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Weckskotten - Kirschbaumskotten (Itter)

Kirschbaumskotten
Vor 1917   Kirschbaumskotten
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Lage
Geschichte und Eigentümer
Varianten über das Ende
Namen




Lage

Der Kirschbaumskotten, auch Weckskotten und Ernenkotten I genannt, lag an der Itter zwischen Neuenkotten und Trinns- bzw. Schäferskotten. Er erscheint 1715 in der topographischen Karte von Ploennies auf der linken Bachseite. - Der Kotten befand sich am nordöstlichen Ende des späteren Strandbadgeländes. Er ist auch auf einem Lageplan des damals neu gebauten Strandbades eingezeichnet.


Kottenstandorte




Geschichte und Eigentümer

Der Kirschbaumskotten befand sich anscheinend zunächst in Händen der alten Schleiferfamilie Weck. "Um das Jahr 1690 zog die Familie Weck aus Burg an der Wupper nach Obenitter. Hier kaufte sie [...] das Bauerngut zu Obenitter und den Weckskotten (jetzt Kirschbaumskotten), der bis zum Jahre 1875 in dem Besitz der Familie blieb. Auf der Itter schliffen die Wecks fast zweihundert Jahre lang große Messer, während sie in Burg Schwerter geschliffen hatten." [SKIB 11.05.1901]

Die Bezeichnung Weckskotten ist auch in einer Dimissoriale vom 13.04.1767 belegt, worin die Genehmigung zur Heirat von Johann Wilhelm Weck am Weckskotten mit Catharina Rauhaus, Tochter der Eheleute Abraham Rauhaus in der Külf [Gräfrath], erteilt wird." [Lunkenheimer S. 60]

Die Kotten-Bezeichnungen waren aber uneinheitlich bzw. wechselten immer wieder im Lauf der Zeit:

"In der alten Zunft der Schleifer wurden die Kotten nach den Vornamen der Vorfahren des jeweiligen Besitzers benannt, indem die Vornamen mehrerer dieser Vorfahren in absteigender Folge aneinander gereiht wurden. So wurde zu den Zeiten des Großvaters des jetzigen Wirths Weck [Friedrich Weck, Wirt des Ittertaler Volksgartens, 1901] der Kirschbaumskotten als Fritz-Heinrich-Abraham-Jungs-Kotten in der Zunft bezeichnet." [SKIB 11.05.1901]


"1787 wird ein 'Abraham Wecks Kotten' genannt. Bei der Verhandlung wurde festgestellt, daß der Kotten nur einen kleinen Teich besaß; der Eigentümer gab damals an: »der Grefrather Mühler könnte zwar täglich bei kleinem Wasser nicht mahlen, allein derselbe finge oftermahlen des Nachmittags an, wodurch sie alsdann bei nächtlichen Zeiten von diesem Wasser überstürmt würden und also nicht gebrauchen könnten.«" [Lunkenheimer S. 60 und Brangs]

  Der Gräfrather Müller wird der Bausmüller gewesen sein. (Zwischen Bausmühle und Kirschbaumskotten lagen noch drei Kotten!) Das Thema kam vermutlich beim Termin des Benrather Kommissars Frhr. von Franz mit den Müllern und Schleifern an Itter und Lochbach am 26.10.1787 zur Sprache.

Am 09.08.1808 werden in der Grundaufnahme von Wald zwei Abraham Weck als Eigentümer des Weckskottens genannt: einer aus Sonnenschein und einer aus Itter.

Am 01.11.1808 verkauften Wilhelm Mutz und seine Tochter Maria, spätere Ehefrau des Messerschmiedes Friedrich-Wilhelm Koch aus Oben-Itter, ein Viertel des Kottens für 307 Taler 90 Groschen an den Schleifer Carl-Wilhelm Kirschbaum aus Theegarten. [Lunkenheimer S. 60]


Kirschbaumskotten
 
Kirschbaumskotten vor 1917.
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen


1849 sollten Umbauten an den Stauanlagen des Kirschbaumskotten vorgenommen werden:

Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 18. August 1849

"Die Eigenthümer des zwischen Oben- und Mittelitter gelegenen sogenannten Wecks-Kotten, C.W. Kirschbaum und Wilhelm Voos, beabsichtigen an besagtem Schleifkotten ein steinernes Schalt (Freiarche) anzulegen, und den Damm des Obergrabens mit dem Deichdamme in eine gleiche Höhe zu bringen.

Indem ich dieses nach Vorschrift des §.29 der allgemeinen Gewerbe-Ordnung zur allgemeinen Kenntniß bringe, bemerke ich gleichzeitig, wie gegen die projektirte Anlage, resp. Umänderung, innerhalb vier Wochen etwaige Einreden vorgebracht werden müssen, und Situations- und Nivellements-Plan während dieser Dauer hier einzusehen sind.

Wald, den 14. August 1849
Das Bürgermeister-Amt             Der Beigeordnete: Carl Dültgen"


"Der Miteigentümer Wilhelm Voos hatte aber sein Kottenviertel schon am 9. Juli 1849 an Abraham Clauberg verkauft" [Lunkenheimer S. 60], wie aus der folgenden Textpassage hervorgeht:


"Vor dem Notar Koch erschienen am 18. Dezember 1851:
a) Abraham Clauberg, Schleifer und Wirt, und Ehefrau Henriette, geb. Weck,
b) David Witte, Wirt und Winkelier zu Demmeltrath,
c) Carl Wilhelm Kirschbaum, Schleifer in der Oben-Itter.

Die genannten Eheleute, Abraham Clauberg und Henriette, geb. Weck, verkaufen dem mitanwesenden David Witte und Carl Wilhelm Kirschbaum zu gleichen Teilen »das an der vorderen Seite in der Richtung nach Gräfrath zu gelegene Viertel des in der Gemeinde Wald an der Itterbach gelegenen Schleifkotten, der Weckskotten genannt, samt allen An- und Zubehörungen an Teich, Graben und Umlage, der Kotten, eingetragen im Kataster der Gemeinde Wald unter Flur 1, Nr. 609 des Grundstücks, Flurabteilung-Weckskotten« ohne Angabe der Flächengröße mit einem Reinertrag von einem Taler. Der Mitverkäufer Abraham Clauberg hatte das Kottenviertel am 9. Juli 1849 von Wilhelm Voos, Schleifer am Kuppershäuschen in Haan, angekauft. Der Kaufpreis für die neuen Eigentümer des Kottenviertels betrug 1150 Taler Preußisch Courant."

[Lunkenheimer S. 60]


Der Schleifkotten hatte nun vier Eigentümer:

1. Wilhelm Weck, Schleifer zu Bärenkamp, Gemeinde Haan,
2. Carl Wilhelm Kirschbaum, Schleifer zu Oben-Itter,
3. Abraham Clauberg, Schleifer und Wirt zu Wald,
4. David Witte, Wirt und Schleifer zu Demmeltrath.

Diese Eigentümer wollten im September 1850 den Sammelteich ihres Schleifkottens vergrößern, wozu die Regierung in Düsseldorf am 10.3.1851 ihre Einwilligung gab.

Da C.W. Kirschbaum schon zuvor 1/4 des Kottens in seinen Besitz gebracht hatte, besaß er nun 3/8 des Schleifkottens. [Lunkenheimer S. 60]

1853 wurden in der Liste des Walder Bürgermeisters Hammesfahr über die im Walder Bezirk vorhandenen Wasserbetriebswerke folgende Angaben zum damals so genannten Weckskotten gemacht:

    9. Weck's Kotten
    Besitzer: Karl Kirschbaum, Wilh. Weck und David Witte.
    Schleifkotten mit einem oberschlächtigen Wasserrad.
    16 Fuß Gefälle,
    26 Schleifstellen.
    1851 konzessioniert.
    Wehr ist vorhanden.
    Höhe über dem Fachbaum 3,44 Fuß.
    Der Aufstau des Oberwassers darf die Höhe von 0,83 Fuß über der Schwelle des Flurschützes unterhalb des oberhalb gelegenen Neuenkottens nicht überschreiten. [Flurschütz oder Flutschütz?]
    Pegel wurden 1848 und 1851 oberhalb bezw. unterhalb gesetzt."
    [Günther S. 102]
  Über die Stauanlagen


1856 brannte der Schleifkotten ab. [Im SKIB v. 11.05.1901 ist 1864 angegeben, was kaum stimmen kann.] Die Eigentümer wollten es dabei aber nicht belassen:


Öffentlicher Anzeiger Düsseldorf, Jahrgang 1860, Nr. 1520

"Die Gebrüder Carl und August Kirschbaum und Wilhelm Weck beabsichtigen an Stelle des abgebrannten Weckskottens an der Itterbach einen neuen Schleifkotten aufzubauen, an welchem das Rad gegen früher vergrößert werden soll, ohne aber in den Stau-Verhältnissen, festgestellt durch das Protokoll vom 28. Jan. 1851, etwas zu ändern.

Wald den 24. September 1860"

[zit. bei Lunkenheimer S. 61]


"Der Schleifkotten, in welchem große Messer und Bügel geschliffen wurden, wurde an derselben Stelle, jedoch bedeutend größer, wieder aufgebaut. Nach dem Eigentümer C.W. Kirschbaum wurde der neue Kotten nun Kirschbaumskotten genannt. In einem Aktenstück werden 1867 die Gebrüder Kirschbaum und der Schleifer Carl Weck als Eigentümer bezeichnet". [Lunkenheimer S. 61]

Im "Verzeichniß der in der Bürgermeisterei Wald vorhandenen Schleifereien" des Bürgermeisters Alvermann vom 04.02.1875 ist als Eigentümer-Name Kirschbaum angegeben (& "Consorten"?). Außerdem ist vermerkt, dass hier Trockenschleiferei betrieben werde. [Stadtarchiv Solingen, Akte W-2263]


Strandbadbau
 
Die Bassinanlage des Ittertaler Strandbades im Bau.
Vorne links steht der Kirschbaumskotten.
Aus einem Werbeprospekt zum Ittertaler Strandbad, S. 22

Strandbad
 
Strandbad Ittertal, Ansichtskarte
Slg. H.G. Wenke.
Das helle Gebäude im Hintergrund rechts
ist der Kirschbaumskotten.



Varianten über das Ende

  Wahrscheinlich wurde der Kirschbaumskotten 1926 stillgelegt (bzw. der Kottenbetrieb eingestellt) und vor 1928 abgerissen. Meine Vermutung gründet sich auf die Bilddokumente. Aber es gibt andere Varianten:

"Das Gebäude wurde im Jahre 1920 beim Bau des Ittertaler Strandbades niedergelegt, nachdem der Kottenbetrieb bereits 1914 eingestellt worden war." [Brangs]

"Seit 1914 war der Schleifkotten außer Betrieb und dem Verfall preisgegeben, bis ihn im Jahre 1920 der Walder Rasiermesserfabrikant C. Friedrich Ern erwarb. Im selben Jahr wurde durch C.Fr. Ern das Ittertaler Strandbad gebaut, womit das Ende dieses Schleifkottens gekommen war und am 27. Juni 1921 wurde er niedergelegt." [Lunkenheimer S. 61]

"Kirschbaumskotten unterhalb Obenitter (beim Strandbadbau niedergelegt)". [Solinger Tageblatt vom 2./3.11.1940]

  Das Strandbad wurde 1913-16 gebaut. Wie verschiedene Ansichtskarten zeigen, war das Kottengebäude danach noch vorhanden.

  Das folgende Foto des Wasserrades wurde 1927 im Düsseldorfer Stadtanzeiger veröffentlicht. Ob es den Kirschbaumskotten zeigt, der auch Weckskotten genannt wurde, ist unklar. Ein Aufnahmedatum ist nicht angegeben; 1927 stand der Kotten nicht mehr. Fr. Weck wird als Besitzer genannt, aber C.Fr. Ern hatte den Kotten schon 1920 gekauft.


Kirschbaumskotten
Foto: Düsseldorfer Stadt-Anzeiger vom 06.02.1927
 
Ittertaler Strandbad
Ittertaler Strandbad 1928. Das helle Gebäude im Hintergrund
ist verschwunden. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen


Bildunterschrift zum Bild links (1927):
"Charakteristisches Wasserrad an dem Schleifkotten des Herrn Fr. Weck, Besitzer des 'Ittertaler Volksgartens'.



Namen

1767   Ehepaar Johann Wilhelm Weck und Catharina Rauhaus
1787   Abraham Weck
1808   Abraham Weck aus Sonnenschein und Abraham Weck aus Itter
1808   Wilhelm Mutz, Maria Mutz
1808   Carl-Wilhelm Kirschbaum
1849   C. W. Kirschbaum und Wilhelm Voos
1849   Abraham Clauberg
1851   Ehepaar Abraham Clauberg und Henriette geb. Weck
1851   David Witte, Carl Wilhelm Kirschbaum, Wilhelm Weck
1853   Karl Kirschbaum, Wilh. Weck und David Witte
1867   Gebrüder Kirschbaum und Carl Weck
1920   C. Friedrich Ern



  Ittertal - Kirschbaumskotten


Quellen:
  • Brangs,Stadtarchiv Solingen, 0-4-Kotten-Allgemein
  • Düsseldorfer Stadt-Anzeiger vom 06.02.1927
  • Günther (1932). Seine Quelle: Gemeindeakten Solingen-Wald, G.II.5
  • Lunkenheimer (1990) S. 60 f
  • Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 18.08.1849
  • Stadtarchiv Solingen, Akte W-2263
  • Strandbad Ittertal Wald - Rhld. (Prospekt o.J., zwischen 1919 und 1921?)

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