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Brochshammer - Demmeltrather Hammer
(Demmeltrather Bach)


2008   Demmetrather Bachtal
 
Demmeltrather Bach
Lage
Geschichte und Eigentümer
Namen



Demmeltrather Bach

Die zwischen Wald und Central südlich der Focher Straße gelegene Hofschaft Demmeltrath "... war zur Zeit des einfachen Landverkehrs Haltepunkt der Pferdefuhrwerke und damit ein Verkehrsort zu der Zeit, als die Landstraßen noch nicht voll ausgebaut waren." [Solinger Tageblatt vom 16.01.1936] Demmeltrath wird in demselben Artikel als "Industrieort im Kleinen" bezeichnet.

"Der nur 1,6 km lange Nebenbach des Lochbachs fließt aus einem Teich unterhalb der Hofschaft Heide, bei Central, durch den Demmeltrather Grund in nordwestlicher Richtung". [Lunkenheimer]

Lt. Karte scheint der Demmeltrather Bach knapp südlich der Kreuzung Schlagbaum / Focher Straße zu entspringen. Er verläuft parallel zur Focher Straße in westlicher Richtung, fließt durch besagten kleinen Teich, unterquert die Frankenstraße und wendet sich hinter dem Hallenbad Vogelsang in Richtung Südwesten.

Ein bis hierher parallel zum Bach verlaufender Weg führt über Eigener Feld wieder hinunter zum Bach und zur Focher Straße (gegenüber Einmündung Demmeltrather Straße).

Der Bach fließt weiter in südlicher Richtung, zum größten Teil verrohrt, unter dem Bahndamm der einstigen Strecke Solingen-Wald (Korkenziehertrasse) her. Am Eigener Berg wird er wieder sichtbar; in Dültgenstal mündet er in den Lochbach.




Lage

Der Brochshammer war das einzige bekannte Wassertriebwerk, das vom Wasser des kleinen, unscheinbaren Demmeltrather Baches angetrieben wurde. Er stand im "Demmeltrohder Grond" auf einer Wiese von einem Morgen, 98 Ruten und 10 Fuß in Flur 4, Nr. 162 der Gemarkung Wald.

Die Urkarte von 1829 zeigt am Demmeltrather Bach einen Teich, aber keinen Hinweis auf einen Hammer oder sonstiges Wassertriebwerk. Vermutlich wurde der Hammer erst nach 1829 errichtet.

  Auf der Hofacker-Karte von 1898 ist zwischen Heide und Vogelsang ein Quadrat am Bach eingezeichnet, möglicherweise der Standort des Hammerwerks.



Detail der Hofacker-Karte von 1898: Demmeltrather Bach


Geschichte und Eigentümer

Die recht kurze Geschichte des Brochshammers kann anhand von Überlieferungen und Zeitungsanzeigen nur sehr bruchstückhaft nachvollzogen werden.

  Die Dokumentation Lunkenheimers stimmt mit den wenigen vorgefundenen Quellen nicht immer überein; bzw. sind diese stellenweise missverständlich wiedergegeben worden. Hinzu kommen Druckfehler (Jahreszahl, Namen)

Eigentümer Broch

Eigentümer des Hammers war Isaak Broch. Unklar ist der Zeitraum und ob er der Erbauer gewesen ist. Isaak Broch war Kaufmann und produzierte Bruchbandfedern, ein damals im Walder Bezirk und insbesondere im Ittertal recht häufig betriebenes Gewerbe. Im Brochshammer wurde Stahl für Bruchbandfedern gereckt.

1835 soll das Broch'sche Gut mit dem Hammerwerk zur Versteigerung gestanden haben, wie Hans Brangs in seiner Eigenschaft als Solinger Stadtamtmann (1939) durch Befragungen ermittelt hat.

Am 7. Mai 1842 ersuchte der Landrat den Bürgermeister von Falderen in Weyer per Brief, die für Isaak Broch zu Demmeltrath ausgefertigte Konzession zur Anlegung eines Schmiedehammers auszuhändigen. [Günther 1932 S. 103] (Nachträglich?)

Julius Günther veröffentlichte 1936 die bis dahin gewonnenen Erkenntnisse im Solinger Tageblatt:


Solinger Tageblatt vom 16. Januar 1936 - J.G.

"[...] 1835 stand das Broch'sche Gut mit dem Hammerwerk zur Subhastation. Letzteres soll später nicht mehr in Betrieb genommen worden sein, was jedoch zweifelhaft erscheint. Ebenso ist es fraglich, ob der angedeutete Zwangsverkauf wirklich stattgefunden hat, wobei als neuer Besitzer des Gutes Demmeltrath J.W. Bremicker in Solingen genannt wird.

  Keine entsprechende Anzeige im SKIB-Jahrgang 1835 gefunden.
  Bremicker erscheint erst 1853 in einer Anzeige als Eigentümer.


Richtig ist, daß Isaak Broch zu Demmeltrath im Jahre 1852 wieder Besitzer des Gutes war. Zu dieser Zeit stellte er sein Landgut mit allem Zubehör an Immobilien und Mobilien freihändig zum Verkauf aus. Es werden genannt mehrere Wohnhäuser, Fabrikgebäude, Schmieden, Scheunen, Stallung, ein Hammergebäude, Gärten, Ackerland sowie Wiesen im Gesamtmaterial von etwa 54 Morgen. Das war ein ansehnlicher Besitz, der, wenn das Gut zusammenhängend bearbeitet wurde, seinen Mann ernähren konnte.

Sodann wurde auch das bewegliche Inventar verkauft. Zunächst lesen wir von 43 Stück Eichen und 2 Buchenstämmen in den 'Strauch-Irlen', jenes Baumbestandes, der einst die Gegend des heutigen Bahnhofes Wald zierte. Außerdem wurden noch verschiedene Eichen in der Nähe des 'Brochshammer' erwähnt. [...] Diese Eichen hatten ein[en] Durchmesser, der es ermöglichte, aus einem einzigen Brett die schön geschnitzte Vorderseite oder den starken Deckel einer Truhe zu fertigen.

Aus der Verkaufsanzeige seien außer den landwirtschaftlichen Gegenständen noch die größeren Fabrikgerätschaften erwähnt, nämlich drei schwere und verschiedene kleinere Preßmaschinen, 3 Ambosse, 15 Schaubstöcke, Blasbälge, Hämmer usw. Demmeltrath war hiernach vor etwa 100 Jahren schon ein Industrieort im Kleinen. Die Aufgabe des Hammerwerkes und der sonstigen Fabrikation wird im Zusammenhang gestanden haben mit der damaligen Einführung der Dampfmaschinen."


Wie im Artikel erwähnt, bot Isaak Broch im Herbst 1852 sein Ackergut im Wert von 5000 Talern und seinen Reckhammer, der über ein oberschlächtiges Wasserrad und 17 Fuß (?) Gefälle verfügte, (erneut) zum Verkauf an. [Lunkenheimer]


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 30. October 1852
und vom 3. November 1852


Verkaufs-Anzeige.

Bei der auf Anstehen des Herrn Isaac Broch zu Demmeltrath stattgehabten Verkaufs-Ausstellung seines daselbst gelegenen Gutes in Parzellen hat der Zuschlag nicht erteilt werden können. Das besagte Gut wird nun Donnerstag den 4. November d.J., Nachmittags 3 Uhr, zu Wald in der Wohnung des Gastwirthen Fr.W. vom Eigen nochmals, und zwar in drei Abtheilungen, sodann der Hammer nebst Wiese und Teich öffentlich einem freiwilligen Verkaufe ausgestellt werden.

Die Eintheilung des Gutes ist vorab einzusehen bei
C.J. Koch, Notar.
Wald, den 26. Oct. 1852


Broch war also 1852 noch oder wieder Eigentümer des Gutes und des (stillgelegten?) Hammers. Das passt nur bedingt zu den Angaben in der "Nachweisung" des Bürgermeisters von Wald aus dem Jahr 1853 (24. Mai bzw. 5. Sept.) über die im Walder Bezirk vorhandenen "Wasserbetriebswerke".

    12. Broch's Hammer zu Demmeltrath.
    Besitzer: FW. Bremicker, Solingen.
    (Der Bachlauf, welcher in den Lochbach mündet, wird Demmeltrather Bach genannt.)
    Hammerwerk zum Verarbeiten von Bruchbandfedern.
    Oberschlächtiges Wasserrad.
    Gefälle 15 Fuß.
    War bis 1835 Eigentum des Isaak Broch zu Demmeltrath.
    Nach Subhastierung von dessen Gut ist nicht mehr darin gearbeitet worden.
    [Günther 1932 S. 102]



Eigentümer Bremicker

Neuer Eigentümer des Brochshammers war 1853 der Kaufmann und Stahlwarenfabrikant Friedrich Wilhelm Bremicker in Solingen. (Er war verheiratet mit Henriette Juliane geb. Brünninghaus.)

Schon im September 1853 wollte er sich wieder von seinem Hammerwerk trennen, dessen Gefälle wundersamerweise inzwischen von 17 über 15 auf 25 Fuß angewachsen war:


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 24. September 1853

Ein Theil meiner zu Demmeltrath bei Wald südlich der Chaussee liegenden Immobilien, so wie das in der Nähe liegende Hammerwerk, welches sich des ca. 25 Fuß hohen Gefälles halber zur Anlage einer Schleiferei Mühle und dgl. vorzüglich eignet, bin ich Willens, aus freier Hand unter günstigen Bedingungen zu verkaufen.

F.W. Bremicker.

Zugleich sind daselbst mehrere Wohnungen mit Gartenland zu vermiethen und theils sofort, theils nächsten Mai zu beziehen.


Es fand sich kein Käufer, und Stahlfabrikant Bremicker muss in finanzielle Nöte geraten sein. Im April 1855 kam es zum Zwangsversteigerungstermin vor dem Königlichen Friedensgericht:


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 31. März 1855

Subhastation.

Am Mittwoch, den 18. April e., Nachmittags 3 Uhr, wird das dem Stahlfabrikanten F.W. Bremicker zu Demmeltrath zugehörige Ackergut, von dem hiesigen K. Friedensgericht, öffentlich an den Meistbietenden verkauft werden. Zu diesem Gute gehören mehrere Wohnhäuser und Oeconomie-Gebäude, sodann 54 Morgen 15 Ruthen Ländereien, Baumhof, Gärten, Wiesen und Büsche, so wie ein Reckhammer am Demmeltratherbacher.

Solingen. Aus Auftrag des Extrahenten: E. Herder, Mandatar.


Gut und Hammer blieben offenbar im Besitz des Herrn Bremicker, denn am 20. Februar 1867 sollte wieder eine gerichtliche Versteigerung stattfinden. Sie wurde im Oeffentlichen Anzeiger mit ausführlicher Beschreibung angekündigt:


Oeffentlicher Anzeiger.
Nr. 91 vom 27. Dezember 1866 - Nr. 2243  
und   Nr. 79 vom 16. Januar 1867 - Nr. 1296

1296. Auf Anstehen des zu Barmen wohnenden Gewerbegerichts-Secretairs Gustav Höller, Gläubigers, sollen die nachbeschriebenen, gegen die zu Demmeltrath, Gemeinde Wald, wohnenden Eheleute Friedrich Wilhelm Bremicker, Kaufmann und Gutsbesitzer, und Henriette Juliane geborene Brüninghaus Schuldner, in Beschlag gelegten, in der Gemeinde und Bürgermeisterei Wald, im Kreise Solingen gelegenen, im Grundsteuer-Cataster unter Artikel 67 und in der Gebäudesteuerrolle unter den Nummern 17, 18, 19, 20, 21 und 22 eingetragenen Immobilien, am Mittwoch den 20 Februar 1867, Nachmittags 3 Uhr, vor dem Königlichen Friedensgerichte zu Solingen, im neuen Gerichtsgebäude an der Maltheserstraße, im Ganzen öffentlich zum Verkaufe ausgestellt und dem Meistbietenden zugeschlagen werden, nämlich:

1) ... 6)

7) Eine daselbst gelegene aus Ziegeln und Lehmfachwerk erbaute mit Pappdeckel gedeckte Wohnung, mit Reckhammer und allen An- und Zubehörungen, bezeichnet mit Nro. 27, circa 26 Fuß lang und 24 Fuß breit, ist östlich einstöckig und hat an dieser Seite 1 Thüre und 3 Fenster, ist südlich zweistöckig und hat an dieser Seite 1 Thüre und 7 Fenster, hat westlich 1 Thüre und 3 Fenster, mit angebautem Abtritte und Hammer-Rade, nördlich ist der Wassergraben, wird bewohnt und benutzt von Wittwe Gottlieb Hammesfahr und Eisenbahnarbeiter Friedrich Schrubstock;

8) ... 49)

Die vollständigen Auszüge aus der Grund- und Gebäudesteuer- und Mutter-Rolle, wonach die Grund und Gebäudesteuer 27 Thaler 17 Sgr 6 Pfg. beträgt, liegen nebst den Kaufbedingungen auf der hiesigen Gerichtsschreiberei zur Einsicht offen;

Solingen, den 29. Oktober 1866.
Der Friedensrichter: Mathieu.


  1864 waren im Walder Adressbuch unter der Anschrift "Demmeltrath 28" acht Angehörige der Familie Schrubstock verzeichnet, darunter der Vorschläger Gottfried Schrubstock (* 1818), und neben der 1816 geborenen Witwe des Gottlieb Hammesfahr vier weitere Angehörige dieser Familie.

Da sich bei der Versteigerung vom Februar kein Käufer fand, wurde sie am 18.12.1867 wiederholt. [ÖA 1867 Nr. 1759] Was daraus wurde, ist nicht überliefert.

Die Akte zum Brochshammer im Solinger Stadtarchiv enthält - ohne Zeitangabe - einen weiteren Hinweis aus einer Zeitzeugen-Befragung: "Das Hammerwerk ist später zu Wohnzwecken umgebaut und von einem gewissen Hammesfahr aus Solingen-Wald bewohnt worden, der dort schwarze Bonbons herstellte."




1940 erschien eine kurze Zeitungs-Notiz zum Brochshammer:


Rheinische Landeszeitung vom 10. Oktober 1940

"[...] Um das Jahr 1870 zeigte das Fabrikgebäude größere Zerfallserscheinungen. Die Bruchbandfedern-Fabrikation in seinen Räumen war in dieser Zeit schon eingestellt. Dafür herrschte aber seit geraumer Zeit bereits lustiges Schleiferleben in dem 'Hammer', dem nachmaligen Kottengebäude. Im Obergeschoß diente es zu Wohnzwecken. Die letzte Kottenwohnung hatte eine Ww. Wiebus Miebus inne. Ihr Sohn Daniel war Schleifer, er ging am Miet-Wohnort gleichzeitig seiner Beschäftigung nach.

Zuletzt ging das Anwesen an einen Mangenber[ger] Einwohner als Eigentum in dessen Besitz über, um dann späterhin, stark zerfallen, niedergelegt zu werden und vom Erdboden zu verschwinden."


Der Mangenberger Eigentümer soll lt. einer handschriftlichen Notiz Albert Höller gewesen sein. Ein Mann dieses Namens wohnte bis 1896 in der Mangenberger Str. 54. Wie er das Hammergebäude genutzt hat, ist nicht bekannt.

Die Mieter Miebus verzogen lt. Bürgerrolle Ende 1880 nach Gräfrath. [Stadtarchiv Solingen] Vielleicht war das schon lange arg verfallene Gebäude zu diesem Zeitpunkt gänzlich unwohnbar geworden.

Nach der Erinnerung des oben schon zitierten Zeitzeugen ist das Hammerwerk 1886 beseitig worden. [Stadtarchiv Solingen]



Namen

1842 Isaak Broch
1853 Friedrich Wilhelm Bremicker
1867 Gottlieb Hammesfahr und Friedrich Schrubstock
1870-1880 Witwe Wiebus mit Sohn Daniel Wiebus
Albert Höller

   Die Solinger Schwertschmiede-Familie Broch



2008   Demmetrather Bachtal
 

2008   Demmetrather Bachtal
(von der Focher Straße)


Quellen:
  • Günther, Julius: Schleifkotten und gewerbliche Betriebsstätten in Solingen-Wald um die Mitte des 19. Jahrhunderts. In: Zeitschrift des Vereins für Technik und Industrie Solingen 12/1932 S. 101 ff
  • Günther, Julius: Demmeltrath ein "Industrieort im Kleinen". Solinger Tageblatt vom 16.01.1936
  • Lunkenheimer (1990) S. 27
  • Oeffentlicher Anzeiger, Amtsblatt der Regierung zu Düsseldorf, 1866, Nr. 2243 und 1867, Nr. 1759 [ÖA]
  • Rheinische Landeszeitung vom 10. Oktober 1940
  • Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 30. October 1852 und vom 3. November 1852 [SKIB]
  • Stadtarchiv Solingen 0-4 Brochshammer, div. Akten und Berichte

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