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Elscheidtshammer / Hammerkotten (Itter)

Lage
Geschichte und Eigentümer
Namen
Produkt der Solinger Metallwarenindustrie:
   Bruchbänder / Bruchbandfedern



Lage

Der Hammerkotten, auch Elscheidtshammer genannt, lag zwischen Bandesmühle und Kratzkotten in der Nähe der Hofschaft Itterbruch. Im Solinger Tageblatt vom 2./3. Nov. 1940 wird seine Lage mit "im Hammerbusch" bezeichnet.


Itter
 
Um 1910?
Hofschaft Itterbruch
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen



Geschichte und Eigentümer

Viel ist nicht über die kurze Geschichte dieser Betriebsstätte zu erfahren. Um 1835 wurde sie von dem Buxhauser Bruchbandfeder-Fabrikanten Peter Elscheidt errichtet. [Lunkenheimer]

Bevor 1835 die Konzession zum Betrieb dieses Hammerwerks erteilt wurde, ließ Bürgermeister Köller - zum Schutz der anderen Bachnutzer - folgende gesetzlich vorgeschriebene Bekanntmachung veröffentlichen:


Öffentlicher Anzeiger Nr. 23/1835, S. 89
"Bekanntmachung

Der hieselbst zu Buxhaus wohnende Bruchfederfabrikant Peter Elscheidt beabsichtigt, in seiner ihm eigenthümlich zugehörigen, an der Itterbach, ohnweit dem Itterbruch gelegenen Wiese ein oberschlächtiges Hammerwerk anzulegen.

Indem ich dieses, den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen gemäß zur öffentlichen Kunde bringe, fordere ich diejenigen, welche durch diese Anlage an ihrem Eigenthum oder Gerechtsame benachtheiligt zu werden befürchten, hierdurch auf, binnen der gesetzlichen Frist von acht Wochen, von heute an gerechnet, ihre Einreden dagegen in gesetzlicher Form, sowohl bei der unterzeichneten Stelle, als auch bei dem Bauherrn vorzubringen.

Der Situations-Plan worauf das Nivellement gezeichnet, liegt auf der hiesigen Verwaltungs-Canzlei zur Einsicht offen.

Wald, den 23. März 1835         Der Bürgermeister: Köller"

[Abschrift im Solinger Stadtarchiv, 0-4-Kotten]


  Peter Daniel Köller war seit 1811 Bürgermeister von Merscheid und von 1817 bis zu seinem Tod 1837 in Personalunion Bürgermeister von Merscheid und Wald.

1853 war Elscheidt noch Besitzer der Anlage. "Mittels eines weithin schallenden Schwanzhammers wurden dort Bruchbandfedern 'gebreitet', sodann am Schmiedefeuer gehärtet und gerommelt." [Solinger Tageblatt vom 16.07.1936] Diese und andere Fakten gehen aus einer "Nachweisung" des Bürgermeisters von Wald (Friedrich Hammesfahr) vom 24. Mai bzw. 5. September 1853 über die im Walder Bezirk vorhandenen Wasserbetriebswerke hervor:

    1. Elscheid's Hammer
    Besitzer Peter Elscheid zu Buxhaus.
    Wehr oder Schlacht sowie Stauhöhe nicht vorhanden; Pegel ist nicht erforderlich, da oberhalb ein Werk nicht liegt und unterhalb das nächste Wehr weit entfernt ist.
    Die Konzession zum Betriebe dieses Hammerwerkes wurde am 5. Juni 1835 durch die Regierung von Düsseldorf erteilt.
    Es wurde benutzt zum Verarbeiten von Bruchbandfedern.
    Ein Feuer und zwei Ambosse waren vorhanden, von denen nur immer einer benutzt wurde.
    4 bis 5000 Pfund Stahl wurden jährlich verarbeitet."
    Der Elscheid's Hammer ist hier nicht an der Itter, sondern am Gräfrather Bach genannt.
    [Günther S. 102]

  Über die Stauanlagen (Begriffe und Erläuterungen)

Später ging der Hammerkotten durch Erbteilung in den Besitz von Wilhelm Schimmelbusch zu Buxhaus und danach an dessen Söhne.

Der letzte Arbeiter des Hammerkottens, so berichtete das Solinger Tageblatt, war August Mutz, genannt "et Mutz Aeuken" († 1929). Um 1900 war das Hammer-Gebäude nicht mehr vorhanden.

  • August Mutz - evtl. der am 05.10.1851 geborene Sohn von Carl Wilhelm Mutz und Caroline Kratz?
  • Oder der 1857/58 geborene Fabrikarbeiter August Mutz, Sohn von Isaac Mutz und Caroline Schmidt?
  • 1870 wird ein August Mutz zu Bausmühle als Trauzeuge genannt.
  • Im Walder Adressbuch von 1864 ist angegeben: August Mutz (*  1825), evang., Itterbruch 893



Namen

1835, 1853 Peter Elscheidt
?   Wilhelm Schimmelbusch
vor 1929 August Mutz



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Produkt der Solinger Metallwarenindustrie:
Bruchbänder / Bruchbandfedern

Bruchbänder sowie Bruchbandfedern zählten zur breiten Produktpalette der Solinger Metallwarenindustrie. Die Firma Peter Elscheid zu Buxhaus soll um 1830 Bruchbandfedern gelegentlich sogar nach England exportiert haben. 1835 legte die Firma zur Herstellung der Bruchbandfedern am Gräfrather Bach ein Hammerwerk an. Das Rommeln der Bruchbänder konnte in Heimarbeit geschehen, so in den 1850er/1860er Jahren im Kratzkotten im Ittertal.

Eine Firma in Gräfrath, die Bruchbandfedern herstellte, ist in dem 1867 erschienenen Buch von Nicolaus Hocker über "Die Großindustrie Rheinlands und Westfalens" erwähnt.


Bruchband-Anzeige 1911
 
Bruchband-Werbeanzeige
aus dem Jahr 1911

Der Bedarf war offenbar groß: "An Brüchen leiden hier sehr viele Menschen, woran wohl die starken Körperanstrengungen, welchen sich die arbeitende Klasse unterziehen muß, großen Theil haben. Da im hiesigen Kreise Bruchfedern geschmiedet und gute Bruchbandagen verfertigt werden [...], so kann sich auch der Ärmere mit wenigen Kosten ein dauerhaftes und zweckmäßiges Bruchband anschaffen."
[Stremmel S. 227 § 125]

Ein Bruchband ist ein Gurtband aus Leinen oder gefüttertem Metall, das eine "Hernie", einen sog. "Bruch" also, an ihrem Platz in der Bauchhöhle stabilisiert. Bei der Hernie wölbt sich ein Teil des Darmes durch eine geschwächte Stelle der Bauchdecke nach außen hervor. Sie kann Beschwerden verursachen und oft trotz Bekleidung sichtbar sein. Das Bruchband wird heute meist getragen, während der Patient auf seinen Operationstermin wartet, oder wenn eine Operation nicht durchgeführt werden kann.

Die Schleifer hatten vermutlich gar keine andere Wahl, als sich mit Bruchbändern zu behelfen.


Bruchband-Anzeige 1922
 
Anzeige
aus dem Jahr 1922

Als Hernie wird ein "Eingeweidebruch" bezeichnet, bei dem sich Organen oder Organteile in Nischen innerhalb der Körperhöhlen verlagern (innere Hernie; z. B. Hiatushernie = Verlagerung von Magenteilen durch das Zwerchfell in den Brustraum) oder durch Schwachstellen bzw. Lücken (Bruchpforten) der Bauchwand in einen neuentstandenen Hohlraum (Bruchsack) außerhalb der Leibeshöhle (äußere Hernie).

Ursache von Baucheingeweidebrüchen ist gewöhnlich eine anlagebedingte Schwäche der Bauchwand. Manchmal - besonders in der zweiten Lebenshälfte - entsteht eine Hernie durch einen plötzlichen Bruch in der Bauchwand, wenn z.B. schwere Gegenstände gehoben werden, bei erheblicher Gewichtszunahme oder auch bei ständigem Husten. Der Bruchinhalt besteht meist aus Dünndarmabschnitten.


Hernie
 
Hernie



Quellen:
  • Günther (1932). Seine Quelle: Gemeindeakten Solingen-Wald, G.II.5
  • Lunkenheimer (1990) S. 50
  • Rosenthal (1967)
  • Rosenthal Bd. 2 (1972)
  • Solinger Tageblatt vom 16.07.1936
  • Solinger Tageblatt vom 2./3.11.1940
  • Stadtarchiv Solingen, 0-4-Kotten
  • Stremmel (1991)

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