der sich vermehrenden Wölfe werden für die Erlegung einer Wölfin 8 Rthlr.,
eines Wolfes 6 Rthlr. und eines jungen Wolfes 2 Rthlr. als Prämien bewilligt,
welche aus Stadt- und Amtsmitteln zu zahlen sind.« [Scotti Nr. 673].

Diese Verordnung wurde 1747 erneut bekannt gemacht. [Scotti Nr. 1632]

Die Ortschaft Mahnert gehörte von jeher zur Honschaft Ellscheid, welche sich von Oberhaan bis zur Eickert erstreckte und das Gebiet nördlich des Hühnerbaches und südlich der Gerresheim-Gräfrather Chaussee umfasste. Die Mahnert liegt am Südrand des Scheidebaches, der von der Mahnertmühle aus abwärts dann Mahnerter Bach oder auch Mahnertbach heißt und sich am Kemperdiek mit dem Hühnerbach vereinigt und von da ab Eselsbach heißt.

Wann diese Siedlung in dem Waldgebiet entstanden ist, ist schwer festzulegen. In einer Urkunde des Hofes Schlickum in Hochdahl-Trills sind schon vor 1372 mehrere, dem Schlickumer Hof zinspflichtige Hofbesitzer an der "Maenrader beck" und "Manraetz beck" aufgeführt. [Vollmar; Mahnert, S. 6].

Wann nun von einem dieser Höfe die Mühle unten am Bach errichtet wurde, ist nicht genau bekannt. Vollmar erwähnt in seinem Heft eine Anzahl Mühlen im Kirchspiel Haan im Jahr 1544, wozu seiner Meinung nach auch ungenannt die Mühle in der Mahnert gehört haben könnte. Den Zeitraum halte ich für den Anfang einer Mühle für möglich, nur hat die Mahnert nie zum Kirchspiel Haan gehört, sondern bis ins 19. Jh. mit der Honschaft Ellscheid zum Kirchspiel Erkrath. Wahrscheinlich ist die Mühle aber noch etwas später entstanden.

Die verschiedenen Erwähnungen von Bewohnern der Mahnert im Verzichtbuch von Hilden und Haan 1562-1623 [Niederbergische Beiträge, Band 21], die erbrechtliche Auseinandersetzungen beurkunden, sprechen immer nur von der Mahnert (Peter uf der Manerth, Johann von der Manert usw.); von einer Mühle ist darin noch nichts erwähnt.

Eine dendrochronologische Untersuchung des Bauholzes der Mittleren Mahnert (heute Mahnertmühle Nr. 5) besagt, dass dieses Haus mit Bauholz aus dem Jahr 1584 errichtet wurde. Wie wir hier später noch erfahren, gehörte die Mühle zur Obersten Mahnert, was jedoch noch keine Gewissheit für den Errichtungszeitpunkt der Mühle ergibt.

 
Mahnertmühle
 
1910
Das hölzerne oberschlächtige Wasserrad der heute nicht mehr vorhandenen Mühle. Der üppigen Vegetation nach scheint es schon länger nicht mehr in Betrieb zu sein.

Bild-Quelle: Stadtarchiv Haan
 


Die Mühle

Die These von H. Vollmar [S. 8-9], dass die erste urkundliche Erwähnung der Mahnertmühle in der Steuerliste der Gemeinde Ellscheid vom 20. Dezember 1631 zu finden sei, ist nicht richtig. Auf der ersten Seite dieser Liste sind die drei Höfe der Ortschaft Mahnert richtig aufgeführt. Auf der zweiten Seite ist die "Rolenders schwarze Manert" verzeichnet; nicht wie es Vollmar gelesen hat "Molenders schwarze Manert". Das vom ihm gelesene 'M' ist einwandfrei ein 'R'; vgl. 7 Zeilen weiter "Rütger Clief vom Guth auf der Windfochen".

Damit entfällt seine These: mola = Mühle in diesem Fall für die Mahnert, denn auf allen späteren Steuer- und Abgabenlisten ist neben den drei Mahnerter Höfen immer mit Abstand zu diesen die "Rollenders Mahnert" aufgeführt. Es handelt sich dabei um den weiter westlich gelegenen Hof Mahnert, den heutigen Reiterhof.

Die Mühle in der Mahnert ist jedoch wahrscheinlich in der 2. Hälfte des 17. Jh. errichtet worden. Dies ist aus Urkunden zu schließen, die ich im Hauptstaatsarchiv (HSTA) Düsseldorf fand [Berg. Gerichte Mettmann, Nr. 6 III].

Dort ist am 26. Mai 1706 eine Vereinbarung dokumentiert, die zwischen dem Wilhelm auf der Obersten Mahnert und dem Johann auf der Tüschersten (mittleren) Mahnert unter Zeugen abgeschlossen wurde.

Darin geht es zuerst um Wege- und Wasserrechte zwischen den beiden Nachbarn. Für uns besonders interessant ist jedoch die Erwähnung des Mühlenteiches, der also das Vorhandensein der Mühle in der Mahnert voraussetzt.

Erstaunlich ist, dass beide Nachbarn vereinbaren, zu gleicher Zeit Erde aus dem Mühlenteich zu fahren. Ob zur Erweiterung oder zum Entschlammen des Teiches geht nicht daraus hervor. Wenn man annimmt, dass hier die Entschlammung gemeint ist, die erfahrungsgemäß in Abständen von 20-40 Jahren erforderlich ist, so kann man daraus schließen, dass die Mühle einige Jahrzehnte vor 1700 bereits bestanden hat, heute also mehr als 300 Jahre alt wäre.

Der besagte Mühlenteich befand sich damals oberhalb (östlich) des derzeit vorhandenen Teiches. Von diesem ging ein heute noch erkennbarer Obergraben zur Mühle, die vor etwa 30 Jahren [ca. 1966] abgerissen wurde und von der nur noch Mauerreste vorhanden sind. Das Gelände des heutigen, zum Teil verschlammten Mühlen- und Gondelteiches war zu damaliger Zeit Wiesengelände, woran alle drei Mahnerter Höfe Besitz hatten.

  Über die Stauanlagen: Stauteich, Obergraben, Untergraben...

Diese Wiesen wurden im Frühjahr und, wenn nötig, im Sommer geflößt, d.h. es wurde Wasser vom Bach in kleinen Rinnsalen auf die Wiesen geleitet und so das Wachstum erheblich gefördert. Dieses uralte Flößrecht, aus dem Bach Wasser zu entnehmen, war bestimmten Regeln und Rechten unterworfen und später im preußischen Staat amtlich erfasst und reglementiert.

1743 gab es nun zwischen den Besitz-Nachfolgern der Obersten und Tüschersten Mahnert Streit um die Wasserrechte. Die Besitzer der Tüschersten Mahnert verklagten den Derich von der Obersten Mahnert, dem auch die Mühle gehörte, ihnen ihr zustehendes Wasser nicht vorzuenthalten. Dem beurkundeten Rechtsstreit ist eine Lageskizze des alten Mühlenteiches und der Wiesen beigefügt, die die verschiedenen Besitzverhältnisse und Flößrechte im Jahr 1743 genau bezeichnet.

Bei erneutem Suchen nach Beweisen für die Existenz der Mahnertmühle fand ich im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf in einer Erbpachtliste des Amtes Mettmann aus dem Jahr 1682 die folgende Eintragung:

"Item gibt die Mühl auf der Mannert jährlichs auf Martini
2 Malter Roggen zu Erbpfacht des Amtes Mettmann ahn Früchten."

Das ist die mir bekannt älteste urkundliche Erwähnung einer Mühle an der Mahnert, die daher also vor 1682 angelegt wurde. In der Flächenbeschreibung der obersten Mahnert 1672 ist noch kein Weiher oder Teich verzeichnet, der die Voraussetzung zum Betrieb der Mühle wäre.

Auf der Landkarte von Ploennies aus dem Jahr 1715 ist die Mühle in der Mahnert eingezeichnet.

In einer Urkunde in einem Haaner Privatarchiv fand ich eine interessante Eintragung, die auch die Mühle in der Mahnert betrifft. Zum Tode des Gordt Holthausen in der Elp am 04.10.1727 gibt es eine spezifizierte Aufstellung der Beerdigungskosten. Darin ist als 14. und letzte Position aufgeführt:

"Noch vom Müller auf der Mahnert 2 Kannen Fußel = 16 Stüber"

Also wurde schon zu dieser Zeit in der Mahnertmühle nicht nur Korn gemahlen, sondern es gab auch schon Kornschnaps und wahrscheinlich auch andere Waren zu kaufen.

In verschiedenen Steuer- und Abgabenlisten aus den Jahren 1740-1747 und auch in mehreren Umlagelisten zur Begleichung von Kriegsreparationen aus den Jahren 1741, 1743, 1745, 1747 und 1750 sind immer nur die drei Mahnerter Höfe veranlagt worden. Die Mühle wurde darin nie erwähnt.

Wie wir aus dem Rechtsstreit 1706 und 1743 wissen, gehörte sie zur Obersten Mahnert.



Eigentümer Bülthausen

In einer Schatz- und Steuerliste, die etwa um 1760-80 aufgestellt wurde, heißt es:

"Oberste Mahnert, Dierich Bülthausen gehörig, ein Ackersmann.
34 Morg. Ackerland,
14 Morg. Busch,
4 ½ Morg. Banden (Wiese),
½ Morg. Garten,
3/4 Morg. Baumgarten."

Die Steuer betrug 47 Reichstaler 36 Albus 8 Heller.



Eigentümer Johann Wilhelm Steinberg

Am 6. 0ktober 1807, also zur Zeit der französischen Herrschaft, ist bei einer neuen Verfertigung der Steuerrollen in der Gemeinde Ellscheidt auch der Hof mit der Mahnertmühle detailliert erfasst worden. Besitzer war zu der Zeit Johann Wilhelm Steinberg. An Flächen sind dabei angegeben:

Haus, Hof und Garten   1 Morgen 25 Ruthen
Acker   8 Morgen 106 Ruthen
Wiesen   125 Ruthen
Buchenhochwald   6 Morgen 97 Ruthen
Schlagholz   65 Ruthen
Weyer (also der Mühlenteich)   51 Ruthen
[Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Jülich-Berg III R, Amt Mettmann 61]

An Steuern waren 1805/06 15 Reichsthaler 65 Albus 7 Heller zu zahlen, dazu noch 3 Rthlr. 28 Albus 4 Heller an Kriegsbeiträgen.

1808 wurde bei der Neugliederung der Verwaltung im Großherzogtum Berg die Gemeinde Ellscheid der Bürgermeisterei (Mairie) Haan zugeordnet. Seit der Zeit gehört die Mahnertmühle zu Haan.

  Familie Steinberg ist auch mit der Brucher Mühle verbunden.



Eigentümer Wilhelm Hammerstein

Das Güterverzeichnis von 1832 im HSTA Düsseldorf-KaIkum [Reg. Düsseldorf, Kat. B 244] weist Wilhelm Hammerstein als Besitzer der Mahnertmühle aus. Die Gesamtfläche des Hofes beträgt 23 Morgen 125 Ruthen nach jetzt preußischem Maß; nach altem, örtlichem Maß waren das 19 Morgen 11 Ruthen.

Der Mühlenteich hat jetzt eine Fläche von 95 Ruthen, ist also fast doppelt so groß wie 1807 und mit etwas mehr als einem halben Morgen immer noch an dem alten Platz.

  Familie Hammerstein ist unter den Mühlenbesitzern der Umgebung mehrfach anzutreffen, z.B.
in der Heidberger Mühle und der Bruchermühle an der Itter,
in der Becher Mühle am Lochbach,
in der Hackhauser Mühle, der Scharrenberger Mühle und im Dahler Hammer am Viehbach.

 

 
1928
Ausflugslokal Mahnertmühle
Abb. bei Lomberg
 


Eigentümer Kolk

Im Güterauszug vom Jahr 1867 [HSTA Düsseldorf, Reg. Düsseldorf, Kat. B 640] zum Zweck der Grundsteuerveranlagung ist August Kolk als Eigentümer der Mahnertmühle verzeichnet. Er hat nicht nur den bisherigen Besitz des Wilhelm Hammerstein übernommen, sondern auch den 3. Hof, die Unterste Mahnert, erworben. Der Hof ist jetzt 79 Morgen 134 Ruthen groß. Bei der Auflistung der einzelnen Parzellen ist der Mühlenteich wie vorher mit 95 Ruthen (= 1350 m2) angegeben, also immer noch am alten Platz.

Dieser August Kolk hat dann 1896, nachdem er Eigentümer der Wiesen unterhalb des Mühlenteiches geworden war, an deren Stelle den neuen großen Teich (5860 qm) angelegt, auf dem sich Jung und Alt im Sommer beim Kahnfahren und im Winter beim Schlittschuhlaufen vergnügten. Außerdem errichtete er auf dem Berg oberhalb der Mahnertmühle einen hölzernen Aussichtsturm, von dem man einen vorzüglichen Ausblick bis auf die Rheinebene hatte.

Neben der Mühle wurde auch noch eine Schleiferei betrieben.

Nach der Jahrhundertwende tauchten in der Mahnertmühle erhebliche Probleme auf. Ausgelöst wurden sie letztlich durch ein außergewöhnliches Unwetter am 30  Mai 1901.

Der Sohn des August Kolk, Wilhelm Otto, verklagte die Gemeinde Haan auf Schadenersatz für die völlige Verschlammung der Teiche und für den Verlust des Forellenbestandes im Teich. Kolk begründete dies damit, dass die Gemeinde den Wegedamm bei dem Neubau des Weges von Ellscheid nach der Elp nicht ordnungsgemäß angelegt habe. Das Unwetter habe darum den Lehm des Dammes bis in seine Teiche getrieben, diese völlig verschlammt und den Forellenbestand vernichtet.

Dieser Prozess zieht sich über viele Jahre hin. Es gibt dazu verschiedene Fachgutachten und Zeugenvernehmungen, viele Schriftsätze der jeweiligen Anwälte und auch mehrere Vergleichsversuche von beiden Seiten, die jedoch nicht akzeptiert wurden. Die immer wieder neu angesetzten Gerichts- und Ortstermine und Zeugenvernehmungen und auch die umfangreichen Schriftsätze der Anwälte hatten die Kosten des Prozesses den Streitwert schnell übersteigen lassen, so dass W.O. Kolk schon bald in finanzielle Bedrängnis kam.

Darum verpfändete er den zu erwartenden Ertrag aus dem Prozess an seinen Bruder August Kolk in Vohwinkel und andere Gläubiger.

Aus einer Akte vom 5. November 1905 geht hervor, dass das Grundstück des Klägers W.O. Kolk im Zuge der Zwangsvollstreckung verkauft worden ist. An wen, ist hier nicht aufgeschrieben. Zum Prozessverlauf ist zu sagen, dass er sich über 6 Jahre hinzog, und dass nach mehreren Zwischenurteilen das endgültige Urteil erst am 5. April 1907 ausgesprochen wurde. Danach musste die Gemeinde Haan nur 1.600 Mark für den Schaden bezahlen und die Prozesskosten tragen. W.O. Kolk hatte 6.000-9.000 Mark gefordert. Die letzten Kostenabrechnungen sind im Mai 1909 getätigt worden.

Wilhelm Otto Kolk ist darüber im Jahr 1907 verstorben. Gewinner dieses Prozesses waren die Anwälte und die zahlreichen Gutachter. Über diesen Prozess gibt es eine sehr umfangreiche Akte im Haaner Stadtarchiv.



Eigentümer Paulus

Das Jahr 1906 ist von besonderer Bedeutung für die Mahnertmühle und die Familie Paulus-Dickel. Am 6. Januar 1906 kauften Julius Paulus und seine Ehefrau Johanne geb. Kortenhaus die Mahnertmühle mit dem Hof Mahnert Nr. 9 (die Unterste Mahnert) von Familie Kolk für 36.000 Goldmark. Genaues dazu konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Ein Kaufvertrag wurde bisher nicht aufgefunden. Die Familie Paulus wohnte bis dahin im Kellertor. Zum Erwerb der Mahnertmühle verkaufte sie ihren Hof Clemenshausmanns (Vertrag in meinem Besitz).

Mit dem Kauf der Mahnertmühle lud sich das Ehepaar Paulus eine Menge Arbeit auf. Denn neben dem Mühlenbetrieb und der Landwirtschaft gab es ja die Gastwirtschaft und einen Winkel, das ist ein Laden, in dem Lebensmittel und sonstige Artikel des täglichen Bedarfs verkauft wurden.

Die Gaststätte war in der näheren und auch weiteren Umgebung bekannt als ein vorzügliches Ausflugsrestaurant mit der Spezialität Beerenwein. Durch seine idyllische Lage im grünen Bachtal mit dem Gondelteich und dem daneben auf dem Berg stehenden hölzernen Aussichtsturm war es für viele Vereine und Familien aus der Umgebung bis nach Düsseldorf hin ein beliebtes Ausflugsziel.

Dies war es aber auch schon vorher bei der Familie Kolk: Denn in den heute noch vorhandenen Berichten des "Düsseldorfer Wanderbund von 1881" sind in den Jahren 1889 bis 1919 des öfteren Wanderungen zur Mahnertmühle aufgezeichnet. Dabei wurde immer die Rast auf der Kaffeeterrasse und die Besichtigung der Beerenwein-Kelterei erwähnt, wo "erschöpfte Wanderer einen Schluck Beerenwein zur Stärkung" nehmen konnten. Außerdem wurden die Fahrten auf dem Gondelteich und die Besteigung des Aussichtsturmes ins Programm einbezogen.

Weil der Sohn Fritz der Eheleute Julius und Johanne Paulus schwerbeschädigt aus dem Ersten Weltkrieg heimkehrte und die betagten Eltern die vielen Arbeiten nicht alle allein bewältigen konnten, wurde 1918 der Mühlenbetrieb eingestellt. Die meisten Ländereien mit der Untersten Mahnert und dem alten Mühlenteich wurden an Robert Stöcker in der Elp verkauft.



Eigentümer Paulus - Dickel

Am 18.01.1921 heiratete Tochter Emmi, die Schwester von Fritz Paulus, den Georg Dickel aus Girkhausen im Sauerland. Die Gastwirtschaft wurde seit 1921 von Ehepaar Dickel betrieben, wobei sie von Bruder Fritz unterstützt wurden.

Die Mahnertmühle war wieder ein viel und gern besuchtes Ausflugslokal mit einer schönen, mehrstufigen Gartenterrasse, wo es bergischen Kaffee mit Bauernplatz (süßes Weißbrot), Korinthenstuten und Waffeln und hausgemachten Kuchen gab. Ebenso konnte man aber auch deftige Hausmannkost wie Kottenbutter, Schinken- und Käsebrote, Reibekuchen, Kartoffelsalat mit Würstchen und auch Heringsfilet bekommen. Auch die frischen Forellen wurden gerne gegessen.

Neben dem guten Bier war die Spezialität des Hauses, nämlich Beerenweine von den verschiedenen Fruchtarten, besonders gefragt. Sie trug wesentlich zum guten Ruf der Mahnertmühle in der weiten Umgebung bei - wobei die Kahnpartien auf dem Gondelteich nicht zu vergessen sind. Erst 1957 wurde das Kahnfahren aus Kostengründen aufgegeben. Der Aussichtsturm war allerdings nicht mehr vorhanden.

Gut bekannt waren auch die verschiedenen Feste, zu denen "Onkel Fritz" immer mit guter Laune und seinem Grabbelsack beitrug. Besonders an den Festtagen wie Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten oder auch am 1. Mai war dann ein enormer Ausflugsbetrieb zu verzeichnen. Diese Spitzentage waren ein wesentlicher Bestandteil des Jahresverdienstes. Wenn in einem Jahr mehrere dieser Tage verregnet waren, war auch die Jahresbilanz dürftig.

Der Zweite Weltkrieg brachte ebenso wie für die gesamte Bevölkerung auch für die Mahnertmühle wesentliche Einschränkungen. Vergnügungs- und Tanzveranstaltungen fielen aus, die Männer waren im Krieg, und die Frauen waren mit den täglichen Sorgen belastet. 1939-40 gab es Einquartierungen durch ostpreußische Regimenter, die am 10. Mai 1940 von hier aus zum Frankreichfeldzug ausrückten.

Der Sohn Heinz Dickel kam 1940 zum Arbeitsdienst und wurde anschließend Soldat bei der Marine. Bei einem Einsatz auf einem U-Boot-Versorgungsschiff vor der süd-amerikanischen Küste wurde er von den eigenen U-Booten aus dem Südatlantik gerettet, nachdem ihr Schiff durch die Engländer versenkt worden war. Am Kriegsende geriet er dann noch in Norwegen in Kriegsgefangenschaft, aus der er aber schon bald gesund nach Hause zurückkehrte.

Der Vater Georg Dickel wurde 1944 zwangsverpflichtet, an Stelle eines zum Kriegsdienst eingezogenen Bauern dessen Hof zu bewirtschaften. Erst ein Jahr nach Kriegsende wurde er durch einen vertriebenen schlesischen Landwirt in dieser Tätigkeit abgelöst. Der benachbarte Landwirt war bis dahin immer noch nicht aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt.

Der Saal der Mahnertmühle wurde im Krieg mit ausgebombten Familien aus Düsseldorf belegt und nach dem Kriegsende mit Flüchtlingsfamilien aus Schlesien. Nur langsam kehrte der gewohnte Alltag zurück.

In der Zeit bis zur Währungsreform im Juni 1948 fiel es schwer, die für den Wirtschaftsbetrieb erforderlichen Waren zu beschaffen (Kompensations-Geschäfte) und die in der Kriegszeit entstandenen Schäden zu beseitigen und erforderlichen Reparaturen zu tätigen.

Nach 1950 wurde der Gastwirtschaftsbetrieb nach und nach erfolgreich in einen Restaurantbetrieb umgestaltet. Wieder wurde die Mahnertmühle für ihre guten Beerenweine und frischen Forellen allgemein bekannt. Das Angebot an Speisen im Restaurant wurde erweitert und ein eigener Koch eingestellt. Es bildete sich auch ein großes Stammpublikum, und der Personalbestand musste ständig erweitert werden. Ein neu angelegter großer Parkplatz konnte den immer stärker werdenden motorisierten Zustrom der Ausflügler aufnehmen.

1988 übernahm Paul-Georg Dickel den von den Eltern ererbten Familienbetrieb und baute ihn kontinuierlich weiter auf. 1991 fanden umfangreiche Renovierungen der Innenräume statt. Gleichzeitig wurde eine neue Kläranlage errichtet und der Hochwasserschutz verbessert.

Gerade das Hochwasser nach Unwettern hatte in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach zu stärkeren Schäden geführt. Weil der Bach unter dem Haus durchfließt, staute sich das Wasser des öfteren nach plötzlichen, starken Gewittergüssen vor dem Durchfluss und floss durch Wirtsstube und Küche hinten wieder hinaus. Das geschah oft so plötzlich, dass die Gäste sich auf die Tische flüchteten, weil das Wasser zur Haustür hereinkam.

Abschließend ist zu vermerken, dass sich die ehemalige Ausflugsgaststätte zu einem allgemein bekannten, gut renommierten Restaurant entwickelt hat, das unter der Leitung von Paul-Georg Dickel und der guten Küchenregie von Wolfgang Schleyer allzeit viele Gäste aus der näheren und weiteren Umgebung anlockt.


Copyright © 1996 Friedhelm Stöcker. Alle Rechte vorbehalten.

Mahnert  
Mahnertmühle:
Ein geräumiger Parkplatz für PS-starke Gäste. An schönen Sommertagen ist er gut belegt.

1987
Fahrerabzeichenprüfung Bronze:
Commandeur und Radscha,
Anja und Sonja.



Das Ende des Mühlenbetriebs

1908: Die eigentliche Mühle liegt nun schon seit zwanzig Jahren still. [Lomberg 1928]
1918 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt [Stöcker 1996]
bis 1920 Mühlenbetrieb mit Wasserrad [Stadt Haan 1990] So steht es auch auf der Plakette am Haus.

Des Rätsels Lösung:

Die Mühle wurde schon 1908 stillgelegt, dann aber wegen des Bedarfs im ersten Weltkrieg vorübergehend wieder in Betrieb genommen. Endgültig wurde der Mühlenbetrieb 1918 eingestellt. Damit teilte die Mahnertmühle das Schicksal anderer Mühlen, die in dieser Zeit der zunehmenden Konkurrenz der modernen, maschinell betriebenen Mühlenfabriken nicht standhalten konnten.




August Lomberg schwärmte 1928 im Haaner Heimatbuch besonders über die Gartengestaltung an der Mahnertmühle:

"Das geräumige, durch einen Anbau noch erweiterte Wirtshaus faßt zahlreiche Gäste, sodaß an Sonntagen nicht selten ein lärmendes Treiben herrscht. Um so behaglicher ist es an den stilleren Wochentagen. Die eigentliche Mühle, die nun schon seit zwanzig Jahren still liegt, befand sich in dem Nebengebäude links. Nur die vermorschte Mühlenachse ist noch vorhanden; der Mühlengraben aber liegt trocken da. Um an die Überlieferung anzuknüpfen und dem Namen des Hauses gerecht zu werden, beabsichtigt indes der Besitzer, demnächst das Mühlrad wieder einzuhängen und auch den Wasserstrom wieder darauf zu leiten.

Was der Mahnertmühle eine besondere Anziehung verschafft und ihr die Gunst weiter Kreise zugeführt hat, das ist vor allem der reiche Blumenflor, den der ausgedehnte Garten aufweist. Der Besitzer versteht es, diesem durch wechselnde Bepflanzung immer neue Reize zu verschaffen. Den Anfang im Frühling bilden die Tulpen, Primeln, Hyazinthen, Veilchen und Vergißmeinnicht; ihnen schließen sich die Stiefmütterchen, Marienblümchen, Lilien, Rosen und Begonien an; im Sommer prangen die Hortensien, Geranien, Nelken, Kapuzinerkressen und Gladiolen, und den Abschluß im Herbst bilden die Dahlien und Astern.

Die gärtnerischen Anlagen ziehen sich stufenweise bis auf den Sonnberg hinauf, von dem man einen entzückenden Ausblick auf das Blütenmeer hat. Die reizende Lage des Ganzen wird noch erhöht durch die das Tal einschließenden bewaldeten Berghänge. Selbstverständlich fehlt bei der Mühle auch nicht der Forellenteich, der von Erlen und Eschen umsäumt wird. Nicht weniger als neun Gondeln lagern an seinem Ufer. Wer dem Rudersport huldigt, findet darum hier Gelegenheit, sich zu betätigen."

[Lomberg 1928 S. 263 f]



Mahnert
2007   Kinderspielplatz-Nostalgie
 
Mahnert
2004   Schleifstein im Garten der Mahnertmühle


Aus dem Wiederaufhängen des riesigen Wasserrades ist nichts geworden, und auch der Teich ist nicht mehr vorhanden. Aber "vor Ort" kann man sich noch ein ungefähres Bild davon machen, wo er gelegen hat. Das Haupthaus der Mahnertmühle ist unter der Listen-Nr. 56 im Denkmalverzeichnis der Stadt Haan eingetragen: "18. Jh. jüngere bauliche Ergänzungen Wohn- und Wirtschaftsgebäude; zweigeschossiges Fachwerkhaus auf verputztem Bruchsteinsockel. Mühlenbetrieb mit Wasserrad bis 1920, jetzt Gaststätte." [Stadt Haan S. 77]

  Bergisches Gasthaus Mahnert Mühle



Haan  
2012
Mahnertmühle


Quellen:
  • Banniza (1986)
  • Stöcker, Friedhelm: Die Geschichte der Mahnertmühle. Haan, Vortrag vom 06.01.1996
  • Lomberg (1928)
  • Scotti
  • Stadt Haan (1990)
  • Vollmar (Häuser und Höfe) u.a.


   Schleifkotten, Mühlen und Hämmer
   Haan, Häuser und Höfe - Mahnertmühle
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