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1930-1938   1939   1940   1941   1942   1943   1944   1945   1946-1950  


  • 14./15.03.1939   Deutsche Truppen marschieren in die Tschechoslowakei ein.

  • 01.09.1939   Deutsche Truppen marschieren ohne Kriegserklärung in Polen ein. "Seit fünf Uhr wird zurückgeschossen". Beginn des Zweiten Weltkriegs.

  • 01.09.1939   In Solingen wird bis auf weiteres Verdunkelung angeordnet.

  • 03.09.1939   Großbritannien und Frankreich erklären dem Deutschen Reich den Krieg.




2008   Luftschutzturm an der Lüneschloßstraße gegenüber dem Solinger Stadtarchiv
 

2009   Luftschutzturm an der Hohe Gasse / heute Max-Leven-Gasse. Die immer noch sichtbare Dach-Beschädigung stammt von einem Treffer der Alliierten.


  • Januar 1940   An der Lüneschloßstraße und der Hohe Gasse [= Max-Leven-Gasse] werden Luftschutztürme gebaut. Beide Türme sind noch vorhanden.

  • April / Mai 1940   Die neutralen Länder Dänemark und Norwegen, Belgien, Luxemburg und Niederlande werden von deutschen Truppen besetzt.

  • 15.05.1940   Die Arrenbergsche Zinngießerei geht als für ein Museum gedachte Bereicherung in den Besitz der Stadt Solingen über. - Sie ist heute im Tiefgeschoss des Gräfrather Klingenmuseums zu sehen.

  • 1940   wird ein Luftschutzturm in Ohligs an der Wittenbergstraße fertiggestellt. Die Kirchengemeinde hatte ein Stück des alten Friedhofes "im Interesse der Landesverteidigung und zum Schutze der Bevölkerung" unentgeltich zum Bau eines öffentlichen Sammelschutzraumes zur Verfügung stellen müssen. Der Turm befand sich an der Stelle des späteren Kindergartens Wittenbergstraße/Parkstraße.

  • 05.06.1940   Auf Solinger Stadtgebiet fallen die ersten Bomben. Schäden entstehen an der Walder Straße, im Krausen, an der Rolsberger Straße, der Krautstraße und der Wittkuller Straße.

  • Juni 1940   Italien tritt auf der Seite des Deutschen Reiches in den Krieg ein und erklärt Frankreich und Großbritannien den Krieg. Deutsche Truppen besetzen Paris.

  • 06.07.1940   Der Spar- und Bauverein Solingen beginnt mit dem Wohnungsbau an der Kotter Straße.

  • Dezember 1940   Die Firma Rautenbach baut an der Beethovenstraße einen Luftschutzraum.



  • März 1941   Auf Weisung von Bürgermeister Brückmann beginnt das Solinger Stadtarchiv im Bewusstsein des vermeintlich sicheren Endsieges mit einer "Sammlung von Material für eine Chronik des gegenwärtigen Krieges", heute eine Fundgrube zum Thema:

"»Wie Solingen und seine Menschen, wie sein politisches, soziales, wirtschaftliches und kulturelles Leben davon berührt wird, welche Maßnahmen dadurch veranlaßt und welche Kräfte zum Einsatz für das Ganze erwecket werden, dies alles ist Gegenstand der Kriegschronik, die wir für uns und unsere Nachfahren schreiben wollen.«

Selbstverständlich ging es den nationalsozialistischen Machthabern nicht um eine objektive Darstellung des Krieges, sondern, im Gefühl des sicheren 'Endsieges', um seine spätere propagandistische Verherrlichung. Trotzdem sind bei der breitangelegten Materialsammlung [...] wertvolle historische Quellen zusammengetragen worden. Eine Geschichte Solingens in diesen schrecklichen Jahren würde sich ohne diese Materialien der 'Kriegschronik' nicht schreiben lassen." [Rogge S. 71]

  • 22.06.1941   Der überfallartige Angriff der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion beginnt.

  • 29.08.1941   Die Flak schießt bei Glüder ein kanadisches Flugzeug ab.

  • 11.12.1941   Das Deutsche Reich erklärt den USA den Krieg. Italien schließt sich an.

  • 26.10.1941   Die von den Nationalsozialisten im Juli vorbereitete "Endlösung der Judenfrage" konkretisierte sich in Solingen mit der Deportation von fünf Männern und elf Frauen nach Litzmannstadt.

  •   Das Ghetto Litzmannstadt in Lódz, eines der drei größten Judenghettos des "Dritten Reiches", diente als Zwischenstation vor der Deportation in die Vernichtungslager.

"Keiner von ihnen kehrte zurück. Juden, die für den Abtransport zu alt oder zu schwach waren, kamen in ein jüdisches Altersheim nach Wuppertal-Elberfeld oder ins jüdische Wohnheim nach Köln. Auch von diesen überlebte keiner die nationalsozialistische Zeit. Nach der ersten Deportationswelle berichtete die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, daß in Solingen nur fünfzehn Juden zurückgeblieben seien." [Rosenthal 3 S. 210 f]

  • 1941-1945   Ende 1941 wird in Solingen mit dem Bau von weiteren sechs Schutzbunkern begonnen. Am Solinger Neumarkt entsteht ein Luftschutztiefbunker, am Brühl ein Hochbunker. In Wald wird an der evangelischen Kirche bis zum Hindenburgplatz ein Stollen angelegt. Weitere Hochbunker folgen am Grünewald, an der Keldersstraße (Ohligs) und der Malteserstraße. Der Stollenbau in Vorspel wird nicht fertig.

Solinger Tageblatt vom 11. Dezember 2002 (w.p.g.)

"[...] Einer der Zugänge zu einem Stück 'geheimer' Solinger Unterwelt ist hinter angepappten Veranstaltungs-Plakaten kaum zu sehen und eher nur zu ahnen. Auf dem anderen, der sich direkt neben dem Taxi-Standplatz befindet, liegen Stahlplatten. Die Rede ist vom Weltkrieg-II-Bunker 60 Zentimeter unter dem Neumarkt. Mit seiner 1,4 Meter dicken Betondecke und den 1,8 Meter dicken Wänden bot er im zweiten Weltkrieg 230 Solingern Schutz vor den Bomben der Alliierten [...]. In dem [Bunker] unter dem Neumarkt [...] bilden zwei 30 Meter lange Gänge das Herzstück. Rechts und links davon liegen jeweils zehn kleine Kammern unterschiedlicher Größe und ohne jedes Mobiliar. Je vier Toiletten und Urinale mussten reichen. [...]"



2008   Der Hochbunker an der Walter-Dodde-Straße konnte 2005 am "Tag des offenen Denkmals" besichtigt werden.



2010   Der später mit Fenstern versehene Hochbunker an der Brühler Straße
 
2010   Der ehemalige Rundbunker
an der Keldersstraße in Ohligs




2009   Parkplatz Hindenburgplatz in Wald
(= ab 2010 Walder Marktplatz)



  • 20.01.1942   NS-Spitzenpolitiker erörtern auf der Wannseekonferenz die "Endlösung der Judenfrage".

  • 1942   Das Humboldt-Realgymnasium wird bis auf drei Klassen nach Thüringen verlegt. Das Gebäude dient fortan parteilichen und militärischen Zwecken.

  • Mai 1942   Die wenigen Kultgegenstände, welche die Zerstörung der Synagoge in der 'Kristallnacht' überstanden hatten, werden enteignet.

"Georg Kiesenow, der Sekretär des Solinger Büros der 'Reichsvereinigung' schrieb damals, er hoffe, die Kultgegenstände [...] würden auch die Glaubensbrüder an ihren neuen Wohnsitzen erbauen. Glaubte er wirklich an eine weitere religiöse Verwendung der Geräte, die er nach Köln abliefern mußte? Drei Wochen später wurde auch er mit fünf weiteren Solinger Juden nach Theresienstadt deportiert, wo sie im Mai 1943 alle ums Leben kamen." [Rosenthal 3 S. 211]


  • 21.07.1942   Der Solinger Fabrikant Alexander Coppel, jüngster Sohn des Solinger Ehrenbürgers Gustav Coppel (1830-1914), wird im Alter von 77 Jahren zusammen mit anderen Solinger Juden in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Er stirbt dort nach nur zwei Wochen an Hunger und Entkräftung. - Auch die Familie Coppel wurde ungeachtet ihrer Verdienste um Solingen von den Nationalsozialisten verfolgt. Ein Stolperstein am Werwolf 3 erinnert daran.

  •   Mehr dazu: Webseite Stadtarchiv Solingen: Schicksale 1933-1945

  • 1940-1942   In diesen drei Jahren kommen durch Luftangriffe drei Einwohner ums Leben, 27 werden verletzt.



  • 31.01./ 02.02.1943   In Stalingrad kapitulieren die deutschen Truppen.

  • 18.02.1943   Reichspropagandaminister Goebbels ruft im Berliner Sportpalast zum "totalen Krieg" auf.

  • Frühjahr 1943   Mit der Verschärfung des Luftkrieges werden die 16-17 jährigen Oberschüler der Klassen 6 und 7 (Sekunda und Unterprima) als Luftwaffenhelfer eingezogen, soweit sie als "wehrtauglich" gelten.

  • Mai 1943   Schüler/innen der Schule Zweigstraße werden mit einem Evakuierungstransport ins Salzburger Land gebracht.

  • 30.05.1943   Luftangriff auf Wuppertal-Barmen.

  • 25.06.1943   Luftangriff auf Wuppertal-Elberfeld.

Die Asche weht bis nach Solingen:

"Nach dem großen Angriff auf Wuppertal mußte ich wie üblich die Schafe auf die Weide bringen. Mir war das sehr komisch, das Gras war sehr hoch gewachsen, ich verstand das gar nicht, daß das Schaf so schrecklich blökte und nicht fraß. Als ich wieder zurückkam, hatte ich kohlrabenschwarze Beine bis zu den Knien hin. Meine Mutter sagte: 'Um Gottes Willen, das ist von all' den vielen Menschen, die in Wuppertal verbrannt sind.' Ein Bruder meiner Mutter war in Wuppertal stationiert und mußte helfen, die Toten zu beseitigen, die Soldaten bekamen alle Schnaps zu trinken, um mit diesen Schrecken fertig zu werden."
[Herta T., Jg. 1922, Landwehr. Weingartz-Perschel S. 32]

  • Juni/Juli 1943   Infolge der Luftangriffe auf Wuppertal flüchten 7750 Einwohner Solingens aus der Stadt. Von Juli bis August steigt die Zahl der Evakuierten auf 29 975.

  • 31.07.1943   Luftangriff auf Remscheid.

  • 1943   Nach den Sommerferien werden die Schulen der Solinger Siedlungszentren evakuiert, überwiegend nach Thüringen (Apolda, Tabarz). Nur die Schulen der Außenbezirke führen den Unterricht bis zum Kriegsende weiter.

  • 01.01.-30.06.1943   In diesen sechs Monaten wird 156 Mal Alarm gegeben, davon an 58 Tagen nachts. Die Menschen kommen nicht zur Ruhe. Nur 23 Tage sind alarmfrei.

Zeitzeugen erinnern sich:

"Die Waschküche wurde als Luftschutzkeller hergerichtet, wurde mit großen Balken abgestützt. Dann wurden im Keller große Gefäße mit Wasser deponiert. Es mußten Sandsäcke da sein. Das alles wurde allmählich eine sichtbare Bedrohung. Als dann die ersten Angriffe in unmittelbaren Nachbarstädten waren, hatten wir schon richtige Angst. Wir gingen bei jedem Alarm in den Keller. Später blieb unsere jüngste Schwester in den allerletzten Kriegswochen mit einem gleichaltrigen Jungen, der im Hause wohnte, überhaupt nur noch im Keller. Meine zweitjüngste Schwester zog sich abends in den letzten Wochen oder Monaten vor Kriegsende gar nicht mehr aus; sie ging praktisch nur noch mit ihren Kleidern ins Bett [...]."
[Maria K., Jg. 1925, Weingartz-Perschel S. 82]

"Bei jedem Angriff gingen wir in den Bunker. In Wirklichkeit war das ein Tunnel, der, soviel wie ich weiß, 17 Meter Erde drüber hatte. Dort floß das Wasser vom Strandbad bis auf die andere Seite der Bonner Straße. Dieser Tunnel war zu beiden Seiten mit dicken Bohlentüren versehen worden, hinter der Türe befanden sich dicke, große Strohballen."
[Herta T., Jg. 1922. Weingartz-Perschel S. 32 f]



 
2006
Ein im Wald fast unsichtbares Bauwerk mit Sehschlitz im Eschbachtal: übrig gebliebener "behelfsmäßiger Schutzraum für Einzelpersonen", auch Luftschutzzelle oder Einmannbunker genannt.


 
2007
Es gibt noch mehr davon,
auch fröhlich-bunt wie Fliegenpilze bemalt wie dieser in Solingen-Wald in der Nähe des Hindenburgplatzes (Walder Marktplatz).



  • Januar 1944   Nun werden auch Schüler der Klasse 5 (Obertertia) des Jg. 1927 eingezogen.

  • 06.06.1944   Die Landung der Alliierten in der Normandie beginnt. Die deutsche Armee weicht zurück.

  • 20.07.1944   Der Aufstand deutscher Offiziere gegen Hitler und sein Regime misslingt.

  • 25.09.1944   Alle "waffenfähigen Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren" werden zum Volkssturm einberufen, der überwiegend aus Wehruntauglichen besteht. Später werden auch Greise eingezogen. Sie alle werden größtenteils bei militärisch unsinnigen Aktionen verschlissen.

  • 04.-05.11.1944   Solingen wird von den Alliierten großflächig bombardiert und die Altstadt völlig zerstört.

  RAF Bomber Command - November 1944
  Als Bomben auf Solingen fielen. ST-Artikel zum 69. Jahrestag von Wilhelm Rosenbaum

In einer Serie des Solinger Tageblatts berichten Zeitzeugen von den schrecklichen Erlebnissen. Hier ein Auszug:

Solinger Tageblatt vom 26. August 2004

"[...] 4. November 1944: [...] »Es war ein furchtbares Pfeifen. Bei Herder und im Zwillingswerk schlugen die Bomben ein. [...] Nach 20 Minuten war alles vorbei.« Als sie aus dem Keller kommen, bietet sich ihnen ein Bild der Verwüstung. [...]

Hunderte Menschen strömen in den Grünewalder Bunker. »Stehen bleiben verboten« ist heute noch in schwacher Schrift an einem der Eingänge zu lesen. [...] »Es war furchtbar eng. Zum Teil saßen die Menschen auf dem Steinfußboden.« Heute ist der Bunker für 927 Menschen ausgelegt. 1944 suchten dort vermutlich doppelt so viele Schutz. Um die Menschen mit Frischluft zu versorgen, müssen nacheinander alle die schwere Kurbel für den Ventilator drehen - auch Kinder und Frauen.

Tage nach den Angriffen macht sich [C.V.] mit ihrer Mutter auf zur Lützowstraße: [...] der Weg führt mitten durch die zerstörte Innenstadt. »Es war unvorstellbar, was ich da gesehen habe. Da lagen verkohlte Leichen, die zusammengeschrumpft waren. Und es qualmte und stank.« Aus dem 'Palast'-Kino an der Hauptstraße seien entstellte Tote herausgeholt worden. [...]"


  • 15.11.1944   Vier kanadische Piloten, deren Flugzeug am 05.11. abgeschossen worden war, sind dem Volkszorn ausgesetzt und werden auf der Potsdamer Straße ermordet.

  • 31.12.1944   Weitere Bombenangriffe richten große Schäden besonders in Solingen-Wald an. Die katholische Kirche in Wald wird fast völlig zerstört. Auch das Heimatmuseum im Ittertal wird vernichtet.

  • 31.12.1944 / 01.01.1945   Alliierte Luftflotten werfen Bomben auch auf Wohngebiete in Haan (Ober- und Mittelhaan). Etwa 70 Menschen kommen ums Leben, überwiegend Frauen und Kinder.



Die Solinger Altstadt nach dem Angriff
 

Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen


So starb die Stadt

"Wie freundlich war diese Stadt, diese engen Gassen mit den schiefergepanzerten Häusern, mit den grünen Fensterläden -, wie emsig und fleißig pulsierte in ihr das Leben -, und was blieb? Man muß sich auf den Trümmerberg des Alten Marktes stellen und Umschau halten. Die zusammengestürzte alte Kirche, ihre weißen Mauerreste, die verstümmelte St.-Clemens-Kirche fangen Blicke auf, die nach den anderen Seiten weit bis zu den Rändern der Stadt, bis zur Krahenhöhe, zum Mangenberg, nach Remscheid und nach Höhscheid laufen und ringsherum nur Trümmer, rauchende, schwelende Trümmer, als grolle im Inneren der Erde ein Geist über solchen Wahnsinn.

Warenhäuser stürzten ein. Gewirr von schweren Eisenträgern liegt kreuz und quer. Sprengtrichter neben Sprengtrichter lassen die Wucht des Angriffes ahnen. Alte bergische Häuser sind zum kleinen Aschenhaufen niedergebrannt und die Schienen der Straßenbahn ragen steil auf. Drähte hängen gleich unheilkündenden schwarzen Schlangen von den Masten und hier und da läßt eine Ruine ahnen, welches Häuserviertel hier stand, welche Straße hier entlang lief. Und neue Feindgeschwader donnern über der Stadt, neuen Zielen, neuer Vernichtung, neuem Wahnsinn zu."

[Haanen zit. bei Rogge (2003) S. 49]



Die zerstörte Altstadt. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen

"Auf Solingen fielen 3 753 schwere Bomben (einschließlich Minen) und 10 300 Brandbomben mit einem Gesamtgewicht von 2116 Tonnen. Die Zahl der Opfer der beiden Großangriffe wird mit mindestens 1441 Toten und 2144 Verwundeten angegeben." [Rosenthal 3 S. 438]




Merkwürdige Kriegsspuren lassen sich in Solingen am Wanderweg "Klingenpfad" zwischen Auerkotten und Bielstein entdecken. Dort stehen am Waldrand an der Wupperbiegung zwei unauffällige Buchen, die eine wohl knapp der Fällung entgangen. Mit etwas Mühe kann man entziffern, was dort vermutlich 1944 in die Rinde geritzt worden ist. Damals sollen rund 20 Zwangsarbeiter in den Wäldern und auf den Höfen der Umgebung gearbeitet haben. [Solinger Tageblatt vom 14.02.2006] Waren sie die Urheber dieser hölzernen Mahnmale?



"WIR SIND BALD FREI"
März 2006
 

"Kriegsverbrecher 30.11.44"
März 2006



  • 17.01.1945   Ein Stahlwarenhändler wird wegen Verstoßes gegen Kriegswirtschaftbestimmungen festgenommen. Er hatte Bestecke aus seinem stillgelegten Betrieb u.a. gegen Lebensmittel und Schuhe getauscht.

  • 19.01.1945   Zeitungsmeldung: "Häufiger Stromausfall bei Luftangriffen ruft in stark belegten Schutzräumen panikartige Zustände hervor. Bombeneinschläge in der Nähe und das Entstehen von Gesteinsstaub, Ruß, Qualm werden in der Dunkelheit besonders stark empfunden und können Schockwirkungen hervorrufen. Deshalb ist nachdrücklicher als bisher auf die Beschaffung von Notbeleuchtung zu dringen (Kerzen, Taschenlampen)".

  • 16.02.1945   Durch Sprengbomben werden die Leichtmetallgießerei Rautenbach sowie zahlreiche Häuser am Mangenberg zerstört. 105 Personen werden getötet, darunter viele Kriegsgefangene und Fremdarbeiter.

  • März 1945   Luftangriffe auf Wuppertal-Langerfeld und Schwelm.

  • März 1945   Die 16jährigen Jungen des Jahrgangs 1929 sollen eingezogen werden.

  • Anfang April 1945   Die Polizei erhält per Funk den Befehl Himmlers, jeden, der die weiße Fahne hisst, zu erschießen.

  • 13.04.1945   Ein Gestapo-Sonderkommando exekutiert ohne Gerichtsurteil am Wenzelnberg in Langenfeld 71 kriminelle und politische Häftlinge (60 Gefangene aus dem Zuchthaus Remscheid-Lüttringhausen, vier Untersuchungsgefangene aus Wuppertal-Bendahl und sieben in Ronsdorf einsitzende Zwangsarbeiter). Sie werden an Ort und Stelle verscharrt.

  • 13./14.04.1945   Die Amerikaner besetzen Radevormwald und Hückeswagen und stehen an der Wupper. Die Deutschen sprengen in diesem Abschnitt alle Eisenbahn- und Straßenbrücken. Die Müngstener Brücke entgeht der Sprengung eher zufällig aufgrund der zweckdienlichen Interpretation des auslegungsfähigen Sprengungsbefehls:

"Zu dieser Zeit sah es jedoch so aus, als käme die unmittelbare Bedrohung des Solinger Raumes von Osten, von der Remscheider Seite her. Im Mittelpunkt des gemeinsamen Interesses der Einwohner Remscheids und Solingens stand die Müngstener Brücke. [...]

Remscheider Bürger wandten sich an den in ihrer Stadt stationierten Generaloberst Karl Hollidt, bei General Weber wegen der Erhaltung der Brücke vorstellig zu werden. Hollidt schickte seinen Stabsoffizier, Major Kirschladt, in das Hauptquartier der Heeresgruppe B, das sich in Haus Hackhausen befand. Er kehrte mit dem Eindruck zurück, daß der Sprengungsbefehl beschränkt würde auf diejenigen Brücken, über die keine wichtigen Leitungen verliefen.

Mehr als eine solche vage, allgemeine Antwort erreichte auch der Ohligser Fabrikdirektor Boehm-Tettelbach nicht bei General Weber, mit dem er in dessen Quartier in Wiescheid [...] über den Sprengungsbefehl sprach. Anwesend waren Webers Stabsoffiziere, denen gegenüber sich Weber vorsichtig verhalten zu müssen glaubte. So verließ Boehm-Tettelbach den General in der gleichen Ungewißheit wie Major Kischladt [Kirschladt?] aus Remscheid. Tatsächlich aber hat Weber den Sprengungsbefehl abgewandelt und dies den Pionieren am 14. April durch Melder zustellen lassen."

[Rosenthal 3 S. 145 f]


Müngstener Brücke
 
  Erinnerungen eines Zeitzeugen
[RP 05.10.2011]



2009
Sie steht noch:
Die Müngstener Brücke, die seit 1897
Solingen und Remscheid verbindet.


  Über die Müngstener Brücke


  • 16./17.04.1945   Solingen wird von den Amerikanern besetzt. Solingen kapituliert, die amerikanischen Truppen marschieren kampflos ein. Der Krieg ist für Solingen beendet.

  • 26.04.1945   Alle Schulen werden auf amerikanische Anweisung geschlossen, die Schulbücher "sichergestellt".

  • 30.04.1945   Selbstmord Hitlers im Führerbunker der Reichskanzlei.

  • 01.05.1945   Die am Wenzelnberg erschossenen und am 30. April von ehemaligen aktiven Nationalsozialisten exhumierten Häftlinge werden feierlich vor dem Ohligser Rathaus beigesetzt. Die Leichen sollen mit weißen Tüchern verhüllt und mit Stacheldraht aneinandergebunden gewesen sein. Am 19.01.1965 werden die Toten erneut exhumiert und am Wenzelnberg bestattet. Ein Mahnmal und jährliche Gedenkfeiern erinnern an die Geschehnisse.

  • 08.05.1945   Bedingungslose Kapitulation Deutschlands.



 
2006
Grabkreuze für Luftkriegsopfer
auf dem Gräfrather Friedhof

"HAUSGEMEINSCHAFT
SCHLAGBAUMER STRASSE 11
† 1944"


 
2008
Kriegsgräber auf dem Höhscheider Friedhof

"UNBEKANNTES LUFTKRIEGSOPFER
† 1944"


Die Zahl der Toten des Luftkrieges in Solingen liegt zwischen 1880 und 2253, die der Verwundeten zwischen 2596 und 2618. [Rosenthal 3 S. 441]

  • 17.05.1945   400 Mangenberger Familien müssen 103 Häuser innerhalb von 24 Stunden für die ehemaligen Zwangsarbeiter räumen.

  • 28.05.1945   In Solingen löst die englische Besatzung die amerikanische ab.

  • 05.06.1945   Vertreter der vier Besatzungsmächte geben in Berlin die Übernahme der obersten Regierungsgewalt in Deutschland bekannt.

  • 18.06.1945   Der Tauschhandel zwischen Besatzungstruppen und der Solinger Bevölkerung ist bei Strafe verboten, geschieht aber trotzdem.

  • 06.08.1945   Die Amerikaner werfen die erste Atombombe auf Hiroshima und am 09.08. eine weitere auf Nagasaki. Die Japaner kapitulieren.

  • 25.07.1945   Das städtische Altersheim im Krankenhaus Ohligs wird seiner Bestimmung übergeben und im folgenden Jahr erweitert. Der Bedarf ist beträchtlich, die Situation vieler alter Menschen katastrophal. In den folgenden Jahren kommen weitere städtische und konfessionelle Altenheime hinzu.

  • August 1945   Die Solinger Volksschulen werden wieder eröffnet.

  • Oktober 1945   Die höheren Schulen sowie die Fachschule für die Stahlwarenindustrie nehmen den Unterricht wieder auf.

  • 04.10.1945   "Farben zum Umfärben von Wehrmachtsuniformen stehen zur Verfügung. Das Umfärben hat sobald wie möglich, spätestens bis zum 1. Dezember zu erfolgen." - Die Wegwerfgesellschaft ist noch unbekannt, Recycling normal, notwendig und unverzichtbar.

  • 31.10.1945   Die Zahl "Eisenbahn-Diebstähle" nimmt aufgrund der schlechten Versorgungslage erheblich zu. Begehrt sind Kohlen und Kartoffeln.

  • November 1945   Der Hochbunker Grünewald wird zum Obdachlosenasyl.
    Beim Hauptwohlfahrtsamt wird eine Flüchtlingsbetreuungsstelle eingerichtet.



 
2012
Ehrenmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege aus der Stadt Burg.

WO IHR AUCH RUHEN MÖGET
UNS UNERREICHBAR
VERGESSEN SEID IHR NICHT
1939   1945

Nur die Gefallenen des Ersten Weltkrieges sind namentlich aufgeführt.



Quellen und weitere Literatur

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