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Horststraße

Die kleine Horststraße, benannt nach der dahinter liegenden alten Hofschaft, zweigt zusammen mit der Kölner Straße von der Bahnhofstraße ab. Im Haus Nr. 2 lebte um 1900 mit seiner Familie der Bierhändler Wilhelm Just, der damals mit seinem Gespann das begehrte Flaschenbier ausgefahren hat und später in der Bahnhofstraße als Handweber tätig gewesen ist.

  Auf dem daneben liegenden Grundstück (Nr. 4) waren im Backstein-Kotten Anfang der 1970er Jahre noch die beiden Rasiermesserschleifer Holthausen und Mutz u.a. für die Solinger Zwillingswerke tätig.


Haan
 
Um 1900
Bierhändler Wilhelm Just
vor seinem Haus Horst 2.
Bild-Quelle: Fam. Ostermann



Hof Horst

"Horst" bezeichnet im ursprünglichen Sinn einen mit Gestrüpp oder Buschwerk bewachsenen Ort. Das muss lange her sein. Heute sind hier gepflegte Gärten zu sehen.

Über den Hof Horst, gelegen zwischen Breidenhofer und Kölner Straße, berichtet Harro Vollmar:

Im Register des Hühnerzinses von 1410 für das Ritterhaus Horst in Hilden werden zwei Höfe 'Horst' genannt: 'Die cleyne Horst' und (Up der) 'Horst'. Die Namengleichheit mit dem Rittergut dürfte Zufall sein.

"Am 20. Mai 1466 tragen sich die Bauern vom Hof Horst ein in die Liste der Haaner Bürger, in der diese ihrem politischen Landesherren, dem Erzbischof von Köln, und seinem Konkurrenten, dem Herzog von Berg, deren Rechte im Kirchspiel Haan beurkunden (sogenanntes 'Weistum' über traditionelle Rechtsgüter aller Beteiligten): »Teilgen up der Horst«, »Seger van der Horst« und »Knouff von der Horst«.

Die Unterteilung in 'Horst' und 'kleine Horst' blieb offenbar für längere Zeit bestehen.

1530 heißt es in einer Hühner-Renten-Liste für das Ritterhaus Horst: »Hoener-Rhent im Kirspell (= Kirchspiel) von Haen volgen herna (= folgen hiernach): die klein Horst 1 Hoener, Hencken auf d Horst 2 Hoener«."

Ein Haaner Hofgerichtsprotokoll vom 2. Juni 1554 enthält die Passage: »Hatt Jakob uff der Horst dat underste Schasiepen empfangen«.

"In der Haaner Steuerliste von 1724 stehen wieder zwei Hofinhaber: »Johan Wulffing auf der Horst, Bawman (= Bauer), Bauland 24 Morgen, Banden 3 Morgen, Haus, Hof und Garten 1 3/4 Morgen, Busch (!) 8 Morgen. 1 Morgen war ein kölnischer Morgen, der etwa ein Viertel größer ist als der preußische Morgen. Die Steuerschuld wurde dafür angegeben mit 10 Reichstalern, 48 Albus."

  Über die alten Münzen und Maße

Danach folgt "Johann Trinkhaußen auf der Horst mit folgenden Ländereien: Bauland 12, Wiesen 1 2/4, Haus, Hof und Garten mit 3 1/2-Viertel und Busch (!) mit 4 kölnischen Morgen. Steuerlast: 5 Reichstaler und 24 Albus."

Anhand einiger Vergleichszahlen verdeutlicht Vollmar die Höhe der Steuern um das Jahr 1724: "... damals betrug das Jahresgehalt eines Amtmannes etwa 160 Reichstaler, das Jahresgehalt eines Großknechtes 12 Reichstaler bei freier Wohnung und Verpflegung und Kleidung, 1 Kalb kostete 1 Reichstaler, 1 Kuh etwa 9 Reichstaler, 1 solides Haus konnte etwa 300 bis 900 Reichstaler kosten."

In der Huldigungsliste für den Herzog von Berg 1731 sind folgende Haushaltungsvorstände angegeben: Rutger Hill aufer Horst, Halbman, Wilhelm Frydhoff auffer Horst, Halbmann, und Wittib Bawmers auffer Horst Halbmans ihr Knecht.

Wiebeking gibt 1789/90 in seiner Topographie zwei Gebäude an. Nach der französischen Einwohnerliste von 1809 lebten in der Hofschaft Horst 22 Personen.

  Zu Horst wohnte vor ihrer Heirat mit V.20 Jacob Winkels im Jahr 1846 V.21 Anna Gertrud Fassbach.


Haan
 
1980
Horst, Obstbaumwiese




Horst 3 und 3a

Das zweigeschossige Fachwerkhaus stammt aus dem 17. bis 18. Jh. Im Haaner Denkmalverzeichnis wird das Fachwerk mit Andreaskreuzen besonders erwähnt.


Haan  
2002
Horst

Dass am Haus Nr. 3a ein wirklich schöner Garten sprießt, davon konnte man sich im Rahmen der Veranstaltung "Haaner GartenLust" 2008 überzeugen, als das Publikum in einige der sehenswerten Haaner Privat-Gärten Einblick nehmen durfte. Der Garten besticht durch seine naturnahe Vielfalt aus Obst- und Beerengehölzen, Staudenbeeten, Kräuterspirale und prächtigen Rosen, aber auch durch die Gestaltung mit historischen Baumaterialien wie Natursteinpflaster und Feldbrandziegeln. - Wie mag es hier vor 160 Jahren ausgesehen haben?


Haan  
Haan
1. Juni 2008
Horst



Horst 4 und 4a

Das Haus Horst 4 beschreibt Lomberg als eine der ältesten Wohnstätten von Haan. Es gilt als besonders charakteristisches Beispiel niederbergischer Architektur. Mitte des 17. Jh. wohnte hier ein Schenk zur Horst. "Zeugen des hohen Alters sind das mächtige eichene Balkenwerk, die geschnitzte Treppe und die 80 cm dicke Mauer an der Rückseite." Das Haus wurde 1980/81 restauriert.

Über der Haustür sind zwei Buchstabenreihen angebracht: "IWB" und "MCD". Lomberg schreibt dazu: "Man hat aus letzterer die Jahreszahl 1400 herauslesen wollen, was auf ein Alter von mehr als 500 Jahren schließen ließe. Gegen diese Auffassung aber spricht nicht nur die ganze Stilgebung, die auf eine spätere Zeit hinweist, sondern auch die Doppelreihe der Zeichen. Offenbar haben wir hier die Initialen des Ehepaares vor uns, welches das Haus erbaut und zuerst bewohnt hat, wie solche sich auch an den Häusern Friedrichstraße 43, Hülsberg 7 und Kampstraße 106 finden." [Lomberg S. 87]

Vollmar schließt dagegen nicht aus, dass die Deutung als Jahreszahl 1400 doch zutreffend sein könnte, da der Hof Horst bereits 1410 im Hühnerzinsregister für das Ritterhaus Horst in Hilden genannt wird.


Haan  
2002
Horst



Horst 8

Dieses zweigeschossige verschieferte Fachwerkhaus stammt lt. Denkmalliste aus dem 18. Jh. Es soll zu den seit 1410 urkundlich genannten Höfen "Horst" gehört haben. [Stadt Haan S. 113]


Haan  
Horst 8
Bild-Quelle: Stadtarchiv Haan


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Horstmannsmühle

Die Horstmannsmühle liegt westlich der Ellscheider Straße und südlich der BAB 46 am Hühnerbach. - In älteren Urkunden ist der Name "Horstmannsmühle" nicht nachweisbar, "obwohl die Bausubstanz der dort stehenden Häuser sicher in die Zeit um 1800 zurückreichen könnte. Es ist nach der bekannten Grenzziehung der Ortschaft 'Ellscheid' anzunehmen, daß die Häuser von Horstmannsmühle früher den 'Ellscheider Höfen' innerhalb der Ortschaft Ellscheid zugeordnet waren." [Vollmar] Auf der Ploennies-Karte von 1715 ist an der betreffenden Stelle nichts eingetragen; auf der Hofacker-Karte von 1898 ist Horstmannsmühle mit mehreren Häusern vermerkt.

Im Hof des Hauses Horstmannsmühle Nr. 11a wurde ein Grabstein mit dem Sterbedatum 25. März 1805 gefunden. "Spätestens mit dem Abbruch der alten Haaner Kirche 1863 wurden die Grabsteine vom Kirchhof am Alten Kirchplatz wieder an die Höfe zurückgegeben, wo der Verstorbene gewohnt hatte." [Vollmar]



Bergische Sagen, gesammelt von Otto Schell (1897)

Die Spinnerinnen bei Horstmannsmühle. (Mündlich.)
"Etwa eine Viertelstunde nördlich von Haan zieht sich westwärts dem Rheine zu ein schmales Bachtal hin. Einsam liegt in diesem Thale die Horstmannsmühle, und zwar in einem schmalen Wiesengrund, während an beiden Berghängen sich Wald befindet. Dort sind wiederholt sieben Spinnerinnen gesehen worden." [Schell S. 129 (V.14)]


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Hülsberg

Hülsberg liegt östlich der Ohligser Straße gegenüber Pütt. 1410 ist Gut Hülsberg in Unterhaan im Hühnerzinsregister des Hauses Horst in Hilden urkundlich erwähnt. Die drei hühnerzinspflichtigen Personen waren: "Herman van Hoilsberghe", "Heynen gut van Hoilsberghe" und ein weiterer "Herman van Hoilsberghe".

Am 12. August 1419 wird "Hermann van Hulsbergh" als Schöffe am Hildener Landgericht genannt, und am 21. Dezember 1443 "Teil [= Till] von Hulßberg, ebenfalls als Schöffe.

Im Mittelalter zählte Gut Hülsberg zu den bedeutenderen Haaner Höfen. Er war Lehensbesitz der Herren von Bawyr auf Schloss Caspersbroich. 1599 ist es im Verzeichnis der Kurmudsgüter des Haaner Hofesgerichtes mit folgendem Text aufgeführt:

"item (= ebenso) ein Guet, Hulßberg genanandt, Beuren (= von Bawyr) in dem Caspersbroich zustendig, Pfertzchur (Pferde-Kurmude)" [Lomberg 1928; Vollmar].

Eine Steininschrift am Fachwerkhaus Hülsberg 7 trägt die Jahreszahl 1712. Es muss sich dabei nicht um das Erbauungsjahr handeln, sondern kann auch das Jahr einer Restaurierung oder eines Besitzerwechsels sein. Die an der Schauseite angebrachten Initialen IWK und MCR weisen auf die Namen der ehemaligen Besitzer hin: Johann Wilhelm Keusenhof und seine Frau Maria Christine geb. Rütgers.

  J.W. Keusenhof, * 1742 "Auf'm Berg" (Nachbarsberg), war ein Bruder von VII.67 Maria Christina Keusenhof.

1724 ist in der Haaner Steuerliste ein Hülsberger Hof aufgeführt: "Jan Rütgers zu Hulßberg, 21 Morgen Bauland [= Ackerland], 8 Morgen Banden [= Wiesen], 2 1/4 Morgen Haus-Hof und Garten, 10 3/4 Morgen Busch, 1/4 Vortelmorgen (= 1/16 Morgen) Weyer (ein Teich von etwa 200 qm)." Ein Morgen war damals ein kölnischer Morgen mit 3177 Quadratmetern. - Die Steuerpflicht belief sich auf 12 Reichstaler und 13 Albus.

1778-90 diente das Gebäude als zweite Haaner "Heckschule", eine auf Elterninitiative hin gegründete Privatschule.

  Über die alten Münzeinheiten
  Schulen und Lehrer im alten Haan


 
Hof Hülsberg
Bild-Quelle:
Ev. Kirchengemeinde Haan



 
2002
Hülsberg


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Hugenpoth

Hugenpoet bedeutet lt. Vollmar mundartlich soviel wie Froschteich. Von anderer Stelle und in anderem Zusammenhang hörte ich die dazu passende Übersetzung "Krötentümpel". Dies spricht für Wasser bzw. Feuchtigkeit in unmittelbarer Nähe und würde Vollmars Annahme stützen:

Über die Lage des einstigen Hofes Hugenpoth besteht Unklarheit. Vollmar vermutet sie "im Bereich Anfang Bergstraße, Nähe Alter Kirchplatz", denn nach der Reihenfolge der Aufzählung von Hugenpoet inmitten anderer Haaner Höfe bei mehreren Urkunden ergäbe sich als Lage etwa Anfang Bergstraße, die zur früheren Siedlung "am Berg" = Nachbarsberg führte.

Eine handschriftliche Notiz aus dem Haaner Stadtarchiv vermerkt aber: "nein: Turnstraße Ostseite, 4 Häuser bis Kaiserstraße". Das wäre die Ecke, an der das Haus an der Eick stand bzw. steht.

In der Liste der alten Haaner Ortsbezeichnungen von Friedhelm Stöcker und Günther Schruck erscheint der Hof unter den Bezeichnungen Hugenpoth, Hogenpoth, Hogenpott, Hoegenpoet, Hougenpoet in der Mittelhonnschaft Haan, jedoch nicht auf der dazugehörigen Karte. Zur Mittelhonnschaft passen beide Beschreibungen.

"Der Aufmerksamkeit des Gärtners vom evangelischen Friedhof in Haan und der daraufhin erfolgten Meldung durch das Bauamt der Stadt Haan ist es zu verdanken, daß im September dieses Jahres [1979?] auf dem Friedhof ein unbekanntes Fundament aus Feldbrandsteinen entdeckt wurde. Es ist nicht auszuschließen, daß damit die ehemaligen Fundamente des Hofes Hugenpoet gefunden wurden." [Vollmar]

Am 20. Mai 1466 wurde der alte Haaner Hof Hugenpoth lt. Vollmar urkundlich zuerst erwähnt, und zwar in dem schon mehrfach zitierten Rechtsgutachten der Schöffen und Kirchspielsleute von Haan über die Rechte des Herzogs als »Gerhart Huygh«.

Am 18. April 1580 heißt es in einer Verzichtsurkunde: "... scheesend uf sein (Jacobs) land zor einen, mit der andern weeder Hugenpoeth bei der Burgstraessen [?] nahe gelegen ..." [Strangmeier 1970, Teil I, S. 84 Nr. 125]

"In einer Haaner Steuerverteilungsliste von 1611 heißt es: »Heinrich Hugenpoet, Adolf zu Overveld wegen gepachteter Lenderey...« 1614 wurde dieser Eintrag durchgestrichen und durch folgenden Text ersetzt: »Wilhelm Scholteis am Valder vom Hougenpoedt«, Steuer 1 Taler." [Vollmar]

Am 4. Juni 1763 verpfänden die Eheleute Heinrich Müller in Haan zu Hohenpoth (= Hogenpoth) 1/3 des Erbguts im Hohenpoth (Mittelhonschaft) gegen 280 Gulden an Peter Kohl. [Wenning 1986, S. 45, Nr. 162]

In der Huldigungsliste von 1731, in der nur Familienvorstände aufgeführt sind, werden erwähnt: »Jacob Hühe im Hugenpot«, »Peter Bergmannsberg, im Hugenpot, Beywohner« und »Lutgen Butzmuhlen im Hugenpot«.



  Angaben zu IX.301 Sibilla Hugenpoth, Gattin von IX.300 Peter Dreeseikert, bzw. zu ihrem Sohn VIII.150 Henricus sind nicht in den Haaner, sondern in den Hildener ev. Kirchenbüchern zu finden. Sibilla starb vor 1740, ihre Herkunft ist mir unbekannt. Eine Verbindung ihrer Familie zum alten Haaner Hof Hugenpoth ist denkbar. Allerdings gibt es den Namen auch in Erkrath (nicht überprüft): Dort soll am am 18.05.1723 Peter Hugenpott konfirmiert worden sein.

  Eine Verbindung zum Wasserschloss Hugenpoet bei Kettwig (in dem es sehr eindrucksvolle Sandstein-Kamine aus dem 16. Jh. zu besichtigen gibt) ist trotz ähnlich klingendem Namen nicht zu konstruieren.



Quellen:
  • Lomberg (1928)
  • Ostermann, Elke (2007)
  • Schell (1897)
  • Stadt Haan (1990)
  • Vollmar, Häuser und Höfe
  • Wenning (1986)

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