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NS-Zeit,   II. Weltkrieg und erste Nachkriegsjahre
in Solingen

"Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt,
wird blind für die Gegenwart".
[Richard von Weizsäcker]

Er hat sich schon lange vor 1939 angekündigt: der Zweite Weltkrieg, obwohl das Leben nach der Machtübernahme der NSDAP anscheinend ganz normal und nahezu beschaulich weiterging. Allerdings schon bald nicht mehr für alle. Nachträglich erkennt man die Zeichen deutlicher als in der Gegenwart, vor allem dann, wenn man nicht zu den unmittelbar Betroffen zählt.

Die im Folgenden aufgeführten Ereignisse und Zeitzeugenberichte sind subjektiv und teilweise zufällig ausgewählt. Es können nur einzelne Aspekte angerissen werden, die lediglich kurze Schlaglichter auf die Zeit werfen sollen. Einige Vorkriegs-Geschehnisse in Solingen spiegeln noch eine heile Welt vor, während andere schon recht früh ankündigen, wohin die gespenstische Reise gehen sollte. Der Wahnsinn nahm seinen Lauf. - Die rot gekennzeichneten Daten sollen den politischen Gesamtzusammenhang herstellen und Hinweise geben, wo zur jeweiligen Zeit die Väter, Großväter und Urgroßväter Soldat sein mussten.






1930-1932   1933   1934   1935   1936   1937   1938   1939-1945   1946-1950  


  • 14.09.1930   Die NSDAP wird bei den Reichstagswahlen mit 107 Abgeordneten (1928: 12) zweitstärkste Fraktion nach der SPD mit 143 Abgeordneten.

  • Sommer 1931   Die Wirtschaftskrise erreicht ihren Höhepunkt. Reichskanzler Heinrich Brüning versucht sie durch Notverordnungen in den Griff zu bekommen: Kürzung der Gehälter und Beamtenbezüge, der Renten für Invaliden und Kriegsbeschädigte, der Kinderzuschläge, der Unterstützungssätze für Arbeitslose, Streichung der Arbeitslosenversicherung für verheiratete Frauen, Heraufsetzung der Altersgrenze für Unterstützungsempfänger, Steuererhöhungen und Einführung neuer Steuern. - Arbeitslosigkeit und Kaufkraftschwund verringern sich dadurch nicht: "Die Menschen hungern, Mutlosigkeit macht sich breit. Der Nährboden für politische Radikalisierung ist bereitet." [Chronik S. 848]

  • 28.05.1932   Es gibt aber auch kleine Lichtblicke: Der Ittertaler Vogelschutzpark wird eröffnet. Den Ausbau der Anlage bewerkstelligten die teils arbeitslosen Mitglieder des Ittertaler Heimatvereins.



  • 1933   Mit 45 000 steht Solingen an zweiter Stelle der Erwerbslosenziffern im Deutschen Reich. Die Arbeitslosigkeit erreicht ihren Höhepunkt.

  • 30.01.1933   Reichspräsident von Hindenburg ernennt Hitler zum Reichskanzler und löst am 01.02. den Deutschen Reichstag auf. Die Nationalsozialisten sind an der Macht.

  • 18.02.1933   In Solingen wird aus 100 Mann SA, SS und Stahlhelm eine Hilfspolizeigruppe gebildet.
    SA = Sturm-Abteilung, Kampfverband der NSDAP, 1920 als Saalschutz geschaffen. / SS = Schutz-Staffel, ursprüngl. Leibgarde Hitlers, im Nürnberger Prozess zur verbrecherischen Organisation erklärt. / Stahlhelm = Bund der Frontsoldaten, nationalist.-halbmilit. Organisation, 1918 gegründet, 1935 aufgelöst, 1951 neu gegründet.

  • 07.02.1933   In Ohligs kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten.

  • 01.03.1933   Die polizeilichen Maßnahmen "zur Bekämpfung kommunistischer Umtriebe" infolge des Reichtagsbrandes vom 27.02.1933 führen zur Verhaftung von 20 Personen.

  •   Siehe dazu auch Mettmann: Koburg

  • 04./05.03.1933   Die NSDAP und die nationalen Verbände veranstalten am Vorabend der Reichs- und Landtagswahl große Fackelzüge. Die Wahlbeteiligung beträgt fast 92 %. NSDAP und KPD erhalten mit großem Abstand die meisten Stimmen. Auf sie richten sich alle Hoffnungen.

  • 23.03.1933   Der neu gewählte Reichstag verabschiedet das "Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich" (Ermächtigungsgesetz) und setzt damit faktisch die meisten Grundrechte außer Kraft.

Schon die vorherige Regierung hatte ein Arbeitsbeschaffungsprogramm ausgearbeitet, doch erst die neue nationalsozialistische setzt Notstandsarbeiten als Mittel zur Überwindung der Arbeitslosigkeit ein und nennt diese "produktive Arbeitslosenfürsorge".

"Bei den Projekten handelte es sich in erster Linie um Straßenbauarbeiten, Rohrverlegungen und Arbeiten in den Forstkulturen sowie in der städtischen Gärtnerei. Zu den bemerkenswertesten Leistungen, die auf diese Weise erbracht wurden, gehören die Umgehungsstraße in Gräfrath, durch die der Durchgangsverkehr aus der engen Freiheit an die Außenseite der Stadt verlegt wurde, ferner die Straße quer über das Weinsbergtal als Verbindung zwischen Höhscheid und der Eichenstraße sowie die Verbindungsstraße von Wald nach Schlagbaum, den heutigen Frankfurter Damm. Von 1933 bis 1937 entwickelte die Stadt Solingen fünfundzwanzig Notstandsprojekte."
[Rosenthal 3. Bd. S. 422]


  • 01.04.1933   In einer ersten Großaktion gegen die Juden ziehen SA-Posten vor jüdischen Geschäften und Fabriken auf. Die Schaufenster der Geschäfte werden mit antijüdischen Parolen beschmiert.

"Das war ein Alarmzeichen. Die ersten Abwanderungen begannen, vornehmlich nach Palästina. Die Stahlwarenindustrie war davon nicht betroffen. Von den mehr als achthundert in Solingen bestehenden Stahlwarenfirmen waren nur sechzehn in jüdischem Besitz." Allerdings stand die Firma Alexander Coppel schon seit 1862 an dritter Stelle der Stahlwarenfirmen. [Rosenthal 3 S. 423]

Die Alarmzeichen mehren sich schnell:


Solinger Tageblatt vom 8. April 1933

"Wie wir erfahren, haben die sämtlichen Solinger Krankenkasse, [...] auf Grund einer Empfehlung der Aufsichtsbehörde (Versicherungsamt) ihre Aerzteregister geändert. Bis zum Erlaß gesetzlicher Bestimmungen werden für die Groß-Solinger jüdischen Aerzte keine Krankenscheine mehr ausgestellt. Von der Maßnahme werden sechs Aerzte und eine Aerztin betroffen. [...]"


  • 03.04.1933   Die neu gewählte Solinger Stadtverordnetenversammlung beschließt die Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Hitler. Diese Ehrung wird ihm auch von ca. 4000 anderen deutschen Städten und Gemeinden zuteil. Nach der Katastrophe, am 18.04.1946, wird es ihm die Solinger Stadtvertretung wieder aberkennen, noch bevor der Alliierte Kontrollrat am 12.10.1946 den Verlust des Ehrenbürgerrechts für Kriegsverbrecher festlegt.

  • 08.04.1933   In Ohligs wird der Grundstein zum Ehrenmal gelegt. Man will stolz sein auf die toten Helden, die bereits gefallenen wie die künftig zu erwartenden. An den Seiten sowie an der Rückseite des Denkmals sind die Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Ohligser angebracht, darunter MUTZ PAUL († 1917) und MUTZ REINHARD († 1919!).



 
August 2005
Ohligs, Ehrenmal
auf dem Friedhof
an der Schwanenstraße

"DEN TOTEN ZUM GEDÄCHTNIS
DEN LEBENDEN ZUR ERINNERUNG UND MAHNUNG
1914 / 1918
1939 / 1945


  • 01./02.05.1933   Die "Gleichschaltung der Gewerkschaften" wird verkündet. SA-Leute dringen in das Gewerkschaftshaus an der Birkerstraße 2 ein und besetzen auch die Büroräume des Deutschen Metallarbeiterverbandes und des Allgemeinen Gewerkschaftsbundes. Die Parteiorganisation Deutsche Arbeitsfront beschlagtnahmt die Kassen.

  • 10.05.1933   In Berlin verbrennen Studenten rund 20 000 Bücher "undeutschen Geistes" von Autoren, die den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge sind. Auch in anderen Städten werden Bücher verbrannt.

  • 14.07.1933   Die NSDAP wird per Gesetz einzige Partei Deutschlands.

  • 17.08.1933   Die beiden Sozialpartner, Arbeitgeberverband und Deutsche Arbeitsfront, vereinbaren einen neuen Tarifvertrag für die Messerschleifer, der Grundlage für die neuen Preisverzeichnisse der Heimarbeiter wird.

  • 1933   Als überregionale Werbemaßnahme für die Leistungsfähigkeit der in der Krise steckenden Solinger Industrie, um sie "einer wieder glücklicheren Zeit entgegenzuführen", erscheint das nach wie vor maßgebliche Standardwerk von Franz Hendrichs: "Geschichte der Solinger Industrie".

  • 14.10.1933   Das Deutsche Reich tritt aus dem Völkerbund aus.
    [Völkerbund = 1920 gegründet von den Siegern des I. Weltkriegs mit dem Ziel der Friedenssicherung; 1946 offiziell aufgelöst. Nachfolgeorganisation = Vereinte Nationen.]

  • 04.12.1933   Mit der Gründung einer Solinger Ortsgruppe des Reichsluftschutzbundes (einem der Partei angeschlossenen Verband) beginnt die Vorbereitung auf einen möglichen Luftkrieg.



  • Januar 1934   In Solingen wird die erste Verdunkelungsübung durchgeführt.

  • April 1934   Der "Solinger Verkehrsverein e.V." tritt an die Stelle der aufgelösten Bürgervereine in den einzelnen Stadtteilen. Zur Förderung des Fremdenverkehrs wird das städtische Presse- und Verkehrsamt zum Propaganda-Presse- und Verkehrsamt erweitert. Unter Einbeziehung des Bergischen Geschichtsvereins (Abteilung Solingen) und des Verkehrsvereins werden Werbeaktionen initiiert und Werbeschriften verteilt. Besonderer Wert wird auf Industriehistorie und Handwerkstradition gelegt. Diesen Ambitionen sind viele überlieferte Kenntnisse über die Geschichte der alten Solinger Wupper- und Bachkotten zu verdanken.

  • 19.07.1934   In Solingen wird eine Luftschutzschule eröffnet. -
    Wie registriert und deutet die Bevölkerung diese Zeichen?

  • Juli 1934   Die Bauarbeiten an der den westlichen Stadtrand von Solingen berührende Reichsautobahn beginnen. Am 21.05.1936 wird sie dem Verkehr übergeben.

  • 22.07.1934   Der Gräfrather Vogelschutzpark wird eröffnet, 1942 kriegsbedingt wieder geschlossen. Erst 1951 wird der "Tierpark Fauna" erneut seine Pforte an der Lützowstraße öffnen.

  • 02.08.1934   Nach dem Tod des Reichspräsidenten von Hindenburg wird per Gesetz das Amt des Reichskanzlers mit dem des Staatsoberhauptes vereinigt. Die Reichswehr wird auf den Führer und Reichskanzler Hitler vereidigt.

  • 28.08.1934   Die städtischen Beamten Solingens werden auf Hitler vereidigt.



  • 16.03.1935   Die allgemeine Wehrpflicht wird wieder eingeführt.

  • 19.05.1935   Der "Klingenpfad", ein nach wie vor gern genutzter Wanderweg rund um Solingen, wird eingeweiht.

  • 17.07.1935   Der Stadt wird das heraldisch bereinigte alte Solinger Wappen mit fünftürmiger Mauerkrone verliehen.

  • Juli 1935   Wie schon im Zuge der Städtevereinigung 1929 werden erneut die Bezeichnungen einiger Straßen und Plätze geändert. Man trägt auch dem Personenkult Rechnung: So wird das Straßenstück zwischen Weyer und Focher Straße zur Göringstraße; ein Teil der heutigen Konrad-Adenauer-Straße zum Adolf-Hitler-Platz.

  • 15.09.1935   Der Nürnberger Reichsparteitag der NSDAP beschließt mit den sog. Nürnberger Gesetzen eine Verschärfung der "antijüdischen Maßnahmen".



  • April 1936   Ein Stadtamt für die Bearbeitung von Luftschutzangelegenheiten wird eingerichtet.

  • 01.04.1936   In Solingen sind 10 032 Arbeitsuchende registriert; ein Jahr später werden es noch 4181 sein. Ende 1936 gehört Solingen noch zu den deutschen Notstandsgebieten. Fast jeder sechste Erwerbsfähige ist ohne Arbeit. [Rosenthal 3. Bd. S. 422]

  • 16.04.1936   Die seit 1832 bestehende Firma Alexander Coppel wird gelöscht. Ein Dresdner Unternehmer und ein Solinger Kaufmann übernehmen Firmennamen und Passiva.

  • 16.07.1936   Die Solinger Altstadt wird zur Gewinnung von Verkehrsraum "aufgelockert":

Solinger Tageblatt vom 16. Juli 1936 - Julius Günther -
Auflockerung der Alt-Solinger Innenstadt.
Abbruch des Hauses Kölner Straße 78, Ecke Kirchstraße, zur Gewinnung von Verkehrsraum.

Heute vormittag ist mit dem Abbruch des aus älterer Zeit stammenden Hauses Kölner Straße 78 und Ecke Kirchstraße begonnen worden. Die Beseitigung dieses Gebäudes erfolgt zur Verbesserung der Verkehrsmöglichkeit in einem der am schwierigsten zu passierenden Brennpunkt der Solinger Altstadt.

In den letzten 10 Jahren hat sich die Alt-Solinger Innenstadt schon manche Veränderung gefallen lassen müssen. Nicht allein, weil der Zahn der Zeit an den herkömmlichen altehrwürdigen Fachwerk- und Schieferbauten genagt hatte, sondern vielmehr aus Gründen des Verkehrs. Solange keine breiten Verkehrsstraßen um den Alt-Solinger Ortskern herumführen, deren Schaffung schwierig und sehr kostspielig ist, wird noch manches der älteren Gebäulichkeiten an dieser oder jener Ecke dem Verkehr geopfert werden müssen, um damit den Verkehrserfordernissen der neuen Zeit zu dienen. [...]


  • 19.07.1936   Die an der Wupper gelegene malerische Solinger Ortschaft Rüden-Friedrichstal wird "Musterdorf" und als solches mit 200 Blumenkästen, Fahnen, Schaubuden, Verkaufsständen und Tanzveranstaltungen eröffnet. Heimatbewusstsein und Traditionspflege stehen hoch im Kurs.



 
2004
Obstwiese in Rüden



  • 1937   So frühzeitig wie die Luftschutzmaßnahmen beginnt in Solingen die "wehrerzieherische Arbeit":

"Als Abteilung der Landesgruppe Rheinland entstand 1937 der 'Waffenring der Flugabwehr', auch 'Flakwaffenring' genannt. Darin wurden die Mitglieder in Fragen der Luftabwehr theoretisch-wissenschaftlich ausgebildet. Hierzu diente das neueingerichtete flugphysikalische Laboratorium der Moeller-van-den-Bruck-Schule (Gymnasium Schwertstraße)." [Rosenthal 3. Bd. S. 431]

  • März 1937   Der Werkzeugmacher Ewald Peiniger wird von der Gestapo verhaftet und in das Polizeigefängnis im Solinger Stadthaus Potsdamer Straße eingeliefert, wo er drei Tage später stirbt. Seine Geschichte soll hier stellvertretend für viele andere Schicksale von Verfolgten des Nazi-Regimes in Solingen stehen:

Der Walder Werkzeugmacher Ewald Peiniger (* 05.07.1881 in Gräfrath) verlässt während des I. Weltkriegs die SPD. In der Weimarer Republik engagiert er sich in der Kommunistischen Partei und der Gewerkschaft und ist führend in der Konsumgenossenschaftsbewegung tätig. "Trotz der Beteiligung am illegalen Widerstand seiner Partei entgeht der bekannte Walder Kommunist den Verfolgungen in den ersten Jahre des NS-Regimes. Nach der Verhaftung von Albert Teichert Ende 1936 zerschlägt die Gestapo in den folgenden Monaten eine kommunistische Widerstandsgruppe in Wald. Mehr als zwanzig Regimegegner werden verhaftet. Sie werden beschuldigt, illegale Organisationen gebildet, Schriften verteilt, Geld für politisch Verfolgte gesammelt und den Moskauer Rundfunk gehört zu haben.

Zu ihnen gehört auch Ewald Peiniger. Am 23. März 1937 wird er von der Gestapo verhaftet und in das Polizeigefängnis im Solinger Stadthaus Potsdamer Straße eingeliefert. Während der Vernehmungen erleidet er schwere Misshandlungen. Drei Tage später, am 26. März 1937, wird er nach Aussage der Gestapo in seiner Zelle erhängt aufgefunden."

[Webseite Stadtarchiv Solingen: Schicksale 1933-1945]

  • 08.10.1937   Das Oberlandesgericht Hamm verkündet das Urteil gegen die Walder Widerstandsgruppe. Die Strafen fallen im Vergleich zu früheren Prozessen deutlich höher aus; es werden bis zu acht Jahre Zuchthaus verhängt.

  • 1937   In Höhscheid wird ein neues Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet. Einer davon ist KARL MUTZ († 1915).



  • 1938   In Ohligs wird an der Wittenberger Straße ein Luftschutzturm gebaut.

  • Januar 1938   Die Wupper führt Hochwasser. Die Schleifkotten stehen unter Wasser und müssen den Betrieb einstellen.

  • 12.03.1938   Deutsche Truppen marschieren in Österreich ein.

  • 13.03.1938   Das Gräfrather Ehrenmal für die auch hier namentlich aufgeführten Gefallenen des Ersten Weltkriegs wird eingeweiht.



 
2007
Gräfrath,
Ehrenmal an der Fauna


  • 25.07.1938   Der Name "Solingen" wird durch das "Gesetz zum Schutz des Namens Solingen" als einziger Städtename der Welt gesetzlich geschützt.

  • 09.-10.11.1938   In der sog. Reichskristallnacht zerstören in Solingen Angehörige nationalsozialistischer Verbände die Synagoge sowie jüdische Geschäfte. Max Leven (* 1882), Kunstkritiker und Redakteur der sozialistisch-kommunistischen Zeitung "Bergische Arbeiterstimme", wird in der Progromnacht ermordet.



Synagoge an der Ecke Gerichtsstraße / Malteserstraße. Eingeweiht am 08.03.1872, in Brand gesetzt in der Nacht 9./10.11.1938, am nächsten Tag gesprengt. Die Ruine wurde bis Januar 1939 abgetragen.
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 

2008   1943/1944 wurde an derselben Stelle ein Hochbunker errichtet, der noch vorhanden ist. Eine Gedenktafel erinnert an die zerstörte Synagoge.


Aus den Erinnerungen einer damals 19jährigen Zeitzeugin an diese Nacht:

"Ich erinnere mich sehr deutlich an die Reichskristallnacht. [...] Gegen zehn Uhr, als wir ins Bett gehen wollten, schellte es. Wir wohnten damals Inderhöhe, wo auch der Angriff gewesen ist. Der Vater ging runter, Türdrücker gab es ja damals nicht. Ich blieb oben stehen und dachte: 'Wer ist das bloß jetzt?' Er machte die Tür auf, ein SA-Mann stand da: 'Heil Hitler, Herr Blockwart. Ich wollte melden, wir haben das und das...' und zählte Verschiedenes auf. [...] 'Bei Dr. Rüppel haben wir alles zerdeppert, die ganze Röntgenabteilung. Das geht ja auch nicht, diese Juden.' Mein Vater hat da starr gestanden und hat überhaupt nichts gesagt. Ich war so perplex. Die Tragweite ist einem erst später bewußt geworden. Was da passiert ist, das war schlimm. Dr. Rüppel war unser Hausarzt. [...]"
[Ilse D., Jg. 1919. Weingartz-Perschel S. 10]

Lesenswert:
  • Weingartz-Perschel, Karin: "Aber wir haben das überstanden. Wir wollten ja überleben." Solinger Frauen erinnern sich. Solinger Geschichtswerkstatt e.V., Solingen 1996
  • Grams, Damian / Thon, Micha: Sieben linke Schuhe. Internationaler Bund e.V.(Hrsg.) Solingen 2004


  • Dezember 1938   An der Florastraße wird mit dem Bau eines Luftschutzturms begonnen. Während des Krieges wird die Zahl der Bunkerbauten auf 15 erhöht.



 
Luftschutzturm an der Florastraße
nach dem Angriff 1944.
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
(Detail)

Am 02.12.1948 gesprengt.


Quellen und weitere Literatur

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