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Riefnacken

Die OrtschafztRiefnacken liegt in Solingen-Ohligs mitten im Dreieck zwischen Viehbach / Viehbachtalstraße, Friedenstraße und Höhscheider Straße.

1715 ist der Hof auf der Ploennies-Karte eingezeichnet. Riefnacken, das zur Honschaft Barl gehörte, erscheint aber in verschiedenen komplizierten Schreibweisen mit seinen Einwohnern schon viel früher in den Akten bzw. Zehntverzeichnissen:

Rottzehntverzeichnis des Amtes Solingen vom Jahre 1545.
Huntschaff Bayrl
(68) Item Wilhelm up dem Ryffnaihken hat umbtreint einen halven Morgen Roidtlantz. Gnant die Broichacker. Gelegen up dem Riffnacken.

Rottzehntverpachtung des Amtes Solingen vom Jahre 1606.
Rottziehenden im Walder Kiespel
(40) Froven ufm Reiffnacken funftenhalben Morgen.
(41) Conrad ufm Reyfnacken ein Morgen ein fiertel.

[Strangmeier S. 113 und 131]


Vor dem Zweiten Weltkrieg muss Riefnacken ein beschauliches Fleckchen gewesen sein. Eigentlich ist es das auch heute noch: eine kleine grüne Insel (je nach Jahreszeit) mit einigen alten Fachwerkbauten, aber die Gegenwart immer im Blick.


Ohligser Anzeiger vom 15. August 1938

Aus vergangenen Tagen.

Von Abraham Beck, Ohligs

"Riefnacken! [...] wie schön liegen Häuser und Winkel in gutgepflegten Gärten und Baumhöfen eingebettet, überragt von uralten Bäumen, die ihre Aeste weit ausladen. [...] Riefnacken hat den Vorzug, trotzdem es ganz dicht an der Hauptstraße gelegen ist, von dem brandenden Verkehr unbehelligt zu bleiben [...].

Und wie sah es nun hier vor hundert Jahren aus? Riefnacken lag in damaliger Zeit an dem Leichenwege Hackhausen-Solingen. Der Weg führte die Bezeichnung Leichenweg, weil über diesen die damaligen Herren von Hackhausen zur letzten Ruhe gefahren gefahren wurden. In der evangelischen Kirche zu Solingen fand die Beisetzung statt. Der Weg berührte im einzelnen folgende Punkte: Hackhausen, Bussche-Kessel-Weg (früher Ritterallee, auch Heldenallee genannt), Barl, Ufer, Riefnacken (an dem Pött vorbei, der übrigens einer der ältesten in der hiesigen Gegend sein dürfte, er wurde bereits 1337 genannt), über den Bruchacker, an den Eichen vorbei und dann weiter über die Handelsstraße (heutige Löhdorfer Straße) nach Solingen.

Den Bewohnern von Riefnacken stand das Recht zu, den Leichenweg mit ihren Fuhrwerken zu benutzen. Um sich dieses Recht zu sichern, waren sie gezwungen, mindestens einmal im Jahre mit ihrem Fuhrwerk diesen Weg zu befahren. Diejenigen, die nichts zu fahren hatten, gingen mit ihrem Fuhrwerk einmal auf und ab und sicherten sich so die Gerechtsame an dem Leichenweg.

Für eventuelle Brände hatte man zwischen Riefnacken und Hülsen einen Brandteich angelegt, der bis zu den [18]70er Jahren in Benutzung war. Hier konnte man sehen, wie beim Brande der Eimer von Hand zu Hand ging, wie es so schön in Schillers Glocke illustriert ist. Jeder war verpflichtet, zu helfen, ein Drücken gab es nicht. Es war beim Brande des Kremerschen Hauses in Hülsen, daß der Brandteich das letztemal benutzt wurde.

Unter den Anwohnern des Hofes Riefnacken herrschte ein einträchtiges Verhältnis. So hatten zum Beispiel zwei Nachbarn gemeinschaftlich ein Pferd. Eine Woche stand es diesem, die andere jenem zur Verfügung. War der Tag gekommen, daß man das Pferd dem anderen überlassen mußte, dann sagte man zum Knecht: »Láid ens ewes dat Perd öm!«

Hatte man für das Tier in der betreffenden Woche nicht genügend Arbeit, so konnte man auch Fuhren für Fremde damit unternehmen, um sich etwas zu verdienen. Die beiden Familien hatten in ihrem jahrelangen Zusammenleben nicht weniger als drei Pferde, die sie gegenseitig benutzten, und es ist in der ganzen Zeit ihres Lebens nie zu einer Zwistigkeit gekommen.

Der Gerichtsstand für Hackhausen, Barl, Riefnacken und Heipertz befand sich in Junkernhäuschen, hier saßen die Herren von Hackhausen zu Gericht. Ein junger Bursche namens Abraham Schlemper von Riefnacken war im Jahre 1830 beim Wildern ertappt worden und wurde von einem Jäger gleich mit zum Gerichtsstand genommen, woselbst er zu einem Kronentaler verurteilt wurde. Die Gerichtsherren gaben ihm mit auf den Weg, sich nie wieder von der Leidenschaft des Wilderns hinreißen zu lassen.

»Bürschchen, Bürschchen, laß dir das eine Warnung sein, daß wir dich nicht noch einmal kriegen!« Der Bursche aber rief, indem er hinausstürmte: »Für nen Krunendahler krägt ihr mech wall jern alle Dag!« Dieser Abraham Schlemper hatte sich aber die Warnung doch zu Herzen genommen und bekleidete in späteren Jahren das Amt eines Gemeinderates unter dem damaligen Bürgermeister Kelders. [...]"


Uferstraße
 
2005
Ganz in der Nähe gibt es ein kleines Restaurant im Schieferhaus: "Alter Speicher" in der Uferstraße mit außergewöhnlicher Speisekarte, das mir in angenehmer Erinnerung geblieben ist.

Nachtrag:
Auch das gehört zur Vergangenheit. 2011 ist das Restaurant nach Haan umgezogen.


Quellen:
  • Beck, Abraham: Aus vergangenen Tagen. Ohligser Anzeiger vom 15.08.1938
  • Strangmeier (1955)

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