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Der Erste Weltkrieg in Solingen

Wer sich über den Ersten Weltkrieg in Solingen bzw. für seine Auswirkungen auf die Bevölkerung in Solingen und Umgebung interessiert, der findet z.B. in Heinz Rosenthals Standardwerk über die Geschichte der Stadt Solingen eine Fülle von Informationen - wenn mich auch einzelne (ungewohnt wertende) Aussagen über die mehr oder weniger zum Ausdruck gebrachte patriotische Begeisterung etwas irritieren. Aufschlussreich sind aber vor allem die damalige (Tages-)Presse und Zeitzeugenberichte sowie - in komprimierter Form - die Dokumentation mit Kommentaren von Johannes Motz.

Spuren des Ersten Weltkriegs sind in Form von Kreuzreihen und Ehrenmalen auf Solinger Friedhöfen noch sichtbar, tauchen hin und wieder aber auch an unerwarteter Stelle auf: So fanden Arbeiter im Oktober 2008 bei Bauarbeiten am sog. Tückmantel-Haus am Solinger Graf-Wilhelm-Platz eine zünderlose, aber funktionsfähige Handgranate, die aus dem Ersten Weltkrieg stammen soll...

Die im Folgenden aufgeführten Ereignisse bzw. Zeitungsartikel sind subjektiv und teilweise zufällig ausgewählt. Die blau gekennzeichneten Daten sollen den Blick auf den politischen Gesamtzusammenhang erleichtern.




1914     1915     1916     1917     1918     1919-1922


  • 28.06.1914   Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Gattin Sophie von Hohenberg in Sarajewo; Auslöser des Ersten Weltkriegs.

  • Juli 1914   Derzeit belasten die Solinger andere Geschehnisse viel mehr: Streik und Aussperrung der Waffenarbeiter. Dieser Arbeitskampf erreicht am 14. Juli seinen Höhepunkt; er endet am 20. Juli mit einer Einigung.

  • 28.07.1914   Österreich/Ungarn erklärt Serbien den Krieg.
  • 30.07.1914   Russland erklärt die Generalmobilmachung zur Unterstützung Serbiens.

  • 31.07.1914   Die Sparer drängen zu den Kassen, um ihr Geld abzuheben. Angstkäufe verknappen die Waren und führen zu Preiserhöhungen. Die Nachricht vom verhängten Kriegszustand wird in Solingen gegen 15 Uhr in der Öffentlichkeit bekannt.

    "Tausende von Männern und Frauen wogten die Kaiserstraße (heute Friedrich-Ebert-Straße, Solingen-Wald) auf und ab. Trotzdem herrschte eine feierliche Stille; jeden beherrschte der Ernst der Situation."

  • 01.08.1914   Deutschland erklärt Russland den Krieg.
  • 03.08.1914   Deutschland erklärt Frankreich den Krieg.
  • 04.08.1914   England erklärt Deutschland den Krieg.


In Solingen macht sich die Kriegs-Zeitung zum Chronisten der Ereignisse. Sie soll "während der Dauer des gegenwärtigen Krieges an jedem Samstag erscheinen. Sie soll als Erinnerungsblatt zum Aufheben für spätere Zeiten dienen" und insbesondere für die Kriegsteilnehmer aufbewahrt werden. Der folgende Artikel beschreibt die Verhältnisse, Maßnahmen und Veränderungen in Solingen bei Kriegsbeginn:


Solinger Kriegs-Zeitung vom 19. September 1914

Die Solinger und der Krieg.

Am Freitag, den 31. Juli, wurde, wie überall im Reiche, so auch im Bereich des 7. Armeekorps, zu dem Solingen gehört, der Kriegszustand verkündet, und zwar, weil es sich um einen der Westgrenze naheliegenden Bezirk handelte, der verschärfte Kriegszustand.

Die vollziehende Gewalt ging dadurch auf den kommandierenden General des 7. Armeekorps über. In Düsseldorf wurde ein Kriegsgericht eingesetzt für den Umfang des Regierungsbezirks. Die Zeitungen wurden der polizeilichen Zensur unterstellt, die Abhaltung von Versammlungen verboten.

In Solingen und im übrigen bergischen Lande waren die politischen Vorgänge der letzten Zeit mit Spannung verfolgt worden. Manche besorgte Miene konnte man sehen, denn dessen war man sich ja bewußt: Dieser Krieg, der vor der Tür stand, würde ein Krieg sein, so gewaltig, so umfangreich, so verheerend, wie ihn die Geschichte der Menschheit bis jetzt noch nicht kannte. Opfer, ungeheure Opfer würde er fordern an Gut und Blut, die niemandem unter uns erspart bleiben würden.

Schon am 1. August, Samstag, erhob sich auf die Kunde von der Erklärung des Kriegszustandes eine Geldpanik. Man stürzte sich auf die öffentlichen Kassen, um dort Papiergeld gegen Metallgeld zu vertauschen. Erst die in den Zeitungen erfolgte Aufklärung, daß das deutsche Papiergeld auch im Kriegszustande seinen vollen Wert behalte, führte eine Beruhigung herbei.

Eine andere nicht gerade erfreuliche Begleiterscheinung der ersten Kriegstage war der - allerdings vereinzelt gebliebene - Versuch mancher Geschäftsleute, die ernste Lage auszunutzen durch Wucherpreise für Lebensmittel. Das Publikum war hieran nicht ganz schuldlos, da es vielfach zu Massenkäufen schritt, die natürlich ein Anziehen der Preise verursachten. Die Polizei trat der Preistreiberei jedoch energisch entgegen; schließlich wurden die Höchstpreise der Lebensmittel polizeilich festgelegt.

Gleichzeitig ließ die Stadtverwaltung erklären, daß Solingen für die nächste Zeit noch in ausgiebiger Weise mit Getreide, Mehl usw. versehen sei. Die größeren Fabriken Solingens versichern, daß sie ihren Betrieb, wenn auch vielleicht mit Einschränkungen, aufrecht erhalten wollen.

Daß in Tagen solcher allgemeinen Erregung leicht abenteuerliche Gerüchte entstehen, ist begreiflich. So wurde in Solingen vielfach behauptet, das Wasser unserer Talsperre im Sengbachtale sei vergiftet. Die "Solinger Zeitung" konnte alsbald feststellen, daß jenes Gerücht durchaus unbegründet war.

Dem Rufe zu den Waffen sind auch die Solinger mit heller Begeisterung gefolgt. Schon am 3. August, dem zweiten Mobilmachungstage, hatten sich beim Bezirkskommando und auf dem Rathause, wo des Andranges wegen gleichfalls Anmeldungen entgegengenommen wurden, mehr als 2000 Freiwillige gemeldet.

Jünglinge und Männer jeden Standes und jeder politischen Anschauung ließen sich eintragen oder sich die Anweisungen zur Abreise nach einem Truppenteile geben. Selbst zwei Veteranen aus dem deutsch-französischen Kriege im Alter von 63 und 64 Jahren stellten sich der Militärbehörde zur Verfügung. Männer, die dem Landsturm angehörten, forderten die sofortige Einstellung, um mit in der Front kämpfen zu können, Jünglinge von 17 Jahren an erschienen zu vielen Hunderten auf dem Meldebureau, darunter alle Primaner unseres Gymnasiums, sehr viele Mitglieder der Jugendvereine aller Richtungen, der Wandervogelvereine usw.

Die 8 Oberprimaner des Gymnasiums bestanden sämtlich am 5. August die Notprüfung. Nach Hunderten zählten auch schon die Frauen und Mädchen, die sich im Dienst des Roten Kreuzes und der Krankenpflege im Kriege stellen wollten.

Um die Familien der zu den Fahnen Einberufenen vor Not zu bewahren, treffen die kommunalen Behörden alsbald geeignete Maßnahmen. Die Solinger Stadtverordnetenversammlung bewilligt auf Antrag des Finanzausschusses eine halbe Million Mark zur Unterstützung von bedürftigen Kriegerfamilien. Die gleiche Summe wurde auch von den Stadtverwaltungen in Ohligs und Wald zur Verfügung gestellt.

Eine Versammlung aller Wohlfahrtsvereine Solingens, ohne Unterschied des Bekenntnisses und der Partei, die am 5. August unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Dicke im Monopol tagte, befaßte sich eingehend mit der Regelung des Unterstützungswesens. Die Stadt wurde in 54 Unterstützungsbezirke eingeteilt. Oberbürgermeister Dicke gab auch beruhigende Erklärungen über die Lebensmittelverordnung der Stadt ab. Wenn nötig, werde die Verwaltung sofort eingreifen und Lebensmittel beschaffen. Die Machtbefugnisse der Behörden seien im Kriegsfalle groß, die Kriegsgesetze sorgten für alle.

"Wir sind befugt, die Waren sofort wegzunehmen, wenn sie unangemessen teuer verkauft werden. Wir in Solingen sind jetzt eine große Familie, wir müssen zusammenhalten wie Brüder und Schwestern, einer muß für den anderen sorgen. Wer aber nur seine eigenen Interessen im Auge hat, über den werden wir rücksichtslos hinwegschreiten."

Im Landkreise Solingen regte sich gleichfalls die Hilfstätigkeit. Der Vaterländische Frauenverein und die Vorstände der Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz versammeln sich am 4. August in Opladen unter Vorsitz des Landrats und der Frau Landrat Dr. Lucas zu gemeinsamer Beratung der zu ergreifenden Maßnahmen. Hunderte von jungen Mädchen haben sich zur Ausbildung als Helferinnen gemeldet; die anwesenden Aerzte erklären sich bereit, Ausbildungskurse abzuhalten. Der Landrat fordert zu Geld- und Liebesgaben-Sammlungen auf. Zahlreiche Vereine in Stadt und Land bewilligten große Summen für Unterstützung von Bedürftigen; viele leeren ihre ganze Vereinskasse. Die Heilsarmee richtet in Solingen eine Volksküche für Frauen und Kinder ein.

Zur Bewachung der Eisenbahnen, besonders der Brücken und Tunnels, waren sogleich bei Beginn des Kriegszustandes militärische Maßregeln getroffen; auch der Solinger Hauptbahnhof war militärisch besetzt; besonders sorgfältig wurde die Kaiser Wilhelm-Brücke bei Müngsten bewacht. Da bekannt geworden war, daß zahlreiche feindliche Spione im Lande seien, so wurde allenthalben auf verdächtige Leute gefahndet; auch in unserer Gegend wurden mehrere Personen aufgegriffen und den Behörden übergeben. Freilich geriet auch mancher Unschuldige in falschen Verdacht.

Besondere Aufmerksamkeit wurde auf behördlichen Wink den durchfahrenden Kraftwagen zu teil, weil die Vermutung bestand, daß Frankreich versuche, Geld mittels Kraftwagen nach Rußland zu schaffen. Der Eifer, den Publikum und Militärposten entwickelten, führte aber dahin, daß auch Kraftwagen, in denen Militärpersonen mit wichtigen Aufträgen fuhren, unliebsam aufgehalten wurden; infolgedessen wurde ersucht, Kraftwagen nicht mehr zu behelligen.

Verboten wurde das Steigenlassen von Drachen, da diese Kinderspielzeuge von weitem leicht für für Flugzeuge gehalten und dadurch die Militärbehörden irregeführt werden konnten. In der Gegend zwischen Elberfeld und Mettmann wurden, jedenfalls durch Spione, mehrere Telegraphenleitungen zerstört.

Eine der erfreulichsten Erscheinungen, die der Krieg mit sich brachte, war das Verschwinden der politischen Gegensätze. Das Wort des Kaisers: "Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche" war überall in deutschen Landen auf fruchbaren Boden gefallen. Hier in Solingen richtete der sozialdemokratische Vertrauensmann der Arbeiterjugend an die Abonnenten der "Arbeiterjugend" folgenden Aufruf:

    Der Aufforderung unserer Arbeiterblätter folgend, gegenüber dem Feind die deutsche Unabhängigkeit zu verteidigen, haben sich in vielen deutschen Orten große Scharen unserer Jugendlichen zum freiwilligen Heeresdienst gestellt. Ein Drittel der Arbeiterjugend des Kreises Solingen ist diesem Rufe gefolgt. Es ist ein Akt wirklicher Menschen- und Nächstenliebe, wenn die Zurückbleibenden in dieser schweren Zeit sich der aller Hilfskräfte entblößten Landwirtschaft zuwenden und Erntearbeit verrichten. Wir verweisen nun auf die gestrige Bekanntmachung der Arbeitsnachweisstelle Solingen und bitten unsere jugendlichen Freunde, soweit sie arbeitslos sind, sich zahlreich für diese Arbeiten beim Arbeitsnachweis zu melden.

Schon am 4. August konnte der kommandierende General "angesichts der vorzüglichen Haltung der Bevölkerung" im Stadt- und Landkreise Solingen das Versammlungsverbot außer Kraft setzen.

Die ins Feld hinausziehenden Krieger waren alle von großem Mut und starkem Vertrauen beseelt und verloren auch ihren Humor nicht. Die Parole war:

Jeder Schuß ein Ruß,
Jeder Stoß ein Franzos,
Jeder Tritt ein Brit!


Mut, Vertrauen und Humor - das war vor den ersten Grabenkämpfen.

Zu den zahlreichen Bekanntmachungen dieser Tage kam auch diese: Militärische Brietauben, die in einen Taubenschlag einflögen, seien sofort den Militärbehörden zu übergeben. Friedenstauben hingegen waren jetzt nicht gefragt.

  Zur Zeit des Kriegsausbruchs lebte mein Großvater Karl Mutz mit meiner Großmutter und vier Kindern in Ohligs in der Prinzenstraße 19.

Die Berichterstattung der Solinger Zeitungen ist in den Tagen der Mobilmachung so gegensätzlich wie die öffentliche Meinung. Da ist von "vaterländischer Begeisterung" die Rede, und das Solinger Tageblatt schreibt voller Enthusiasmus:


Solinger Tageblatt vom 5. August 1914

"[...] Nun hat uns auch England den Krieg erklärt. Nun wollen wir nicht weiter warten, bis sich auch noch andere Mächte zu unseren Feinden gesellen.

Nun drauf auf den Feind! Ohne nach rechts oder links zu blicken, ohne einen anderen Gedanken, als daß wir siegen müssen, und zwar durch unsere eigene Kraft siegen, denn es handelt sich um unsere ganze Zukunft, um unsere ganze nationale Existenz. Und diesen Sieg, wir werden ihn erfechten - diese frohe Ueberzeugung wohnt heute wohl in jeder deutschen Brust.

Mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln wird gegen uns gekämpft werden, nichts wird uns erspart bleiben. Aber all der Tücke und Hinterlist stumpfsinniger Barbarenhorden und Mordgesellen, die uns im Osten bedrohen, und den fanatisierten und racheschnaubenden Scharen, die vom Westen heranziehen, den Engländern, die uns von der See bedrohen, wollen wir unser Gottvertrauen, unsere Vaterlandsliebe und das gute deutsche Schwert entgegensetzen, denen allein wir es verdanken, daß in unserer schwierigen Lage im Herzen Europas, von Feinden ringsum umgeben, unser Volksstamm sich nicht nur gehalten, sondern sich aus tiefster Not und Erniedrigung zu höchster Macht und Blüte erhoben hat. [...]"


Und so weiter und so fort. (Die Passage ist zwangsläufig aus dem umfangreichen Zusammenhang gerissen.) Welcher Patriot sollte sich dem entziehen können? Dass auch andere Standpunkte publiziert wurden, zeigt der wenige Tage zuvor erschienenen Artikel der klassenkämpferischen Bergischen Arbeiterstimme. Es war der letzte unzensierte Artikel dieser Zeitung.


Bergische Arbeiterstimme vom 30. Juli 1914
Krieg dem Kriege!

"[...] Auf dem Kriegsschauplatz beginnt das Morden. Die Kanonen reden ihre eherne Sprache und vernichten in wenigen Stunden ungezählte Menschenleben und mühsam geschaffene Werke der Kultur. [...]

Heute, wo nach der Versicherung geschäftspatriotischer Zeitungsschreiber die Kriegsbegeisterung wieder ähnlich emporlodern soll, wie Anno 1870, steht mit der Sozialdemokratie der weitaus größte Teil des werktätigen Volkes in geschlossener Front den Kriegstreibern gegenüber. Nicht mehr ein kleines Häuflein ist's, das die rasende Flut des Unverstandes und der Bosheit zu verschlingen droht, sondern eine achtunggebietende Macht, die ihr Wort mit entscheidender Wucht für den Frieden in die Wagschale wirft. [...]"


Nach einem Geheimerlass von 1905 und 1912 sollte eine Liste von Personen angelegt werden, "denen eine Störung der Mobilmachung durch Aufreizung der Bevölkerung zu Ungehorsam und Widersetzlichkeit zuzutrauen sei. In den Akten der Stadt Wald (Solingen) hat sich eine solche Liste erhalten. Bürgermeister Heinrich meldete dem Landrat fünf Walder Einwohner. Das waren der Buchdrucker und Redakteur der 'Bergischen Arbeiterstimme', August Christmann, ferner August Weck, ein Korrespondent und Agent dieser Zeitung, die Schleifer Otto Schulten, Paul und Otto Kaiser." [Rosenthal Bd. 3 S. 318]



 
August 1914  
Ein vielfach abgebildetes Foto von der Mobilmachung am Ohligser Bahnhof (Solingen)
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen

"Auf in den Kampf
mir jukt die Säbelspitze"
"Eilgut nach Lüttich"

Launige Sprüche,
aber nicht nur fröhliche Gesichter

Die bisherigen Auswirkungen des Kriegszustandes auf das alltägliche Leben in Solingen dokumentiert die Kriegs-Zeitung:


Solinger Kriegs-Zeitung vom 3. Oktober 1914

Solingen während des Krieges.

Wirkungen des Krieges auf Handel und Wandel.

Mit dem 3. Mobilmachungstage (4. August) tritt der bisherige Eisenbahnfahrplan außer Kraft, an seine Stelle treten die Militär-Lokalzugs-Fahrpläne. Von Solingen nach Ohligs bezw. Remscheid verkehren zunächst in jeder Richtung nur je vier Züge. Nach Abschluß der Mobilmachung wurden noch einige Züge eingeschaltet.

Auch im Postverkehr treten mancherlei Beschränkungen ein. Zahlreiche Freiwillige, besonders Schüler, stellen sich in den Dienst der Postverwaltung und verrichten Briefträgerdienste.

Die Solinger Viehhändler erklären sich imstande, den Metzgern das nötige Schlachtvieh zu liefern, auch wenn der Eisenbahnverkehr noch eingeschränkt bleibt. Der Fleischverbrauch ist übrigens, obwohl bisher die alten Preise gefordert wurden, zurückgegangen. Jeder glaubt, sich einschränken zu müssen. Auch fehlen gerade die stärksten Esser, die ins Feld gezogenen Krieger.

Die Schuhmacher Solingens bitten ihre Kunden um Barzahlung, da wegen des Kriegszustandes Außenstände überhaupt nicht eingingen und Rohstoffe nur gegen bar erhältlich seien.

Ein Erlaß des Unterrichtsministers bezeichnet es als die dringende vaterländische Pflicht aller Lehrer und Lehrerinnen, sich der Aufrechterhaltung ernster Zucht unter der Jugend während des Unterrichts und auch außerhalb der Schule noch mehr als bisher anzunehmen, die in den Reihen der Jugendpfleger entstandenen Lücken auszufüllen, die Familien der ihnen anvertrauten Jugend, wo es nottut, zu beraten und erforderlichenfalls für ihre wirksame Unterstützung zu sorgen.

In einer Sitzung der Notstandskommission am 11. August wird mitgeteilt, daß die Aufforderung zum Anpflanzen von Gemüse großen Erfolg hatte. Für die Stadt selbst werden etwa 40 Morgen bepflanzt und besät. Um zu sparen, schränken viele Leute den Milchverbrauch ein. Es wird hiervor gewarnt, da die Milch gerade das billigste und gleichzeitig das beste und bekömmlichste Nahrungsmittel sei. Auch würden durch starken Milchverbrauch die Landwirte veranlaßt, ihr Vieh zu behalten. Einige Bäcker nehmen statt Milch Wasser in ihre Backwaren, die Brötchen werden auch immer zierlicher. Die Einwohner werden ermahnt, sich dagegen zu wehren und solche Bäcker ihre Ware selbst essen zu lassen.

Im Stadtverordnetensitzungssaale findet am 12. August unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Dicke eine Besprechung statt über die Beschäftigung von Arbeitslosen. Vertreter des Arbeitgeberverbandes und des Solinger Fabrikantenverbandes sowie eine Anzahl Fabrikanten aller Geschäftszweige nahmen daran teil. Es wurde festgestellt, daß die Mehrzahl der Fabrikanten, namentlich fast alle größeren Firmen, noch immer einige Tage in der Woche arbeiten lassen und daß die Waffenfabriken voll beschäftigt sind. Fabrikanten, die von der Zufuhr von Materialien abhängig sind, hoffen demnächst, wenn die Bahnen wieder für den Güterverkehr freigegeben sind, wieder Arbeiter einstellen zu können. Für den Notfall werden von der Stadt Notstandsarbeiten in Aussicht gestellt.

Zur Unterstützung von Familien, deren Ernährer zur Fahne einberufen sind, sind die Gemeinden durch Reichsgesetz verpflichtet. Nach dem Gesetz hat die Ehefrau monatlich 9-12 Mark zu beanspruchen, jedes Kind unter 15 Jahren 6 Mk. Mit Rücksicht auf die hiesigen Teuerungsverhältnisse geht die Stadt Solingen weit über diese Sätze hinaus und zahlt für die Ehefrau des Einberufenen oder dessen Eltern, welche von ihm unterhalten wurden, wöchentlich 5,60 Mk., für jedes Kind 2,80 Mk., im Höchstfalle für eine Familie wöchentlich 17,50 Mk.

Ferner zahlt die Stadt im Falle der Bedürftigkeit einen Zuschuß zur Wohnungsmiete von 50%, ferner behält die Stadt von der Familienunterstützung 25% zugunsten des Vermieters ein, wenn dieser auf die übrigen 25% der Miete verzichtet. Auch Kleidung und Schuhe werden an Bedürftige verabfolgt, Entbindungskosten werden nötigenfalls auf die Stadt übernommen, ärztliche Behandlung übernimmt bei Bedürftigkeit der Hausarzt der Familie kostenlos, die Heilmittelkosten trägt die Stadt, ebenso die Kosten der Milch, die vom Arzte verordnet oder deren Verabfolgung nach Ansicht des Bezirksvorstehers erforderlich ist.


  • 1914   Das Krankenhaus Ohligs an der Virchowstraße wird Reservelazarett.

  • 11.11.1914   Im Vereinslazarett Wald, Schule Rosenkamp, treffen die ersten 16 Verwundeten ein. - Es gibt nicht nur Verwundete, es sind auch schon Tote zu beklagen.

  • Mitte August 1914 sind in Solingen 5000 Arbeitslose registriert; die Not in der Stadt wächst. Die Solinger Industrie ist für Rüstungsaufträge nicht einsatzfähig; die spezialisierten Heimarbeiter sind ohne Beschäftigung. Schließlich kommt es auf Drängen der Handelskammer zu einem Auftrag in Höhe von ca. zwei Millionen Mark für die Herstellung von Hufstollen, Stiefeleisen, Helmbeschlägen, von Gewehrteilen, die im Gesenk zu schmieden sind, von Granaten, Zündern und Zündhütchen.

"[...] In erster Linie hatten hiervon die Schlägereien und die mechanisierten Großbetriebe einen Vorteil; die schlechte Arbeitslage der Heimarbeiter änderte sich jedoch nicht. Anders als in der übrigen Stahlwarenindustrie verhielt es sich mit den Waffenfabriken, die einen Teil der Heimarbeiter übernahmen. So wurden Messer-, Rasiermesser- und Scherenschleifer zu Seitengewehrschleifern; Federmesserreider, Platterlmesserreider und Scherennagler besorgten die Zusammenstellung von Seitengewehren.

In der Messerindustrie wurden Feldbestecke und Dolche hergestellt. Rasiermesserfabrikanten stellten Rasierapparate her, wonach ein großer Bedarf einsetzte. So günstig sich diese Aufzählung auch ausnehmen mag, für die zahlreichen Scherenarbeiter besagte das so gut wie nichts; sie ließen sich kaum in die Kriegsindustrie einordnen." [Rosenthal 3. Bd. S. 338 f]

  Seitengewehr, an der linken Seite getragene kurze Hieb- u. Stichwaffe der Infanterie; als Bajonett auf Gewehr aufgepflanzt. [Knaur]

  Platterlmesser, Platt-Erl-Messer, Rasiermesserart mit flachem Erl (Spitze) werden die beiden Schalen aus Holz oder Horn, die den Griff bilden, auf den Erl aufgelegt, mit diesem durchbohrt und mit durchgestecktem Draht festgehalten. Vom Reider wird der Draht vernietet und die Schalen abgefeilt, geschrabbt und poliert. [Hardenberg]




  • 1915   Der Kreis Solingen errichtet eine "Bismarckstiftung" für Kriegsbeschädigte.

  • 07.03.1915   Die Brotkarte wird eingeführt.

  • 20./21.06.1915   In Ohligs findet eine Kriegskoch- und Kleingartenbau-Ausstellung statt.

Die Solinger Kriegs-Zeitung druckt Feldpostbriefe tapferer Soldaten ab. Bei allen fürchterlichen Schilderungen schließen die Briefe immer positiv, optimistisch und zuversichtlich. Zum Beispiel dieser aus dem zweiten Kriegsmonat:

Solinger Kriegs-Zeitung vom 24. Juli 1915

"Vom westlichen Kriegsschauplatz schreibt ein Solinger Mitkämpfer Anfang September 1914:

Von unserer kriegsstarken Kompagnie mit 265 Köpfen zählten wir heute morgen nach dem Treffen bei Cirey nur noch 97 Mann. Wir haben viele Verluste. Dreimal haben wir in starkem Feuer gelegen, aber es hat noch immer gut gegangen. Ich habe bis jetzt einen guten Engel gehabt. Wir haben nur noch einen Leutnant und 3 Unteroffiziere. Den Krieg hatte ich mir nicht so schrecklich vorgestellt. Unsere Flieger und der Zeppelin haben viel geleistet. So bald wir vorgehen, geht der Feind zurück.

Gestern waren wir 16 Mann als Spitze vorgeschickt. Plötzlich bekamen wir Feuer von allen Seiten. Drei Mann von uns sind gefallen. Wir haben dann mit aufgepflanztem Seitengewehr einen Sturmangriff gemacht. Die Franzosen haben ihre Pferde und alles liegen gelassen und sind geflüchtet. Feldküchen haben anscheinend die Franzosen keine; denn die ganzen Straßen liegen voll von Büchsen und Kochgeschirren.

Vorgestern sind 42 Geschütze erobert worden. Ich habe selbst 20 davon gesehen. In den vorgefundenen Tornistern waren vielfach Zivilkleider, Tabak und Zigaretten. Und was das Schießen anbetrifft, schießen sie alle zu hoch, auch die Granaten sind nicht so gefährlich, die Hülse bleibt meistens ganz. Mittwoch ist ungefähr fünf Schritte von uns eie Granate eingeschlagen. Klumpen Erde sind herumgeflogen, haben aber sonst keinen Schaden gebracht. Macht euch nur keine Sorge und habt Vertrauen auf Gott. Auf ein frohes Wiedersehen..."


Aus einem anderen, im gleichen Blatt abgedruckten Feldpostbrief:

"[...] Aber nun, liebe Eltern, habe ich nur noch einige Kameraden von damals, denn wir aktiven sind sehr sehr mitgenommen worden. Einzelheiten über diesen Stellungskrieg, was ja mehr ein unmenschliches Morden, als ein Krieg ist, will ich Euch nicht mitteilen, das könnte zuviel werden. Die Hauptsache ist und bleibt, daß wir überall in Feindesland stehen und daß sie alle Haue kriegen. [...]" [Solinger Kriegs-Zeitung vom 24.12.1915]



In der Heimat verwaltet man weiterhin den Mangel.

  • 08.11.1915   Die Petroleumkarte wird eingeführt.

  Im Dezember 1915 wird mein Großvater einberufen.



  • Januar 1916   Die Ohligser Kriegsauskunftsstelle wird eröffnet.

  • Febr. - Juni 1916   Kampf um Verdun.

  • 29.08.1916   Hindenburg und Ludendorff übernehmen die oberste Heeresleitung. Später werden zum Gedenken am ihre Leistungen das Tannenberg-Ehrenmal und der Feldherrnhügel bei Hohenstein errichtet.

  • 1916   Der Inhaber der Firma C. Friedrich Ern legt das Strandbad Ittertal an.

  • 1916   Am 28.02. werden Kartoffelkarten eingeführt, am 16.03. Butter- und Margarinekarten, am 27.06. Fleischkarten. Das Kartensystem gilt überall in Deutschland.

Die auf den Bezugsscheinen vermerkten Mengen waren gewöhnlich höher als das, was man tatsächlich kaufen konnte. Nicht selten war stundenlanges Schlangestehen vor den Geschäften vergeblich. Hatte man Nahrungsmittel ergattert, wusste man noch nicht, ob auch gekocht werden konnte. Die Möglichkeit zum Verbrauch von Gas und Strom war eingeschränkt, zeitweise ganz unterbunden. Dann musste das "Hindenburglicht" (ähnlich dem Teelicht) für spärliche häusliche Beleuchtung herhalten.

In der Kriegs-Chronik des heutigen Solinger Stadtteils Burg berichtet Waldemar Specht über weitere Maßnahmen:

"In den ersten beiden Kriegsjahren waren Zwangsmaßnahmen zur Sicherung der Volksbekleidung noch nicht erforderlich. [...] Im August 1916 wurden dafür Bezugsscheine vorgeschrieben. Kleider und Schuhe durften nur nach Prüfung der Notwendigkeit auf amtlich auszustellende Bezugsscheine ausgegeben werden. [...] Über die Bezugsscheine mußte genaue und bis ins einzelnste zergliederte Kontrolle geführt werden. [...] In den Wirtschaften durften keine Tischtücher mehr aufgelegt werden. Ein absolutes Verbot der Tischtuchbenutzung trat am 1. Juli 1917 in Kraft. [...]

Zur Verbesserung der Versorgung mit Schuhwerk stellte das Kriegsministerium im Juni 1916 für die minderbemittelte Bevölkerung Sohlleder zur Verfügung, das durch die Kriegs-Leder-Aktiengesellschaft abgegeben wurde. [...] Später ging man auch in Burg immer mehr zum Tragen der früher viel gebräuchlichen Holzschuhe, besonders seitens der Kinder, über. [...]" [Specht]




  • 1916/1917   Der sehr strenge Winter geht als "Steckrübenwinter" in die Annalen ein. Steckrüben dienen als Ersatz für die witterungsbedingt weitgehend ausgefallene Kartoffelernte. Die Stadt Höhscheid hat Möhren-Karten ausgegeben, die zum Einkauf von wöchentlich z.B. 8 Pfund Steckrüben oder Möhren für 2 Personen berechtigen.

  • Januar 1917   Zum wiederholten Male wird nun mit großer Dringlichkeit die Bevölkerung dazu aufgerufen, eigene brachliegende oder dem Wildwuchs überlassene Flächen für den Kartoffel- und Gemüseanbau zu nutzen.

  • 30.01.1917   Ohligs führt Bezugsscheine für Heizmittel ein.

  • Februar 1917   Die Wupper ist zugefroren.

  • Im Frühjahr 1917 werden Kohlenämter eingerichtet mit der Aufgabe Kohlen zu beschaffen und zu verteilen.

"Ende Januar setzte der Winter mit ganz ungewöhnlich starker Kälte ein. Glaubte man anfangs, daß diese Kälte und der zur gleichen Zeit auftretende Kohlenmangel nur von kurzer Dauer sein würden, so nahm beides nur noch mehr zu. [...]

Wieviele Familien gab es doch, die sich ihren Hausbrand in ganzen oder halben Zentnern herbeiholen mußten. Zuerst nun das lange Stehen, bis man im Besitz eines Kohlenscheines war, u. hatte man den glücklich, so hatte man doch noch lange keine Kohlen. Stundenlang sah man Frauen und Kinder mit Leiterwagen, Schiebkarren, Handschlitten in 'Polonäsen' bei den Kohlengeschäften stehen, und wie oft kam es dann vor, daß viele mit durchfrorenem Körper nach langem Warten noch ohne Kohlen abziehen mußten, weil eben 'ausverkauft' war. [...]" [Chronik Ev. Volksschule Am Rosenkamp]



 
1914   Pferdemusterung, Solingen,
Wiedenhofer Feld zw. Lüneschloßstraße und Brüher Straße.
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen

  • 06.04.1917   Die USA erklären Deutschland den Kieg.

  • 27.06.1917   Der prominente Fliegerleutnant Carl (Karl) Allmenröder aus Wald (Solingen) fällt im Alter von 22 Jahren bei Kleinzillebeke im Ypern-Abschnitt (Flandern). Die örtliche Presse berichtet sehr ausführlich, veröffentlicht Lebenslauf und Gedichte für den gefallenen Helden sowie Artikel über Trauerfeier und Beerdigung auf dem ev. Friedhof Wald mit größten militärischen Ehren am 05.07.1917. In Wald wird Halbmast geflaggt.

  • Sommer 1917   "Sommerausflüge wurden auch in diesem Jahre von den Klassen keine gemacht. Dies lag einmal an der allgemeinen Knappheit der Lebensmittel, und dann machte sich auch schon bei sehr vielen Kindern ein Mangel an ordentlichem Schuhwerk bemerkbar. [...] Eine recht beträchtliche Anzahl von Kindern kam aus diesem Grunde täglich barfuß zur Schule." [Chronik Ev. Volksschule Am Rosenkamp]



  • 1918   Ohligs, Wald und Gräfrath übernehmen die Fürsorge für Kriegsbeschädigte in eigene Verwaltung und werden vom Kreis Solingen aus der "Bismarckstiftung" abgefunden.

  • März - Juli 1918   Letzte deutsche Offensive an der Westfront.

  • 26.09.1918   Die Angriffe zwischen den Argonnen und der Maas beginnen.

  • 08.11.1918   Revolutionäre Umwälzung in Solingen. Der Bezirkskommandeur Oberstleutnant Tschirner übergibt die Militärgewalt an den Arbeiter- und Soldatenrat. Der Bahnhof Ohligs wird von 20 Soldaten und Matrosen besetzt. Bis zum 11.11. wird in allen fünf Städten auch die Kommunalverwaltung von den Räten übernommen. Die örtliche Presse berichtet ausführlich.

  • 09.11.1918   Reichskanzler Max von Baden verkündet die Abdankung Kaiser Wilhelm II. und tritt zurück. Der Solinger Reichstagsabgeordnete Phillip Scheidemann (SPD) ruft in Berlin die "Deutsche Republik" aus. Karl Liebknecht proklamiert in Berlin die "Freie sozialistische Republik". Am 10.11.1918 wird in Berlin der "Rat der Volksbeauftragten" als provisorische Regierung gebildet.

  • 11.11.1918   Im Wald von Compiègne wird der Waffenstillstandsvertrag unterzeichnet.

  • 15.11.1918   Die 1. Kompanie des Ende August 1914 ausgerückten Solinger Landsturm-Bataillon kehrt zurück und meldet sich im Stadthaus, marschiert später weiter nach Hagen, wo die Auflösung erfolgt.

  • 17.11.1918   Die ersten durchziehenden Truppen beziehen in Solingen Quartier.

  • 25.11.1918   Der Solinger Fabrikant Alexander Coppel stellt dem Oberbürgermeister 10 000 Mark zur Unterstützung bedürftiger heimkehrender Krieger zur Verfügung.

  • 28.11.1918   Kaiser Wilhelm II. gibt aus dem Niederländischen Exil seine Abdankung bekannt.

  • 30.11.1918   Das Reserve-Lazarett Ohligs (Klinik Virchowstraße) wird aufgelöst.

  • 01.12.1918   Das Bezirkskommando Solingen wird aufgelöst. Die "Versorgungsstelle für den Stadt- und Landkreis Solingen" bleibt bestehen.

  • 04.12.1918   Die letzten einquartierten Truppen rücken ab: das Friedberger Bataillon des hessischen Garderegiments, das im Halfeshof untergebracht war.

  • 13.12.1918   Die ersten englischen Besatzungstruppen rücken ein. Für den Kommandeur wird das Bezirkskommando beschlagnahmt.

  • 15.12.1918   In Solingen belegen 3000 Mann Besatzung die Schützenburg, das Gymnasium, das Lyzeum, das Krankenhaus und die Schulen an der Blumen- und Mittelstraße. Der Straßenverkehr ist von 21 bis 5 Uhr gesperrt. Die Arbeiter- und Soldatenräte werden am 16.12. aufgelöst. Am gleichen Tage wird auch Wald besetzt.

  • Dezember 1918   Die Besatzungstruppen verfügen eine völlige Ausfuhrsperre.


 
1919
Englische Besatzung in Burg.
Biwak am Glüderweg in Unterburg
(heute Standort Kläranlage).
Bildquelle: Stadtarchiv Solingen



  • 1919   Als Mahnmal für die zehn im Kriege gefallenen Gemeindemitglieder wird in der katholischen Kirche Merscheid ein Erinnerungsaltar geweiht.

  • 31.01.1919   Das im Krieg gedruckte Solinger Stadtgeld wird ungültig.

  • 28.06.1919   Vertrag von Versailles. Der Vertrag verbietet die Herstellung blanker Waffen.

  • 1919   Die Gemeinde Höhscheid übernimmt die Fürsorge für Kriegsbeschädigte in eigene Verantwortung und wird vom Kreis Solingen aus der "Bismarckstiftung" abgefunden.




2010   Merscheid, Gedenktafel Turnerstraße.
 
Wie viele andere Vereine, so erinnert auch der Merscheider Turnverein mit Gedenktafeln an die gefallenen Turner der beiden Weltkriege. Die Tafeln sind an der Turnerstraße noch vorhanden, nicht aber das dazugehörige (?) Ehrenmal.

"1914 - 1918
Das grosse Völkerringen
entriss uns die Turner
 
Otto Voos
Alex Mertens
Max Everts
Max Hartkopf
Willi Asbeck
Walter Linder
August Horsch
Paul Rückels
Karl Schüler
Ed Vogelskamp
Eugen Achnitz
Walter Broch
Paul Dahl
Herm. Saam
Willi Steffens
Artur Feetz
Paul Saam
K. Zimmermann
Erich Deus
Rud. Linder
 
und die Turnfreunde
Otto Scherf, Aug. Petz, K. Lichtenhagen.
In Treue Fest!
Totensonntag 1920
Merscheider Turnverein"




2005   Ohligs, Ehrenmal auf dem Friedhof an der Schwanenstraße
 
Dieses Ehrenmal für die gefallenen Krieger wurde, wie auch andere Solinger Ehrenmale, erst in den 1930er Jahren errichtet. Unter den an den Seiten sowie der Rückseite angebrachtenen Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Ohligser sind MUTZ PAUL († 1917) und MUTZ REINHARD († 1919).

DEN TOTEN ZUM GEDÄCHTNIS
DEN LEBENDEN ZUR ERINNERUNG UND MAHNUNG
1914 / 1918
1939 / 1945
 




2012   Ehrenmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege aus der Stadt Burg
 

 

IHREN IM WELTKRIEGE 1914-1918 GEFALLENEN SÖHNEN
DIE DANKBARE STADT BURG A./D. WUPPER

Baumgarten Ludw.
Blumhoff Wilhelm
Bollungino Walter
Brake Walter
Clever Wilhelm
Dergwill Friedrich
Diederichs Emil
Disselhoff Richard
Eichel Otto
Fischer Eugen
Fischer Karl
Form Heinrich
Fürst Alfred
Gerlach Maximilian
Grass Julius
Hasenclever Otto
Hens Emil
Herkenrath Otto
Hermanns Ewald
vom Haff Richard
Jäger Walter
Kaiser Konrad
Kemmerich Hubert
Kern Josef
Kind Max
Kluge Paul
Knetsch Wilhelm
Koch Richard
Lehr Paul
Lorscheid Franz
Müller Friedrich
Müller Otto
Münzfeld Gustav
Niebch Max
Noeske Helmut
Oberst Eugen
Ostendarp Johann
Pfeiffer Otto
Rausch Waldemar
Rautenbach Hugo
Roser Emil
Scheer Lambert
Schmahl Hermann
Schmidt Ewald
Schneider Georg
Schödder Johann
Schorlemmer Herm.
Schumann Bernh.
Schreiber Richard
Sulzbach Wilhelm
Tausch Albert
Thieler Walter
Voss Hugo
Wacker Friedrich
Will Heinrich
Zensen Ernst



  • 07.04.1921   Vor dem Rathaus Wald findet eine von der Besatzung angeordnete Sühneaktion im Beisein der Stadtverwaltung, der Stadtverordneten und einer Abteilung englischer Soldaten statt. Der Kreisoffizier war im Verlauf von Streikunruhen bedroht worden.

  • 22.11.1922   In allen fünf Solinger Gemeinden werden Kriegergedächtnisfeiern veranstaltet.


 
Um 1920
Junger Kriegsinvalide
des Ersten Weltkriegs
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen


Quellen:
  • Bauermann (1953)
  • Chronik der Ev. Volksschule Am Rosenkamp in Wald 1916/17. Zit. bei Motz S. 63
  • Hardenberg (1940)
  • Knaur (1932)
  • Motz / Sinne / Stohlmann: Solingen im 1. Weltkrieg (1984)
  • Rheinische Post rp-online vom 21.10.2008
  • Rosenthal 3. Bd. (1975) S. 313-346
  • Solinger Kriegs-Zeitung vom 05.09.1914, v. 19.09.1914, v. 03.10.1914, v. 24.07.1915, v. 24.12.1915
  • Solinger Tageblatt vom 05.08.1914
  • Specht, Waldemar: Kriegs-Chronik der Stadt Burg a.d. Wupper (1933).
    Zit. b. Motz S. 59

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