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Schwerter, Degen, Säbel ...

Seit Jahrhunderten ist Solingen, die bergische Stadt an der Wupper, bekannt für hochwertige Scheren, Rasiermesser und -Klingen, Bestecke und andere qualitätvolle Stahlwaren. Aber ihre weltweite Berühmtheit erlangte die "Klingenstadt" ursprünglich durch die Herstellung von Schwertern, Säbeln, Degen und ähnlich scharfen Gegenständen "für civilisirte und wilde Völker".

Falls Sie nach Literaturempfehlungen über Blankwaffen suchen oder spezielle Fragen zu diesem Thema haben, sei es zu Geschichte oder Gegenwart, so wird man Ihnen im   Deutschen Klingenmuseum in Solingen-Gräfrath fach- und sachkundig weiterhelfen können.

An dieser Stelle geht es um etwas anderes.

Blättert man einmal ein illustriertes Geschichtsbuch durch oder den einen oder anderen Kunst-Bildband, so kann man den Eindruck gewinnen, dass Blankwaffen immer schon das liebste Spielzeug auch und gerade derjenigen Herren waren, die nicht für Volk und Vaterland "im Felde lagen". Sie waren unverzichtbarer Bestandteil der Bekleidung wie heute vielfach das Handy, nur ein wenig sperriger, wenn nicht gar ein zusätzlicher Körperteil. Allzeit bereit - um WAS damit zu tun?

Der stolze Besitzer trug seinen ständigen Begleiter an der linken Körperseite, um ihn bei Bedarf mit der rechten Hand ziehen zu können. Damit er dies nicht unbedacht tat, mahnte auf edlen Stücken schon mal eine Gravur wie diese: "Ne me tire pas sans raison" und "Ne me remette pas sans honeur" ("Zieh mich nicht ohne Grund" und "Steck mich nicht zurück ohne Ehre"), und damit war der Moral Genüge getan. Blankwaffen für Linkshänder gab es nicht (denn früher gab es ja auch keine Linkshänder).

Künstlerisch-ästhetisch gestaltete, fein und solide gearbeitete Erzeugnisse dieser Art, Blankwaffen aus vielen Jahrhunderten wie der oben abgebildete Hirschfänger, können im schon erwähnten Klingenmuseum betrachtet und einige sogar in die Hand genommen werden. Aber ...




Wozu braucht man eigentlich ein Schwert,
einen Säbel, einen Degen oder ein Bajonett?

Man kann sie an die Wand hängen oder in eine Glasvitrine legen und sich an ihrem Glanz erfreuen. Früher - mancherorts trifft dies ja auch heute noch oder wieder zu - gab es viele weitere Verwendungsmöglichkeiten für diese Schneidwaren, so dass Produktion und Umsatz der "Solinger Fabrik" gesichert waren. Man brauchte sie zum Beispiel ...



... für die Gerichtsbarkeit !

Gerichtsbarkeit
Das Jüngste Gericht, Engel der Gerechtigkeit
Wandmalerei in der Stiftskirche von Ennezat (1405)

... zum Drachentöten !

Drachentöter
Sankt Georgs Kampf mit dem Drachen
Raffael (1483-1520)

... für den Sport !

Turnier
Ritter-Turnier
Manessische Liederhandschrift (Mittelalter)

... zum Mantel-Teilen !


St. Martin
Der heilige Martin teilt seinen Mantel und reicht eine Hälfte dem Bettler
Gemälde, Oberwesel
... zum Ausdünnen des Wildtier-Bestandes !

Jagd
König Karl I. von England auf der Jagd.
Anthonis van Dyck
(1599-1641)
... zum Feiern !


Feiern
Selbstbildnis mit Saskia um 1634
Rembrandt van Rijn
(1606-1669)

... für Lustbarkeiten !

Orgie
Das Leben eines Wüstlings: Die Orgie, 1735
William Hogarth
(1697-1764)
... für die Ehre !

Duell

"Duell" als königlich-preußisches Kinderspiel

Duelle "zu Roß und zu Fuß" wurden 1668 im gesamten deutschen Reich "auf das strengste" verboten. Das Verbot richtete sich insbesondere gegen das Duell-Unwesen an den deutschen Universitäten und Akademien. Vielleicht waren die Verluste an Adeligen, Offizieren und Akademikern für das Heer zu groß geworden. Trotzdem fühlten sich auch noch Ende des 18. Jh. Offiziere und Corpsstudenten genötigt, ihre "verletzte Ehre" im Duell wiederherzustellen. Eine vermeintlich abfällige Geste konnte Grund genug sein. Wer sich einem Duell entzog, riskierte gesellschaftliche Ächtung, wer sich nicht entzog, Gesundheit und Leben.


... zum Abstandhalten !

Abstand
Kampf um die Teufelsbrücke zwischen
russischen und französischen Truppen, 1799
J.B.Seele, zeitgenöss. Gemälde

... zum Verreisen !

Verreisen
Soldaten des 20. Bengalischen Eingeborenen-Regiments begleiten einen Transport. Um 1890
R. Simkin


... und zum Neugestalten von Land- und Weltkarten !

Höchstädt 1704
Schlacht bei Höchstädt am 13. August 1704
Nach Jean Huchtenberg, zeitgenössischer Stich


Die Waffenproduktion war immer schon ein besonders lukrativer Wirtschaftszweig. Kriege, "bewaffnete Auseinandersetzungen", gab und gibt es immer irgendwo, und Aufrüstung bedeutet Arbeit, Aufschwung und Wohlstand für die Produzenten. Haben die Schmiede, Härter, Schleifer und Schwertfeger, die so qualifizierte Handwerksarbeit leisteten und oft sehr christlich orientiert waren, jemals über die Bestimmung ihrer Erzeugnisse nachgedacht? Hat es einzelne sensible Gemüter vielleicht manchmal ein bisschen gestört? Wie biegt sich ein Waffenproduzent die Moral zurecht? Kein Thema. Was der Markt verlangt und bezahlt, das wird produziert und geliefert, damals wie heute. Alles andere spielt keine Rolle. Und schließlich: "sozial ist, was Arbeit schafft." Oder?!



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