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Wupperberge
Odenthal  -  Galapa  -  Jagenberg

Wer hätte die nordische Gottheit Odin (auch bekannt unter dem Namen Wodan) und seinen Sohn Widar (Vidar) in den Solinger Wupperbergen vermutet? Und wer hätte gedacht, dass Odin ein radikaler Verfechter des Naturschutzgedankens gewesen ist, der für das aufstrebende Solinger Klingengewerbe sowie dessen wirtschaftliche Interessen und Notwendigkeiten nicht das mindeste Verständnis aufbrachte? Der jähzornig mit schweren Gegenständen warf und auf diese Art die Landschaft umgestaltete? Max Schmidt berichtet von den dramatischen Ereignissen, die sich in grauer Vorzeit zugetragen haben:



 
Odin auf seinem
feurigen Rösslein Sleipnir
Darstellung aus dem 7. Jh. (Schweden)
Bild-Quelle: Wikipedia

Eine Sage von den Wupperbergen
bei Solingen und Burg.

Von Max Schmidt, Solingen  (1924)

Als in grauer Vorzeit dem einäugigen Gotte Odin das im Dhünntale gelegene Odenthal geweiht war, und die gesamte Gegend unter seinem Schutze stand, da kam er alljährlich am letzten Odinstage mit seinem Sohne Widar, um sich bei den in den Bergen wohnenden Elfen und Gnomen nach dem jeweiligen Befinden der Berge und ihrer Bewohner zu erkundigen.

Lange, lange Zeit kam er so alljährlich von seinem ständigen Aufenthalte im Dhünntale in unsere Wupperberge. Hier hielt er sich dann vorübergehend in der Nähe von Balkhausen auf, wodurch auch das unfern gelegene Örtchen Odenthal seinen Namen erhielt. Sein Sohn Widar, der ihn bei seinen Besuchen in unseren Bergen ständig begleitete, ließ sich für diese Zeit in der heutigen Ortschaft Widdert nieder, die auch nach und nach ihren Namen von dem göttlichen Besucher ableitete.

Im Laufe der Jahrhunderte hatten sich die geschäftigen Menschen unserer Berge immer mehr der Wasserkraft der Wupper und ihrer Nebenbäche bemächtigt, und Hand in Hand hiermit war nicht allein eine Verunzierung der schönen Berge erfolgt, sondern auch die herrlichen Waldbestände waren immer mehr zerstört worden.

Als Odin eines Tages von seinen getreuen Elfen und Gnomen über die Zerstörungen, die die undankbaren Menschen in den Bergen verursacht hatten, unterrichtet wurde, da erfaßte ihn Wut. Mit seinem feurigen Rosse ritt er in die Berggegend gen Solingen, um sich selbst zu überzeugen. Im Ingrimm verfluchte er die "romeriken Berge" und alle seine Bewohner, die er immer so geliebt und beschützt hatte, nahm den Sattel von seinem Pferde und schleuderte denselben mit voller Wucht zur Erde.

Dieser wuchs zu einem mächtigen Berge aus, der die langgestreckte Form eines Sattels erhielt. Von jeher ist der Berg ein Verkehrshindernis, aber heute noch heißt er der "Sattelsberg" [Eulerweg / Schellbergerweg / Odenthalerweg]. Sein feuriges Roß "jagte" Odin von der Nähe des Sattelsberges aus in die Ferne, auf den "Jagenberg" zu; in wildem Galopp raste es dann weiter über den Bergrücken auf Burg hin, wo es auf Nimmerwiedersehen an dem steilen Abhange, in der Nähe der jetzigen Wupperbrücke, in die Wupper, die dort sehr tief ist, stürzte. Der Berg mit dem steilen Abhange heißt aber bis heute noch der "Galoppa".

Odin selbst wie auch sein Sohn Widar zogen sich aber seit jener Zeit aus unseren Bergen zurück, und Odin zog auch seinen Schutz zurück, und so sind unsere ehemals so schönen Berge immer mehr der Zerstörung anheim gefallen.



 
2004
Odenthaler Weg

Bedauerlicherweise fällt diese bewegende Geschichte mit ihren Ortsnamensdeutungen allzu schnell in sich zusammen, wenn man sie etwas näher betrachtet.

Odenthal

Zur Herkunft des Ortsnamens von Odenthal, wo der Altenberger Dom erbaut wurde, haben sprachforschende Historiker  ganz andere Erklärungen gefunden. Auch Odenthal (der Odenthaler Weg) im Solinger Ortsteil Widdert lässt sich vermutlich ganz unromantisch erklären - vielleicht mit der Bedeutung Bodensenke oder Vertiefung.



 
2012
Dachaufschrift "Odin-Saal"
in Odenthal

Galapa

Bei der im Stadtplan nicht aufgeführten, geheimnisumwitterten Galapa (Galoppa, Gallopa), einem Waldgebiet bei Solingen-Burg, soll es sich um eine im 9./10. Jh. entstande Ringwallanlage handeln. Da aussagekräftige Grabungsfunde und Zeitzeugenberichte fehl(t)en, half man sich einstweilen mit Sagen und Legenden.

Nüchterne Daten nennt der Solinger Stadtchronist Heinz Rosenthal: Danach war die Galapa Teil des quer durch das Kirchspiel Solingen verlaufenden sog. Ritterpfades, einer Wegeverbindung zwischen Schloss Burg und Düsseldorf: Burg - Galapa ("Am Heidnischen Graben") - Jagenberg - Wieden - Lindenbaumstraße - usf. [S. 92]

"Die Galapa hat mit einer Länge von 600 m eine bedeutende Ausdehnung auf dem Südostende des Krahenhöher-Burger-Rückens. Gegen die Solinger Seite hin ist sie durch einen etwa 180 m langen Vorwall abgeschlossen; der Innenwall ist etwa 65 m lang und 18 m breit. Der Name Galapa ist geschichtlich nicht belegt, sondern nur mundartlich überliefert aus dem 19.  Jahrhundert mit 'op der Jallepa'. Manche halten ihn für jung; die Deutung im Zusammenhang mit dem über diese Anlage hinwegführenden Reiterpfad ist nicht überzeugend." [Rosenthal S. 16 f]

Auch die etwas sperrige und für Nicht-Philologen schwer nachvollziehbare Ortsnamendeutung sei der Vollständigkeit halber zitiert: "Tritt man philologisch an dieses Wort heran, so findet man einen Hinweis in dem wallonischen Wort "gallope", dem das althochdeutsche Wort 'jah' gleich 'jäh' zugrundeliegt. Wallonisch galoppe hat dieselbe Bedeutung wie Jagenberg, auf dessen Gelände die Galapa liegt. An wallonische Einflüsse zu denken, ist gar nicht so abwegig, wie es scheinen mag. Besitzer von Buchenhofen (heutiger Standort der Wuppertaler Kläranlage) waren 1193 der Edelherr Wilhelm von Limburg und der Abt des Klosters Floreffe bei Namur. Beide Besitzer stammten aus der Landschaft Wallonien." [Rosenthal S. 16 f]

Jagenberg

Über den Jagenberg erschien am 07.08.1937 im Solinger Tageblatt folgende Notiz: "Jagenberg. Diese schrieb man um 1500 'Jambrich', brich ist berg, dann Jambergh - Jamberch; um 1700 nennt es bein einer Geburtseintragung der Beamte sogar 'Jammerich', er hat es geschrieben, wie er es verstanden hat. Bei der Trauung wurde aus dem betreffenden 'Jammerich' ein - 'Jammerreich' -; [...] dabei hieß um diese Zeit der Hof- und Sippenname von altersher Jagenberg."



Quellen:
  • Rosenthal Bd. 3 (1973)
  • Schmidt, Max: Eine Sage aus den Wupperbergen. In: Bergische Heimatspiele auf Schloß Burg (1924)
  • Solinger Tageblatt vom 07.08.1937


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