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Kleine Tipps
für (potentielle) Einsteiger in die Familienforschung



In Gesprächen stellt sich immer wieder heraus, dass viele gern mehr über die eigenen Wurzeln erfahren möchten und sich für das Thema Familien- und Ahnenforschung interessieren, aber zum einen nicht recht wissen, wie sie es anpacken sollen (weil sie z.B. nicht einmal das Geburtsdatum der Großmutter kennen), und zum anderen den Zeitaufwand fürchten.

Das Wann kann in der Tat ein Problem sein: Der Zeitaufwand ist ziemlich hoch, wenn man gründlich recherchieren will. Aber zum Wie gibt es Hilfen: gute Bücher und viele informative Internet-Seiten, die auch Grundlagenwissen für Anfänger vermitteln. Einige Beispiele finden Sie im Linkverzeichnis.

Aus meinen eigenen Erfahrungen habe ich hier ein paar allererste Hinweise für (potentielle) Einsteiger zusammengestellt. Sie sollen dazu anregen, von Anfang an systematisch, aber auch intuitiv an die Materie heranzugehen. (Wer schon eine Weile forscht, hat ohnehin sein eigenes System entwickelt.)


Aus dem Familienalbum
Aus dem Familienalbum
 

Mit ein paar Grundlagen kann man schon erstaunlich weit kommen. Ein Schritt baut auf dem nächsten auf, eine Generation auf der anderen. Wichtig ist, dass keine Generation übersprungen wird. "Erstmal Namen einsammeln" macht sehr viel mehr Arbeit, ohne in Bezug auf die eigenen Vorfahren wirklich weiterzuhelfen. Es kann allerdings sinnvoll sein, wenn man in weit entfernten Archiven sucht und vor Ort die Zeit oder die Möglichkeit fehlt (z.B. wegen Lese- oder Sprachproblemen), die Personen direkt zuzuordnen.




Erste Informationsquellen

Die grundlegenden Informationen können durch Befragung der Eltern, Großeltern und anderer Familienmitglieder gesammelt werden - sofern noch möglich. Leider kommt mancher erst auf die Idee zu forschen, wenn er niemanden mehr fragen kann. Dann sind Familienstammbücher eine konkrete Quelle. Hinweise finden sich vielleicht auch in Fotoalben, auf alten Postkarten, in Tagebüchern, Urkunden, Adressbüchern und Telefonverzeichnissen. Wertvolle Informationsquellen - sofern noch auffindbar - können auch die sogenannten "Ariernachweise" sein, die 1933-45 von den Staatsbürgern verlangt wurden. Sie decken meist drei Generationen ab, zurück bis zur Mitte des 19. Jh.


Als Ausgangsbasis für die weitere Forschungsarbeit sollte man diese Daten kennen bzw. sich zunächst beschaffen:

  • die Namen der (leiblichen) Eltern
  • die Namen der (leiblichen) Großeltern
  • die Geburtsnamen der Mutter und der Großmütter
  • die jeweiligen Geburts-, Heirats- und Sterbedaten
  • die entsprechenden Orte
  • die Konfessionen

  Erste Anlaufstelle sind die Standesämter der Orte, in denen sich die Geburten, Heiraten und Sterbefälle ereignet haben. Personenstandsunterlagen sollten dort mindestens ab 1876 vorhanden sein. Allerdings wird man bei den Standesämtern (gebührenpflichtige) Auskunft nur über Vorfahren in direkter Linie erhalten.

  Im linksrheinischen Gebiet werden bereits seit 1798, im Großherzogtum Berg (rechtsrheinisch) seit 1809 Personenstandsregister geführt, bis 1815 teilweise in französischer Sprache. Sie sind - wie auch Kirchenbücher - für die Regierungsbezirke Düsseldorf und Köln (aus der Zeit 1571-1938) im Nordrhein-Westfälischen Personenstandsarchiv Brühl einzusehen.

  Weitere wichtige Quellen, insbesondere auch für die Zeit davor, sind die Pfarrämter und Gemeindearchive, Landeskirchenarchive und Personenstandsarchive (für das Rheinland in Brühl).

  Je nach Forschungsort (z.B. das heutige Polen) sind auch die Archive der Mormonen geeignete Quellen.

  Stöbern Sie, wenn Sie Zeit haben, in den Stadtarchiven, sehen Sie in den Adressbüchern der jeweiligen Städte nach, in der Lokalpresse, im Einwohnermelderegister, in Katasterunterlagen, Gerichtsakten... Gibt es in der Familie traditionsreiche oder ortstypische Berufe? War ein Vorfahr Pfarrer, Schöffe, Bürgermeister oder eine andere "Amtsperson"? Dann ist darüber vielleicht in einer Stadt- oder Handwerkschronik geschrieben worden. Stammt die Familie von einem alten Bauernhof? Dann können Zinsregister eventueller Lehnsherren sehr weit zurück in die Vergangenheit führen. Auch hier helfen die Stadtarchive oder das Hauptstaatsarchiv, z.B. in Düsseldorf.

Keine Panik vor der ungewohnten Schrift in den alten Kirchenbüchern und Dokumenten. Sie lässt sich erlernen, und nach einiger Übung kann man sie - wenn auch nicht unbedingt flüssig lesen - so doch entziffern. Natürlich stößt man immer mal wieder auf Pfarrer mit besonders "individuellen" Handschriften. In aller Regel sind aber zumindest die Namen deutlicher geschrieben, und das Wichtigste lässt sich meist doch noch enträtseln.

  Einige Schriftproben aus Kirchenbüchern

Bei der Arbeit mit Heirats- und Taufregistern kann es nützlich sein, etwas über die Hochzeitsgepflogenheiten der jeweiligen Gegend zu wissen.

  Heiratsbräuche im Bergischen Land
  Bräuche im Raum Hannover

Manchmal kann man sich mit ein bisschen Glück in schon vorhandene Ahnentafeln "einklinken". Sie können im Telefonbuch nach Namensträgern in der Gegend suchen, in der Sie Ihre Ahnen vermuten, und einfach mal einen Brief schreiben. Manchmal gerät man auf diese Weise an "die Richtigen", und man wird mit einer Ahnentafel überrascht, die bis in Martin Luthers Zeiten reicht. Solche Erfolgserlebnisse motivieren!

Natürlich ist es nicht damit getan, "irgendwelche" Träger des eigenen Namens in Gegenwart und Vergangenheit ausfindig zu machen. Auf die Verbindung kommt es an: Ist man tatsächlich mit ihm oder ihr verwandt, und wenn ja, in welcher Linie.

Es macht auch viel mehr Spaß, seinen Stammbaum selbst zum Sprießen zu bringen, als ihn sich von anderen erarbeiten zu lassen. Man kann dabei interessante Geschichten erleben und wird immer wieder feststellen, dass Familienforscher eine durchaus hilfsbereite Gattung sind. Aber: Dieses Hobby kostet Zeit.


Manchmal stößt man schon früh mit der einen oder anderen Linie an den sogenannten toten Punkt: Dann gibt es keine offensichtlichen Spuren mehr. Man weiß nicht, wo man weitersuchen soll, weil die Ahnen von wer-weiß-woher zugezogen sind, weil Kirchenbücher nicht mehr existieren oder eine bestimmte Heirat einfach nicht zu finden ist. Ich lasse diese Linie dann einfach eine Weile ruhen.

Selbst vermeintlich tote Punkte können manchmal durch Zufall zum Leben erweckt werden. Da liest man zum Beispiel in einem ganz anderen Zusammenhang in einer Stadt-Chronik über ein Dorf oder einen Ortsteil, der zur Zeit unserer gesuchten Ahnen zu einer anderen Gemeinde gehörte als heute oder vielleicht damals ganz anders hieß. Kein Wunder, dass nichts zu finden war. Ahnenforschung ist ein Puzzlespiel!



Weitere Informationsquellen

  Eine aufschlussreiche Quelle können Obligationsprotokolle sein. Manchmal liegen in den Stadtarchiven bearbeitete Fassungen mit Erläuterungen vor. Ein Beispiel sind die "Obligationsprotokolle des Gerichts und Kirchspiels Hilden und Haan (1738-1809)". Die Protokolle verraten eine Menge nicht nur über die handelnden Personen und ihre Familienverhältnisse, sondern auch über (wechselnde) Besitzverhältnisse, Not und Armut.

  Interessante und manchmal kuriose Hintergrundinformationen über die eigenen Vorfahren finden sich manchmal in alten Gerichtsakten (Beispiele aus Haan), oder - bei Landbesitz - in alten Kaufverträgen (Beispiele) oder Pachtverträgen (Beispiele) oder in Eheverträgen (Beispiele), die vielleicht sogar ein Heimatforscher irgendwann einmal gesammelt und bearbeitet hat und die in den Stadtarchiven einsehbar sind.

  Noch frühere Quellen können Zinsregister und andere Abgabenlisten sein, die die Lehnsherren bzw. deren Rentmeister über abgabenpflichtige Höfe geführt haben. Ob sich dort ein Vorfahr identifizieren lässt oder nur ein Hof gleichen Namens, hängt von Ort und Zeit ab. Die Namen der in solchen Listen aufgeführten Personen waren früher noch an den Hofnamen gebunden und wechselten, wenn jemand durch Erbe, Kauf oder Heirat Besitzer eines anderen Hofes wurde. Vererbbare Familiennamen waren bei Bauern z.B. im Hildener Raum bis weit ins 17. Jh. hinein noch selten.




Familienchronik

Spannend wird es, wenn die Ahnentafel durch eine Familienchronik und zeitgeschichtliche Informationen ergänzt und so mit Leben gefüllt wird. So kann eine Familienchronik Hinweise auf Herkunft und Bedeutung des Familiennamens enthalten (vielleicht gibt es sogar ein Familienwappen), und über die Geschichte der Orte, in denen sich das Leben der Vorfahren abgespielt hat.

  Über die Herkunft von Familiennamen informiert - kostenpflichtig - das Institut für Namenskunde der Universität Leipzig (Gesellschaft für Namenskunde e.V., Augustusplatz 9, 04109 Leipzig) [Stand 2002].

  Informationen über Berufe, die in der Familie vorkamen, können Einblicke in die Lebensbedingungen der Vorfahren vermitteln. Literatur und Stadtarchive helfen weiter.

  Wenn die Vorfahren aus einer entfernten Gegend stammen, kann ein Ausflug in die Vergangenheit der Familie vor Ort überraschende, manchmal auch ernüchternde Eindrücke und Erkenntnisse vermitteln.

  Auch Grabinschriften können aufschlussreich sein. Vielleicht entdecken Sie in einer kleinen Dorfkirche den Namen eines Vorfahren, eingraviert in eine alte Gedenktafel. Manchmal hat auch der Pfarrer eine Chronik der Kirchengemeinde, in der man die Namen der Altvorderen wiederfindet und etwas über ihr Tun und Treiben nachlesen kann.


Gedenktafel
 
Gedenktafel in der Kirche
von Drackenstedt
(Adolph Gueinzius, 1872)



Ordnungssystem

Mit zunehmender Datenfülle wird man schnell den Überblick verlieren, solange die gesammelten Informationen noch unstrukturiert sind. Daher sollten die gefundenen Daten sofort und von Anfang an in ein Ordnungssystem eingegliedert werden.

Unabhängig von der eventuellen Verwendung von Genealogie-Programmen empfiehlt es sich nach meiner Erfahrung, für jede Person ein Stammblatt anzulegen, das alle gefundenen Daten enthält. Für umfangreiche Arbeiten in verschiedenen (Kirchen-)Archiven kann es sinnvoll sein, pro Person je ein Formular für Taufe, Heirat und Sterbefall zu benutzen und die Daten später in einem Familienblatt zusammenzutragen oder ggf. in ein entsprechendes Computerprogramm einzugeben. Aber vielleicht nehmen Sie ja gleich Ihr Notebook mit ins Archiv. Allerdings: Der sicherste und dauerhafteste Datenträger ist Papier!

Wie kann so ein Ordnungssystem aussehen - sofern es nicht durch ein Genealogie-Programm vorgegeben ist? Bei mir hat sich dieses bewährt (es war das erste, das ich kennenlernte und wird jetzt auch nicht mehr geändert): Jedem Vorfahr in direkter Linie wird von vornherein eine Ordnungsziffer zugeordnet. Diese Ordnungsziffern sind unveränderlich an eine bestimmte Person gebunden. Die Generation wird mit römischen Ziffern gekennzeichnet, die Person mit arabischen Ziffern. Die männlichen Vorfahren erhalten gerade, die weiblichen ungerade Ziffern. Solange eine Person nicht gefunden ist, bleibt die dazugehörige Ordnungsziffer frei.

Ordnungsziffern (htm-Datei)

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(oder als pdf-Datei, 44 KB)
Ordnungsziffern

  • Sie selbst erhalten die Ordnungszahl I.1,
  • Ihr Vater II.2,
  • Ihre Mutter II.3,
  • der Großvater väterlicherseits III.4,
  • die Großmutter väterlicherseits III.5,
  • der Großvater mütterlicherseits III.6,
  • die Großmutter mütterlicherseits III.7,
  • der 1. Urgroßvater väterlicherseits IV.8,
  • die 1. Urgroßmutter väterlicherseits IV.9,
  • der 2. Urgroßvater väterlicherseits IV.10,
  • die 2. Urgroßmutter väterlicherseits IV.11
  • der 1. Urgroßvater mütterlicherseits IV.12
  • die 1. Urgroßmutter mütterlicherseits IV.13,
und so weiter.

Dieses Ordnungssystem berücksichtigt allerdings keine Seitenlinien, also Geschwister der unmittelbaren Vorfahren und deren Nachkommen. Ich kennzeichne sie nur mit der Generationenziffer (römisch) und erfasse sie separat auf Familienblättern, da der verästelte Stammbaum sonst schnell die Ausmaße einer Tapetenrolle annimmt. Bei einer etwas anderen Variante setzt der Forscher für sich selbst die Ziffer 0, für die Eltern I, für die Großeltern II, für die eigenen Kinder -1, für die eigenen Enkel -2 usw. Natürlich gibt es auch andere Systeme.

Ahnen- und Familienforschung kann eine "unendliche Geschichte" sein, aber auch eine faszinierende. Was musste alles passieren, bis wir selbst auf die Welt kommen konnten...




Schriftproben aus alten Kirchenbüchern


Sterberegister 1818

Wenn doch nur alle Pfarrer so schön geschrieben hätten...:

Sterberegister 1815

"12. Anna Gertrud Dörner
Ehefrau des Schleifers Abraham Mutz, auf dem
Nachbarsberg, starb den 15. Februar, alt 41 Jahre,
und 6 Monathe, und ward den 17ten ejurdem
[= desselben Monats] öffentlich beerdigt."




Heiratsregister 1768

Das ist schon etwas schwieriger:

Heiratsregister 1768

20) den 31ten Juli 7ten et 14ten Augst. wurden proclamiret Johannes Walter
Wirt, weyl. [= verstorben] Joh. Wirts nachgl Sohn zu Gruthen [= Gruiten] und Anna Christin Widen
hofen, weyl. Matthia Widenhofens nachgl Tochter aus dem Wald und
am ..........copuliret worden.




Heiratsregister 1736

Oft steht nur eine mehr oder weniger deutliche Fotokopie oder ein Comfiche zur Verfügung. Wenn die Seite dann noch mit Tintenklecksen verziert ist, sind solche Datenquellen eine wahre Herausforderung, aber kein Vergnügen.

Heiratsregister 1736

den 5 Augsti ... Johannes Jacob Dörner wonhaft zu Wald, Wilhelm Dör
ners ehel. (?) nachgborener Sohn, und Sophia von der Gath (?), mit Anna
Maria Breid Peter Jagenbergs nachgel. Wittib am Kirchhof ...(?)
... proclamiret und folge copuliret worden den 26. Augst.





Andenken und "Familienschätzchen"

In manchen Haushalten, besonders, wenn sie über Traditionsbewusstsein, nostalgisches Verständnis, tiefe Schubladen, einen geräumigen Keller oder Speicher verfügen, finden sich noch interessante Gegenstände aus dem Leben der Vorfahren. Sie haben unter Umständen mehrere Jahrhunderte und entsprechend viele Generationen überdauert und wurden "über die Zeit gerettet". Manches - wie edles Porzellan oder altes Spielzeug - mag als begehrtes Sammelobjekt auch finanziell interessant sein.

Aber auch Gegenstände, die außer den ideellen keine nennenswerten Werte repräsentieren, antike Haushalts- oder Berufsutensilien, alte Bibeln oder andere Bücher, die vielleicht handschriftliche Eintragungen oder Bemerkungen enthalten, können für den Ahnenforscher aufschlussreich sein, wenn er mehr als nur Namen wissen will. Sie illustrieren die Lebensumstände ihrer ursprünglichen Besitzer und ihre Zeit und geben manchmal neue, spannende Rätsel auf.

Eine besuchenswerte Sammlung teils kurios anmutender alter Alltagsdinge gibt es zum Beispiel in dem privaten  Hofschaftsmuseum in Solingen-Gräfrath. Auch die vielen örtlichen Stadt- und Heimatmuseen bieten Anknüpfungspunkte für die eigene Geschichte und sind längst nicht mehr so verstaubt wie ihr Ruf.


 
Diese Damen-Taschenuhr
aus der Zeit um 1894
gehörte meiner Urgroßmutter (*1846),
später meiner Großmutter (*1877)
aus Goslar



Familienforschung und Krieg

Familienforschung hat immer auch mit Krieg zu tun. Wie distanziert man als Familienforscher diese Tatsache betrachten kann, hängt m.E. davon ab, was nahestehende Zeitzeugen wie Eltern und Großeltern - und womöglich noch deren Vorfahren - erlebt und was und wieviel sie von ihren persönlichen Erlebnissen weitergegeben haben.

Über die Schrecken der Franzosenzeit findet sich in der einen oder anderen Familienchronik noch so manches Detail, aus den Befreiungskriegen mag der eine oder andere noch Medaillen zur Erinnerung an siegreiche Schlachten von seinen Vorfahren geerbt haben.



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