Pferde-Alltag in alter Zeit
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Inhaltsübersicht Post- und Postreiseverkehr Letzte Postkutschenfahrt 1905

Die letzte Postkutschenfahrt Solingen - Langenfeld
am 31. März 1905

Vor 100 Jahren: Stilllegung der Strecke Solingen - Langenfeld

Artikel SKIB vom 31. März 1905
Artikel SKIB vom 1. April 1905
Fotos Höhscheid
Artikel Solinger Tageblatt vom 15./16. November 1941
    -  Aufhebung der Verspätungs-Strafgelder
Artikel Solinger Tageblatt vom 14. Mai 1959
Fotos: Solingen-Aufderhöhe, Solingen-Landwehr und Langenfeld



Die alte Postkutschenverbindung zwischen Solingen und Langenfeld (über Höhscheid, Brücke, Aufderhöhe, Landwehr, Immigrath) war Teil der Thurn und Taxisschen Hauptpoststrecke Brüssel - Köln - Berlin. Von Bedeutung blieb sie auch noch nach Einführung der Eisenbahn nicht zuletzt als Verbindungsglied zwischen den Städten, aber auch als Zubringer für die Solinger zur nächstgelegenen Station der Köln-Mindener Eisenbahn in Langenfeld.

Aber das Schienennetz verdichtete sich, und zwischen Höhscheid und Solingen fuhr schließlich auch die billigere Straßenbahn. Die Fahrgäste wurden weniger, und die Postkutschenlinie entwickelte sich zum Zuschussbetrieb. So wurde am 31. März 1905 das Teilstück zwischen Solingen und Langenfeld rationalisierungsbedingt stillgelegt. Das Solinger Kreis-Intelligenzblatt berichtete am selben Tag über Hintergründe, Entwicklungen und weitere Pläne.


Solinger Kreis-Intelligenzblatt von Freitag, 31. März 1905

-   Solingen, 31. März. Wie wir bereits berichteten, werden vom 1. April ab die Personenposten zwischen Solingen und Langenfeld aufgehoben. Hiermit fällt wieder eine staatliche Personenbeförderungsgelegenheit fort, welche aus "der guten alten Zeit" stammt und für unsere Stadt von großem Werte war, als Solingen noch keine Eisenbahn hatte, weil diese Personenpost die regelmäßige Fahrgelegenheit darstellte, um an die nächste Eisenbahnstation der Köln-Mindener Eisenbahn in Langenfeld zu gelangen.

Nach und nach entstanden dann bessere und schnellere Verbindungen; erst durch die Eisenbahnstrecke Deutz-Haan und später durch die Anschlußbahn Ohligs-Solingen. Später erhielt die Post noch Konkurrenz durch Errichtung der Eisenbahn Opladen-Düsseldorf und namentlich durch die geschaffene Haltestelle in Landwehr an der Strecke Köln-Ohligs. Auch die Eröffnung der Straßenbahn zwischen Solingen und Höhscheid nahm der Personenpost viele Fahrgäste weg, weil erstere um 200 pCt. billiger "arbeitete" als die Post.

Auf diese Weise kam die Post zur Personenbeförderung immer weniger in Betracht, so daß dieselbe in den letzten Jahren nicht mehr als Bedürfnis gelten konnte, umsoweniger, weil sie von Jahr zu Jahr größere Zuschüsse erforderte. Auch zur Beförderung von Postsachen war ihre Erhaltung nicht mehr notwendig, weshalb nach jahrelangen Erhebungen ihre Aufhebung zum 1. April beschlossen wurde.

Wenn nun vielleicht durch die Aufhebung der Personenpost einzelne Fahrgäste in Nachteil geraten, so wird dies durch die Vorteile, welche bei allen Postämtern an der Strecke in Bezug auf Verbesserung in der Beförderung von Postsachen eintritt, vielfach aufgewogen. Für die Endpunkte Solingen und Langenfeld hatte die Post überhaupt keinen Wert. Höhscheid erhält anstatt bisher 4maliger, später 6malige Verbindung mit Solingen durch neugeschaffene Güter- und Botenposten mittels der Straßenbahn; außerdem tritt eine direkte Verbindung mit den Postzügen auf Bahnhof Solingen ein.

Aufderhöhe und Landwehr treten gleichfalls in Landwehr in direkte Zugverbindung und ebenso wird Immigrath an die Postzüge der Eisenbahn Opladen-Düsseldorf angeschlossen. Es kann deshalb die Aufhebung der Personenpost nur soweit bedauert werden, als damit eine weitere Erinnerung an die "gute alte Zeit" schwindet, welche jetzt noch ab und zu durch die Klänge des Posthorns wachgerufen wurde.


Die Stilllegung des Streckenabschnitts war damals Anlass für eine feierlich gestaltete "letzte Fahrt" zweier Postkutschen von Solingen nach Langenfeld am 31. März 1905. Die Bevölkerung nahm an diesem Ereignis regen Anteil, wie auch anderenorts bei Veranstaltungen aus gleichem Anlass. Am Tag darauf erschien eine kurze Notiz im Solinger Kreis-Intelligenzblatt:


Solinger Kreis-Intelligenzblatt von Samstag, 1. April 1905

Aus Stadt und Umgegend. Solingen
-   Die letzte Personenpost nach Langenfeld ging gestern Nachmittag um 3 Uhr vom Hofe des hiesigen Hauptpostamtes aus ab. Über 100 Jahre hindurch hat sie täglich den Postverkehr zwischen Solingen, Höhscheid, Aufderhöhe und Langenfeld vermittelt. Der "letzte" Wagen war mit Blumen und Guirlanden reich geschmückt und mit kleinen Fähnlein versehen worden. Nachdem Herr Photograph Lorenz den feierlichen Moment der letzten Abfahrt auf der Platte festgehalten hatte, stieß der Postillion in sein Horn und unter den bekannten Klängen trat der Wagen seine letzte Fahrt an. Unter dem Jubel einer zahlreichen Menschenmenge rollte der Wagen Höhscheid zu. Das letzte Stück Romantik aus der "guten alten Zeit" hat damit durch die Entwicklung der modernen Verkehrswege sein Ende gefunden.


Die von dem Herrn Photographen am Solinger Hauptpostamt auf die Platte gebannte Aufnahme habe ich leider nicht gefunden, aber es gibt andere fotografische Erinnerungen an diese letzte Fahrt. Eine davon, die vor dem Postamt in Höhscheid, fand sich sogar als coloriertes Ansichtskartenmotiv wieder.


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Das Höhscheider Postamt war 1905 gegenüber dem Rathaus in dem von dem (damals bereits verstorbenen) Wirt Jacob Wilhelm Troost erbauten Haus untergebracht. 1849 soll sich die Postagentur (ab 1885 Postamt) in der Neuenhofer Straße 56 befunden haben und 1890 hierher in die Neuenhofer Straße 12 umgezogen sein (die damals die Hausnummer 17 trug). [Stadtarchiv Solingen]


Höhscheid  
31. März 1905

Die letzte Postkutschenfahrt zwischen Solingen und Langenfeld. Hier einer der beiden geschmückten Wagen bei seiner Rast vor dem Kaiserlichen Postamt in Höhscheid.


Höhscheid
 
Zum besonderen Ereignis wurde eine besondere Postkarte herausgegeben mit dem Aufdruck: "Die letzte Fahrt der Personenpost am 31. März 1905. Solingen, Höhscheid, Brücke, Aufderhöh, Immigrath, Langenfeld."

Der Wagen steht vor dem
Kaiserlichen Postamt in Höhscheid.

Bild-Quelle: Stadt-Archiv Solingen


Höhscheid
So sah es im Februar 2005 gegenüber dem alten Rathaus an der Neuenhofer Straße aus.
 
Höhscheid
Mit etwas Phantasie... 1905 war hier das Höhscheider Postamt untergebracht. Foto und Fotomontage: Michael Tettinger


Höhscheid
 
Diese alte Aufnahme zeigt in der Bildmitte das Höhscheider Rathaus (Nr. 11), rechts daneben das Bürgermeisterhaus (Nr. 13), auf der gegenüber liegenden Straßenseite das Postamt.

Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen


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Das Solinger Tageblatt widmete im Kriegs-November 1941 - warum auch immer zu diesem Zeitpunkt - der letzten Fahrt und dem ausklingenden Postkutschen-Zeitalter einen längeren Artikel. Fast liest es sich, als habe die gute alte Zeit wirklich existiert. Früher hatte es oft Klagen über die unbeschreibliche Langsamkeit der Fahrpost gegeben. Vielleicht nahm man es um die Jahrhundertwende mit der Pünktlichkeit - zum Ausgleich - ein bisschen zu genau?

   Über das Reisen mit der Postkutsche

Aber lassen wir uns berichten von der letzten Fahrt der Solinger Postkutsche nach Langenfeld im März 1905 und von einer früheren Fahrt nach Langenfeld "auf Leben und Tod", die zum Wegfall der Verspätungs-Strafgelder für die Postillone geführt hatte. Kleine Abweichungen im Detail zum Zeitungstext von 1905 sollen da nicht stören.


Solinger Tageblatt vom 15./16. November 1941

Reise nach Langenfeld - "auf Leben und Tod"!

Eine Erinnerung an die Postkutschenzeit
Als die Strafgelder für die Postillone aufgehoben wurden

Man schreibt den 31. März 1905. Gegen ein Uhr mittags ist die geplante Gefolgschaft des damaligen Solinger Postamtes auf dem Hofe zu einem besonderen Anlaß angetreten: es gilt Abschied zu nehmen von der letzten Postkutsche nach Langenfeld, die gleich, um zwei Uhr mittags, aus dem Posthof herausrollen soll.

Schon steht der sechssitzige Postwagen festlich geschmückt mit Guirlanden und Fahnen bereit. Etwas umständlich ordnet der Photograph die Postbeamten zu einem Gruppenbild, wie es damals üblich war. Bald werden die Pferde aus den Stallungen geholt und eingespannt. Die letzten Fahrgäste Richtung Höhscheid - Brücke - Aufderhöhe - Landwehr - Immigrath - Langenfeld nehmen Platz. Dann schwingt sich der Postillon auf seinen Hochsitz, und ihm zur Linken nimmt Hermann Henn, einstmals auch Postillon und um 1905 bereits Geldbriefträger in Solingen, Platz.

Henn, der eben in diesen Tagen sein 50jähriges Dienstjubiläum bei der Deutschen Reichspost begehen konnte, ist damals im Jahre 1905 ausersehen, die letzte Postkutschenfahrt nach Langenfeld zu begleiten, da er besser als alle Postillone das Horn zu schmettern versteht. Als Hornist hat er von 1893 bis 1895 bei den "Hacketäuern" gestanden - nicht aber in Mülheim, sondern noch in der alten Neumarkt-Kaserne zu Köln, an die sich nur wenige unserer Mitbürger noch zu erinnern wissen.

Das war die letzte Fahrt der Postkutsche nach Langenfeld. Lustige und zugleich auch wehmütige Weisen erklangen aus Hermann Henns Posthorn, als die Pferde in flottem Trab gen Höhscheid und Aufderhöhe strebten, wo man sich ebenfalls zum Abschied gerüstet hatte.

Der Grund für die Stillegung der Strecke Solingen - Langenfeld war in dem Bau der Haltestelle Landwehr der Strecke Ohligs - Köln zu erblicken. Die Post hoffte in Zukunft billiger wegzukommen, wenn sie Immigrath vom Bahnhof Langenfeld und Aufderhöhe von der Haltestelle Landwehr versorgte, während Höhscheid dann nach wie vor bis auf den heutigen Tag von Solingen aus bedient wurde.

* * *

Von den alten Postillonen, die die Strecke Solingen - Langenfeld aktiv gefahren haben, weilen Hermann Henn, der, wie schon erwähnt, heute wieder nach zehnmonatigem Ruhestand im Dienst der Allgemeinheit steht und trotz seines Alters die Pflichten eines Briefträgers getreulich erfüllt, und auch sein Schwager Bernhard Rauen, noch unter uns. Bernhard Rauen, der kürzlich sein 80. Lebensjahr vollendete, hat während seiner langjährigen Dienstzeit bei der Post nicht einen Tag wegen Krankheit gefehlt.

Aus der Eifel gebürtig, kam er bereits 1887 nach Solingen, um in den ersten Jahren als Postillon zu fahren. Ein seltener Zufall will es, daß, während sein nachmaliger Schwager Hermann Henn den letzten Postwagen nach Langenfeld begleitete, Bernhand Rauen im Jahre 1889 den letzten Postwagen nach Vohwinkel fuhr.

Mit einer beispiellosen Klarheit weiß sich der noch jugend-frische Achtzigjährige des Fahrplans dieser Strecke zu entsinnen: 7 Uhr ab Solingen nach Vohwinkel, 11.30 Uhr ab Vohwinkel nach Gräfrath, 1 Uhr von Gräfrath nach Vohwinkel und endlich um 2 Uhr ab Vohwinkel nach Solingen. Mit der Inbetriebnahme der Eisenbahn Solingen - Wald - Gräfrath - Vohwinkel im Jahre 1889 war das Ende der Pferdepost auf dieser Strecke gekommen.

Aber für die Postillone blieb auch weiterhin genügend zu tun, denn noch bestanden die Strecken nach Langenfeld, nach Cronenberg, nach Remscheid über Müngsten und nach Burg. Auf diesen Strecken fuhr dann auch Bernhard Rauen. Mit köstlicher Frische berichtet er von einer jener Fahrten nach Langenfeld.

* * *

An diesem Tage stand die Sonne schon früh am Himmel. Tag und Fahrt versprachen restlose Erfüllung aller Wünsche. Schon hatten die Passagiere, sechs an der Zahl, ihre Plätze bezogen, die Pakete waren verstaut, die Briefe in Säcken nach Bestimmungsorten geordnet, als eben in dem Augenblick, in dem der Postillon die Zügel ergreifen wollte, ein kleiner Aufenthalt den Fahrtbeginn verzögerte.

Aus Düsseldorf war am vorhergehenden Abend ein Postrat eingetroffen, der an diesem Tage die Postämter, die an dieser Strecke lagen, zu inspizieren gedachte. Nun, alle Plätze waren besetzt, und es blieb dem hohen Vorgesetzten also nichts anderes übrig, als auf dem Bocke Platz zu nehmen.

Vielsagend zog der Postillon die "Kursuhr", die jeden Mittag aufgezogen und gestellt werden mußte. Pünktlichkeit war auch damals schon die größte Zierde der Post. Selbstverschuldete Verspätungen der Postkutschen zogen Strafen für den Postillon nach sich. Für jede Minute war ein Groschen zu entrichten, eine für damalige Verhältnisse beträchtliche Summe - insbesondere gemessen am Einkommen eines Postillons.

Diese Strafen suchte man nach Mögichkeit zu vermeiden, und es gab dann auch genügend "Entschuldigungen", die sie aufhoben. Da hatte beispielsweise unterwegs plötzlich ein Pferd "gelahmt", so daß man Schritt fahren mußte, oder es war ein Zugstrang "gerissen", der einer Auswechslung bedurfte (ein kaputter Zugstrang wurde vorsorglicherweise immer mitgeführt, natürlich heimlich), oder aber irgendeine andere Entschuldigung war schnell zur Hand.

Ueber das holprige Pflaster der Kölner Straße ging es schnell zum Bahnübergang am Zwillingswerk, wo glücklicherweise die Schranken offen standen. Ueber die damals noch nicht gepflasterte Landstraße nach Höhscheid trieb der Postillon die Tiere im Galopp, immer bestrebt, die bereits eingetretene Verspätung herauszuholen. Auf der abschüssigen Straße nach Brücke brachte ein Peitschenknall die Pferde richtig in Schwung. Mit Schmunzeln stellte Bernhard Rauen fest, wie der Postrat am Schirpenberg mit beiden Händen nach einem festen Halt suchte. Bis es ihm zu toll wurde:

"Langsam, Rauen, langsam - das geht nicht gut!"

"Schon sieben Minuten Verspätung, Herr Postrat, das macht siebzig Pfennig", erwiderte der Postillon gelassen, nun aber doch die Bremse fester ziehend. Am Schlagbaum, 300 Meter vor dem Aufderhöher Posthaus, erklang das Posthorn, nicht einmal, sondern zweimal. Es war nämlich eine stille Uebereinkunft zwischen Postillonen und Postverwaltern, daß irgendetwas "Verdächtiges" durch einen zweifachen Stoß ins Horn bekanntgegeben wurde. Und dieses "Verdächtige" war in diesem Fall natürlich der inspizierende Postrat. Schon war der Postverwalter Elling aus dem Haus getreten, doch größte Eile nutzte nichts - die Verspätung der planmäßigen Personenpost wurde immer größer.

In jagendem Galopp näherten sich die Pferde dem Landwehrsberg, wo die Straße bekanntlich steil gen Landwehr abfällt.

"Halt", schrie der Postrat mit einem Male, "halt, Rauen, das Verspätungsgeld wird hiermit aufgehoben. Das ist ja eine Fahrt auf Leben und Tod!"

Mit der jugendlichen Kraft eines Eifeler Jungen brachte Bernhard Rauen die Pferde wieder in ihren gewöhnlichen Schritt. Doch immer noch dampfend standen sie wenige Minuten später vor dem Hausmann'schen Hause, wo damals die Postverwaltung Landwehr untergebracht war.

Eine "halsbrecherische" Reise hatte wenigstens doch ein Gutes gehabt: Der Postrat erfüllte sein Versprechen und hob die Strafgelder für die Postillone auf. Und wenn in Zukunft auch die Postverwalter Vollmer in Höhscheid bei geringer Verspätung drohend auf ihre Uhren sahen: die Postillone wußten, ihre Pflicht getan zu haben.



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Später erinnerte das Solinger Tageblatt noch einmal mit weiteren Details an die denkwürdige letzte Postkutschenfahrt. Das dazu gehörende Foto wurde allerdings nicht, wie im Artikel angegeben, in Langenfeld aufgenommen, sondern in Solingen-Aufderhöhe.


Solinger Tageblatt vom 14. Mai 1959

Letzte Personenpost Solingen - Langenfeld

Ein denkwürdiger Tag - "Perds-Pieper" war mit dabei

Unsere Leserin [...] stellte uns ein Bild zur Verfügung, das an die gute alte Postkutschenzeit und an den "Schwager" Postillion erinnert. Es wurde am 31. März 1905 vor dem Postamt in Langenfeld aufgenommen, als die letzte Postkutsche von Solingen dort eintraf. Es zeigt den ersten festlich geschmückten Wagen (die letzte Fahrt wurde mit zwei Wagen unternommen) mit dem Postillion Hermann Henn; den zweiten Wagen fuhr der 2. Postillion Karl Wirtz. [...]

Mit Hermann Henn fuhr auf dem Wagen der Solinger Kaufmann Ernst Pfeiffer, der aus der Verlegerfamilie Pfeiffer stammte. Als großer Pferdefreund war er allgemein als "Perds-Pieper" bekannt. Seine kaufmännischen Arbeiten im Geschäft legte er so, daß er die Möglichkeit hatte, die Postfahrten mitzumachen. Unzählige Fahrten hat er als ehrenamtlicher Kutscher neben dem "Schwager" Postillion nach Langenfeld und zurück mitgemacht.

Wie sich in Höhscheid und Aufderhöhe viele Bewohner zum Abschied der alten, vertrauten Post eingefunden hatten, so wurden die letzten Postkutschen in Langenfeld von vielen Bewohnern empfangen, um den Abschied von der liebgewonnenen Einrichtung zu erleben. Für alle Teilnehmer und Zuschauer war es ein denkwürdiger Tag, denn die Personenpost Solingen-Langenfeld war eine der ältesten Posten unsere Bezirks und eine Zweigstrecke der Thurn und Taxis'schen Hauptpoststrecke Brüssel - Köln - Berlin. [...]

Diese einzige Verkehrsgelegenheit zwischen Solingen und Langenfeld wurde zu Ende des 18. Jahrhunderts noch mit einem zweirädrigen "Postkarren" durchgeführt. Wesentliche Verbesserungen waren erst zu verzeichnen, als der preußische Staat durch Vertrag vom 4. Juni 1816 die Postverwaltung übernahm. Da wurde die Straßenverbindung von Solingen und den angrenzenden Gemeinden des mittleren Wuppertals nach Langenfeld verbessert. Statt des zweirädrigen Postkarrens, der Jahrzehnte seine Pflicht erfüllt hatte, trat ein vierrädriger Postwagen, der täglich zwischen Solingen und Langenfeld verkehrte. [...]


Aufderhöhe  
1905

Das Foto wurde im Solinger Tageblatt vom 14.05.1959 abgedruckt mit der Unterschrift: "31. März 1905 vor dem Postamt in Langenfeld."

Tatsächlich wurde es vor dem Postamt (Solingen-)Aufderhöhe aufgenommen.

Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen


 
Aufderhöhe  
Um 1919
Gasthof zur Post und Postamt Aufderhöhe

Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen


Aufderhöhe
 
2005
Das ehemalige Postamt Aufderhöhe trägt heute eine große Gaube. Das kleinere Schieferhaus links daneben ist der Gasthof zur Post.

Im ehemaligen Post-Gebäude befand sich über lange Zeit eine Drogerie, seit etwa 2006 wechselten die Geschäfts bzw. Nutzer mehrfach. Gegenüber liegt der Aufderhöher Busbahnhof.


Landwehr  
31. März 1905
Gasthof zur Post
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen

Diese Aufnahme entstand in Solingen-Landwehr vor dem Gasthof zur Post von Carl Hausmann, in dem sich 1902-1924 die Postagentur Landwehr befand.

Gleich nebenan liegt der Hof Lohmann, der die Vorspannpferde für die Bergauffahrt vorhielt - und auf dem auch heute Pferde zu Hause sind. Das ehemalige Gasthof-Gebäude gegenüber der Straßeneinmündung der Landwehrstraße steht noch.


Landwehr  
2010
Landwehr
Kein Gasthof mehr und keine Postagentur


Langenfeld
 
31. März 1905
Endstation: Die alte Post in Langenfeld,
Bahnhofstraße / Ecke Poststraße.
Bild-Quelle: Stadtarchiv Langenfeld


Langenfeld
 
2012
Auch dieses ehemalige Langenfelder Postgebäude ist als Wohnhaus noch vorhanden.

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Im Jahr 2005 nahmen sich Langenfelder und Solinger Zeitungen erneut des Themas an. Der Verein der Langenfelder Kutschen- und Fahrsportfreunde veranstaltete am 24./25. September 2005 ein internationales historisches Postkutschentreffen, bei dem auch politische Prominenz "hoch auf dem gelben Wagen" mitfuhr.



 
Die Herren Franz Haug (Oberbürgermeister von Solingen),
Walter Scheel (Alt-Bundespräsident) und
Magnus Staehler (Bürgermeister von Langenfeld) nehmen zur Mittagsrast Platz.

  Internationales historisches Postkutschentreffen 2005


Quellen:
  • Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 31. März 1905
  • Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 1. April 1905
  • Solinger Tageblatt vom 15./16. November 1941
  • Solinger Tageblatt vom 29. März 1955
  • Solinger Tageblatt vom 14. Mai 1959

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