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Langerfeld  1  2  3  4  5 


Bilder aus Wuppertal
Langerfeld   1

Dass der Wuppertaler Ortsteil Langerfeld heute noch einige Jahrhunderte alte Fachwerkhäuser aufweist, von denen viele unter Denkmalschutz stehen, ist keineswegs selbstverständlich. Geplant war etwas ganz anderes. Wie auch in vielen anderen Orten, so wurden auch hier in den 1970er Jahren alte Gebäude, die der Krieg übrig gelassen hatte, als Bremsklötze und Hindernisse für eine moderne, autogerechte Stadtplanung betrachtet. Sie sollten den Weg frei machen für "genormte, nüchterne Zweckbauten, rational entworfen, rationell errichtet und rentabel genutzt".

In einer anlässlich des Europäischen Denkmalschutzjahres 1975 erschienenen Dokumentation heißt es: "Ursprünglich sollte im Zuge der geplanten Verkehrssanierung von Alt-Lagerfeld von der alten Bausubstanz allein die alte evangelische Kirche übrigbleiben. Später schreckte man vor diesem radikalen Kahlschlag zurück und entschloß sich, je ein Schieferhaus ober- und unterhalb der Kirche zu erhalten." Vorgesehenen war eine "bauliche Verdichtung" und die Trassierung der sogenannten Südumgehung durch Alt-Langerfeld und den alten Friedhof hindurch.

Eine Kirche und zwei Schieferhäuser als nostalgisches Andenken an Alt-Langerfeld - ganz so schlimm ist es dann doch nicht gekommen. Unter den erhaltenswerten Gebäuden, die diesen Plänen "auf lange Sicht" hätten zum Opfer fallen sollen, waren auch die Häuser Wilhelm-Hedtmann-Straße 6, Inselstraße 12 und Odoakerstraße 1. Sie stehen heute noch. Informationstafeln des Bürgervereins und des Bergischen Geschichtsvereins machen auf sie und auf andere noch vorhandene bauliche "Schätze" aufmerksam, denen man ihre Geschichte nicht immer gleich ansieht.




"Das Haus Langenfelder Straße 130, inmitten eines Gartens gelegen, zählt zu den bedeutendsten Baudenkmälern Wuppertals", so lese ich in der Dokumentation "Wuppertal wiederentdeckt" (1975).

Zwischen 1770 und 1775 ließ der "begüterten Pastor Braun" dieses Wohnhaus errichten. Seit 1985 steht es unter Denkmalschutz.
 
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Der Marktplatz mit dem Turm der Alten Kirche.

Der Blick geht in Richtung Osten: Links verläuft als heutige Verkehrsader die Schwelmer Straße, rechts die Odoakerstraße, durch die bis zu ihrer Verlegung hinter die Kirche im Jahr 1832 (oder 1837) die "Chaussee" geführt hatte.

Das Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die Langerfelder Gefallenen der Kriege 1866 und 1870/71 wurde 1872 eingeweiht. Die Anzahl der nicht mehr Heimgekehrten war noch überschaubar; die Namen der Gefallenen fanden auf dem kleinen Denkmal Platz.

1990 wurde der Marktplatz - mit Denkmal - neu gestaltet.



 
An den Wasserstreit im 18. Jh. erinnert der 1981 aufgestellte Brunnen neben der Alten Kirche, geschaffen von der Wuppertaler Bildhauerin Ulle Hees (1941-2012).

Die (bergisch-) grünen Schlagläden im Hintergrund gehören zum Haus "Die Delle", das aus der Zeit um 1750 stammt.
 
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"Seit altersher" litt das Dorf Langerfeld nach der Überlieferung alter Chroniken an Wassermangel. Die Bäche, die vom Hedtberg zur Schwelme hin flossen, versickerten im Kalkgestein in der Nähe der Fleute. Es half auch nicht viel, dass in den Höfen Brunnen gegraben wurden und drei große Brandteiche vorhanden waren.

Vermutlich um 1725/1728 wurden deshalb zwei Fontänen angelegt: die obere an der Ecke Inselstraße / Wilhelm-Hedtmann-Straße, die untere in der Nähe von Cleffs Hof. Nach einer von den Dorfbewohnern 1728 selbst erstellten Verordnung durfte zu bestimmten Zeiten an den Fontänen in mitgebrachten Bottichen Wäsche gewaschen werden. Aber die Formulierungen waren wohl etwas zu ungenau, denn um das Waschen an den Fontänen entstand bald ein Streit, der sich über sechs Jahre hinziehen sollte.

1734 hieß es in einer Eingabe an den zuständigen Richter, "daß abermahls zweien..., boßhaftiger weise, und zwarn Caspar Leckebusch Frau als Peter Pennekamps Tochter, vorgestern bei der obersten Fontaine gegangen und allda gewaschen und dem gantzen Dorf Ergerniß gemachet". Das war nicht eben rücksichtsvoll, denn die beiden Fontänen waren durch eine Leitung miteinander verbunden. Wenn an der oberen Fontäne "in dem Kumpe" gewaschen wurde, lief aus der unteren zeitweise anstatt des klaren Bergwassers schmutziges Waschwasser in die mitgebrachten Eimer.

1735 schließlich endete das Ärgernis damit, dass dem Schwelmer Richter eine (überlieferte) Namensliste vorgelegt wurde mit allen Übeltätern und -täterinnen, die gegen die Verordnung verstoßen oder womöglich gar "den Kranen nicht geschlossen" hatten.

1989 wurde bei Ausschachtungsarbeiten an der Spitzenstraße 1-3 eine hölzerne Wasserleitung entdeckt...




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Etliche alte Häuser an der Spitzenstraße sind verschwunden. Vorhanden ist noch die Nr. 4, das 1809 "im Feigenbaum" erbaute erste Schulhaus Langerfelds, in dem bis 1874 Unterricht stattfand. An gleicher Stelle hatte früher das 1711-1713 errichtete Kirchschulhaus gestanden.

  Alte Ortsbezeichnungen
in Wuppertal-Langerfeld



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Friedrich Keggemann, der erste Wundarzt Langerfelds, war Bauherr dieses Hauses Langerfeld Nr. 10 (später Wiesenstraße 5, heute Spitzenstraße 5). Es wurde 1785 auf dem Hof des ehemaligen Gutes Heilenbeck errichtet.

Lt. Informationstafel ging das Haus 1849 in den Besitz der Familie Goebel über, die 1870 die Buchbinderei Goebel gründete.



1799 galt dieses Fachwerkhaus an der Spitzenstraße 9 als eines der drei "ansehnlichen Häuser" in Langerfeld. Johan Tönes erbaute es 1680 als Hofeshaus.

1722 kam es durch Heirat an die angesehene Familie Cleff, die damals Ehrenämter in Kirchen- und Schulvorstand bekleidete sowie in Armenpflege und Gemeindevertretung aktiv war.
 
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Weißes Pferd auf rotem Grund
 
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Das Hofeshaus trägt folgende Inschrift:

AVF GOTTES GNAD HAB ICH VERTRAVWET
VND AVF SEIN WORT DIS HAVS GEBAVWET
DER HELFE MIR DAS ES WERDE VOLENDT
ZV SEINEM LOB VND GVTEM ENDT
JOHAN TONES / AO 1680
DEN 11 IVNIVS

Was hat das Westfalenross am Giebel dieses alten Hauses in Wuppertal zu suchen?

Jahrhundertelang hatte Langerfeld zum Kirchspiel Schwelm gehört und damit zur Grafschaft Mark bzw. zur Provinz Westfalen. 1922 wurde Langerfeld gegen den Willen der meisten - wie mir glaubhaft versichert wurde - Langerfelder von der rheinischen Nachbarstadt Barmen vereinnahmt. Vertreten wurden die Eingemeindungsgegner vom "Westfalenbund", dem 1923 mehr als zwei Drittel der Wahlberechtigten angehörten. Es ging den Bürgern sowohl um die Wahrung ihrer westfälischen Identität als auch um die Rückgewinnung ihrer kommunalen Selbstständigkeit.

Wenn auch längst keine derartigen Ziele mehr verfolgt werden, so demonstriert doch das Westfalenross am Haus als altes Landeswappen eine mehr oder weniger unterschwellig vielleicht doch noch vorhandene Verbundenheit mit dem "westfälischen Erbe", die sogar meine erst Ende des 19. Jh. in ihre neue Wahlheimat Langerfeld eingewanderten Vorfahren so empfunden haben.




Zur Entstehungszeit der alten Schieferhäuser muss die Kurze Straße noch erheblich tiefer gelegen haben. Auch der Marktplatz wurde bei den Straßenausbauten seit 1890 nach und nach immer höher gelegt.  
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Dieses stabile Gebäude an der Kohlenstraße 4 wurde 1838 als Domizil der Bürgermeisterei für Langerfeld und Nächstebreck errichtet.

Neben dem Amtszimmer des Bürgermeisters befand sich darin ein "Arrest-, Wach- und Sprützenlokal". Die Arrestzellen lagen hinter den dicken Bruchsteinmauern des unteren Geschosses.

Bis 1922 blieb in diesem Haus das Polizeibüro mit Gefängnis. Seither wird es als Wohnhaus genutzt und sieht mit seinem interessanten Fachwerk und Blumenschmuck sehr ansprechend aus.
 
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Quellen:
  • Bürgerverein Langerfeld e.V.
  • Metschies, Wuppertal wiederentdeckt (1975)
  • Schnöring, Wuppertal (1989)
  • Stadt Wuppertal, Denkmalverzeichnis
  • Voigt, Langerfeld (o.J.)


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