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Breidenmühle - Breidenkotten (Itter)

Breidenmühle
Breidenmühle. Bild-Quelle: Stadtarchiv Haan
 
Lage
Geschichte und Eigentümer
   -   Müller Weber
   -   Eigentümer Aderjon (Adrian)
   -   Eigentümer Küll
   -   Pächter Melcher
Das Ende
Namen



Lage

Die Breidenmühle lag auf Haaner Gebiet zwischen Heidberger Mühle und Schaafenkotten. Auf der Karte des Amtes Solingen von Ploennies von 1715 ist sie auf der rechten Itterseite eingezeichnet. Von der Mühle, die früher zum Haaner Breidenhof gehörte, führte ein tief ausgefahrener Hohlweg zum Breidenhof hinauf.




Geschichte und Eigentümer

Am 26.01.1544 wird die Breidenmühle in einem Rechtsgutachten der Haaner Bürger für den Erzbischof von Köln als "Mulle zu Breidenhuiß" erwähnt mit dem Hinweis, dass die Mühle seit "aller Menschen gedenken daselbst gestanden", also noch weitaus älter sei. [Vollmar]

"Die Mühle war ursprünglich ein Bestandteil des ebenfalls in Haan gelegenen Hofes Breidenhaus, auch Breidenhof genannt. Eigentümer dieses Anwesens waren bereits im 16. Jahrhundert Angehörige einer Familie Breidt, und auf diesen Familiennamen geht auch der Name der Mühle zurück." [Brangs]

1684 wird ein Henrich in der Breidenmühle als Taufzeuge erwähnt, der sicherlich dort Müller gewesen ist [oder Müllerknecht], ebenso wie der 1731 in der untersten Honnschaft des Kirchspiels Haan genannte Wilhelm Butzmühlen. [Brangs]




Müller Weber

Am 11.11.1772 erhält der Müller Wilh. Weber von der reformierten Gemeinde Wald den Entlassungsschein (Dimissoriale), um sich in Haan mit Anna Gertraud Kaymer, Tochter des Jakob Kaymer zu Schnittert, trauen zu lassen. Sein Vater Adolf Weber, der 1772 schon verstorben war und dessen letzter Wohnort mit »An der Breider Mühlen« angegeben wird, war wahrscheinlich ebenfalls dort schon als Müller tätig. [Brangs]

1779 nennt das Tax- und Matricul-Buch der Honnschaft Schnittert den Kölner Bürgermeister von Wittgenstein als Eigentümer der Mühle; Pächter war Peter Weber. Die Mühle hatte um diese Zeit einen größeren Stauteich. [Lunkenheimer]

1793 erscheint sie unter dem Namen "Breider Mühle" auf der Karte von Wiebeking.

Im August 1799 wird als Pächter der Breidenmühle Johann Wilhelm Weber genannt. [Lunkenheimer S. 70]

1805 erscheint eine Verkaufsanzeige im Westfälischen Anzeiger, in der "Theodor Eickenberg auf Breidenhof" angegeben ist. Vermutlich war er der Eigentümer:


Westfälischer Anzeiger Nr. 58 vom 19. Juli 1805

"Die zwischen den zweyen volkreichen Dörfern Hahn und Wald auf der Itterbach in der vorteilhaftesten Lage befindliche sogenannte Breiden-Mühle soll mit der dazu gehörigen geräumigen Behausung, Scheune und Stallung fort einigen Grundstücken von sehr guter Qualität, am 1ten August Nachmittags 2 Uhr in der Behausung des Scheffen Schmachtenberg zu Hahn aus freyer Hand an den Meistbietenden durch Unterzeichneten öffentlich verkauft werden. Kauflustige können inzwischen die Bedingnisse bey Theodor Eickenberg auf Breidenhof zu Hahn vernehmen.

Solingen den 1sten Jul. 1805.     H. J. Guilleaume     Gerichtsschreiber"

[Zitiert bei: Die Heimat 1955, S. 40; offensichtliche Druckfehler korrigiert]




Eigentümer Aderjon (Adrian)

Irgendwann ist es zum Verkauf gekommen. Am 18.02.1818 verkündete ein anderer Eigentümer, Abraham Aderjon (Adrian), öffentlich seine Verkaufsabsichten:


Öffentlicher Anzeiger Nr. 8 vom 27.02.1818

"Unterzeichneter ist Willens, seine auf der Itterbach sehr gelegene, mit einem neuen Backofen, zwei Wasserrädern, einem großen Wasserbehälter und gutem Gefälle versehene Mahlmühle, für alle Getraidearten und Gerstmühle, nebst Wohnung, alles in gutem Stande, wo auch noch sehr leicht die Einrichtung für Brau- und Branntweinbrennerei zu machen ist; ferner geräumige Scheune und Stallungen nebst Baumhof, Garten, Ackerland und Wiese;
am Freitag, den 6ten k. M. März, Nachmittags 2 Uhr, in der Behausung des Herrn Bürgermeisters Schmachtenberg zu Haan, aus freier Hand zum Verkauf meistbietend auszustellen.

Die Lage der Mühle und Kaufbedingnisse können auch vorher bei mir in Augenschein genommen werden.

Breidenmühle bei Haan, den 18. Februar. 1818.     Abraham Aderjon."


Johann Abraham Adrian war vorher Müller in der Papiermühle an der Wupper gewesen und wird dort 1791/92 und 1803 nachgewiesen. 1805 erscheint er als Müller in der Grunenburg. Er starb in der Breidenmühle (Unterhaan Nr. 64) am 12.12.1826. [Brangs]

Seine älteste Tochter, Johanna Maria Adrian, heiratete den Messerfabrikanten Johann Samuel Küll, Mitbesitzer des Fronhofs in Solingen.

Nachdem Johann Abraham Adrian schon 1818 vergeblich versucht hatte, die Breidenmühle zu veräußern, versuchte er es später mehrfach wieder. "Trotz der nicht schlecht klingenden Vorzüge, mit denen das Anwesen immer wieder in Verkaufsanzeigen angespriesen wird, scheint es sich nicht um einen besonders lohnenden Betrieb gehandelt zu haben; denn allzu oft erfahren wir von den Versuchen der Eigentümer, sich von dem Besitztum zu trennen." [Brangs]

Einer Verkaufsanzeige vom 19.11.1828 (Eigentümer: Abr. Adrian, Bevollmächtigter: Schwiegersohn Johann Sam. Küll); sind schon zwei weitere Angebote fast gleichen Inhalts vom 1. (oder 10.?) Oktober und 6. November 1828 vorausgegangen. Zu einem Verkauf kam es jedoch nicht. [Brangs; Solinger Wochenblatt vom 11.10.1928]


Elberfelder Provinzial-Zeitung

"Auf Anstehen des Herrn Johann Sam. Küll, Kaufmann zu Solingen, als Bevollmächtigten des Herrn Abr. Adrian, wird zum Verkauf der diesem zugehörigen, zwischen den Dörfern (!) Haan und Wald, in einer volkreichen Umgebung, auf den hinlängliches Wasser habenden Itterbach gelegenen Breidenmühle, noch ein zweiter Termin auf Mittwoch, den 10. December Nachmittags 3 Uhr, beim Gastwirthen Wilh. Hammesfahr zu Wald mit dem Bemerken vorbestimmt, daß im 1sten Termin 4000 Thaler geboten worden, und in dem 2ten der definitive Zuschlag wohl ohne Zweifel ertheilt werden dürfte.

Hierzu gehören die Mahlmühle mit dem Wohnhause Nro. 146 nebst Scheune und Stallungen, 89 3/4 Ruthen Hof und gehäuchter Platz, 1 Morgen 133 Ruthen Garten und Wiesen, nebst Teich und Graben.

Solingen, den 19. November 1828.     Joh. Chr. Raffelsieper, Notar."

[Zitiert bei: Die Heimat 1928, S. 67 und Die Heimat 1955, S. 40]


  Haan erhielt die Stadtrechte erst am 15. Februar 1921, Wald am 4. September 1856.

Von 1843 und 1844 sind einige Rechnungen erhalten geblieben (im Solinger Stadtarchiv), in denen der neue Pächter des Mühlenbetriebes, Carl Bachmann, genannt wird. Geliefert wurde Buchweizenmehl an einen »Herrn A. Ohliger (Oliger) à Solingen«. [Brangs]




Eigentümer Küll

Inzwischen muss die Mühle durch Erbschaft auf Abraham Aderjons Schwiegersohn Johann Samuel Küll und dessen Bruder Peter Daniel Küll übergegangen sein. Im Mai 1845 geben die Brüder Küll folgende Verkaufsanzeige auf:


"Die zwischen Wald und Haan (volkreicher Gegend) auf der Itterbach gelegene Breidenmühle, von drei Mahlgängen, welche auch im trockenen Sommer täglich mit guter Wasserkraft versehen ist, steht wegen Absterbens meines Sohnes Hermann, welcher derselben vorstand, mit allen Mühlen- und Backgerätschaften, nebst bestelltem Garten und Feld zu verkaufen oder zu vermieten und kann jede Woche in Betrieb übernommen werden. Näheres bei Herrn J.S. Küll in Solingen oder beim Unterzeichneten zu erfahren.

Velbert, den 13. Mai 1845.         P.D. Küll"

[Zitiert bei Brangs; ohne Angabe, wo diese Anzeige erschienen ist
(nicht Solinger Kreis-Intelligenzblatt).
]


Besagter Sohn, der Müller und Bäcker Hermann Küll, war am 29.04.1845 "in seiner Wohnung zur Breidenmühle, Gemeinde Unterhaan" im Alter von erst 18 Jahren verstorben. Als Sohn der Eheleute Peter Daniel Küll und Maria Christina Kretzmann wurde er am 15.04.1827 im Fronhof zu Solingen geboren. Sein Vater war Kaufmann zu Lehn (1811) und später in Solingen (1827, 1835). Später verzog er nach Krefeld und betrieb dort eine Wirtschaft.

1846 scheint Peter Daniel Küll Krefeld wieder verlassen zu haben, um sich in der Breidenmühle niederzulassen, die bis dahin noch keinen neuen Eigentümer gefunden hatte. [Brangs] Von Johann Samuel Küll und seiner Frau ist nicht mehr die Rede.

Sicherlich haben die beiden benachbarten Mühlen, die an der Itter oberhalb gelegene Heidberger Mühle und die unterhalb gelegene Brucher (Caspersbroicher) Mühle, die beide eine weit günstigere Lage hatten, wesentlich dazu beigetragen, dass die Breidenmühle sich auf die Dauer nicht halten konnte. [Brangs]

Wohl aufgrund dieser Erkenntnis entschloss sich 1846 Peter Daniel Küll zur Aufgabe des Mühlenbetriebs, um die Mühle in einen Schleifkotten umzubauen. So geschah es auch. [Brangs]


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 15. April 1846

"Die zwischen Wald und Haan auf der Itterbach gelegene und mit hinreichendem Wasser versehene Breidenmühle, wird in einen Schleifkotten für kleine Schleiferey verwandelt und Mai zum Laufen fertig seyn; daselbst sind noch einige Schleifstellen, nebst einer schönen Wohnung mit Gartenland zu vermieten. Näheres bei P.D. Küll.

Breidenmühle, den 11. April 1846.

Auch steht daselbst noch ein von Duckstein erbauter Backofen, in gutem Zustande, nebst einigen Backergeräthschaften und einem 10' langen Beutelkasten zu verkaufen."


In der Folgezeit wurde die Anlage "Breidenkotten" oder "Breitekotten" genannt. [Brangs]

Vor dem 25.08.1869 war Peter Daniel Küll verstorben. [Lunkenheimer] Seine Witwe, die in Velbert wohnte, wollte zusammen mit ihren Kindern und Schwiegersöhnen im September 1869 das ganze Anwesen öffentlich versteigern lassen. Ob es daraufhin zum Verkauf kam, ist nicht bekannt.


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 29. August 1869
"Kotten-Versteigerung

Die Frau Wittwe Peter Daniel Küll, Rentnerin zu Velbert, deren Kinder und Schwiegersöhne lassen

am Samstag, den 11. September laufenden Jahres, Nachmittags um 5 Uhr,
zu Ohligs beim Gastwirthen Herrn August Heipertz

ihre in der Gemeinde Haan resp. Merscheid am Itterbach gelegene Besitzung, sogenannte Breidenmühle, bestehend aus Kottengebäulichkeiten, Wohnhaus, Stallung und Scheune sammt 4 Morgen 127 Ruthen 90 Fuß Gebäudeplatz, Teich, Hofraum, Garten, Wiesen und Ackerland, öffentlich an den Meistbietenden unter sehr günstigen Bedingungen durch den Unterzeichneten versteigern. Am Kotten concentrirt sich das Gefälle des ganzen wasserreichen Itterbachs und beträgt 17 ½ Fuß, das Wasserrad ist 19 Fuß hoch und 4 ½ Fuß breit und beziffert sich die disponible Wasserkraft auf ca. 27 Pferdekräfte.

Das Kottengebäude ist im Erdgeschoß massiv aus Ziegelsteinen erbaut und die Scheune aus Fachwerk; der Brunnen liegt zwischen den besagten 3 Gebäuden.

Wald, den 25. August 1869.     C. J. Blumberg, Notar"




Pächter Melcher

Um das Jahr 1898 [lt. Heinson um 1890] hatte Wilhelm Melcher mit seinen vier Söhnen, Karl, Fritz, Walter und Artur Schleifstellen im Breidenkotten gepachtet, in dessen Nähe er mit seiner Familie wohnte. Ein Foto dieser Schleifer befindet sich im Stadtarchiv Solingen. [Heinson; Lunkenheimer]

Von Wilhelm Melcher ist überliefert, dass er gern "bei seiner Arbeit ein Lied anstimmte, so daß die Leute auf der Straße stehen blieben, um den tüchtigen Tenor zu hören. [...] Er übte aber noch einen Nebenberuf aus. Er hatte nämlich eine gut gehende Flaschenbierhandlung. Um sich seine Kundschaft zu sichern, betrieb er auch eine 'Gesellschaftswirtschaft', eine im alten Haan nicht seltene Einrichtung. In ihr durfte nur Flaschenbier ausgeschenkt werden. Die Mitglieder mußten eine Aufnahmegebühr von 10 Pfennigen bezahlen. Das angesammelte Geld wurde an die Armenverwaltung abgeliefert." [Heinson S. 150]

Eine solche Gesellschaftswirtschaft war zeitweise auch die Schwanenmühle am Viehbach.

Die Miete für eine Schleifstelle im Breidenkotten betrug um 1898 für Messerschleifer 3 Mark wöchentlich; die Scherenschleifer zahlten etwas weniger. [Lunkenheimer]

Der Schleifkotten war bis etwa 1899 in Betrieb.
  Bei Brangs ist 1890 angegeben; wohl ein Druckfehler.


Breidenmühle
 
Vor 1907
Breidenmühle
nach einer Postkarte.
Links das nicht mehr vorhandene
Mühlen- und spätere Kottengebäude.

Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen



Das Ende

1907 wurde das Kottengebäude niedergelegt. [Brangs] In Lunkenheimers Manuskript findet sich der Vermerk: "wegen Wassermangel", in seinem Buch schreibt er "wegen Baufälligkeit".

  Lt. Denkmalverzeichnis der Stadt Haan wurde der gewerbliche Teil am Obergraben im Süden vermutlich um 1900 abgebrochen.

Um 1924 gehörte das Gelände der Firma Jung & Simons in Elberfeld, zuvor dem Kommerzienrat Häuser in Köln. [Lunkenheimer]

Das neben dem Schleifkotten gelegene Wohnhaus - das nicht immer weiß gewesen ist - steht noch und trägt die Bezeichnung "Breidenmühle 1". Die verbliebenen Gebäude sind im Denkmalverzeichnis der Stadt Haan eingetragen: "zweigeschossiges Backsteinhaus, weiß geschlämmt, im Innern noch Balkendecken und Fachwerkwände." Auch das links davon stehende eingeschossige Fachwerkhaus Breidenmühle 2 steht unter Denkmalschutz. [Stadt Haan]





Namen

16. Jh.   Familie Breidt
1684   Henrich in der Breidenmühle
1731   Wilhelm Butzmühlen
vor 1772   Adolf Weber 1772   Wilhelm Weber und Anna Gertraud Kaymer
1779   von Wittgenstein
1779   Peter Weber
1799   Johann Wilhelm Weber
1805   Theodor Eickenberg
1818, 1826   Johann Abraham Adrian (Aderjon)
Ehepaar Johann Samuel Küll und Johanna Maria Adrian
1828   Johann Samuel Küll
1843, 1844   Carl Bachmann
1845, 1846   Ehepaar Peter Daniel Küll und Maria Christina Kretzmann
1845   J. S. Küll, Hermann Küll
1898   Wilhelm Melcher, Karl, Fritz, Walter und Artur Melcher
bis 1924   Häuser
1924   Firma Jung & Simons



  Ittertal - Breidenmühle


Quellen:
  • Die Heimat 1928 und 1955
  • Brangs, Hans: Auf der Karte von Ploennies hieß es "mühl". Die Heimat 10/1964
  • Lomberg (1928)
  • Lunkenheimer (1990) S. 70-72
  • Stadt Haan (1990) S. 48 f
  • Vollmar (Häuser und Höfe)

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