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Die Sammlung, Zuordnung und Aufbereitung der Informationsfragmente zu den alten und ältesten Schulen Alt-Solingens erwies sich als ein höchst unübersichtliches Unterfangen, aber auch als ein spannendes Puzzle, das nicht ganz gelöst ist und - je tiefer man in die Materie eindringt - immer mehrteiliger wird.

Dass im Lauf der Zeit nacheinander unterschiedliche Schulen in dasselbe Gebäude einzogen, mehrere unterschiedliche Schulen gleichzeitig ein Gebäude nutzten, eine Schule ihre Klassen auf mehrere entfernte Gebäude verteilte, sich Schulen zusammenschlossen und in anderer Form wieder aufteilten, "eingingen", in anderen aufgingen oder nach einer Weile neu entstanden, erschwert eine übersichtliche Darstellung der ältesten Solinger Schulen erheblich.




Kirchplatz, erstes Rathaus

Reformierte Stadtschule

Die Solinger reformierte Stadtschule ist schon vor der hiesigen Reformation entstanden: Um 1571 wird ein Messermacher "Henrich in der schoelen" genannt, 1581 die Schule selbst. Der erste namentlich bekannte Schulmeister war 1588 Hilgaro Lohe. Bei ihm lernte Peter Vinckscheidt, der zunächst sein Gehilfe war und dann Solingen verließ. 1615 kehrte er als Lehrer an die Stadtschule zurück und unterrichtete dort noch 1626. - Über die frühesten bekannten Schullokale im 16. Jh. informiert eine Urkunde aus dem Jahr 1637:


Die Heimat 7/1952 - W.H.

"In einer Eingabe aus dem Jahre 1637 1) heißt es, daß die »Bürgerschaft und Kirchspielsleute vor dem letzten Solinger Brande, so Anno 1581 geschehen, und noch eine geraume Zeit danach, ihre Kinderschul teils allhier auf einer Stadtpforten und folgends in verschiedenen Häusern hierselbst in der Stadt und Bürgerschaft gehabt, letztlich aber, als durch die Bürger Mittel ein geringes Rathaus etwa ungefähr in Anno 1590 erbauet, eine Kammer daselbsten bis anher zu einer Schulen gebraucht, ohne aber daß zu selbiger Schulen jemalen einige Renten oder Einkünfte gehabt, sondern hat ein jedes Kind, so zur Schulen kommen, monatlich seine Quota beischießen und bezahlen müssen, und durch solches und kein ander Mittel wird alnoch dieser Bürgerschaft Schule in esse gehalten. Was aber zu Bau und Reparation bedürftig, solches alles ist bis dahero teils durch gemeine Umlagen und aus gemeinen, zu dem End angestellten Kollekten vor und in der Kirchen und aus keinen anderen Mitteln beieinander gebracht." [W.H.]
1) Hist. Archiv der Stadt Köln, Jesuiten, Abs.714, S.149. Text wurde etwas normalisiert."




Solingen um 1647. Detail eines Kupferstichs von Merian d.Ä. Das Gebäude rechts neben der reformierten Kirche mit Spitzdach und Türmchen ist wahrscheinlich das erste Rathaus und ref. Schulhaus.
 
Reformierte Stadtschule
Um 1590   Bau eines Rathauses unmittelbar nordöstlich der reformierten Kirche am Kirchplatz, wie aus einem "Grund-Riß" von 1765 hervorgeht. Darin ist eine Kammer als Klassenzimmer vorgesehen.

Zuvor (um 1581) hatte sich die Kinderschule "auf einer Stadtpforte" sowie in verschiedenen Häusern der Stadt befunden.

Die Solinger Stadtschule wird von nun an immer im Rathaus gehalten.

1602   Die Stadtschule ist vollständig in Händen der Reformierten. Sie gilt als Kirchspiels- oder Pfarrschule. Der Schulmeister hat mit den Schulkindern das Leichensingen durchzuführen.

Deutsche Stadtschule
1617   Seit Gründung der Lateinschule heißt die Solinger evangelische Elementarschule zur besseren Unterscheidung "Deutsche Stadtschule".

Sie verliert ihren bisherigen Charakter als Kirchspielsschule, als die Kirchspielsbewohner in den Honnschaften mit der Einrichtung eigener Heck- oder Winkelschulen beginnen.

1652   Berufung des Lehrers Johann Tack zu Hückeswagen an die reformierte Stadtschule

1718   Wilhelm Kirchhoff vermacht der ref. Gemeinde u.a. 800 Rthlr. für die Hausarmen, für die lateinische und für die deutsche Schule.

1784   Die Stadtschule umfasst 5 Klassen mit insges. 161 Schülern (78 Knaben, 83 Mädchen).

1812   Mit Einführung des Code Napoleon werden die Schulen zu Anstalten der bürgerlichen Gemeinden erklärt.

1821   Abbruch des 1. Solinger Rathauses mit der Schulstube


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Kirchplatz,  zweites Rathaus



Der Kirchplatz um 1858. Links hinter der Stadtkirche das schlichte, turmlose ehemalige Schul- und Rathaus von 1821. Detail einer Zeichnung von Hermann Wüsteneck






1935   Das ehemalige Stadtschulhaus und Rathaus von 1821 am Kirchplatz kurz vor dem Abbruch
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Reformierte (deutsche) Stadtschule
1821   Neubau des Rathauses, das auch wieder Domizil der Stadtschule ist, an derselben Stelle

Vereinigte evangelische Stadtschule
01.09.1828   Zusammenschluss der reformierten Stadtschule und der benachbarten lutherischen Schule zu Solingen zur "Vereinigten evangelischen Stadtschule".

Mit der Vereinigung wird die Schule 4-klassig.

Sie verfügt über zwei benachbarte Gebäude:
die 1821 errichtete reformierte Schule (= Rathaus) und das lutherische Schulhaus von 1805.

Zunächst unterrichten 2 Hauptlehrer und 2 Unterlehrer in 4 Klassen rund 600 evangelische Schüler und Schülerinnen, pro Klasse also 150 Kinder.

1831   Die Schule wird 5-klassig. Ein 3. Unterlehrer kommt hinzu.

1837   Die Schule wird 6-klassig.

15.10.1840   Mit dem Bezug des neuen Rathauses an der (heutigen) Kölner Straße 133 ist das bis dahin auch als Rathaus genutzte Gebäude am Kirchplatz nur noch Schulhaus.



Höhere Bürgerschule
15.10.1841 bis Juli 1843   nutzt die neu gegründete höhere Bürgerschule die frei gewordenen Räume des Stadtschulhauses.

Juli 1843   Verlegung ins katholische Pfarrhaus am Klosterwall/Brunnenstraße. Dort wird ein Raum durch eine Bretterwand unterteilt, um einen Klassenraum zu gewinnen.

1845   Umzug zum Klosterwall



Vereinigte evangelische Stadtschule
01.05.1872   Errichtung von 2 Oberklassen für die evangelischen Elementarschulen

Die Knabenschule wechselt in das Gebäude der evangelischen Schule Hipperstraße,

die Mädchenschule in die Schulgebäude am Kirchplatz und an der Armenhäuserstraße.



1890   Umbau des verschieferten Fachwerkgebäudes, das danach von der Ortskrankenkasse, der Kommunalkasse, der Armenverwaltung sowie bis zuletzt vom Stadtbauamt genutzt wird.

06.12.1936   Abbruch des ehemaligen Schul- und Verwaltungsgebäudes am Kirchplatz (nach anderer Quelle im August 1937).  

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Kämpchens Pforte


 
1768   Detail aus einem Grundriss der zur Abteil Altenberg gehörenden Ländereien in Solingen von Landmesser Joh. Peter Stamm

Oben rechts die Ortsbezeichnung Kämpgen. Vom unteren Bildrand führt die Neue Straße zum Stadttor.

Abb. bei Rosenthal Bd. 2



2011   Die Straße Breidbacher Tor, hinten der Turm der Stadtkirche
 
Lutherische Pfarrschule
04.03.1718   Die lutherische Synode gestattet ihrer Solinger Gemeinde eine Kollekte zum Bau eines Schulhauses und zur Anstellung eines Lehrers.

1744-1746   Für die luth. Gemeinde wird vor der Kämpchens Pforte, also außerhalb der Stadt, ein kleines Schulhaus mit Lehrerwohnung erbaut.

Bei Kämpchens Pforte handelt es sich um das Breidbacher Tor, das östliche Solinger Stadttor. Es wurde 1807 niedergelegt. [Rosenthal]



Kirchplatz 10/11








Um 1875   "Kleine ev. Kirche".
Lutherische Kirche mit Schulhaus





Links neben der kleinen lutherischen Kirche ist das luth. Schulhaus zu erkennen. Detail eines Gemäldes von R. Haag, im Stadtarchiv Solingen.
 
Lutherische Pfarrschule
21.05.1764   Die lutherische Gemeinde mietet von Johann Fleuß am Schlagbaum ein dicht neben ihrer Kirche liegendes Haus am Kirchplatz. [1923 = Haus-Nrn. 10 und 11]

31.05.1769   Kauf des Hauses



1805/06   Die lutherische Gemeinde in Solingen ersetzt ihr bisheriges Schulhaus am Kirchplatz durch einen Neubau. Er kostet 2.927 Rthlr. und 52 1/4 Stüber.

1812   Mit Einführung des Code Napoleon wird die Schule zur Anstalt der bürgerlichen Gemeinde erklärt.

Ab 1823   Lehrer Franz Wilhelm Benninghaus

Vereinigte evangelische Stadtschule
01.09.1828   Vereinigung der lutherischen und der reformierten Schule in Solingen zur Vereinigten evangelischen Stadtschule.

Mit der Vereinigung wird die Schule 4-klassig.

Die Schule verfügt über zwei benachbarte Gebäude: die 1821 errichtete reformierte Schule (Rathaus) und das lutherische Schulhaus von 1805.

1853   Das lutherische Schulhaus am Kirchplatz wird aufgegeben. Eine Abteilung der Vereinigten ev. Stadtschule zieht in das neu erbaute evangelische Schulhaus in der Armenhäuserstraße.



Privat-Elementarschule Schreiber
Das Gebäude dient weiterhin als Schule.

19.06.1850   Die Privat-Elementarschule Schreiber in Solingen erhält die Konzession. Schreiber unterrichtet zunächst in seiner Privatwohnung.

1853   Die Privatschule Schreiber zieht in das aufgegebene Gebäude der ehemaligen lutherischen Schule am Kirchplatz.

1869/71   Adressbuch: Privat-Elementarschule, Kirchplatz 1191

15.09.1873   Nach 23jährigem Bestehen geht die Schreibersche Privatschule ein. Der Lehrkörper wird von der städtischen höheren Mädchenschule übernommen, bzw. Schreiber tritt ein in das Lehrerkollegium der Höheren Töchterschule, Hohe Gasse.

"Neben der reformierten Schule bestand seit den 50er Jahren bis 1873 die Schreiber'sche Privatschule für Knaben und Mädchen. Sie lag neben der lutherischen Kirche und hatte ihren Eingang vom Kirchplatze aus. Wegen ihrer hoch bedeutsamen Leistungen, die beim Übergange der Schüler in die höhere Schule sich zeigten, steht sie noch heute in hoher Verehrung. [Spannenberg S. 98]

"Pivatlehrer Schreiber [...] war von 1847 bis 1850 Elementarlehrer an der höheren Bürgerschule gewesen. Er [...] richtete eine Privatschule für Jungen und Mädchen ein [...]. Das Fehlen einer Vorschule an der höheren Bürgerschule bzw. an der bestehenden Privattöchterschule und das Interesse der Eltern, die ihren Kindern in kleineren Klassen eine qualifiziertere Ausbildung zukommen lassen wollten, als beim Massenbetrieb der Stadtschule möglich war, rechtfertigte Schreibers Unternehmen." [Rosenthal 3 S. 224]



2010   Blick von der Hauptstraße auf Rostertreppe und Stadtkirche (ungefährer Standort der lutherischen Kirche)

 
1873   Das alte Schulhaus neben der lutherischen Kirche geht in Privatbesitz über.

12.06.1889   Der Abbruchs des ehemaligen luth. Schulhauses am südlichen Kirchplatz beginnt.

Auf dem freigelegten, mit dem "ehemaligen Weber'schen Grundstück" vereinigten Terrain soll ein Neubau "in großartigem Stil aufgeführt werden". Die nördliche Hälfte des ehemaligen Schulhauses soll zunächst erhalten bleiben, muss aber dann doch abgebrochen werden:

Solinger Zeitung vom 28. Juni 1889

"Die nach der kleineren evangelischen Kirche zu gelegene Hälfte des zum Theil bereits abgebrochenen alten Schulgebäudes am Kirchplatz, welche noch erhalten bleiben sollte, wird nun doch abgebrochen werden müssen, nachdem gestern Abend gegen 9 Uhr die Wölbung des Kellers trotz angebrachten Stützen eingestürzt ist."


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Auf dem Brunnen  =  Brunsgasse  =  Brunnenstraße 31

"Die Evangelischen erhoben die Errichtung von Schulen zu einem System. Es galt in erster Linie, den Katechismus lesen und verstehen zu lehren. Lesen- und Schreibenlernen gehörten deshalb zusammen. In den Pfarrschulen hatte der Lehrer die Aufgabe, das vorzubereiten, was der Pfarrer in der von ihm selbst gehaltenen Kinderlehre abfragte. Das kirchliche Unterrichtsinteresse genügte aber nicht für eine solch gewerbetreibende Gegend wie Solingen. Die Schüler brauchten eine Ausbildung im Rechnen und in den Fremdsprachen. Für Rechenunterricht gibt es aus dem 17. Jahrhundert keinen Beleg, wohl aber für Fremdsprachenunterricht.

In Elberfeld [= Wuppertal] bestand seit 1598 eine Lateinschule. Solingen folgte erst 1617 mit einer solchen Gründung, nachdem die junge reformierte Gemeinde zur Anstellung eines zweiten Predigers schreiten konnte. Sie fand ihn in dem Cronenberger Pfarrerssohn Friedrich Keppel. Dieser war achtzehn Jahre alt und kam frisch von der Hohen Schule in Herborn. Die Solinger Lateinschule scheint gut besucht gewesen zu sein.

Aber auch das Amt des zweiten Predigers erforderte in dem großen Kirchspiel Solingen eine volle Arbeitskraft. Schon im Mai 1618 gab Keppel deshalb das Amt an der Lateinschule auf, an seine Stelle trat der Kandidat der Theologie Peter Benninghoven, der aber nur ein Jahr blieb und dann als Pfarrer nach Urdenbach ging. Die nächste Nachricht über die Lateinschule stammt aus dem Jahre 1628, als sich der damalige zweite Prediger Georg Friedrich Schwarz darüber beklagte, daß die Solinger Gemeinde wiederum einen päpstlichen französischen Schuldiener angenommen habe.

Hiernach hat die Stadt Solingen schon zum zweiten Male einen Lehrer angestellt, der außer Latein auch Französisch unterrichten konnte. Das war zu jener Zeit nicht so selbstverständlich, denn noch lange Zeit war es ein Glücksfall, wenn ein Theologe auch die französische Sprache beherrschte. Die Handelsbeziehungen der Solinger Kaufleute erforderten französische Sprachkenntnisse, und wir entnehmen aus dieser Notiz, daß es den Kaufleuten in erster Linie auf die im Geschäftsleben verwertbaren Schulkenntnisse ankam. Dabei kam es ihnen nicht in erster Linie auf die Konfession an."
[Rosenthal 1 S. 198 f]



Vor 1944   Blick in die Brunsgasse (Brunnenstraße).
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen.
 
Lateinschule  -  Ref. lateinische Stadtschule  -  Rektoratsschule
1617   Gründung einer Lateinschule als reformiert-kirchliche Einrichtung

19.12.1689   David van den Enden zu Köln schenkt der ref. Gemeinde ein Haus nebst zugehörigem Garten Auf dem Brunnen in Solingen.

1689   Das Rektoratshaus Auf dem Brunnen dient bis 1802 als Wohnung des jeweiligen lateinischen Präzeptors [= Lehrer, Rektor].

"Die Solinger Lateinschule hatte seit 1689 das Rektoratshaus auf dem Brunnen zur Verfügung." [Rosenthal] Demnach befand sich also auch der Unterrichtsraum im Rektoratshaus.

  Die Straße "Auf dem Brunnen" (Brunsgasse, Brunnenstraße) lag in unmittelbarer Nachbarschaft des Kirchplatzes und verlief nördlich um Stadtkirche und Fronhof. Sie existiert seit der Zerstörung der Solinger Altstadt am 04./05.11.1944 nicht mehr.

1718   Wilhelm Kirchhoff vermacht der reformierten Gemeinde u.a. 800 Rthlr. für die Hausarmen, für die lateinische und für die deutsche Schule.

"Die Lateinschule in Solingen hat während des 18. Jahrhunderts nur eine unauffällige Rolle gespielt. [...] Eine bemerkenswerte Persönlichkeit muß der von 1712-1725 in Solingen lehrende Rektor Martinus ex Martinis gewesen sein. Er stammte aus Gemarke [= Wuppertal-Barmen] und unterrichtete Latein, Griechisch, Französisch und Italienisch. Die neueren Sprachen wurden gegen besonderes Entgelt in Abendkursen gelehrt. Der gebürtige Solinger Heinrich Bick war von 1729-1754 Rektor. [...] Gelegentlich scheint die Lateinschule von 30 Schülern besucht worden zu sein, darunter Auswärtige, die bei dem Rektor in Pension wohnten." [Rosenthal 2 S. 106 f]



Vor 1944   Auf dem Brunnen. Die Straße existiert nicht mehr.
 
1800/1802   Die Lateinschule (Rektoratsschule) zu Solingen wird wegen Mangel an Schülern geschlossen (die wohl auch wegen veralteter bzw. unzweckmäßiger Lehrpläne ausbleiben).

1802   Pastor Kämmerling ist der letzte gewählte Rektor der Lateinschule.

07.01.1821   Die reformierte Gemeinde Solingen verkauft das Rektoratshaus Auf dem Brunnen (später Brunnenstraße 31) an die Stadt.

01.12.1840   Die Stadt Solingen verkauft das Rektoratshaus an Johann Dahmann.

1944   Das Haus gibt es spätestens seit der Zerstörung der Solinger Altstadt nicht mehr.


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Brunsgasse

"Im Verlaufe des Dreißigjährigen Krieges, als sich die Katholiken zeitweise wieder im Besitz der Solinger Kirche befanden, wurde die katholische Schule eingerichtet. Die Schwester des Pastors Johannes Unverdorben kaufte das sog. Baurengut zu Feld und schenkte es 1640 ihrem Bruder und der Solinger Kirche »zur Ehre Gottes, zur Bestellung des römisch-katholischen Gottesdienstes und mehrer Bekehrer und Unterweisung der ketzerischen Jugend«. Das Gut umfaßte 7 1/4 Morgen 18 3/4 Ruten; es hatte einem Wilhelm Baure gehört. Die katholische Gemeinde kam durch diese Schenkung in den Besitz einer Schulrente." [Rosenthal 1 S. 201]



Solingen um 1647. Detail eines Kupferstichs von Merian d.Ä. Eines der beiden Gebäude links neben der Pfarrkirche könnte das alte katholische Schulhaus sein.
 
Katholische Schule
1640   Erste bekannte Nennung der kath. Schule

Die katholische Schule zu Solingen befand sich in der Brunsgasse (Brunnenstraße 5) neben der Pfarrkirche.

1773   Der Unterricht, der bisher den Brüdern der Societät Jesu oblag, wird fortan von Geistlichen erteilt.

1812   Mit Einführung des Code Napoleon wird die Schule zur Anstalt der bürgerlichen Gemeinde erklärt.

1823   Bau einer neuen katholischen Schule in Solingen. Vermutlich ist diese gemeint: Schulhaus an der Kasinostraße


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Klosterwall / Ecke Kaiserstraße



Solingen um 1858. Detail einer Zeichnung von Hermann Wüsteneck. Aus der unteren rechten Bildecke führt der Klosterwall auf die heutige Hauptstraße. Im rechten Eckhaus müsste sich die Privatschule Vollmann befunden haben. Links steht die Windmühlenruine.







Das Schulhaus am Klosterwall / Ecke Kaiserstraße.
Rechts das Haus Hendrichs "Auf der Treppe",
hinten die Turmspitze der Stadtkirche.
Zeichnung von Wiebach; Abb. RP v. 21.10.1949








2011   Klosterwall (rechts) / Ecke Hauptstraße
 
Privatschule Vollmann
1805   Nach Schließung der Lateinschule füllt der junge Elementarlehrer Friedrich Vollmann die Lücke aus und gründet eine Privatschule, die auf der Elementarschule aufbaut.

Das Schwergewicht des Unterrichts liegt bei den alten und neuen Sprachen. Geboten wird Unterricht in Latein, Französisch, Englisch, Spanisch, Mathematik, Naturlehre, allgemeiner Weltgeschichte und Geographie. Die Schule erfährt lebhaften Zuspruch, auch von auswärtigen Schülern.

Die Schulräume befinden sich im Eckhaus Klosterwall / Kaiserstraße (= heute obere Hauptstraße).

Anfang des 19. Jh. war dieses Gebäude das sog. "Gesellschaftshaus" (Vorläufer eines Heims der "Casino Gesellschaft") der Notabeln (= hervorragende Persönlichkeiten) der Stadt.

"Dann wurde es von Friedrich Vollmann, dem Leiter einer seiner Zeit sehr angesehenen, [...] viel besuchten höheren Lehr- und Erziehungsanstalt, erworben. Nach dem Eingang des Internats fand die einige Zeit vorher ins Leben gerufene städtische höhere Bürgerschule in dem Hause Aufnahme." [RP 21.10.1949]

1842   Schließung der Vollmannschen Privatschule; Privatlehrer Vollmann setzt sich zur Ruhe.



Höhere Bürgerschule
1845-1859   Nutzung des Hauses am Klosterwall durch die 1841 im ehemaligen Rathaus neu gegründete höhere Bürgerschule.

1846   Einführung von Turnunterricht. Die Turngeräte werden in der Windmühle (heute Clemensgalerie) untergebracht, in deren Nähe auch der erste Turnplatz gelegen haben dürfte.

1853   Die Schule ist 3-klassig.

01.09.1854   Das "schlechte Benehmen" der Schüler gibt den Anstoß für den Schulneubau an der Friedrichstraße: Der im Nachbarhaus wohnende Hauseigentümer fühlt sich durch die auf seinem Grundstück umherlaufenden Schüler belästigt und kündigt der Bürgerschule das Schullokal auf.

1854   Die Schule wird 4-klassig.

1859   Die höhere Bürgerschule zieht in das neu erbaute Schulhaus Friedrichstraße.



05.10.1889   Die Firma Klischan & Co. eröffnet im Haus am Klosterwall ihre erste Niederlassung.

Vor April 1898   wird das ehemalige Schulhaus niedergelegt.

06.04.1898   Eröffnung des neu erbauten Geschäftshauses der Firma Klischan, vermutlich an derselben Stelle. Es fiel 1944 dem Bombenangriff zum Opfer.

1970   residierte Klischan nach wie vor an der Hauptstraße 69 / Ecke Klosterwall.

2010   ist hier ein Drogeriemarkt zu finden.
 



Quellen:
  • Adressbücher
  • Bauermann (1953)
  • Die Heimat 7/1952
  • von Hauer (1832)
  • Rheinische Post vom 21.10.1949 mit handschriftlicher Korrektur
  • Rosenthal Bd. 1, 2 u. 3 (1973, 1972, 1975)
  • Solinger Tageblatt vom 31.03.1925
  • Solinger Zeitung vom 13.06.1889 und vom 28.06.1889
  • Spannenberg, L.: Die Volksschule. In: Schmidthäussler 1922, S. 96 ff
  • Stadtarchiv Solingen


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