www . ZeitSpurenSuche . de

Kaiserstraße (Stras, Strassen)

Die Kaiserstraße, Teil der Bundesstraße B 228, ist die Haupt-Straße und Hauptgeschäftsstraße im Zentrum von Haan. Sie verläuft - als Weiterführung der Bahnhofstraße - vom Windhövel bis zum Alten Kirchplatz, wo sie ihren Namen in Alleestraße ändert.

Vollmar berichtet aus der Vergangenheit dieser uralten Straße:

Neben dem alten Haaner Siedlungszentrum Alter Kirchplatz aus dem 10. Jh. entstanden kurz danach noch im Mittelalter die Zentren Jülicherland und Stras. Die Häuser wurden entlang der alten Landstraße errichtet (damals einfach 'Stras' genannt), die als Ausläufer der historischen Wege Kölnerstraße und Kalkstraße direkt in Richtung Alter Kirchplatz führte.

Am 25. August 1372 erscheint die Straße als 'die straisse' in einer Belehnungsurkunde des Erzbischofes von Köln für den erzbischöflichen Ritter Kraft von Elberfeld.

Am 13. März 1386 heißt es in einem Rechtsgutachten der Gerichtsschöffen von Hilden und Haan: »Vort so hait eyn furste ind unse herre van Colne sijnen offenen wech durch Hielden ind durch Hane zu rjjden bis zu Elvervelde up dem sijme, des yeman nyeman verbieden en mach.« Sinngemäß übersetzt Vollmar: "Weiter so hat der Fürst und unser Herr von Köln seinen offenen Weg durch Hilden und durch Haan zu reiten bis zu Elberfeld zu seinem Besitz, welches ihm niemand verbieten darf."

"Es ist jedoch anzunehmen, daß diese Straße schon in vorgeschichtlicher Zeit bestanden hat, denn seit fast hundert Jahren schon bis heute noch finden sich zwischen Hilden und Haan rechts und links dieser Straßen nahezu unzählige, von Menschen hergestellte Steinwerkzeuge, die uns Nachrichten geben bis zu 12 000 Jahren vor unserer Zeit. Vor allem die Haaner Heimatforscher Jakob Litsch und Hermann Banniza haben sich hierbei, bis hin zur wissenschaftlichen Auswertung, besondere Verdienste erworben.

Für mittelalterliche Verhältnisse muß die Fuhrwerk-Frequenz ziemlich erheblich gewesen sein, denn die genannten Straßen stehen für nur wenige in dieser Zeit, die weiter östlich unter Zuhilfenahme der tektonischen Vohwinkeler Senke bis zum Innerbergisch-Märkischen, zumindest aber in das Tal der Wupper führten. Transporte außerhalb dieser Straßen waren damals unmöglich, weil neben den wenigen Feldern ringsum Moore und Urwald alles undurchdringlich hielten. Es klingt heute unglaublich, daß die alten bergischen Straßen nur Wege inmitten von Seen, Sümpfen und Mooren waren. Und doch ist es so. Im Laufe der Geschichte haben sich die topographischen Gegebenheiten radikal verändert".

Ob Karl der Große in den Sachsenkriegen 772 bis 804 und danach seine Truppen von Aachen über Haan gegen die Sachsen führte, darüber waren sich mehrere zu diesem Thema durchgeführte Studien nicht einig. Auszuschließen ist lt. Vollmar nicht, "[...] daß der Weg Karls über die Kölner- und Kaiserstraße in Haan geführt hat. Folgender Grund könnte aus seiner Sicht dafür sprechen:

"Noch mindestens bis zu 650 Jahren nach Karl dem Großen gehörte der Raum Hilden-Haan innerhalb der Grafschaft bzw. des Herzogtums Berg nicht etwa zum Land 'Berg', wie irrtümlich immer wieder angenommen wird, sondern als langgestreckte Exklave (wenn man so will als Aufmarschstraße) zum Kurfürstentum des Erzbischofs von Köln, der historisch der deutschen Königs- und Kaiserkrone [...] stets zutiefst verpflichtet und verbunden war. [...]

Die Kaiserstraße, also früher der Bezirk 'Stras', umfaßte im weiteren Sinne auch die etwas entfernter liegenden Häuser wie das 'Haus an der Hege' und nach einer Urkunde von 1611 auch den Breidenhof als 'Breiden Gutt ufder Straßen'.

In der von Wiebeking 1789 gezeichneten Karte sind etwa fünfzehn Höfe und andere Häuser im Bereich der Kaiserstraße angegeben. Im engeren Sinne aber war mit 'Stras' im Sprachgebrauch und von der ursprünglich namengebenden Hofbezeichnung her nur der nordwestliche Bebauungsbereich gemeint, etwa heute Kaiserstraße 43 bis 63 und bis Friedrichstraße 5.

In der Ploennies-Karte von 1715, welche nur die Höfe und keine sonstigen Wohngebäude enthält, sind zwei Höfe unter 'Stras' eingezeichnet, außerdem die Höfe 'Windhöfel', 'Heg' und 'Breitenhof'.

Eine erste urkundliche Nachricht über 'Stras' ist erhalten in der Ein- und Ausgabenrechnung des Solinger Amtmannes Dietrich Smend: »item soror Hayns van der Strazen, 2 m«, das heißt sinngemäß: »Dasselbe hat bezahlt die Schwester Hayns van der Strazen, 2 Marca.« Hayn wurde gesprochen wie Haan, da das y nur dehnende Bedeutung hat. [...] Diese Urkunde stammt vom 20. Februar 1363.

Nach einer entsprechenden Beurteilung der Architektur und der vorhandenen Bausubstanz könnte als Urhof der Siedlung 'Stras' das Haus Kaiserstraße 49 (Schneider/Engel) anzusehen sein. Möglicherweise war dieses Haus früher der alte Hof 'Hayn van der Strazen', was bedeutet haben könnte 'Haan an der Landstraße', im Gegensatz zum Beispiel zum älteren Zentrum von Haan, nämlich 'Alter Kirchplatz'."

[Vollmar, Häuser und Höfe]


"Straßen" wird mehrfach in alten Urkunden genannt. Zum Beispiel:

  • Am 20. Mai 1466 'Tele Kremer' [= Tilmann] in einer Haaner Einwohnerliste.
  • 1480 'Guet upter Strassen' als kurmudpflichtiges Lehngut des Ritterhauses Horst in Hilden.
  • Am 19. April 1556 'Jan am Valder' und 'Aleffop der Straeßen' in einem Haaner Hofesgerichtsprotokoll.
  • Am 16. August 1574 'Thewus Sleip uf der Strassen' und Ehefrau 'Mergen' als neue Besitzer des 'gued ufder Strassen, geheischen des Busers goet' und eines 'banden ahm Heidtbergh'.
  • Am 15. April 1583 heißt es bei Eigentümerwechsel in einem Verzichtprotokoll: "Wilhelm uf der Straeten hat vor offenem gericht verzig und außgang [= Verzicht und Ausgang] Adriaen uf der Straeten und Greten siner ehliger haußfrauwen getoen uf das erbgoet uf der Straeten, das Schomechers guet genant, sich gueder bezalong bedankt und dem gelder brief und segel mitzoteilen gebetten. Wilcher verzig von wert erkant worden".
  • 1611 'Heinrich Kremer uf der Strassen' in einer Haaner Steuerverteilungsliste; 1614 wurde 'Heinrich' gestrichen und durch 'Jan' ersetzt.
  • In einer ähnlichen Liste vom 16. Januar 1642 stehen 'Valders Gut', 'Jan Kremer' und 'Lutter der Pfechter'
    und in einer Änderungsliste vom 7. August 1653 'Valders Gut', 'Conrad Cremer', 'Lutter Schuhmecher' und 'Arnolt auf der Straßen'."
  • [Vollmar]

Die Haaner Steuerliste von 1724 ist weniger vollständig, enthält aber Berufsbezeichnungen:

  • Ein Schuhmacher, 'Frowin im Valder'.
  • Zwei Landwirte, 'Hanns Jacob im Falder' und 'Conrad Butz zu Cremers'.
  • Ein Gastwirt, 'Jürgen Lauterbach auffer Straßen'.
  • Zwei Fuhrleute, 'Friedrich Marcks Kleinhaußgen' und 'Jan Buschmann uffer Straßen'
  • Zwei Wollspinner, 'Jan Buschmans Heußgen' und Thilman Anger uffer Straßen'.

Alle Haushaltungsvorstände sind in der Huldigungsliste aus dem Jahr 1731 erfasst (mittlere Honschaft).

In einer Hühnerzinsliste von 1775 erscheint noch eine andere Gebäudebezeichnung: 'auf der kleine Straaßen'.

Auf den nächsten drei Seiten sind die alten Häuser der Kaiserstraße in der Reihenfolge der Hausnummern abgehandelt, getrennt nach nördlicher und südlicher Straßenseite.


Quelle:
  • Vollmar, Häuser und Höfe

zurück      nach oben      weiter

www.zeitspurensuche.de
Copyright © 2002 Marina Alice Mutz. Alle Rechte vorbehalten.