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Bandesmühle (Itter)

Bandesmühle
Bandesmühle
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Lage
Geschichte und Eigentümer
   -   Eigentümer Köttgen
   -   Eigentümer Jacobs (Jakobs)
Der Mühlenteich
Namen




Lage

Die Bandesmühle steht in Gräfrath am Gräfrather Bach (einem der drei Quellbäche der Itter) nahe der Oberhaaner Straße westlich der Korkenziehertrasse (des ehemaligen Bahndamms). Sie ist auf der Karte des Topographen Ploennies von 1715 als 'mühl' gleich westlich von 'Gräfrath' verzeichnet.




Geschichte und Eigentümer

Die Mühle war ursprünglich Besitz des Gräfrather Klosters. Sie ist 1492 erwähnt, aber wahrscheinlich viel früher angelegt worden. [Rosenthal 1 S. 285] Im Gräfrather Schätzbuch von 1492 ist der Müller ter Moelen genannt, der in Gräfrath Schöffe war und über einen ansehnlichen Eigenbesitz von 66 Morgen verfügte. [Lunkenheimer S. 49]

"Wenn die Gräfrather Bürger dort Getreide mahlen ließen, und das Mehl in die Freiheit brachten, mußten sie Akzise [indirekte Steuer, Einfuhrabgabe] zahlen. Die Bandesmühle gehörte zur Klosterimmunität, der Müller war jedoch mit seinem Landbesitz Gräfrather Bürger. Das Kloster Gräfrath errichtete im 18. Jahrhundert noch zwei Mühlen, die eine am Grünewalder Bach auf dem heutigen Steigerplatz, die andere am Fuße des Klosterberges am Heider Bach. [Rosenthal 1 S. 285]

Nach den beiden oberhalb gelegenen Klostermühlen war die Bandesmühle die dritte und größte Mühle und, wie ausdrücklich erwähnt wird, in Stein erbaut. Die Bandesmühle ist die im "Banden gelegene Mühle". [Pieper S. 63]

"Die vielen Mühlen rund um Freiheit und Kloster Gräfrath kamen auch für die Bewohner der Honnschaft Ketzberg in Betracht, solange die Auermühle, die erst während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut wurde, nicht bestand." [Rosenthal 1 S. 285]

Der folgende Text entspricht weitgehend den Ausführungen von Ludwig Lunkenheimer [S. 48 f], soweit nichts anderes angegeben ist.

1787 betätigte sich Peter Eichenberg als "Mahler" an der Bandesmühle.

1796 waren zwei Stauteiche und ein Obergraben vorhanden, wie aus einer Karte des Jülich-bergischen Landmessers G.W. Buschmann hervorgeht.


Gräfrath 1796
 
1796
Gräfrath,
Lageplan von G.W. Buschmann (Ausschnitt)
Abb. auch bei Lunkenheimer S. 14/15

"Im Brandkataster von Gräfrath von 1801 wird eine kleine Mühle am alten Kloster angegeben und ein 'Haus, woran eine Mühle gebaut ist' (Nr. 156, am 21. Jan. 1804). Es muss die Bandesmühle gewesen sein, denn es bestanden um diese Zeit nur zwei Mühlen, die kleine Mühle am Klosterteich und die Bandesmühle." [Lunkenheimer S. 48]

"Diese Mühle gehörte Sr. Churfürstlichen Durchlaucht zu Pfalz Bayern etc. [Maximilian Joseph] als Nachfolger des Gräfrather Klosters. Der Name war gestrichen und als späterer Eigentümer war Franz Peter Sonnenschein angegeben. Auch am 30. Dez. 1816 wird noch derselbe Eigentümer genannt." [Lunkenheimer S. 48]

1805 werden in der Bandesmühle die (katholischen) Eheleute Lambert Temesfeld aus Recklinghausen und Helena Sonnenschein aus Gräfrath genannt. [StA Solingen]

  Die Solinger Ortschaft Sonnenschein




Eigentümer Köttgen

1830 ist in der Klassierungstabelle der Gebäude in Gräfrath "an der Mühle mit Wohnhaus" als neuer Eigentümer Adolph Köttgen genannt. Er war als Sohn des Ackersmannes Johann Wilhelm Köttgen und seiner Frau Maria Gertraud Kämpgen in Düssel geboren und mit Maria Christina Schratt verheiratet. Am 10.08.1837 starb der Müller Adolph Köttgen im Alter von 64 Jahren in der Bandesmühle.

Die "Wittwe Köttgen in der Bandesmühle" blieb anscheinend gut versorgt zurück. Die Bandesmühle war nicht ihr einziges Besitztum: Im November 1840 wollte sie ihre in der Bürgermeisterei Mettmann gelegene Fruchtmahlmühle, "Winkelsermühle genannt", auf sechs Jahre verpachten, wie aus ihrer Anzeige im Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 28.11.1840 zu erfahren ist.

  Familie Köttgen erscheint im 19. Jh. auch in Wülfrath-Aprath.

  In Mettmann gibt es einen Ort ' Winkelsen', außerdem die Winkelsmühle. Ganz in der Nähe von Aprath (Wülfrath) gibt es aber auch die Ortsbezeichnung 'Stippelsmühle Winkelsen'.


Am 25.06.1845 richtete sie an den Gräfrather Bürgermeister Uesseler ein Gesuch zur Erlangung der Konzession, die Zu- und Abflussgräben der Bandesmühle zu verändern und das Getriebe der Mühle dem neuen Gefälle anzupassen. Dort heißt es, es solle:

    a) "der Zufluß- oder Staugraben vom Gerinne an aufwärts in einer Länge von circa 40 Ruthen, um 2 Fuß erhöht,
    b) der Abflußgraben unmittelbar unter dem Wasserrade um 9 3/4 Fuß vertieft, und diese Vertiefung, in einer Länge von 40 Ruthen allmählig größer gehend, fortgeführt werden, wo das alte Bachbett wieder erreicht wird, und endlich
    c) das alte jetzt verschlissene Wasserrad durch ein neues und zwar so hohes ersetzt werden, als es das Gefälle zuläßt, ohne daß die Construktion des Getriebes weiter eine Veränderung erleidet."
    [Öffentlicher Anzeiger, Amtsblatt der Regierung zu Düsseldorf, 1845, Nr. 1275.
    Zitiert bei Lunkenheimer]
  Über die Stauanlagen (Begriffe und Erläuterungen)

1863 war lt. den Gräfrather Gebäude-Steuerlisten Wilhelm Köttgen Eigentümer der Bandesmühle. Er erscheint im Solinger Adreßbuch von 1869/70 als Ackerer, Bäcker und Müller in der Bandesmühle 188.

Als Wilhelm Köttgen die Mühle 1876 verkaufen wollte, ließ er sich etwas einfallen: Er lud an dem Tag, an dem der Interessent Robert Jakobs das Gelände besichtigen wollte, alle Bauern des weiteren Umkreises unter dem Vorwand ein, er werde an diesem Tag das Getreide kostenlos mahlen. So herrschte auf dem Mühlenhof ein reger Betrieb, der Jakobs wohl zum Kauf der Mühle animiert haben wird, falls er noch unentschlossen gewesen sein sollte.


Robert Jacobs
 
Emilie Loekenhoff
 
Emilie Loekenhoff und
Robert Jacobs.
Bild-Quelle: K.R. Jacobs Ast



Eigentümer Jacobs (Jakobs)

1876-1899 folgte also auf Wilhelm Köttgen der Ackerer, Müller und Bäcker Robert Jakobs (* 1836), Bandesmühle 1. Er war mit Emilie Loekenhoff (* 1841) verheiratet.

Gemeinsam mit seinem Vater Robert Jakobs betrieb Eugen Jacobs (* 1867) die Mühle.

1934 folgten ihm als Eigentümer des Anwesens seine Brüder Wilhelm Jakobs (1869-1945) und Julius Jakobs (* 1875). Julius soll - obwohl dem weiblichen Geschlecht durchaus zugeneigt - zugunsten seines Bruders Wilhelm auf eine eigene Familiengründung verzichtet haben, da der Hof zu klein war, um zwei Familien zu unterhalten. Und so konnte Wilhelm Jacobs seine Braut Emma Herhaus heiraten. [K.R.Jacobs Ast]

Walter Jakobs (* 1920), ein Sohn von Friedrich Wilhelm Jacobs und Emma Herhaus, verheiratet mit Helga Stetzmann, war bis zu seinem Tod im Jahr 2002 Eigentümer des Anwesens. Die Bandesmühle ist weiterhin im Besitz der Familie, heute zum größten Teil von Walter Luettgens. [K.R. Jacobs Ast]

Die Bandesmühle war bis 1916/17 als Fruchtmühle in Betrieb. Das defekte oberschlächtige Holzrad wurde 1918/19 abgebrochen, das Mühlengetriebe und die Mahlsteine 1934 ausgebaut. [Lunkenheimer S. 49] Heute wird das einstige Mühlengebäude als Wohnhaus genutzt.

  Genealogie der Familie Jacobs (Kinship of Karl Robert Jacobs Ast)


Familie Jacobs Loekenhoff
 
Familie Jacobs Loekenhoff.
Bild-Quelle: Karl Robert Jacobs



Der Mühlenteich

Die folgende Abbildung zeigt im Hintergrund die Klosterkirche und den heute nicht mehr existierenden Stauteich der Bandesmühle, die jenseits des ehemaligen Bahndamms liegt. Auf dem Ausschnitt der Buschmann-Karte von 1796 ist der Teich zu sehen. Um 1905 ist er vielleicht noch in Betrieb gewesen. Die Straße "Mühlenteich" dürfte nach diesem Teich ihren Namen erhalten haben.

Der Fotograf blickte aus westlicher Richtung vom Bahndamm aus in Richtung Stiftsgasse. Das helle Haus, dessen Giebel sich im Mühlenteich spiegelt, steht noch - ein bisschen versunken - an der Einmündung der Stiftsgasse in die Wuppertaler Straße. Der Bach verläuft unter der Straße.


Gräfrath
 
Um 1905
Mühlenteich in Gräfrath.
Colorierte Ansichtskarte,
Verlag Paul Unkrueer, gelaufen 1907.
Sammlung Michael Tettinger

Gräfrath
 
2004
Blick vom Bahndamm (Trasse)
auf die Wuppertaler Straße;
im Hintergrund ganz blass die ehemalige Klosterkirche

Die Landschaft hatte sich hier schon früher verändert: 1886 legten 900 auswärtige Arbeiter den Bahndamm an für die Eisenbahnstrecke Vohwinkel - Gräfrath - Wald, die sog. Korkenzieherbahn. Die Trasse dieser längst stillgelegten Eisenbahnlinie wurde im Rahmen der "Regionale 2006" umgestaltet.

"Der Bahndamm schloss Gräfrath noch mehr in das Tal ein, in das es seit 800 Jahren gebettet lag; der freie Blick in das Ittertal abwärts wurde versperrt. Der Flachsberg, wo 1885 Hillers Schokoladenfabrik entstanden war, rückte aus dem Blickfeld Gräfraths heraus." [Rosenthal 3 S. 66]

1934 wurde die Wuppertaler Straße angelegt, die Solingen mit Vohwinkel verbindet und die engen Gassen des Gräfrather Ortskerns vom Durchgangsverkehr entlastete. Um diese Zeit fand in der Bandesmühle ein Besitzerwechsel statt, und das Mühlengetriebe und die Mahlsteine wurden ausgebaut. Vielleicht ist damals auch der Teich aus der Landschaft verschwunden.




Namen

1492 Müller ter Moelen
1787 Peter Eichenberg
1801 Churfürstliche Durchlaucht zu Pfalz Bayern
1804, 1816 Franz Peter Sonnenschein
1805 Eheleute Lambert Temesfeld und Helena Sonnenschein
1830 Adolph Köttgen
1840, 1845 Witwe Köttgen
1863, 1869/70 Wilhelm Köttgen
1876-1899 Robert Jakobs
bis 1934 Eugen Jacobs
1934 Wilhelm und Julius Jakobs
1990, 2002 Walter Jakobs
2003 Walter Luettgens



  Ittertal - Bandesmühle


Quellen:
  • Jacobs Ast, Karl Robert (Guatemala, E-Mails 2003)
  • Lunkenheimer (1990) S. 48 f
  • Pieper (1883)
  • Rosenthal Bd. 1 (1973); Bd. 3 (1975)
  • Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 28.11.1840
  • Stadtarchiv Solingen, 0-4-Kotten

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