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"Wasserkraftwerk Schaafenkotten" (Itter)  -  2003/2004

Sei es zum Betrieb eines Schleifkottens oder zur Stromerzeugung: Am Anfang des Wasserbetriebswerks steht das Stauwehr, die von den Schleifern früher so genannte "Schlacht". Ist diese geschlossen und das Sperrschütz, das sog. Gewaltschütz, geöffnet, fließt das Wasser aus dem Mutterbach, der Itter, in den Obergraben. Durch den künstlich angelegten Obergraben wird das Wasser in den Stauteich - sofern vorhanden - bzw. zum Wasserrad geleitet.


 
Wehr
 
  Mehr über die Stauanlagen

2002
Schlacht
(Stauwehr, links)
und Gewalt
(Sperrschütz, rechts)
vor dem Obergraben,
in den ein Teil des Itterwassers abgeleitet wird


 
2002
Der Obergraben, der das Wasser einst zum Wasserrad des Schaafenkottens transportierte - und heute zur Turbine.


Vom Weg aus, der an der Nord-Seite des Schaafenkottens vorbei führt, ist links neben dem hölzernen Steg der Abfluss zu erkennen. Von dort aus wird das Wasser aus dem verbreiterten Obergraben über die aus Betonplatten gebaute Zuleitung (den früher sog. Flutkasten) heute nicht mehr zum Wasserrad, sondern durch ein Fallrohr zu einer Turbine geführt. Die Turbine mit ihrem gusseisernen Gehäuse ist in einem separaten Raum neben dem Wohnhaus untergebracht, dort, wo sich früher das riesige Wasserrad befand.


Flutkasten
2003   Flutkasten (Einlauf)
 
Fallrohr
2004   Durch dieses Fallrohr wird das Wasser vom Einlauf (Flutkasten) auf die Turbine geleitet. Foto: © Wettschereck
 

2003   Im Turbinenraum

Links neben dem Flutkasten (Einlauf) befindet sich der Überlauf (Flutschütz), der das überschüssige Wasser aus dem Obergraben in einem rauschenden Sturzbach nach unten und zurück in den Bach führt.

Nach Durchlauf durch die Turbine fließt das Wasser - wie früher, als sich hier noch das Wasserrad drehte - in den Untergraben, der heute in einem gemauerten Bett unterirdisch um das Haus herum verläuft. Erst hinter dem Weg westlich des Hauses kommt er ans Licht, um sich ein Stück weiter in den Wiesen wieder mit der Itter zu vereinigen.


Untergraben
2004   Hinter dem Schaafenkotten
kommt der Untergraben hervor.
 
Abgang
2004   Der Untergraben im weiteren Verlauf;
 
Fotos:
© Wettschereck 2004


 
2003
Links vom Untergraben
fließt die Itter.



Funktionsweise einer Francis-Turbine

Die folgende Abbildung zeigt schematisch die Funktionsweise einer Francis-Turbine, wie sie am Schaafenkotten vorhanden ist. Turbinen sind Wasserräder besonderer Bauart, allerdings mit einem viel günstigeren Wirkungsgrad. Bei der Francis-Turbine (nach dem nordamerikanischen Ingenieur James B. Francis) wird das Wasser durch die gekrümmten Schaufeln des feststehenden Leitrades in die ebenfalls gekrümmten Schaufeln des drehbaren Laufrades geführt. Die Schaufeln des Leitrades sind bei manchen Turbinen verstellbar. Dadurch wird der Wasserzufluss geregelt. Die Leitschaufeln der Turbine am Schaafenkotten funktionieren automatisch.


Francis-Turbine



Stromerzeugung am Schaafenkotten

1998/99 haben die Eigentümer Wettschereck die bereits vorhandene, aus den 1950er Jahren stammende Francis-Turbine wieder einsatzfähig gemacht. Zur automatischen Einspeisung des mit Hilfe der Wasserkraft erzeugten Stroms ins Stromnetz wurde eine vom RWE geforderte mechanische und elektronische Regelung neu eingebaut.

Das in die Jahre gekommene Laufrad der Turbine am Schaafenkotten ist inzwischen so stark verschlissen, dass die Turbine nicht mehr sehr effizient arbeitet. Eine Reparatur wäre - ganz zu schweigen von einer Neuanschaffung - eine sehr kostenträchtige Investition. Sie lohnt sich nicht, denn die zur Verfügung stehende Wassermenge schwankt erheblich. Dies liegt nicht nur an der unterschiedlich starken Wasserzufuhr aus den Wolken, sondern auch an den entlang des Itterlaufs vorhandenen Klärwerken bzw. Klärbecken.

Von den rechnerisch zur Verfügung stehenden 12 kWh können daher und aufgrund des Zustands der Turbine nur ca. 1 bis 3 Kilowattstunden erzeugt werden. Wegen der mit dem Betrieb verbundenen Vibrationen, die im Haus zu spüren sind, wird die Turbine auch nur in Ausnahmefällen und zur Aufrechterhaltung des Systems eingeschaltet.




Die Turbine am Schaafenkotten

Die folgenden Aufnahmen, die Familie Wettschereck zur Verfügung stellte, gewähren einen Einblick in den Turbinenraum und das Innenleben bzw. die Mechanik der Turbine am Schaafenkotten.


Turbine

Die alte Turbine
(vor 1996)
Leitschaufeln
3  Die Schaufeln des Leitrades
im Inneren des Gehäuses (das Laufrad fehlt)
 
Leitschaufeln
4  Detail: Noch einmal die Leitschaufeln im Inneren des Gehäuses (ohne Laufrad)
Leitschaufeln
5  Die Leitschaufeln von der Wellenseite her
 
Laufrad
6  Ausgebautes Laufrad
Sicherungstafel
7  Die alte Sicherungstafel aus den 1950er Jahren...
 
Schaltschrank
8  ... und der Schaltschrank 2004
Welle
9  Die Welle

 
Turbine
10  Die überholte, teilautomatisierte Turbine
Zu Abb. 10:  Oben befindet sich das Stellrad für den noch manuell zu bedienenden Absperrschieber. Damit kann die Turbine vollständig angehalten werden, und auch bei geflutetem Obergraben können an der offenen Turbine Arbeiten durchgeführt werden. Die Leitschaufeln sind automatisiert; sie können aber mit dem unteren Stellrad bewegt und so der Eintrittswinkel des Wassers auf das Laufrad geändert werden.
Absperrschieber
11  Absperrschieber
 
Absperrschieber
12  Absperrschieber (Automatik)
Zu Abb. 11 und 12:  Hier ist auch der Absperrschieber an die Automatik angeschlossen, so dass die Turbine nicht nur über die Leitschaufeln "zugefahren" werden kann, sondern zusätzlich auch der Absperrschieber schließt.
Generator
13  Der Generator

 
Turbine
14  Die Turbine, vorn die Welle
 
Abgang
15 
Abgang des gebrauchten Wassers
in Richtung Untergraben


Fotos: © Wettschereck


Quelle:
  • Wettschereck (2003, 2004)

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