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Plückerskotten - Buckerter Kotten - Linderskotten (Itter)

Linderskotten
Vor 1928   Plückerskotten
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Lage
Geschichte und Eigentümer
Das Ende?
Namen

   Hofschaft Buckert



Lage

Der Linderskotten lag zwischen Zieleskotten und Neuenkotten auf Walder Gebiet. Auf der Ploennies-Karte von 1715 ist er links der Itter eingezeichnet. "Der Schleifkotten lag gegen den Kninsbusch und umfaßte einen Grundbesitz mit Graben und Teich von 52 Ruten" - so zitiert Lunkenheimer [S. 57] aus der Grundaufnahme von 1807. Der Linderskottens stand wahrscheinlich im heutigen Stauteich.


Kottenstandorte



Geschichte und Eigentümer

Ein Kotten stand an dieser Stelle also schon 1715, aber über den Erbauer ist, wie so oft, nichts bekannt.

Im Rentmeisterei-Jahresabschluss 1750 und 1755/56 des Hofrats, Richters und Rentmeisters Kannegießer [Solinger Tageblatt vom 17.10.1940] sind als Steuerpflichtige an der Itter mit 70 Albus für das Jahr
-   1750 Clemens u. Wilh. Plücker modo [= jetzt] Joh. und Wilh. Linder und für
-   1755 W. Linder u. Peter Mutz
genannt, allerdings ohne Angabe der dazugehörigen Betriebsstätte. Eine Zuordnung bliebe Spekulation.

Lunkenheimer nennt als Eigentümer des Kottens Peter und Gebrüder Linder (Lender). "1787 wird er als "Lenderskotten" genannt." - "Bei Verhandlungen im Jahre 1787 wird festgestellt, daß der Kotten keinen Teich hat." [Lunkenheimer S. 57]

  Als Quelle gibt er an: HStA Düsseldorf Jülich-Berg, Kellnereirechnung, Amt Solingen, 1786/87. In dieser Quelle waren seine Angaben jedoch nicht zu finden. Es wird sich bei diesen "Verhandlungen" um die Besprechung des Benrather Kommissars Frhr. von Franz mit den Müllern und Schleifern an Itter und Lochbach am 26.10.1787 handeln.

Der Kotten führte nach der Familie Plücker auch die Bezeichnung Plückerskotten [Lunkenheimer S. 57]

  "Der im Bergischen häufig auftretende Name Plücker wird wohl auf das Wort blicken = bleichen zurückzuführen sein. Plücker heißt demnach = der Bleicher." [Otto Schell MBGV 1894 S. 47]


"Ein aufregendes Ereignis war der Unfall des Schleifers Johann Abraham Claas, der am 28.5.1804 im Plückerskotten an der Itter den Treibriemen auf das Hehlrad werfen wollte, von dessen Achse ergriffen und unzählige Male herumgeschleudert wurde. Der Unglückliche ist nach acht Tagen gestorben. Pastor Engels hat über diesen Unfall ausführlich im Kirchenbuch berichtet." [Rosenthal S. 49]

Sterbebucheintrag Claas Sterbebucheintrag Johann Abraham Claas

  Über die Unfallgefährdung der Schleifer

Im August 1808 werden als Eigentümer Peter Linder aus Gütchen [derselbe wie 1787?] und Peter Bick aus Bärenkamp genannt. [Grundaufnahme der 1. Dorfhonschaft Wald, 1807; zitiert bei Lunkenheimer S. 57]

  Die bei Lunkenheimer auf S. 57 im Jahr 1847 genannten Eigentümer des Schleifkottens, Witwe Linder und Carl Kaymer, beziehen sich - wenn man der Quelle Günther glauben darf - nicht auf den Linderskotten = Plückerskotten, sondern auf den Linderskotten = Trinns- oder Schäferskotten. Sie erscheinen dort unter "10. Linderskotten" in der sog. "Nachweisung" des Bürgermeisters von Wald aus dem Jahr 1853.

In den Sommermonaten war zeitweise wenig Wasser zum Betrieb der Schleifkotten vorhanden. Daher legten die damaligen Eigentümer, die Brüder Linder zu Itterbruch, die Witwe von Wilhelm Mutz und Wilhelm Plücker zu Nümmen mit Genehmigung aus Düsseldorf vom 03.10.1850 einen zweiten Sammelteich an. [Lunkenheimer S. 57]

1853 (24. Mai bzw. 5. Sept.) werden in der "Nachweisung" des Bürgermeisters von Wald über die im Walder Bezirk vorhandenen "Wasserbetriebswerke" folgende Angaben gemacht:

    7. Linderskotten
    Besitzer: Gebrüder Linder, sowie Ww. Mutz und Konsorten.
    Schleifkotten mit einem oberschlächtigen Wasserrad.
    Wehr ist vorhanden.
    Höhe über dem Fachbaum 2,64 Fuß.
    Pegel ist 1851 gesetzt.
    [Günther S. 102]
  Über die Stauanlagen

1857 erschien folgende Verkaufsanzeige des Schleifers und Viertel-Kottenbesitzers Johann Abraham Linder:


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 4. Juli 1857
"Schleifkotten

Ich bin Willens mein Viertel Schleifkotten auf dem Itterbach, der "Linderskotten" genannt, worauf 4 Pließtstellen und ein heller großer Stein sind aus freier Hand zu verkaufen. Derselbe kann jetzt oder künftigen Mai überliefert werden. Das Nähere zu erfahren beim Eigenthümer Joh. Abr. Linder.

Itterbruch bei Wald, den 1. Juli 1857."


Linderskotten
Um 1910   Linderskotten
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
Bildaufschrift:
"Plückerskotten Ittertal 1926.
Später Staubecken."
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Linderskotten

Im Mai 1870 sollte der Kotten geteilt und verkauft werden. "Es teilten sich den Besitz die Eheleute Schleifer Robert Butz und Emilie Linder zu Mittel-Itter und der Schleifer Reinhard Kaymer und Consorten. Da es nicht zum Verkauf des Kottens kam, auch eine Versteigerung mit der ermäßigten Taxe von 2 400 Talern nicht zum Erfolg führte, kam es am 5. Juli 1870 zu einer gerichtlichen Teilung zwischen Plücker und Linder." [Lunkenheimer S. 57] Dies ist die Versteigerungs-Anzeige:


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 3. Juli 1870
"Kotten-Versteigerung

In der gerichtlichen Theilungssache Plücker ./. Linder wird der Unterzeichnete

am Montag den 8. August l. J., Nachmittags 4 Uhr, zu Wald,

in der Wohnung des Gastwirthen Herrn Friedrich Knapp, früherm Wester'schen Lokale, den zur Theilmasse gehörenden, bei der Buckert auf der Itterbach Bürgermeisterei Wald gelegen

Schleifkotten,

der "Linderskotten" genannt, sammt 1 Morgen 77 Ruthen 6 Fuß Gebäudeplatz, Teich, Wassergraben und Holzung, taxirt zu 2 400 Thaler, öffentlich an den Meistbietenden zum Verkaufe ausstellen und bei Erreichung der Taxe sofort definitiv zuschlagen.

Wald, den 2. Juni 1870.     C. J. Blumberg, Notar."


Am 04.02.1875 gibt Bürgermeister Alvermann in seiner Liste der in Wald vorhandenen Schleifereien als Eigentümer des "Lindersbergerkotten" Linder & Consorten an und bemerkt, dass in diesem Kotten Trockenschleiferei betrieben werde.

  Lunkenheimer nennt an dieser Stelle als Eigentümer des Linderskotten Butz und Kaiser. Diese beiden Namen beziehen sich aber auf den Trinns- oder Schäferskotten, der in der Liste des Bürgermeisters ebenfalls mit "Linderskotten" bezeichnet wird.

1896 wird die Schleiferei in der Vorflut- und Bachschauordnung "Buckerterkotten" genannt.

Um 1918 ging der Kotten in den Besitz des Fabrikanten Karl Paashaus über. [Lunkenheimer S. 57 f]




Das Ende?

Der Anfang vom Ende des Linderskottens war schon wenige Jahre nach dem Bau des Ittertaler Strandbades (1913-1916) absehbar. Nach Lunkenheimer wurde der Kotten um 1921 niedergelegt. Das Solinger Tageblatt vom 2./3. Nov. 1940 und Schneider Berrenberg geben ihm ein paar Jahre mehr: Danach wurde er erst beim Bau des Strandbad-Staubeckens 1928 abgetragen.

Das Original des folgenden Bildes ist mit "1927" beschriftet. Da war das Staubecken schon gefüllt und der Kotten verschwunden.


Staubecken
Bau des Staubeckens 1927. Aufschrift auf dem Original: "Wo Plückers Kotten stand." Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Staubecken
Februar 2004   Der Stausee



Namen

?      Peter und Gebrüder Linder
1750   Clemens u. Wilh. Plücker, Joh. und Wilh. Linder
1755   W. Linder u. Peter Mutz
1804   Johann Abraham Claas
1808   Peter Linder und Peter Bick
1850   Brüder Linder, Witwe von Wilhelm Mutz, Wilhelm Plücker
1853   Gebrüder Linder, Ww. Mutz
1857   Johann Abraham Linder
1870   Eheleute Robert Butz und Emilie Linder, Reinhard Kaymer
1870   Plücker, Linder
1875   Linder
um 1918   Karl Paashaus



  Ittertal - Linderskotten


Quellen:
  • Günther (1932). Seine Quelle: Gemeindeakten Solingen-Wald, G.II.5
  • Lunkenheimer (1990) S. 57 f
  • Schell, Otto, MBGV 3/1894
  • Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 04.07.1857 und 03.07.1870
  • Solinger Tageblatt vom 02./03.11.1940
  • Stadtarchiv Solingen, Akte W-2263
  • Clauberg (Rentmeisterei-Jahresabschluß von 1750)

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