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Alte Schulen und Schulgebäude in Solingen - Wald (3)

Katholische Schulen


Zeitungsartikel: 100 Jahre katholische Volksschule Wald



Pfarrhaus zu Weyer



Vor 1908   Die alte katholische Kapelle in Wald, die vor der Fertigstellung der kath. Kirche Weyerstraße (1833) benutzt wurde. Möglicherweise befand sich hier auch die Wohnung des Pfarrers mit dem Schullokal.

Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Katholische Schule Weyer
1827-1832   Der kath. Pfarrer Breitenbach (Breidenbach) stellt einen Saal seiner Wohnung als Schullokal für die katholischen Kinder zur Verfügung.

Erster Lehrer ist Gottfried Beumer (Bäumer), der 60-70 Kinder zu unterrichten hat. Sein Gehalt beträgt 130 Taler.

  Der Schulsaal befand sich vermutlich in demselben Gebäude wie die alte katholische Walder Kapelle, die zwischen 1830 und 1833 wegen Baufälligkeit geschlossen wurde. Um diese Zeit wechselte auch das Schullokal.



Weyer, Haus Schaaf



 
Katholische Schule
1832-1835   Das Haus des Schleifers Schaaf wird für 85 Taler gemietet; es dient als Schullokal und Lehrerwohnung.

  Evtl. Wilhelm Schaaf, Besitzer des Schaafenkotten am Lochbach




Scheuer, Weyerstraße 312



Nach 1906   St. Katharina, links die ehem. kath. Schule Scheuer (1836-1874)
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen



1978   Ehemalige kath. Schule Scheuer, Weyerstraße 312
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen











2010   Weyerstraße; hier stand das kath. Schulhaus.
 
Katholische Schule zu Weyer
1836   Bau eines neuen Schulhauses neben der 1833 geweihten katholischen Kirche St. Katharina (an der westlichen Seite) für 2.144  2.114 Taler 26 1/4 Silbergroschen.

  1927 soll sich in diesem Gebäude an der Weyerstraße 312 die Metzgerei Keull befunden haben.

1838   Stiftung in Höhe von 410 Talern von Freifrau von Robertz an die Schule. Die Zinsen fallen dem jeweiligen Lehrer zu.

1842-1845   Lehrer Peres
1845-1867   Lehrer Heinrich Scheuten aus Gladbach

1857   beträgt das Lehrergehalt 210 Taler 12 1/2 Silbergroschen.


Unter Lehrer Sina wird die Schule 2-klassig. Die 2. Stelle wird zunächst von Aspiranten, dann von Lehrerinnen verwaltet.

Ende 1874   Beschluss der Gemeinderäte von Wald und Merscheid, die kath. Schule zu Scheuer aufzuheben.

01.05.1876   Aufhebung der kath. Schule an der Scheuer

64 kath. Kinder wechseln in die neugebildete (ehemals evangelische) Simultanschule Weyer an der Weyerstraße 214.



Um 1900 soll nach mündlicher Überlieferung der Vater des o.g. Metzgermeisters Keull im ehemaligen Schulhaus eine Lohgerberei betrieben haben (Verarbeitung von Rinderhäuten zu strapazierfähigem Leder).

1927 befand sich im ehemaligen Schulhaus Weyerstraße 312 die Metzgerei Keull, die Anfang der 1930er Jahre auf die andere Straßenseite in das Haus Weyerstraße 313 wechselte.

  Das ehemalige Schulhaus Weyerstraße 312 neben der kath. Kirche soll lt. Stadtarchiv vor 1965 abgebrochen worden sein.


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Kamper Straße
(später Siegesstraße, heute Adolf-Kolping-Straße)



Ecke Augustinerstraße / Adolf-Kolping-Straße (früher Kamper Straße), Augustinerinnen-Altersheim. Die Schule lag um die Ecke.



2010   Adolf-Kolping-Straße (früher Kamper Straße)



2011   Grabstein an der Kirche St. Katharina: "Franz Gust. Sina, Hauptlehrer, geb. 31. März 1840 zu Gräfrath, gest. 18. März 1900 zu Wald. Es lebe das Herz Jesu in den Herzen der Kinder"
 
Katholische Volksschule, "Kamperschule"
27.02.1892   Die Stadtverordneten in Wald beschließen den Neubau einer 4-klassigen kath. Volksschule an der Kamper Straße.

Bis zum Bezug der neuen Schule Kamperstraße ist eine Klasse im Katechiersaal (Katechesiersaal) untergebracht und die anderen in Wald II (Roter Esel).

02.06.1892   Erster Spatenstich

Herbst 1892   Feierliche Einweihung der neuen kath. Schule an der Kamperstraße

1898   Einrichtung der 5. Klasse, für die aber kein Klassenraum vorhanden ist

Angesichts der vielen Kinder mit weitem Schulweg wird anstelle einer Erweiterung des vorhandenen der Bau eines zweiten Systems im oberen Stadtteil beschlossen:
die katholische Schule Delle.

09.10.1901   Beschluss zum Aufbau zweier Klassenräume an der Schule Kamperstraße und zur Anstellung einer 5. Lehrkraft zum 01.05.1902

1901   Tod des Hauptlehrers Sina. Sein Nachfolger ist Hauptlehrer Fischer.

04.05.1911   Beschluss der Stadtverordneten zur Einfriedung des Schulhofes mit einer Mauer

1913   ist die 2. Klasse der 6-klassigen Schule überfüllt. Daher werden Schüler aus dieser Klasse an die Schule Delle überwiesen.

Nach dem Ersten Weltkrieg Einrichtung der 7. Klasse

1. April 1924   Rektor Fischer tritt nach Vollendung des 65. Lebensjahres in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Rektor Strerath, der bis dahin an Schule Delle tätig war.

1927   Die Schule ist wegen gesunkener Schülerzahlen 5-klassig.

1929   Umbenennung der Kamperschule in Schule Siegesstraße

Nach der Eingemeindung 1929 und der Auflösung der Schule Weyer wird deren Bezirk zur Kamperschule geschlagen, während die Kamperschule einige Straßen ihres Bezirks an Delle abgibt.

1931   Adressbuch: Kath. Volksschule Sol.-Wald, Kamperstr. (7 Kl.). Rektor: Strerath

1938   Adressbuch: Kath. Volksschule Siegesstraße (6 Klassen). Rektor: Hauptlehrer Preuß

1944   Vollständige Zerstörung des Schulgebäudes

2010   Das Grundstück ist mit Wohnhäusern bebaut.


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Teichstraße 18  /  Liebigstraße 21 a



Liebigstraße, Fröbelschule
Bild-Quelle:Stadtarchiv Solingen







2010   Liebigstraße 21a, Wilhelm-Hartschen-Schule. Links die 2008 als Provisorium aufgestellten Pavillons.



2010   Liebigstraße 21a,
Wilhelm-Hartschen-Schule
 
Katholische Schule zu Weyer
01.05.1890   Beschluss zum Bau einer kath. Schule am Weyer

26.04.1893   Die neue kath. Schule zu Weyer wird ihrer Bestimmung übergeben. Bis dahin war ein Raum der ev. Schule Weyer von der kath. Klasse genutzt worden.

1909   Adressbuch: Katholische Schule Weyer, Teichstr. 18. Schulleiter: Horn, Hauptlehrer

  Die damalige Teichstraße entspricht nicht genau der Lage der heutigen Liebigstraße.

1929   Im Stadtplan ist die "K. Schule" an der Liebigstraße eingezeichnet.

09.12.1930   Die Schuldeputation beschließt die Auflösung der kath. Schule zu Weyer.

1931   ist die kath. Schule Weyer noch im Stadtplan aufgeführt, jedoch nicht im Adressbuch.



Hilfsschule, Förderschule
29.05.1959   Gründung der Sonderschule

1960   Die einklassige Schule wird von 10 Mädchen und 14 Jungen besucht.

1961/62   Adressbuch: Sonderschule Liebigstraße (2 Klassen), Solingen-Weyer, Liebigstraße 21a. Leiter: Hilfsschullehrer Hartschen

Wilhelm Hartschen (1912-1981), späterer Namensgeber der Schule, wurde 1949 Lehrer an einer Hilfsschule in Solingen. 1952 und 1954 legte er seine Examina als Hilfsschul- und Werklehrer ab. Fünf Jahre später stieg Hartschen zum Leiter der Sonderschule Liebigstraße auf, der ersten heilpädagogischen Sonderschule in NRW. Hartschen initiierte die Gründung der Ortsvereinigung "Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind", deren Vorsitzender er bis zu seinem Tod war. [ST 21.07.2009]

1967/68   Adressbuch: Sonderschule Liebigstraße, Solingen-Wald, Liebigstraße 21a. Sonderschulrektor Hartschen

1969/70   Adressbuch: Sonderschule Fröbelschule, Liebigstraße 21a. Sonderschulrektor Hartschen. Städt. Sonderschule für geistig Behinderte

1983   Namensänderung in "Wilhelm-Hartschen-Schule"

2010   Wilhelm-Hartschen-Schule (WHS). Städtische Förderschule mit Förderschwerpunkt: Geistige Entwicklung, Liebigstraße 21a


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Delle, Deller Straße 19



1927   Katholische Volksschule Delle
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen








2010   Comeniusschule, Deller Straße 19



2010   Comeniusschule mit Neu- und Anbau, Deller Straße 19
 
Katholische Volksschule
30.08.1898   Beschluss zum Bau einer 2-klassigen kath. Schule zu Delle

01.05.1899   Einweihung der 2-klassigen Schule Delle unter Leitung des Lehrers Anton Wigge

19.05.1903   Die Schule Delle wird 3-klassig mit 2 Lehrern.

1904   wird die 3. Klasse wieder aufgehoben.

1906   Einrichtung einer 3. Lehrerstelle

01.04.1913   Einrichtung der 4. Lehrerstelle



01.10.1922   Im Zuge der Einrichtung weltlicher Schulen (Sammelschulen) in Wald soll auch Delle in eine solche umgewandelt werden. Aufgrund von Widerständen seitens der Katholiken wird aber nur der 4. Klassenraum für einige Jahre einer weltlichen Klasse zum Unterricht überlassen.

1931   Adressbuch: Kath. Volksschule Sol.-Wald, Delle, Dellerstr. 19 (4 Kl.) Hauptlehrer: Pohl

1938   Adressbuch: Kath. Volksschule Delle, (3 Klassen). Schulleiter: Hauptlehrer Pohl



Comeniusschule (Förderschule)
01.06.1939   Die inzwischen 3-klassige Hilfsschule bezieht das Schulgebäude Deller Straße. Sie war im April 1906 als einklassige Hilfsschule für zunächst 20 Kinder gegründet worden und befand sich zuvor in der Altenhofer Straße.

1940   besuchen 80 Kinder die Hilfsschule.

1944   Das Schulgrundstück wird von Brandbomben getroffen, jedoch kann weiter unterrichtet werden.

06.08.1945   Wiederaufnahme des Unterrichts mit zunächst 46 Kindern

1948   Anstieg auf 130 Schüler, die ab 1949 in 6 Klassen unterrichtet werden

1953   Hilfsschule, Comenius-Schule, 6 Klassen. Solingen-Wald, Deller Str. 19

Anfang 1970er Jahre   Renovierung, Ausbau des alten Schulgebäudes, Erweiterungsbau mit Klassen- und Fachräumen und einer Turnhalle; großzügige Erweiterung des Außengeländes

Oktober 1971   Einweihung des Neubaus

2010   Comeniusschule Deller Straße 19; Sonderschulen für Lernbehinderte; städtische Förderschule mit Förderschwerpunkt Lernen

März 2013   Geplant ist aufgrund gesunkener Schülerzahlen die Schließung der Comeniusschule im Sommer 2014. Der Standort soll aber als Dependance der Höhscheider Pestalozzischule erhalten bleiben.

Der Rückgang der Schülerzahlen ist u.a. auf die auch in Solingen immer mehr umgesetzte "Inklusion" zurückzuführen, d.h. die gemeinsame Beschulung von Kindern mit und ohne Förderbedarf an Regelschulen. [ST 07.03.2013]


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Der folgende von Aufsatz von H. Pohl aus der "Geschichte der Pfarre Wald" von 1936 ist bereits 1927 als Zeitungsartikel erschienen. Dabei haben sich einige Jahreszahlen, Geldbeträge und Namen verändert. So ist z.B. aus dem Pfarrer Breitenbach der Pfarrer Breidenbach geworden, aus dem ersten Lehrer Gottfried Beimer der katholischen Schule ein Lehrer Gottfried Beumer (an anderer Stelle Bäumer. Der Name Beimer ist wahrscheinlich unzutreffend).

Außerdem wurden einige Formulierungen geändert. Der Begriff Simultanschule scheint 1936 weniger gebräuchlich gewesen zu sein; er wurde mehrfach durch den Begriff Gemeinschaftsschule ersetzt. Im Unterschied zu den konfessionellen Schulen wurden dort evangelische und katholische Kinder gemeinsam unterrichtet. Dies hat sich in Wald allerdings nicht überall bewährt, und man kehrte 1886 zu den Konfessionsschulen zurück.


Auszug aus: Geschichte der Pfarre Wald - von H. Pohl, 1936

Die Geschichte der katholischen Schule.

Im folgenden Jahr kann die katholische Schule Wald auf ein 110jähriges Bestehen zurückblicken. Vom Jahre 1827 ab läßt sich die Geschichte der katholischen Schule verfolgen.

Es war im Jahre 1827, als der damalige kath. Pfarrer Breidenbach einen Saal seiner Wohnung anbot, um den katholischen Kindern eine Schule zu schaffen. Die Gemeinden Wald und Merscheid standen damals unter gemeinsamer Verwaltung, gehörten zu einer Pfarre, und so ist es zu verstehen, dass die Kinder dieser beiden Gemeinden die neu gegründete katholische Schule Scheuer besuchten. Auf die Bemühungen des Pfarrers Breidenbach um einen tüchtigen Lehrer, schickte die Regierung den Lehrer Gottfried Beumer, der die stattliche Zahl von 60 bis 70 Kindern zu unterrichten hatte. Das Gehalt des Lehrers betrug 130 Taler.

Der Unterricht in der Wohnung des Pfarrers Breidenbach dauerte bis 1832. In diesem Jahre wurde das Haus eines Schleifers Schaaf für 85 Taler gemietet. Es diente als Schule und Lehrerwohnung bis zum Jahre 1835.

Erst im Jahre 1836 wurde neben der katholischen Kirche ein neues Schulhaus gebaut, und zwar an der westlichen Seite. [1927 befand sich dort die Metzgerei Keull. Pohl, Bergische Post vom 31.05.1927] Die Kosten des Neubaues beliefen sich auf 2.114 Taler 26 1/4 Silbergroschen. Eine Freifrau von Robertz stiftete der Schule im Jahre 1838 das ansehnliche Kapital von 410 Talern. Die Zinsen fielen dem jeweiligen Lehrer zu.

Mit dem Lehrer Beumer wurden deshalb schlechte Erfahrungen gemacht, weil er sich der rongischen Richtung zuwandte, einer Sekte, die im Jahre 1844 von dem suspendierten Priester Ronge ins Leben gerufen wurde. Die Anhänger der Sekte nannten sich 1845 Deutschkatholiken. So schnell wie sie gekommen, verschwand die Lehre wieder. Sie wurde 1851 in Preußen verboten. Lehrer Beumer, der schon 1842 seines Amtes enthoben wurde, wanderte wie viele andere dieser Richtung nach Amerika aus. Er bezog aus dem Bergischen Schulfonds eine jährliche Unterstützung von 80 Talern.

  Die von dem suspendierten schlesischen Priester   Johannes Ronge initiierte Bewegung erklärte die rationalistisch gedeutete Bibel zur einzigen Norm, verwarf das kirchliche Lehramt und den päpstlichen Primat, schaffte Heiligenverehrung, Beichte, Zölibat und die traditionellen Liturgieformen ab und erkannte lediglich Taufe und Abendmahl als Sakramente an.   [Wikipedia] Diese Richtung breitete sich um 1844 in verschiedenen Teilen Deutschlands aus. Sie wurde durch einen offenen Brief Ronges an den Bischof von Trier anlässlich der Ausstellung des "heiligen Rockes" hervorgerufen.

Auf Beumer folgte 1842 Lehrer Peres, der bis 1845 blieb und auf diesen Heinrich Scheuten aus Gladbach von 1845-1867. Das Gehalt betrug 1857 210 Taler 12 1/2 Silbergroschen, doch davon wurden noch 44 Taler und 3 Silbergroschen in Abzug gebracht. Der Chronist schreibt, es wäre ein Glück für ihn, daß seine Ehe kinderlos blieb, weil er sonst von dem kargen Gehalt nicht leben konnte. Nach 22jähriger Tätigkeit mußte Scheuten 1867 seinen Dienst aufgeben. Er siedelte nach Solingen über und fristete mit einem Ruhegehalt von 150 Talern sein Leben.

Sein Nachfolger wurde Gustav Sina, in Gräfrath geboren und im Lehrerseminar in Kempen 1859-1861 vorgebildet. Vor seiner Berufung nach Wald war er in Rödingen, Kreis Jülich, tätig. Er war ein äußerst frommer Mensch und starb 1901 [lt. Grabstein 18.03.1900] als Hauptlehrer. Die Schule wurde zweiklassig und die zweite Stelle zuerst von einem Aspiranten und dann von einer Lehrerin verwaltet.

Zu Ende des Jahres 1874 beschlossen die Gemeinderäte von Wald und Merscheid, die katholische Schule zu Scheuer aufzuheben. Merscheid richtete damals alle Schulen als Simultanschulen ein, während Wald nur eine Gemeinschaftsschule einrichtete. Die anderen evangelischen Schulen behielten ihren konfessionellen Charakter; man ließ also auf der einen Seite bestehen, was man den Katholiken raubte.

Über die Gemeinschaftsschule hat Hauptlehrer Sina Aufzeichnungen gemacht, die für manchen aufschluß- und lehrreich wären.

Der Beschluß der Aufhebung der katholischen Schule Scheuer stieß auf heftigen Widerstand bei den Katholiken. Man hatte es nicht einmal für nötig gehalten, die Meinung des damaligen Pfarrers und Ortsschulinspektors Schmehling zu hören. Alle Bemühungen und Proteste der Katholiken waren vergeblich. Als im Jahre 1875 der Pfarrer Schmehling seine Mitwirkung bei der Durchführung eines ministeriellen Erlasses versagte (Kulturkampf), wurde er seines Amtes als Ortsschulinspektor enthoben. Die Dienstobliegenheiten hatte von dieser Zeit an Bürgermeister Alvermann wahrzunehmen.

Die Gemeinschaftsschule wurde in der heutigen Schule Wald 2 errichtet. Von den beiden katholischen Lehrkräften mußte eine nach Merscheid. Man warf das Los, welches Sina für Wald bestimmte. Sina blieb bis zum Jahre 1885 einziger katholischer Lehrer an der Schule. In diesem Jahre wurde die 6. Lehrstelle wegen der Zunahme der katholischen Kinder einem katholischen Lehrer, und zwar Anton Wigge übertragen.

Die Simultanschule blieb bis zum 1. Mai 1886 bestehen. Die Katholiken haben sich nie wohlgefühlt in der Schule und heute noch können alte Leute von den Schikanen aus jener Zeit erzählen. Nach langen Bemühungen und Kämpfen wurde am 1. Mai 1886 wurde die Gemeinschaftsschule aufgehoben und in Wald II neben einer vierklassigen evangelischen Schule eine zweiklassige katholische eingerichtet. Die Leitung übernahm Lehrer Sina. Die Wiedereinrichtung einer katholischen Schule wurde von den Katholiken mit großem Jubel begrüßt und äußerst festlich begangen.

Das Zusammensein von zwei verschiedenen Schulen in einem Gebäude führte zu unliebsamen Reibereien, und deshalb war auf beiden Seiten der Wunsch sehr stark, auch räumlich getrennt zu werden. Da die Schülerzahl jährlich wuchs, baute man den Katholiken an der Kamperstraße eine neue Schule. Am 2. Juni 1892 wurde der erste Spatenstich getan. Im Herbst des Jahres 1892 erfolgte der feierliche Einzug in das langersehnte, eigene Heim. Es ist noch zu erwähnen, daß vor und während der Errichtung des Schulbaues eine Klasse im Katechiersaal und die anderen in Wald II untergebracht waren.

  In dem früheren Zeitungsartikel von 1927 ist von einem "Katechesiersaale" die Rede, der hier zu einem Katechiersaal geworden ist. Katechisieren (kirchenlat. catechizare) bedeutet unterrichten, lehren. Katechieren = zurechtweisen, schulmeistern. Gemeint ist ein Unterrichtszimmer für den Religionsunterricht.

Im Jahre 1898 wurde schon die 5. Klasse errichtet, für die ein Klassenraum nicht vorhanden war. Man hätte zwar das Schulgebäude vergrößern können, beschloß aber in Anbetracht der vielen Kinder, die einen weiten Weg zur Schule hatten, ein zweites System im oberen Stadtteile zu erbauen. Dieser Beschluß ist besonders dem Eintreten des Stadtverordneten Mutz zu verdanken.

Schon am 1. Mai 1899 konnte die zweiklassige Schule Delle, unter Leitung des Lehrers Wigge, in Benutzung genommen werden. Am 19. Mai 1903 wurde Delle dreiklassig mit zwei Lehrern eingerichtet, aber 1904 wieder aufgehoben. Im Jahre 1906 wurde die dritte Lehrerstelle endgültig eingerichtet, der am 1. April 1913 die vierte folgte.

Am 1. Oktober 1922 wurden in Wald weltliche Schulen eingerichtet. [...]

  Hier fehlt eine Textpassage in meiner Vorlage. Daher übernehme ich den entsprechenden Absatz aus dem Artikel von H. Pohl in der Bergischen Post vom 31.05.1927:

"Da die katholische Schule Delle nur 9 Kinder an die weltliche Schule abgab, war der Plan der Verwaltung nicht zu verstehen, er stieß deshalb bei den Katholiken der ganzen Stadt auf den heftigsten Widerstand."

[Delle sollte]
als katholische Schule dreiklassig werden und neben einer vierklassigen evangelischen Schule ihr Heim in der Westersburg aufschlagen. Der Plan stieß auf den heftigsten Widerstand. Alle Kräfte wurden mobil, und der einsetzende Kampf sah die Katholiken als Sieger. Nur der vierte Klassenraum wurde verschiedene Jahre von einer weltlichen Klasse benutzt.

Im Frühjahr 1926 trat Hauptlehrer Wigge nach 41jähriger, ununterbrochener Tätigkeit in Wald in den Ruhestand. Er lebt jetzt bei seiner Tochter in Düsseldorf. Am 1. Juli 1926 wurde H. Pohl Hauptlehrer der Schule.

Nun zurück zur Kamperschule! Die städtische Schuldeputation beschloß am 9. Oktober 1901 den Aufbau zweier Klassenräume an der Schule Kamperstraße und die Anstellung einer fünften Lehrkraft zum 1. Mai 1902. Nach langem Kampfe wurde am 4. Mai 1911 von den Stadtverordneten die Einfriedung des Schulhofes [mit einer Mauer] beschlossen.

Im Jahre 1913, bis dahin hatte die Schule schon sechs Klassen, war die zweite Klasse überfüllt. Aus diesem Grunde wurden aus dieser Klasse der Schule Delle Schüler überwiesen. Nach dem Kriege wurde die siebte Klasse eingerichtet. Nach der Eingemeindung 1929 und der Auflösung der Schule Weyer wurde der Bezirk der Schule Weyer zur Kamperschule geschlagen; letztere gab einige Straßen an Delle ab.

Als im Jahre 1901 der Hauptlehrer Sina starb, wurde an seine Stelle Hauptlehrer Fischer gewählt, der später Rektor wurde und am 1. April 1924, nach Erreichung der Altersgrenze, in den Ruhestand trat. Er starb am 2. März 1932 und fand auf dem katholischen Friedhofe seine letzte Ruhestätte. Sein Nachfolger wurde Rektor Strerath, der am 1. April nach Erreichung der Altersgrenze (62 Jahre) aus dem Dienst scheiden wird.

  Rektor Strerath war zuvor an der Schule Delle tätig gewesen.

Der Weltkrieg forderte auch unter der Lehrerschaft seine Opfer. Lehrer Franz Tack von Schule Delle, Lehrer Joseph Redder von Schule Kamperstraße und Lehrer Esser von Schule Weyer starben den Tod fürs Vaterland.

Mit der Umbenennung der Straßen, die durch die Eingemeindung notwendig wurde, erhielt die Kamperschule den Namen Schule Siegesstraße. [...]



Quellen:
  • Bauermann (1953)
  • Bergische Post vom 31.05.1927 p. (Pohl)
  • Festschrift: 75 Jahre Schule Friedrich Ebert-Straße Solingen-Wald (1952)
  • Geschichte der ev. Kirchengemeinde Wald, Solingen-Wald 1988, S. 43
  • Pohl, H.: Geschichte der Pfarre Wald, Köln 1936
  • Rheinische Landeszeitung vom 11.01.1938 (RLZ)
  • RP online vom 05.11.2008
  • Solinger Tageblatt vom 21.07.2009 (ST)
  • Solinger Tageblatt vom 07.03.2013 (ST)
  • Werle, Rolf (E-Mail 2013)
  • Mündliche Auskünfte

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